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Die Kgl- Bahnverwaltung wird wohl allem auf- bieten, daß derartige Fälle, welche in letzter Zeit wiederholt vorkamen, zumal bei der großen Trockenheit so viel wie möglich vermieden werden.

Deutsches Weich.

Berlin. 17. Juni. Von den bis nach­mittags 6 Uhr bekannten 352 Wahlresultaten sind 46 Konservative, 7 Reichspartei. 18 National­liberale, 65 Zentrum, 21 Sozialdemokraten. 3 freisinnige Vereinigung. 13 Polen. 1 Bund der Landwirte, 2 Antisemiten, 1 Däne. 5 El­sässer. 4 süddeutsche Volkspartei und 1 Wilder. Bisher ist noch kein Vertreter der freisinnigen Bolkspartei gewählt; deren Verlust beträgt endgiltig 33 Sitze, ohne einen Sitz zu gewinnen. Im bayerischen Wahlkreise Ke hl heim ist Dr. Sigl. Herausgeber desBayerischen Vater­land". gewählt. Dr. Lieber (Zentrum) ist in Montabaur gewählt. Ahlwardt erhielt in Arnswalde fast die doppelte Stimmenzahl als srine Mitbewerber. Bisher sind 7 militärfreund- liche Mitglieder des Zentrums gewählt. In Dr. Bambergers (freisinnig) Wahlbezirk Bingen kommt der Fortschrittler Träger mit dem Nationalliberalen in Stichwahl. Im Wahlkreis Jerichow ist Graf HerbertBismarck gewählt.

Auch die Helgoländer haben, zum ersten Male, gewählt. Es wurden bei der Reichstags­wohl auf Helgoland 460 Stimmen abgegeben, von denen der Freisinnige Thomsen 441 , ein sozialistischer Zählkandidat 19 Stimmen erhielt.

In den Kreisen des bisherigen Reichstags glaubt man, daß es im neuen Reichstage nicht erst zu einer kommissarischen Vorberatung der Militärvorlage kommen werde. Demnach ist anzunehmen. daß die Entscheidung über die Vorlage und hiermit über die gesamte schwebende Krisis bald nach dem Zusammentritt der neuge- wählten Volksvertretung fallen wird.

Fürst Bismarck hat sich über seine Stellung in der Militärfrage in einer Unterredung dahin geäußert, daß er eine Heeres- verstärkung allerdings für notwendig halte, aber nicht in der von der Militärvorlage vertretenen Richtung. Der Altreichskanzler wünscht vor Allem eine erhebliche Verstärkung der Artillerie, überhaupt geht er mit seinen Wünschen für die Heeresreform dadurch, daß sie sich im Rahmen der Vorschläge des früheren Kriegsministers Verdy du Vernois bewegen, bedeutend weiter, als dies die jetzige Reichsregierung thut. Aber auch ihm erscheint es als selbstverständlich, daß die durch die Heeresverstärkung bedingten Lasten getragen werden müssen und können.

Berlin, 17. Juni. Der Deutsche Bauern­bund nahm endgiltig den Antrag an, sich auf­zulösen und sein Vermögen an den Bund der Landwirte abzuführen.

Die konservativeKreuzzeitung" brachte vor einiger Zeit eine Veröffentlichung des russisch en-deutschen Handelsvertrags. DerReichsanzeiger" teilt nun mit, daß ein derartiger oder ein ähnlicher Vertrag zu keiner Zeit bestanden habe. Hierzu schreibt dieKöln. Ztg ":DerReichsanzeiger" bestätigt voll­inhaltlich, daß die Kreuzzeitung" mit ihrer Ver­öffentlichung des angeblich russischen Gegenvor­schlags ein unerhört unverfrorenes Wahlmanöver verübt hat, und daß diese Mitteilungen, wenn ste überhaupt thatsächlichen Boden haben, wohl dem Entwurf eines russischen Ministeriums er­wogenen Höchstlarifs entnommen sein könnten, der von russischer Seite zur Anwendung ge­angen würde, falls die Handelsvertragsverhand­lungen zwischen Deutschland und Rußland er­gebnislos verlaufen sollten.

