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die Geistlichen und Lehrer in denjenigen Gegenden, in'welchen die Pflanze häufiger vorkommt, darauf aufmerksam machen, daß sie sich der Sache annehmen. Die Sammlung würde besonders durch Schulkinder leicht vorgenommen werden können. Für die Sammlung und Trocknung des Krautes sind jedoch bestimmte Vorschriften einzuhalten. Wegen dieser Vorschriften, sowie wegen aller weiteren Mitteilungen ist Herr A. Bantlin in Stuttgart, Guttenbergstraße 18, welcher es unternimmt, die Sammlung in Würtemberg in Gang zu bringen, gerne bereit, näheren Ausschluß zu geben.
Ausland.
Die russische Regierung hat nun ihre neuen Zolltarife veröffentlicht, durch welche der Einfuhr aus Frankreich, England und anderen Ländern einige Vergünstigungen gewährt werden. Bon diesen Verständigungen sind aber Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rumänien ausdrücklich ausgeschlossen, worüber man sich aber nicht besonders grämt, da auch der für die Franzosen rc. ermäßigte russische Zolltarif noch so ungeheuer hoch ist. daß von einem wesentlichen Export aus jenen Ländern nach Rußland gar nicht die Rede sein kann.
Das englische Unterhaus ist noch immer mit der Homerulevorlage beschäftigt. Die Regierungsmehrheit nimmt mit 30 bis 40 Stimmen Majorität die einzelnen Paragraphen an unter Verwerfung aller Amendements von unionistischer Seite. Das englische Oberhaus hält noch keine Sitzungen, wird aber ohne Zweifel mit überwältigender Mehrheit die Homerulevorlage ablehnen, worüber Gladstone nicht im Zweifel ist weshalb er kürzlich in einer Rede vor seinen Wählern von Midlothian gegen das Oberhaus schlecht verhüllte Drohungen aussprach. Mit einem Pairsschub, d. h. mit der Beruhigung zahlreicher neuer Adeliger in's Oberhaus dürfte aber Gladstone sogar dann wenig erreichen, wenn die Königin den Pairsschub genehmigen sollte, weil die Mitglieder des Oberhauses nahezu verdoppelt werden müßten, um dort eine Mehrheit für die Homerule-Bill zu schaffen, und so viel irenfreundliche Adelige dürfte Gladstone wohl kaum finden.
Unterhaltender Teil.
Um Tod und Leben.
Eine Erzählung aus den Ausläufern des Rothhaar.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 14.)
Hell scheint der Mond.
Durch dichtes Gestrüpp, Geranke von Beeren und Latschen windet sich der Pfad, kaum sichtbar für das Auge des Uneingeweihten, steil hinauf zur Höhe des Bilsteins, nachdem er eine Weile hart am Flusse durch Weiden fast verdeckt, dahingeführt hatte. Den steilen Pfad hinauf klimmt schweigsam ein Mann. Sein Gesicht ist geschwärzt, in der Hand ruht die Büchse. Jetzt bleibt er stehen. Er blickt hinab auf den Weg, den er gekommen. Schon manchmal steigt er hier herauf, so sauer wie heute ist's ihm noch nie geworden. Ja, die seltsamen Gedanken! Er bekreuzigt sich heftig. Schlüpft nicht da unten im «schatten des Berges durch die moorige Wiese ein Irrlicht? Pah! Ein Irrlicht ist doch kein Geist! Noch nie ist ihm ein solcher begegnet und der schwarze Fritz und die Mutter haben geredet, wie furchtsame Gemüter wohl thun. Er ist nicht furchtsam, nein, nie furchtsam gewesen. Das war eine Schwäche, die in den letzten Tagen über ihn gekommen. Fort damit, er ist kein Kind. Vorwärts! Er stülpt den Hut, den er abgenommen, um die durch den beschwerlichen Aufstieg hervorgepreßten Schweißtropfen von der Stirn zu wischen, wieder auf den Kopf. „Vorwärts!" Der Fuß stößt an einen kleinen Stein. Erst langsam, dann rascher und rascher hüpft er hinab, jetzt von der vorspringenden Kante weit im Bogen mit Hellem Klatsch ins aufspritzsnde Wasser.
„Verdammt!" Der Schritt zögert. „Alles ruhig. Vorwärts!"
