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(Auszeichnung.) Bei der Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen in Win schoten in Holland wurde der Maschinenfabrik Heidel berg (Molitor u. Comp.) für eine von ihr ausgestellte Petroleum-Lokomobile, deren Betrieb mit gewöhnlichem Lampenöl stattfindet, bei großer deutscher, englischer und amerikanischer Konkurrenz der erste Preis, die goldene Medaille verliehen.
Ausland.
In mehreren Jndustriebezirken Oesterreich- Ungarns, namentlich in Fünfkirchen und Brünn ist es in der letzten Woche infolge der dort ausgebrochenen Arbeitsausstände zu schweren Exzessen seitens der Streikenden gekommen, jo daß wiederholt das Militär und die Polizei mit blanker Waffe Ordnung schaffen mußten, wobei es zahlreiche Verwundete gab. Die Hetzereien der Czechen in Böhmen haben in Prag gleichfalls zu Exzessen seitens der fanati- sierten Czechen geführt und angesichts der schwächlichen Haltung der Regierung werden ähnliche Ausschreitungen wohl auch noch an anderen Orten Vorkommen.
Der Gesamtvorstand der Internationalen in Paris hat in seiner letzten Tagung am letzten Samstag ein Manifest an die Sozialdemokraten Europas erlassen. Das Manifest schließt mit folgenden Sätzen: l. die französischen Arbeiter fühlen sich eins mit den Sozialisten Belgiens gegen das Haus Koburg; 2. sie fühlen sich eins mit den Arbeitern und Sozialisten Italiens gegen die Monarchie unter dem Hause Savoyen; 3. sie fühlen sich eins mit den Sozialisten der ganzen Well gegen die herrschenden und besitzenden Klaffen, und 4. sie fühlen sich eins mit den deutschen Sozialisten im Kampf gegen das Deutsche Reich. — Nackter und klarer sind die Bestrebungen der Sozialdemokraten noch nicht ausgesprochen worden: „Der Kampf gegen das Deutsche Reich ist ihre Parole."
Das kleine Griechenland hat nun auch eine Art Staatsbankerott erklärt, indem es seine Unfähigkeit bekannte, für die nächsten Jahre die Zinsen seiner allgemeinen Staatsschuld mit Ausnahme der sogen. Monopolanleihe bar zu bezahlen. Die griechischen Staatsgläubiger, wovon leider auch viele in Deutschland sich befinden, erhalten statt der Zinsen eine neue Schuldverschreibung, welche angeblich in einigen Jahren eingelöst werden soll. Aber auch hier gilt das Wort: „Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."
New-Aork, 21. Juni. Nach einer Meldung des Bureau Reuter entgleiste im Park- villetunnel zwischen Brooklyn und Coney-Jsland gestern ein Zug mit 1000 von den Sheapshead- bayrennen zurückkehrenden Passagieren. 9 Personen sind tot und ungefähr 100 verwundet. Das Unglück soll ein eingeschlafener Eisenbahnwärter verschuldet haben.
Unterhaltender Heil.
Um Tod und Leben.
Eine Erzählung aus den Ausläufern des Rothhaar.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 4.)
Dornap verstand. Während er trank, schweifte sein Blick über den Rand des Glases über den freien Platz und blieb auf dem Manne haften, der im Schatten der >ungen Buchenhecke saß und eben einen haßerfüllten Blick hinüber warf auf die Gruppe unter dem Lindenbaum.
Endlich, endlich von Angesicht zu Angesicht! Ja, das stimmte aus des Wildhüters Beschreibung. Das war die kräftige, sehnige Gestalt. Mager, aber muskulös, ein nicht zu verachtender Gegner. Mit ihm allein sich zu treffen im düsteren Tann, die Büchse zum Anschlag in die Hand. Dornap trat in das Haus, die Zeche zu begleichen und von dort aus unauffällig seinen Gegner betrachten zu können.
„Hüten Sie sich vor dem Menschen dort!"
Dornap wandte sich um und blickte in Els- beth erglühendes Antlitz.
Er wollte reden, doch das Mädchen ent
schlüpfte mit rascher Wendung in die Küche, von dort in den Garten. Der Wirt trat heran und es war dem Oberförster nicht möglich, ein weiteres Wort mit dem Mädchen zu reden. Als er zu seinen Beamten trat, war Vesroth von seinem Platze verschwunden. In Gegenwart des Forstgehilfen wurde über den Wilderer nicht weiter geredet, bald darauf trennten sich die Forstleute.