Schneid emühl, 17. Juni. Durch die Bohmng eines artesischen Brunnens senkte sich der Boden. Die Gefahr nimmt fortwährend zu. Du Senkung des gesamten anliegenden Stadt­teiles gewinnt an Ausdehnung. Der Stadtteil M höchst gefährdet. Die Räumung der Häuser vis zum Wilhelmsplatz ist polizeilich angeordnel.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Juni. Die große Hitze, f k!, ^nigen Tagen über unserem Thal- ehel liegt, hat bereits ein Opfer gefordert. Heute Nachmittag ist aus dem Güterbahnhof

ein mit Kohlenausladen beschäftigter Arbeiter vom Hitzschlag betroffen worden; er starb sofort. Entgegen der in einigen Blättern aufge­tauchten Ansicht, daß die Stichwahl in Stutt­gart doch noch für den nationalen Kandidaten einen Sieg ergeben könne, begegnet man allge­mein der Ansicht, daß die Wähler Haußmann's zum größten Teil für den sozialistischen Kandi­daten Kloß stimmen werden; die übrigen würden sich größtenteil der Wahl enthalten. Bei dem großen Vorsprung des sozialistischen Kandidaten ist für Herrn Siegle auch dann auf einen Wahl­sieg kaum zu hoffen, wenn es gelingen sollte, diejenigen bei der Stichwahl heranzuholen, welche bei der 1. Abstimmung sich der Wahl enthalten habe».Nicht nur mit der Dummheit, sondern auch mit der Faulheit kämpfen Götter selbst vergebens."

Ausland.

Pest, 17. Juni. Die Oppositionsblätter bezeugen ihre Schadenfreude über die Zunahme der sozialistischen Stimmen in Deutschland.

Die französische Justiz wandelt ganz seltsame Wege, was auch durch den soeben er' gangenen Spruch des Pariser Cassationshofes in Sachen des Panama-Prozesses wieder­um bewiesen wird. Bekanntlich waren Karl Lesseps. Fontane, Eiffel und Cottu wegen ihrer in der Affaire der Panama-Gesellschaft begangenen Gaunereien neben beträchtlichen Geldstrafen auch zu Gefängnisstrafen verurteilt worden; alle Well war damals darüber einig, daß diese vor­nehmen Betrüger dieses Urteilredlich" verdient hätten. Jetzt kommt aus Paris die überraschende Nachricht, daß der Cassationshof das Erkenntnis des Appelhofes, welches Karl Lesseps und Ge­nossen wegen Betruges verurteilte aufgehoben hat. In dem Spruche heißt es, das einleitende Verfahren und die Führung des Prozesses ge­gen Lesseps u. s. w. hätten der gefetzlichen Grundlage entbehrt und seien ein nichtiger Akt. Vielleicht werden nun auch die übrigen Leutchen, welche infolge ihrer Verwicklungen in den Panamaskandal brummen müssen, wie der Ex Minister Barhaul, nachträglich noch glänzend gerechtfertigt!

Die Nachricht, daß der russische Thron­folger der am 6. Juli statlfindenden Hochzeit des Herzogs von Jork beiwohnen werde, wird bestätigt. Der Großfürst-Thronfolger Ni­colaus wird also nächstens zum ersten Male am Londoner Hofe erscheinen, ein Vorgang, welcher die englisch-russischen Beziehungen in einem er­freulichen Lichte zeigen würde.

Eine Petersburger Depesche bezeichnet die Verlobung des Czarewitsch Nicolaus mit der Prinzessin Alice von Hessen als unmittelbar be­vorstehend. Einige panslavistische Blätter äußern ihre Unzufriedenheit darüber, daß eine deutsche Fürstentochter die künftige Kaiserin von Ruß­land sein werde.

Chicago, 16. Juni. Der deutsche Tag der Ausstellung wurde heute in glänzender Weise gefeiert. Etwa 200 000 Personen wohn­ten der Feier bei. 25 000 nahmen an der Parade der Musikvereine, Turnervereine. Miliz und Sängervereine teil. Bor der Parade fanden auf 40 prachtvoll dekorierten Paradebooten Uebungen aller Art statt. Die Boote hatten vor dem deutschen Gebäude Aufstellung ge­nommen, wo eine Estrade errichtet war. welche von den Bannern aller Gesellschaften, die an den Feierlichkeiten teilnahmen, umgeben war. Die Glocken im Turm des deutschen Gebäudes spielten deutsche Melodien. Die Musikkorps intonierten die Jubelouoerture von Weber, der deutsch-amerikanische Gejangchor der Ausstellung und die vereinigten Gesangchöre Chicagos sangen Deutschland Deutschland über alles." Harry Rubens, vom Vorsitzenden des Festkomites einge- sührt, begrüßte namens der deutschen Amerikaner in Chicago die Vertreter Deutschlands, der Chor intonierteDie Wacht am Rhein", der deutsche Botschafter Holleden erwiderte auf die Ansprache Rubins'. Karl Schurz hielt die Festrede.