Der Wilderer ist oben und schaut rückwärts auf den schauerlich steilen Pfad, den er gekommen. Wahrlich, ein weniger geübter Steiger, ein weniger mit dem Pfad Bekannter konnte unmöglich da hinaufgelangen. Tief Atem holend steht Besroth am Abgrunde. Vor ihm liegt lichter Wald, nur einige mächtige Eichen ragen empor, sonst Brom- und Himbeergebüsch, Gras und niederer Ausschlag. Auf dem Ganzen liegt hell der Mondschein.
„In der nächsten mondhellen Nacht treiben wir den Bock, ich komme vom Bilstein herüber!" hatte er zu seinem Genossen gesagt. Langsam und vorsichtig schritt er vor auf der Hochfläche. Horch! War's nicht, als ob es dort drüben im Unterholze knackte? Der Freund kommt doch nicht von dort, von links her. Da wieder das Knacken direkt vor ihm. Ist es ein Tier?" Nein, des Wilderers geübtes Ohr unterscheidet den Tritt eines Menschen von dem eines Waldtieres. Er faßte die Büchse fester und suchte mit einem Sprunge hinter die nächste Eiche zu kommen. Doch was ist das? Der Fuß steht wie angewurzelt, er kann ihn nicht heben, dicke Schweißtropfen perlen ihm auf der Stirn. Das Gebüsch hat sich geteilt und in der entstandenen Lüftung steht eine hohe Gestalt. Die Augen treten dem Wilderer fast aus den Höhlen. Hat sein Freund recht, gibt es Geister, gehen die Toten um? Und näher tritt die düstere Gestalt; auf dem blaffen Gesicht liegt der Mondschein und hebt es zur geisterhaften Bläffe.
Vesroth's Haare sträuben sich. Unmöglich! und doch! Hat der da ihm nicht vor Jahren an diesem Platze gegenüber gestanden? Hat er
denselben nicht jüngst-Er weicht zurück,
zurück gegen den Abgrund hin. nur dort ist der Weg frei. Die düstere Gestalt folgt. Der Angst- schweiß tritt dem Wilderer stärker auf die Stirn. Er will rufen, die Kehle ist ihm wie zugeschnürt. Mit raschem Griff faßt er die Büchse, die zitternde Hand legt sie an die Wange. Wie spielt der Mondschein auf von dem blanken Laufe.
„Ich will nicht hoffen, daß uns der Geist des toten Försters einen Strich durch die Rechnung macht!" So hatte sein Genosse ihn beim Abschied zugerufen. Nein, er sollte ihm die
Rechnung nicht-der Schuß hallte durch
den stillen Wald. — Der sonst so sichere Schütze hatte gefehlt. Oder ist das da vorn wirklich ein Geist? Die Gestalt hebt wie abwehrend die Rechte. Hat sie die Kugel aufgefangen, wie Geister es thun? Dem Wilderer sinkt die Büchse aus der Hand, seine Knice schlottern, er weicht zum Abgrunde, zurück. Die Gestalt vor ihm schreitet rascher, sie scheint zu wachsen. Oder ist das unsichere Mondlicht schuld? Besroth fühlt keinen Boden mehr unter den Füßen, er greift mit den Händen um sich, greift in die Luft, ein jäher Schrei entringt sich der gequälten Brust, er versinkt in die Tiefe! Und wieder teilt sich das Gebüsch. Mit mächtigem Satze bricht Tyras hervor und springt an dem Herrn mit freudigem Gebell in die Höhe. Und hinter dem Hunde mit fliegendem Atem fliegt eine Frauengestalt daher, sieht den Mann nahe am Abgrund und reißt ihn mit festem Griff zurück.
„Herr Förster!" Der Aufschrei, bang, mehr als Schreck, aus ihm quoll mächtige, erschütternde Liebe. Der Angerufene wandte das bleiche Gesicht.
„Elsbeth!" ruft er, „meine Elsbeth!" Er breitet die Arme aus — dann singt er zusammen. — — —
Am andern Tage stiegen Forstleute zum Fuße des Bilsteins. Mit zerschmetterten Gliedmaßen lag der Wilderer am Fuße des Felsens, mit dem Haar spielt das Wasser, die gläsernen Augen sind nach oben gerichtet, die krampfhaft geballte Faust hält einen Büschel von Gras und Blumen, das sie im Falle von der kahlen Felswand gerissen. Um ihn ranken sich Tollkirschen und Bilsenkraut und breitblättriger Pestwurz. Die roten Blüten eiines Weidenröschens nicken herab auf die mit Blut überströmten Wangen. Hoch in der Luft zog ein Fischadler seine Kreise.
So ward er gefunden!
* *
*
10 .
Glück.