Die Büchse über die Schulter geworfen, schritt Dornap durch den Wald. Ihm zur Seite trottete Tyras.
„Das also ist unser Feind, Tyras, und ich vermute, wir werden mit ihm zu thun bekommen !" Das kluge Tier blickte auf, als cs seinen Namen hörte, fast schien es, als habe es seinen Herrn verstanden.
Die Begegnung mit dem Wilderer, die Warnung Elsbeths, alles das erfüllte des Dahinscheidenden Gedanken, und ein eigenes, unbeschreiblich wonniges Gefühl durchströmte den starken Mann, wenn er des lieblichen Gesicht- chens gedachte, das blutübergossen ihm zuraunte: „Hüten Sie sich!"
Melodisches Geläute entriß den Sinnenden seinen Gedanken. Tyras schlug an. Der Wald hatte sich gelichtet und auf freier grüner Haide weidete eine Rindviehheerde. Die Kuh mit der großen Glocke am Halse schaute auf, kaute unruhig an einigen abgerissenen Halmen, und glotzte den aus dem Walde tretenden Förster groß an. Dann aber neigte das Tier den mächtigen Kopf ruhig wieder zu den duftenden Kräutern und die übrige Heerde folgte dem Beispiel der Leitkuh.
Dornaps Blicke flogen wohlgefällig über die stattliche Heerde, die dem Grafen Holzhausen gehörte, dann wandte er sich dem „Schweizer" zu, der die Aussicht führte. Josthenner, der Kuhschweizer, war eine Erscheinung, die man so leicht nicht wieder vergoß, wenn man den eigentümlichen Kerl erst näher kennen gelernt. Der kurze gedrungene Körper mit dem dicken Kopf saß auf zwei recht krummen Beinen, die in gewaltig dicken Füßen endeten. In groben Holzschuhen steckten die Füße, die weder im Sommer noch im Winter Strümpfe kannten. Josthenner war musikalisch, er spielte nicht ohne Geschick die Mundharmonika; beim Spiel wiegte er den Oberkörper abwechselnd nach beiden Seiten und trat mit den Füßen den Takt dazu. Eine komische Figur besonders für den. der dies Gebühren zum ersten Mal beobachtete. Als starker Esser war der Kuhschweizer weit und breit bekannt. Und auf diese seine Liebhaberei bezog sich denn auch seine erste Antwort, die er dem ihn anredenden Förster gab.
„Nun, Josthenner, wie geht's?" fragte dieser launig. Er hatte den Hirten schon öfter gesehen.
„So la-la, Herr Oberforstrat, wenn man sich nicht anhält, kommt man zu kurz beim Essen!"
Der Förster mußte lachen. „Spielt Ihr uns etwas?"
„Warum nicht?" Und Josthenner setzte sich in Positur und in der bekannten Weise begann er den Bortrag eines lustigen Tanzes. Die Kühe schienen Verständnis für das Spiel ihres Meisters zu haben. Kaum hatte Josthenner begonnen, so legte sich eine nach der andern in's Gras und wiederkauend blickten sie zu dem lustigen Musikanten hinüber. Dornap erfreute sich anfangs an den Bewegungen und der Musik des Kuhschweizers, und sich auf einen Baumstumpf niederlassend, hörte er aufmerksam zu. Doch allmählich wandelten seine Gedanken zurück zu dem eben Erlebten, die Hand fuhr suchend in die Tasche der Joppe und wirklich, da war er, der Pseifenkops, den Dornap so manches Mal schon betrachtet.
Auch jetzt spielten die Finger mechanisch mit demselben, lieber seine Harmonika hinweg warf Josthenner begehrliche Blicke auf den grünen Porzellankopf, jetzt schloß er sein Spiel, trat näher heran und sprach stotternd:
„Mit Verlaub, Herr Oberforstrat. den könnte ich benutzen!"
„Wen? Was?" Und der Angeredele fuhr aus seinem Sinnen empor.
„Nun, den Kopf da meine ich, mit i>?m Ihr spielt." "
„Ihr rauchet. Josthenner?"
