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Malzkeime und Biertreber, da solche die Stroh- Werung aufnehmbar machen. Oelkuchen sollen womöglich von kleineren Oelmühlen bezogen werden, da die größeren Fabriken bei der weit, aehenven Entsettungsmethode nur schlechtere Ware liefern können. Hauptsächlich zu empfehlen sei der Palmkuchen. der blaue Mohnkuchen, Repskuchen u. a. Dinkel, Gerste und Haber säen vor der Fütterung zu reißen, da der Or­ganismus, besonders der Wiederkäuer, die ganzen Körner nicht auflöse und solche oft in dem Ab- yaoa der Tiere wieder erscheinen und die Nähr- kcaft sonst nicht voll ausgenützt werde. Wichtig sei sodann auch namentlich angesichts des heurigen Karwffelsegens die Kartoffelfütterung, doch, um einen Nutzeffekt zu erzielen, nur in Verbindung mit anderer Fütterung oder Kraftfutter. Für Großvieh und milchende oder tragende Tiere können per Tag und Kopf in rohem zerkleiner­tem Zustand und mit Wasser ausgelaugt, 12 bis 15 Pfd-, in gekochtem oder gedämpftem Zu­stand sogar 6080 Pfd. gefüttert werden. Des ferneren betonte Redner, daß der heurige Obst­segen ebenfalls rn ausgiebiger Weise für die Fütterung nutzbar gemacht werden könne, inso­fern der Trester ein vorzügliches Futtermittel bilde. Nur müsse derselbe stets in frischem Zu­stand und in geringer Menge gegeben werden, weil sonst die Tiere die Zähne verschlagen. Der Trester könne in Standen eingeschlagen, mit Salzstreuung und oben mit einer Lehmschichte versehen, bis zum Frühjahr frisch erhalten wer­den. (Schluß folgt.)

** Neuenbürg, 28.Juli. Die 24 Mann starke Kapelle des Pionierbataillons Nr. 15 von Straßburg, welche am Sonntag nachmittag in Wild dad konzertiert, wird an diesem Abend auf der Durchreise auch im Ga st Hof zum Baren hier ein Konzert geben. Das Eintrittsgeld ist auf den billigen Preis von 50 Pfennig gestellt. An zahlreichem Besuch dieses Konzerts dürfte es um so weniger fehlen, als ja das Spiel einer ganzen Militärkapelle hier zu den Seltenheiten gehört. Auch kann man nicht sagen, daß sich in der letzten Zeit Konzerte und öffentliche Vergnügungen hier gehäuft hätten. Wir wünschen der reichsländischen Kapelle einen schönen Erfolg.

Pforzheim, 25. Juli. Bei der heutigen Stadtverordnetenwahl der 3. Klasse wurden 937 Stimmen für die Sozialisten, 423 für die von Bankdirektor Kayser aufgestellte und 414 für die nationalliberale Liste abgegeben. Es sind 14 Sozialdemokraten, I Demokrat und 1 Ultramontaner gewählt. Die Wahlbeteiligung war flau: es haben nur 50°/« der Wahlbe­rechtigten abgestimmt.

Deutsches Meich.

Berlin, 26. Juli. Nach den Bestimm­ungen des gestern Unterzeichneten deutsch-eng­lischen Vertrages über die Kilimandscharo-Ab­grenzung fällt das ganze Kilimandscharo-Gebiet, auch die von England beanspruchte Landschaft Kimangelia, in das deutsche Interessengebiet.

Zur Beseitigung von Zweifeln darüber, wie weit die zweijährige Dienstzeit auf die jetzt Dienenden Anwendung finde, hat n. d. Köln. Ztg., der Reichstagsabg. Lorenzen-Büdels- docf (Schl-Holst.) auf Grund einer Unterredung mit dem Major Wachs aus dem preuß. Kriegs­ministerium festgestellt, daß die Mannschaft, Welche im Herbst 1892 eingestellt ist, unbedingt rm Herbst 1894 (also nach zweijähriger Dienst- M) entlassen werden wird, daß dagegen die- Mgen, welche 1891 eintraten, nicht bestimmt vor Herbst 1894 auf Entlassung rechnen dürfen. Bon diesen 1891 Eingestellten werde also ein -Teil wie bisher unter den Fahnen bleiben müssen.

Münster (Westfalen), 26. Juli. Der Kaiscr hat dem Frhrn. v.Schorlemer-Alst fn dankbarer Anerkennung seiner besonders auch w letzter Zeit betätigten patriotischen Hingebung ie>n Bildnis verliehen.

