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wie ein Wiesel! Mehr als einen angeschossenen Wildhüter hat der Kerl auf dem Gewissen, doch noch konnte ihm nichts bewiesen werden. Er ist ein bekannter Wilderer, doch war bisher nichts gegen ihn auszurichten, er hat so seine Helfers­helfer. Damals bei dem Tode Ihres Vaters war er gefänglich eingezogen, doch wegen mangeln­der Beweise mußte er entlassen werden!"

Aber Ihr seid gewiß?"

Wie könnte ich? Fehlen doch alle Be­weise, nur meine Vermutung." Der Förster blickte sinnend durch die Scheiben des kleinen Fensters hinaus über die Wipfel der Tannen in die Ferne.

Ich werde nicht rasten, bis ich mein Ziel erreicht!"

Das Unternehmen ist gewiß kein leichtes!"

Ihr helft mir dabei?"

Des Alten Augen leuchteten.Hier meine Hand!"

Durch kräftigen Handschlag bekräftigten die beiden Männer den Bund.Thras!" Ein mächtiger Jagdhund, der unter dem Tische ge­legen, reckte sich empor, streckte die Glieder und trat ans den Ruf des Wildhüters an diesen heran, den Kopf auf das Knie seines Herrn legend und wie fragend zu ihm aufschauend.

Da hast Du einen neuen Herrn, alter Freund! Nehmen Sie ihn. Herr Oberförster, er stammt vom Lieblingshunde Ihres Vaters."

Der Förster streichelte den Kopf des mäch­tigen Tieres.

Das Geschenk kann ich nicht annchmen!" wehrte er ab.

Sie thun mir einen Gefallen, ich habe doch der Kröter zu viele."

Wie soll ich aber die Gabe wett machen?"

Ehrhardt wehrte ab. Auf einen Wink seines alten Herrn folgte das kluge Tier dem Förster, der in die Thür getreten war und prüfend in den Wald blickte. Dort drüben türmten sich Wolken auf.

Es wird Zeit, daß ich mich heim mache. Es bleibt also bei der Verabredung und vor der Welt heiße ich, wie ich mich bei unserem Grafen genannt habe. Dornap."

Es ist am besten so!" Mit Handschlag schieden die Forstleute.

Der Förster schritt in den Wald, gefolgt von seinem neuen Freunde, dem mächtigen Tyras.

4.

Ein Fund.

Hast Du es schon gehört, Elsbeth", sagte Wirt Herrdorn zu seiner Tochter,hast Du schon gehört, daß der freundliche Herr, der jüngst bei uns zu Gaste war. Oberförster bei unserem gnädigen Herrn geworden ist?"

Die Angeredete hielt in ihrer Arbeit inne und stellte das eben geputzte Glas ziemlich heftig auf den Tisch.

Was Du sagst Vater. Jst's wahr?" und eine Blutwelle schoß dem jungen Mädchen bis unter die Haarwurzeln.

Wahr ist's, hab's selbst vom alten Ehr­hardt. aber ich mein, ich hätte dem Herrn schon damals den Forstmann angesehen."

Die Tochter mußte über diese Wendung lächeln.

Doch, wenn man vom Wolfe redet, ist er in der Regel nicht weit, dort kommt er selbst, vergiß nicht zu gratulieren, Mädchen."

In der That schritt der neue Oberförster auf das Haus zu. Mit etwas überschwenglichen Worten wünschte der Wirt dem Ankommenden Glück zur neuen Stellung, ließ durchschimmern, daß er so etwas gleich geahnt, sprach von der Ehre, die seinem Hause zu Teil wurde, wenn der neue Herr Oberförster öfter-

Dornap schnitt mit kurzem Danke dem Red­seligen das weitere Reden ab und trat auf die Tochter zu mit den Worten:Nun, Jungfer Elsbeth, Sie haben kein Wort für den zuge­reisten Zugvogel?"

Das Mädchen war leicht errötet, ob wegen der langen Rede des Vaters oder aus anderem Grunde? Doch sagte sie einfach:

Ich wünsche Ihnen gewiß Glück zu Ihrer schönen aber verantwortungsvollen und nicht

ungefährlichen Stellung, möge es Ihnen lange in unseren Wäldern gefallen."

Der Blick des Försters senkte sich tief in die Augen des holden Mädchens, dem er mit herzlichem Dank die Hand reichte.