„Gern, aber der Tabak. Herr Oberforstrat der Tabak! Immer getrocknetes Laub und Heckenzwirn, es macht die Zunge dick!"
„Puh!" sagte Dornap und schüttelte sich Dann zog er seinen Tabaksbeutel hervor, mit ihm eine Maserpfcife und begann zu stopfen
Josthenner wiegte sich auf seinen schmalen Hüften hin und her und trampelte mit den großen Füßen.
„Wollt Ihr mitstopfen?"
„Wie gern, Herr — —"
- „Laßt das mit dem Oberforstrat, sagt ein. fach Förster."
Ob Josthenner dies gehört? Mit Blitzesschnelle hatte er einen kurzen Holzstummel hervorgezogen, griff ohne Weiteres in den gefüllten Beutel und stopfte. Mit Stahl und Schwamm war bald Feuer geschlagen und mächtige Dampfwolken ausspeiend, mit Daumen und Zeigefinger schnippend, machte der Glückliche gewaltige Luftsprünge. War das ein Genuß!
„Ihr habt ja da eine hübsche Pfeife!« nahm Dornap das Gespräch wieder auf, „warum wünscht Ihr den Kopf, von dem Ihr ja keinen Gebrauch machen könnt?"
Der Kuhschweizer nahm seinen Stummel aus dem Munde, blies eine gewaltige Rauchwolke durch die breite Nase und sagte grinsend:
„Keinen Gebrauch? O jeh! Ich habe ein feines Besteck zu dem Kopfe, aber was hilft mich das Rohr ohne Kopf?"
„Dann ist Euch wohl der Kopf entzwei gegangen?"
„Mir nicht, vielleicht einem Anderen!"
Den Oberförster durchfuhr ein eigentümlicher Gedanke, doch wie sollte-
„Ja, das Gestell habe ich einmal geschenkt bekommen!"
„Hier steckt den Tabak aus meinem Beutel in Eure Taschen und raucht ihn auf!"
Im Nu war der Beutel geleert und auf einem Beine hüpfte der Kuhschweizer um seine Kühe. „Geraucht wird, Scheck, geraucht wird. Tabak haben wir, wirklichen guten Tabak, Scheck hörst Du?" Und dabei schlug er die Leibkuh auf den dicken Hals, daß es klatschte.
„Doch noch eins, hört doch zu, Josthenner, könnt Ihr mir denn nicht sagen, von wem Ihr das Pfeisenbesteck zum Geschenk erhalten?"
„Warum nicht, Euch sage ich alles. Der schrewwe Henner ist hier durch den Wald gekommen und hat mir das Rohr geschenkt. Den Kopf hatte er zerbrochen und das Rohr allein brächte kein Glück hat er gesagt."
Dornap konnte kaum seine Aufregung be- meistern. Sollte er hier so bald einen Belag bekommen von der Täterschaft Vesrolhs?
„Nu, der schrewwe Henner mag Euch was rechtes geschenkt haben, wollt Ihr mir das Ding einmal zeigen?"
„Gewiß!" und aus den unergründlichen Tiefen seines Schnappsacks hervor holte er das Besteck. Es war ein solches, wie es zu dem von Ehrhardt gefundenen Kopfe gehörte und eine kurze Probe zeigte, daß Kopf und Besteck einst wohl zusammen gehört haben müssen.
„Ihr bekommt eine neue Pfeife und ein großes Pack Tabak, wenn Ihr mir das Besteck überlasset!" sprach Dornap.
„Da. nehmt's, aber haltet Wort!
„Ihr könnt Euch das Versprochene morgen beim Wildhüter Ehrhardt holen."
„Soll geschehen, Herr O-^
„Oberförster!"
„Herr Oberförster!" ...
Noch lange saß Dornap mit dem Wua- hüter an dem Abende zusammen, den wichtige" Fund besprechend, dann schritt er durch den abenddunklen Wald seinem Forsthause zu.
(Fortsetzung folgt.)
Logogryph
Von denen, die zum Heer erlesen.
Wird nur ein Teil für mich gewählt.
Ein andrer Kopf! von meinem Singen
Aus alten Zeiten man erzählt.
Redaktwn, Druck und Verlag von Lhrn. Meeh in Neuenbürg.