München, 25. Juli. Laut amtl. Mit­tung hat der Prinzregent für das II. Armee­korps das Ausfallen der Korpsmanöver und Kavallerie-Divisionsmanöver an- steordnet, während die kleineren Mavöver der

3. und 4. Division in die Gegenden von Regens­burg, Straubing, Schwandorf, Fürth verlegt werden. Hier wie bei den Manövern der 5. Division in der Pfalz soll die Verpflegung aus­schließlich aus Magazinen erfolgen.

Karlsruhe, 26. Juli. Die Badische Korresp. veröffentlicht dasProgramm der Herbst- übungen des 14. Armeekorps; die Heb­ungen beginnen am 15. August. Die Kaiser­parade findet am 11. September bei Karls­ruhe statt.

Der deutsche Feuerwehrtag in München beschloß, den nächsten Feuerwehrtag in Karlsruhe 1897 abzuhalten. Den dahin gehenden Antrag hatte der Kommandant der Feuerwehr in Pforzheim, Hr. Franzmann, gestellt.

Hannover, 25 Juli. Heute Morgen ist ein Turm der neuen Garnisonkirche einge­stürzt. Die Kirche ist im Bau begriffen, der eingestürzle Turm einer der beiden West­türme war bereits 40 Meter hoch, aber noch nicht vollendet. Der Einsturz erfolgte kurz vor Ausnahme der Arbeit.

Am 26. Juli waren es 100 Jahre, wird aus Mainz derBoss. Ztg." geschrieben, daß Mainz von den Franzosen, die neun Monate Herren der Festung gewesen waren, an den König Friedrich Wilhelm II. von Preußen über­geben wurde. Auch Goethe wohnte bekanntlich der Belagerung bei und benutzte den fast zwei Monate währenden Aufenthalt vor den Wällen der Stadt, um seinen Reinecke Fuchs zu voll­enden.

Württemberg.

Am Montag den 7. August d. I., nachm, l'/r Uhr findet in Rottweil eine Sitzung des Beirats der Verkehrsanstalten statt. Tagesordnung: 1. Wahl des ständigen Aus­schusses des Beirats der Verkehrsanstalten, 2. die Maßnahmen der Eisenbahnverwaltung zur Ab­hilfe der herrschenden Futter- und Streunot, 3. Eisenbahnfahrplan für den Winterdienst 1893/94.

An diesem Sonntag geht ein Extrazug von Stuttgart nach Friedrichshafen ab; er verläßt Stuttgart in der Nacht vom Sams­tag auf Sonntag um 12 Uhr. erreicht Fried- richshafcn 6 Uhr früh, geht dort wieder ab 9.28 Abends, und trifft am Montag 3.10 früh ein. Ein Retourbillet 3. Kl. mit lOtäg. Giltig­keit kostet 7 »4L

Stuttgart, 28. Juli. Ueber die Wir­kungen des neuen Militärgesetzcs auf Württem­berg stellen einzelne Blätter Berechnungen an, die aber nichts Neues bieten, weil die Motive zur Militärvorlage die diesbezüglichen Angaben schon alle enthalten haben. Eine andere Frage wird die sein, wo die vermehrten Truppen unter­gebracht werden. Es liegt nahe, daß eine ganze Reihe von Städten, welche schon längst gerne eine Garnison gehabt hätten, mit ihren diesbe­züglichen Wünschen neuerdings hervortreten, und die Stadt Friedrichshafew hat sich in erster Reihe um eine Garnison gemeldet, mit der Begründung, daß sie die einzige Stadt am deuschen Bodenseeufer sei. welche keine Garnison besitze. Ob derartige Wünsche aber befriedigt werden können, erscheint zweifelhaft; infolge der zweijährigen Dienstzeit bei allen Fußlruppen ist es notwendig, sowohl die Truppen als die Stäbe möglichst vereinigt zu halten, weil nur dadurch innerhalb zwei Jahren das nötige Ziel sicher erreicht werden kann. Man hört denn auch aus verschiedenen bisherigen Garnisonsorten, daß die Militärverwaltung teils Bauplätze zu neuen Kasernen angekauft, teils den Aufbau von weiteren Stockwerken auf die schon vorhandenen Kasernen angeordnet bezw. in Aussicht genom­men habe. Die Manöverfrage für den kommenden Herbst ist noch nicht gelöst und be­schäftigt nicht nur alle Blätter, sondern sogar auch schon Amtsoersammlungen, welche infolge der Fulternot in vielen Landesgegenden dringend um Unterlassung der Herb st Manöver bitten. Allem Anscheine nach werden die großen Korps­manöver (Kaisermanöver) doch ausfallen, die Brigade- und Divisionsmanöoer dagegen in solche Landesteile verlegt werden, die, wie z. B. Ober- jchwaben. diesen Sommer keine Dürre auszu­