Von jetzt ab war Dornap ein öfterer und gern gesehener Gast im Wirtshause zu Holz­hausen , unter grüner Linde in der Nähe des rauschenden Flusses. War cs der schöne Platz, der ihn anzog, oder das liebliche Mädchen, das bei einer Muhme in der Stadt eine sorgfältige Erziehung genossen und die Gäste mit ihrem Geplauder zu erheitern verstand.

-Es war Samstag Abend. Unter

der Linde des Wirtshauses saßen Dornap und ein Forstgehilfe. Auch der alte Ehrhardt wurde erwartet und die Forstarbeiter, mit denen hier eine neue Kulturarbeit im Walde verabredet werden sollte. Der Platz war insofern ein günstiger, als den Leuten der weite Weg in die Behausung des Oberförsters gespart wurde. Die Försterwohnung selbst lag in der Nähe des Gräflichen Schlosses, am Fuße des Schloßberges. Die Beredungcn waren jetzt zu Ende, die Ar­beiter hatten sich nach einem Trünke, den Dor­nap gespendet, auf den Heimweg begeben.

Unweit der Linde an einem einzeln stehen­den Tische nahm ein Mann Platz, stellte eine Kötze mit geschnitzten Holzwaren neben sich und forderte Bier. Seine Blicke schweiften hinüber zu den Forstleuten und die Blitze, die unter den buschigen Augenbrauen hervorspielten, zeugten wenig von Freundschaft, wohl von verstecktem Haß. Der alte Wildhüter stieß mit seinen Vor­gesetzten an und indem die Gläser sich näherten, stieß er leise hervor:Vesroth!"

(Fortsetzung soigt.i

Berlin, 8 . Juni. Wie man sein Glück verspielen kann, davon erzählt dasN. W. Abendblatt": Bor etwa drei Wochen spielten in einer Gastwirtschaft in Berlin drei Herren Skat. Einer der Spieler, ein Kaufmann, hatte dabei so entschiedenes Unglück, daß die beiden anderen Herren sich schließlich weigerten, weiter zu spielen. Der Verlierer drang aber darauf, daß ihm Revanche gegeben werde und ver­pfändete, da er bares Geld nicht mehr bei sich hatte, die Hälfte eines Zentelloses der sächsischen Kassenlotterie. Er verlor auch diese verpfändete Hälfte im Spiele, und dadurch wurden seine Skatgenossen auch TeilnDner an dem von ihm gespielten Lose. Jetzt nun ist die betreffende Nummer mit dem dritten Hauptgewinn von 200 000^6 herausgekommen. Der unglückliche Skat- und glückliche Lotteriespieler hat geschworen, nie wieder, wenn er ein Lotterielos in der Tasche trägt, eine Karte anzurühren.

Staßfurt, 9. Juni. Folgender tragi­komische Fall hat sich jüngst hier zugetragen. Ein bejahrtes Ehepaar, das lebensmüde war, beschloß, gemeinsam in den Tod zu gehen. Zu diesem Behufe wurden an einem Balken auf dem Boden zwei Stricke mit Schlingen befestigt; man hatte sich nach längerer Ueberlegung für das Hängen entschieden. Laut Verabredung sollten beide zu gleicher Zeit den Kopf durch die Schlinge stecken und auf das Kommando Los" seitens der Ehefrau dieselben zuziehcn. Als die FrauLos kommandierte, wandte sie sich nach ihrem Ehemanne, um zu sehen ob der­selbe seinen Kopf aus der Schlinge gezogen hatte hierauf heftige Vorwürfe der Frau, ihr Mann habe sie nur los sein wollen u. s. w. Den Schluß der Auseinandersetzung bildete eine solenne Prügelei der Ehegatten untereinander.

Ueber die schauerliche Fahrt im Luft­ballon. die Luftschiffer Behrends aus Ham­burg wider seinen Willen unternommen hat, wird der Voss. Z. folgendes berichtet: Der Unfall wurde dadurch herbeigeführt, daß die den Ballon haltenden Leute die Stricke auf das KommandoLos!" teilweise plötzlich loßließeu, so daß der Ballon mit voller Wucht in die Höhe schoß und die ihn mit der Gondel verbindenden Knebel gesprengt wurden. Der Ballon, der auf ein Gewicht von 750 KZ eingerichtet war,