Gemütlich auf den Zaun seines HausM,. chens gelehnt, aus der gewohnten Langen blaue Dampfwolken ziehend und blaue Ringel in dff klare Herbstluft dahinwirbeld, stand Sr. Hochwürden, der Pfarrer Eber der Gemeinde Host.' Hausen. Seine Blicke schweiften hinüber in'z schöne Ederthal. Doch sein Sinnen schien nicht bei der herrlichen Scenerei zu sein. Die letzten Wochen hatten für die ganze Gegend ja auch des Aufregenden genug gebracht und der Geistliche gedachte des Försters, den er gestern, am Sonntag, zum ersten Male nach langer Krankheit, im Gottesdienste gesehen hatte. Noch eben dachte er des bleichen Mannes und seiner Aehn- lichkeit mit einem Bekannten aus früherer Zeit.
Die etwas aufsteigende Straße zum Pfaw Haus herauf tönte in marschmäßigem Tempo der Klang einer Mundharmonika. Der Pfarrer lächelte.
„Der alte Kuhschweizer! Ein genügsamer ehrlicher Kerl! Doch was sehe ich, marschiert er nicht unter den Klängen seines lustigen Marsches auf die Pfarre zu? Sonst ein seltener Gast bei mir, hm, da bin ich neugierig."
Und in der That arbeitete sich Josthenner, mit seinem breiten Körper links und rechts schaukelnd, wacker blasend, den Weg herauf. Auf dem Pfarrhofe noch einige Tritte auf dem Platze, bis der Marsch vollständig zu Ende geführt, dann wird das Instrument in das Futteral von Pappe gesteckt, in die unergründliche Tiefe der Tasche im Sonntagsfracke versenkt und schaukelnd und stampfend gehts die etwas ausgetretene Treppe zum Pfarrhause hinan. Der Geistliche hat sich ein wenig hinter seine Laude von Jelänger-Jelieber zurückgezogen, um den komischen Burschen in seinem Gebühren nicht zu stören. In der Thür des Pfarrhauses aber ist die Pfarrmagd getreten, eine kräftige Dirne, welche die Musik angelockt.
„Nun. das freut mich," ruft sie dem Ankommenden zu, „das freut mich wahrhaftig. Du bist ein ganzer Kerl, Du. denkst doch an meinen Geburtstag, bisher hat noch keiner mir gratuliert!"
„Dann will ich's thun, Mamsel, aber deshalb komm ich nicht hierher, Ihr Geburtstag kümmert mich wenig, jeder ist sich selbst der Nächste, heute denk ich mehr an mich, ich will heiraten! Ist der Herr Pfarrer zu Hause?"
Die frische Magd stand mit offenem Munde, sie starrte den Sprechenden verständnislos an
-dann aber brach sie in ein Helles Lachen
aus.
„Josthenner, Du heiraten, Du-wen
denn?" Und die Thränen liefen der lieber- mütigen beim Lachen die Wangen herab.
(Schluß folgt.!
(Scharfblick.) Prinzipal: „Na, haben Sie den „Müller" gefunden, für den ich Ihnen die Rechnung ausgeschrieben hatte?" — Kommis: „Leider nicht! In dem Hause wohnte eine ganze Menge „Müller", von denen Keiner unser Schuldner sein wollte. Der letzte hat mich sogar hinausgeworfen!" — Prinzipal: „Zu dem gehen Sie nochmal — der ist's!"
(Schlimme Ahnung.) A.: „Du, ich sah gestern, daß Deine Braut ein paar Pantoffeln stickt; — die sind wohl für Dich bestimmt." — B. (seuszend): „Nein, ich fürchte, ich bin sur die Pantoffeln bestimmt!"
(Selbstgefühl.) Mehrfacher Hausbesitzer: „ . . Ich mache mir gar nichts aus dem Resten. Mir ist am wohlsten unter meinen acht Dächern!"
Johannisbeeren einznmache«. * istuns Johannisbeeren, 1 Pfund Zucker. Die Beeren werden gewaschen, auk ein Sieb gelegt und darauf mit eine Gabel von den Stielen gestreift. Dann läutere M den Zucker, lege die Beeren hinein, taste ste > schwachem Feuer bei vorsichtigem Umrühren durchweg , doch nicht im geringsten zerbrochen, lege sie mit e n Schaumlöffel auf einen porzellanenen Einleger o eine flache Schüssel, füge den abgelaufenen Säst) kochenden und lasse diesen dicklich einkochen; eM > rühre man die Beeren durch und fülle sie in
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.