halten hatten. Aus dem Umstande, daß infolge des neuen Militärgesetzes künftighin Preußen die nötigen Mannschaften für das Fußartillerie- bataillon in Ulm stellen muß, weisen einige Blätter bereits auf die unausbleiblichen Reib­ungen zwischen den württemb. und preußischen Soldaten in Ulm hin. Reibungen kommen frei­lich in allen Garnisionsorten sogar dann vor, wenn die Soldaten aus der gleichen Gegend stammen, aber die stramme Disziplin der deut­schen Armee sorgt schon dafür, daß derartige Reibungen nicht zu häufig Vorkommen und keine zu schweren Dimensionen annehmen; im übrigen wäre cs traurig, wenn deutsche Soldaten, die im Falle eines Krieges keinen Stammesunter­schied kennen, im Frieden einander selbst bekriegen würden. Preußen kann auch dafür sorgen, daß möglichst viele Hohenzollern und Rheinländer zum Ulmer Fußartilleriebataillon ausgehoben werden; elftere sind selbst Schwaben und mit letzteren verträgt sich der schwäbische Charakter sehr leicht.

Ulm, 26. Juli. Das hies. Oberamt erhielt heute von dem Kommando der hies. 27. Division die amtliche Mitteilung, daß das Exerzieren der 27. Kavalleriebrigade auf dem Felde von Alt­heim, O.A. Ulm, nicht gehalten werde und demzufolge auch die für die umliegenden Ort­schaften vorgesehene Einquartierung nicht statt­finden werde.

Eßlingen, 23. Juli. Hasen, Spatzen. Wespen und Hornissen sind in der Zeit der Trockenheit so gediehen, daß sie anfangen, zur Plage zu werden. Große Spatzenflüge und Hasenrudel setzen den Bauer in Schrecken, die Wespen und Hornisten den Weingärtner. Unsere Stadtverwaltung hat schon vor Wochen für Einlieferung eines Wespennestes 30 L und für ein Hornissennest 50 Belohnung ausgesetzt, und namentlich die Jugend geht meistens zur Nachtzeit eifrig auf die Jagd, so daß die Stadtkasse schon gegen 1000 »4L für einge­lieferte Nester zu bezahlen hatte. Die Prämie für ein Wespennest wurde nun auf 10 ^ herab­gesetzt.

Pfalzgrafenweiler, 20. Juli. Der Ortsanwalt Bohnet in Oberwaldbach fand gestern Abend einen jähen Tod. Er war vom Abschied eines Lehrers, da er sich nicht wohl fühlte, bald nach Hause zurückgekehrt. Als er noch einmal zur Thüre hinausging, stürzte er, wohl infolge eines Schlaganfalls, die Treppe hinab, wo ihn die Seinigen bewußtlos auffanden. Nach wenigen Stunden starb der Verunglückte.

Ausland.

Wien, 27. Juli. DasFremdenblatt­schreibt:Die Anwendung des russischen Maximaltarifs auf Deutschland wird auch für den Absatz unserer Erzeugnisse in Ruß­land Vorteil bringen; erhöhen dürfte sich die Stärkung unseres Exports gegenüber der deut­schen Konkurrenz vollends dann, wenn unsere schwebenden Zollverhandlungen mit Rußland einen günstigen Abschluß finden." Hervorgehoben werden Traubenweine, Leder, Fayence, Porzellan, Glas, Eisenfabrikate, Sensen..

Bern, 26. Juli. Die Berner Regierung verbietet das Tragen oder Aufpflanzen der roten Fahne an öffentlichen Orten in dem ganzen Kanton.

Paris, 26. Juli. Alle Blätter geben die Artikel der englischen Presse wieder, antworten aber nicht, um, wie sie sagen, einen Streit zu vermeiden.

Paris, 27. Juli. Der KreuzerLa Perouse" soll ebenfalls nach Jndochina abgehen und wird in Toulon in Dienst gestellt. Die siamesische Gesandtschaft in Paris ist be­reit, abzureisen, erwartet aber immer noch den Befehl dazu. In Saigun ist man nicht der Ansicht, daß durch die Blockade allein Frankreich seinen Zweck erreichen werde, dagegen meint man, daß ein militärisches Vorgehen schnell zum Ziele führen werde. Die englischen Handelshäuser in Singapore erheben lebhaften Einspruch gegen die Blockade, in Hongkong aber erhoffen eng­lische wie deutsche Kaufleute von der Abschließ­ung des Bangkoker Marktes eine Hebung ihrer