In Argentinien scheint ein Staats­bankerott unvermeidlich zu sein. Die Demission des argentinischen Ministers des Innern, Es- cante, gilt als ein Anzeichen für die wachsenden

finanziellen Schwierigkeiten der Republik. DaS Londoner Rothschild-Komits macht indessen eifrige Anstrengungen, um ein Arrangement bezüglich der argentinischen Finanzen zu erzielen.

Telegramm an den Enzlhäler.

Berlin, 19. Juni. 396 Wahlresultate sind nun bekannt. 213 Abgeordnete sind gewählt, 183 Stichwahlen werden erforderlich. Den einzigen noch ausstehenden Wahlkreis vertrat bisher ein Welfe. Gewählt sind 50 Konservative,

I Bund der Landwirte, 9 Reichspartei, 28 Nationallibcrale, 91 Zentrum. 24 Sozialdemo­kraten, 3 freisinnige Vereinigung, keiner von der freisinnigen Bolkspartei. 13 Polen, 2 Anti­semiten, kein Welfe, 1 Däne. 6 Elsäßer, 4 süd­deutsche Volkspartei. 1 Wilder. An Stichwahlen sind beteiligt 59 Konservative, 9 Bund der Landwirte, 10 Reichspartei. 73 Nationalliberale, 32 Zentrum, 84 Sozialdemokraten, 14 frei­sinnige Vereinigung, 37 freisinnige Volkspartei»

II Polen, 16 Antisemiten, 9 Welfen, kein Däne, 1 Elsäßer, 10 süddeutsche Volkspartei,

1 Wilder.

Unterhaltender Ml.

Um Tod und Leben.

Eine Erzählung aus den Ausläufern des Rothhaar.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 3.)

Der Oberförster war in großer Erregung aufgesprungen.

Es ist so, ich bin's!" rief er und reichte dem Alten die Hand, die dieser kräftig schüttelte. Aber so leicht ist's, mich zu erkennen?"

Der Bart macht's, und Sie müssen ihn opfern, wenn nicht noch Andere im Walde Sie vor der Zeit erkennen sollen!"

Des Försters Augen blitzten.

Ihr habt Recht, Ehrhardt, es wäre mir lieb, wenn einige gute Freunde im Rothaarge­birge nicht vor der Zeit gewarnt würden."

Der alte Ehrhardt war zu dem Förster getreten und mit den Worten:Zunächst mein Willkommen im grünen Walde dem Sohne des Mannes, der vor Jahren hier gelebt, dessen ich noch heute mit Verehrung gedenke, möge der Herr dem Sohne schützend zur Seite stehen." Der Förster dankte gerührt. Dann zog er den Alten in's Haus, in die enge Stube und schloß vorsichtig die Thür.

Sind wir draußen in der Erregung auch nicht zu laut gewesen? Es könnte immerhin..."

Vergebliche Sorge, meine Hunde würden das Nahen eines Unberufenen sogleich gemeldet haben!" Der Förster atmete auf.Dann laßt uns weiter offen mit einander reden!"

Bedarf es dessen ?" fragte düster der Alte. Sie sind gekommen, den Vater zu rächen, oder sollte ich mich täuschen?"

Nein! Ihr habt Euch nicht getäuscht, den Vater zu rächen bin ich gekommen, und über alles Erwarten ist das Glück mir bisher günstig gewesen." Dabei sprühte dasselbe ver­zehrende Feuer in den Augen des Försters, das schon im Salon des Grafen in ihnen geleuchtet. Der Alte wiegte den Oberkörper bedächtig hin und her.

Ich ehre Ihre Gefühle wohl", sagte er dann,aber was Sie sich vornehmen, ist wahr­haftig nicht leicht und unbedingt nötig ist es, den äußeren Menschen in Etwas zu ändern; denn so gut wie ich Sie erkannte, werden es andere jüngere Augen auch thun, wohl noch eher» wenn cs nicht schon geschehen ist."

Ihr habt Recht; noch heute werde ich Euren Rat befolgen. Doch nun weiter zu einem wichtigen Punkte, wer ist der mutmaßliche Thäter? Ein Name, den meine Mutter oft genannt, hat sich meinem Gedächtnis unaus­löschlich eingeprägt, der Name: BeSroth".

Heinrich Vesroth, genannt derschrewwe Henner"!"

Ein seltsamer Beiname!"

Aber ein richtiger, der Mann ist knochig und sehnig, stark wie eine junge Tanne, flink