aber nach Ablösung der Gondel nur etwa gg^ trug, schoß mit großer Schnelligkeit nach ^ den Luftschiffer, der in halb reitender Sulln».' auf dem Anker hockte, mit sich nehmend M, ein Wunder ist es zu betrachten, daß BehreM mit dem Leben davongekommen ist. Daß er sick an dem schwankenden Ballon so lange nach obm in den Lüften gehalten hat. wird dadurch « klärlich, daß B. lange Jahre ein hervorragend« Trapez- und Luftkünstler war. Er ist an einem dünnen Taue so weit emporgeklettert, bis « sich dieses Tau um seinen rechten Fuß winden konnte. Mit dem Kopf nach unten hängend auf den Anker gestützt, gelang es ihm, die uni- herwehende Ventilleine zu ergreifen, und « glaubte sich schon gerettet, als ein starker Lust­strom die Leine seiner Hand wieder entließ Der Gallon stieg beständig höher, so hoch, daß dem in der Luft Hängenden das Kopfhaar, der Bart und die Kleidung mit Reif bedeckt wurden' zu seiner Freude gewahrte er jetzt aber auch daß i» der dünneren Luftschicht das Gas selb^ ständig aus dem Ballon herausströmte und der Ballon zu sinken begann. Der Abend war schon gänzlich hereingebrochen, als er nach 2 '/,. ständiger Fahrt sanft auf den Erdboden auf­stieß. Rasch befreite Behrends sich von dem Tau, worauf der Ballon wieder das Weite suchte, wobei der Anker dem Luftjchiffer eia Stück Fleisch aus dem rechten Oberarm ließ, Die Landung war 2 Stunden hinter Oldesloe auf einer Weide des Ortes Bebendorf erfolgt,

St. Avold, 12 . Juni. Alles schon da­gewesen! Daß Pferde vor Hunger poetisch geworden sind, ist gewiß noch nicht dageweseu. Der hiesige Roßschlächter fand, wie dieFord. Ztg." meldet, kürzlich morgens einen magerm Schimmel an seiner Thüre stehen, der eineu Zettel folgenden Inhalts an seinem Halse hatte:

Hunger Hab' ich, und nicht wenig,

Hab' nicht mal ein Hälmchen Stroh,

Schaffen muß ich, und mein Herr, der quält mich, Drum nahm ich meine letzte Kraft zusammen und entfloh, Bei mir war stets nur Mangel und Not,

Drum, mein lieber Schlachter, ich bitt' dich, stich mich tot.

Da das Pferd zu den Vierfüßlern gehört, so braucht man sich nicht darüber zu wundern, daß diese Pferdeverse auch hier und da ein Paar Füße mehr haben, als Menschenverse.

(Warnung vor dem Genuß frischen, warmen Kuchens.) Wie gefährlich es ist, frischen, warmen Kuchen zu essen, zeigt wiederum folgender Vor­fall: Die Frau eines Assistenten in Güterglück (Prov. Sachsen) genoß frischen Kuchen und wurde so krank, daß sie trotz ärztlicher Hilfe nach 24 Stunden verstarb.

(Aus dem Examen.) Professor:Herr Kandidat, sagen Sie mir, welches ist das Haupt­produkt Javas? (Kandidat schweigt.) Nun, was haben Sie denn heute Morgen getrunken?" Kandidat:Eine Maß Bier!" (Um­schrieben.)Herr Redakteur, Sie sollen mich ja in Ihrer Zeitung einen Schwindler gcschimfpt haben?!"Nein, mein Herr! Wir bringen nur Neuigkeiten!" (Fl. Bl.)

(Bittere Enttäuschung.) Ein Rechtsanwalt hat seinen des Diebstahls bezichtigten Klienten so warm und eindringlich verteidigt, daß das Auditorium ganz ergriffen ist und der Ange­klagte selbst sich mit einem eleganten Foulard die Augen wischt. Da blickt der Anwalt zufällig in seiner Rede auf ihn und ruft verblüfft: Wie! Der Kerl hat ja mein Schnupftuch!"

(Sonderbarer Fortschritt) A.: «Wie steht es denn mit Ihrer Bewerbung um das reiche Frl. Neumann? Ist sie Ihnen gewogen?" -7 B.:Sehr sogar, ihr Hund wedelt jedesmal mit dem Schwanz, wenn er mich sieht!"

(Sie kennt das.) Fräulein (vom Hause, singend): Nach Frankreich zogen zwei Grenadier Dienstmädchen:Ach, Fräulein , von die

Jrenadiere singen Sie? na, von die weist >ch ooch 'n Lied zu singen!" _^

Redaktion, Druck und Verlag von Thrn. Meeh in Neuenbürg.