281

Wildbad, 2. Mai. Der glückliche Schütze, welcher sich die Ehrengabe Seiner Majestät Königs errungen bat, ist Regiments- Büchsenmacher (7. Reg.) C. Mohr von Stutt- aart welcher am Montag mit Oberjchützen- meist'er Föhr und vier weiteren Schützenbrüdern von Stuttgart eintraf und erst am Dienstag nachmittag den glücklichen Schutz that. Hr. Mohr errang seiner Zeit auch beim Jubiläums­schießen in Stuttgart den von Seiner Majestät dem verewigten König Karl gestifteten Pokal und besitzt außerdem noch mehrere kleinere Ehren­gaben und Preise.

Neuenbürg, 3. Mai. Der längst ge­wünschte Regen hat sich, wenn auch in leichtem Grade, heute vormittag eingestellt. Temperatur nach Reaumur 10 Grad. Nach allen Anzeichen wird er nicht von langer Dauer sein.

ßtz Pforzheim, 1. Mai. (Offizieller Vichmarktbericht.) Zum heutigen Monatsvieh­markt waren zugetrieben 131 Pferde und 4 Fohlen, verkauft hievon 26 Pferde, Durschnitts- prcis 4l0 Schlachtpferde wurden zu 60 bis 70 ^ verkauft.. Für einige bessere Pferde wurden 700800 ^ bezahlt. Ferner wurden zugetrieben 53 Ochsen, hiervon verkauft 14 St. bei 35-16 per Ztr. lebend Gewicht, 120 Kühe, verkauft 29 St., Durchschnittspreis 195 ^ per Stück, 12 Kalbinnen, hiervon 4 Stück verkauft Durchschnittspreis 180-16. 99 St. Jungvieh, verkauft 30 Stück, Durchschnittspreis 115-16. 28 Kälber, verkauft 22 St., Durchschnittspreis 35 -16 Die Kauflust und Handel waren flau. Der Grund hiefür ist wohl hauptsächlich in der anhaltenden Dürre und dem damit zusammen­hängenden Futtermangel zu suchen.

Jahresbericht

des landrv. Mezirksvereins Hleuenöürg für das Jahr 1892.

I.

Das hohe Interesse, das gerade in gegen­wärtiger Zeit von allen Ständen der Landwirt- W zugewendet wird, veranlaßt uns, eine kurze Darstellung des in der Plenar-Versammlung des Vereins am 30. März 1893 in Salmbach er­statteten Rechenschafts-Berichts für das Jahr 1882 zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.

Einleitend ist zu bemerken, daß die Zahl der Mitglieder im Jahr 1892 520 betrug. Als Organe des Vereins sind bestellt der Vorstand, Ausschuß, Kassier und Sekretär. Bereins-Unter- Abteilungen für bestimmte Zwecke bilden die Viehzucht-Genossenschaft und der Bienenzucht- Verein. Im Jahr 1892 haben zwei Plenar- Versammlungen und 5 Ausschuß-Sitzungen statt­gefunden, in denen gemeinnützige Vorträge über dm Stand und die Entwicklung der Viehzucht­genossenschaft, über die bei den Farrenhaltungen besonders hervortretenden Mängel, sowie über Spalier-Obst-Anpflanzungen und über die Aus­wahl geeigneter Obstsorten für den Bezirk ge­halten wurden.

Die Wirk>amkeit des Vereins erstreckte sich auf das Fortbildungswesen: Im Winter Wl/92 bestanden im Bezirk 10 obligatorische Winterabcndschulen, in welchen mit Berücksichtig­ung der Landwirtschaft 234 Schülern Unterricht erteilt wurden. Den betreffenden Lehrern wur­den Prämien aus Staatsmitteln zugeteilt. Orls- chebllwtheken bestanden im Jahr 1892 in 7 Gemeinden, zu denen im Laufe des Jahres 2 weitere Gemeinden getreten find. Die Er­richtung neuer Ortslesebibliotheken findet seitens der Amtskorporation eine dankenswerte finanzielle Unterstützung. Der Verein selbst ist im Besitz ^ichhaltigen Bibliothek, welche jedoch nur Mach benützt wird. Die Inanspruchnahme erleiden durch die Ortslesebibliotheken war gleich ", ,-O^vohb gerade die letzteren manche Lücke gst der Vereinsbibliothek ausfüllen könnten. ^ Hufbeschlagschüler, welche die Prüfung Nrk, strich des Hufbeschlaggewerbes mit

ikv haben, wurden Beiträge zu

'hrem Kosten-Aufwand verwilligt.

Genvjsenschäftswesen: Die im Juli rvv unter dem Beitritt von 177 Mitgliedern ^^öuchtgeuossenschaft hät sich im 8 1692 zwar un Mitgliederstand, nicht aber

auch im Viehbestand erweitert. Auf 1. Juni 1892 betrug die Zahl der Mitglieder 190, die Zahl der in das Handbuch eingetragenen Tiere 139 Kühe und Kalbinnen und 6 St. Farren, von welch letzteren bei der staatlichen Rindvieh­schau 3 St. prämiirt worden sind. Dieser Stand muß zwar im Allgemeinen als günstig bezeichnet weroen, aber es ist die geringe Stabilität in dem Besitzstand der Tiere zu beklagen. So sind von den bei der Gründung der Genossenschaft aufgenommenen 138 Kühen und Kalbinnen nicht weniger als 58 Stück durch Verkauf, Not­schlachtung, Entartung des Körperbaues u. s. w. abgegangen und an deren Stelle 59 Stück zu­gegangen. Noch auffallender war der Wechsel bei den Farren, bei welchen von 25 Stück so­gar 20 Stück abgegangen sind. Der Verein ist übrigens bestrebt, durch Einfuhr von Zuchtvieh der reinen Simmenthaler Rasse einen tüchtigen Stamm zu schaffen. Als ein großes Entgegen­kommen ist auch hervorzuheben, daß die Amts­korporation die Kosten der Schau der Tiere übernommen hat, welch letztere gelegentlich der Farrenschau durch die Farrenschaubehörde erfolgt.

Darlehenskassenvereine bestehen zur Zeit in den Gemeinden Engelsbrand, Feldrennach, Neu> satz, Ottenhausen und Salmbach, welche sämtliche nach dem SystemRaiffeisen" in neuerer Zeit gegründet wurden. Der Umsatz beträgt im Jahr 1892 in Engelsbrand bei 57 Mitglieder 46 228 Neusatz bei 58 Mitglieder 16378 -16. Salmbach bei 36 Mitglieder 56 140 -16 Die Kasse in Feldrennach zählt 48. diejenige in Ottenhausen 107 Mitglieder. Das Maximum des einem Mitglied zu gewährenden Kredits differiert zwischen 500 und 2000 o16 Die zur Kreditgewährung notwendigen Gelder erlangen die Vereine teils durch Spareinlagen und An­lehen von Privaten, teils durch Inanspruchnahme des Kredits bei der K. Hofbank in Stuttgart, welch letztere dem Verband der landw. Kredit­genossenschaften Württembergs als Geldausgleich­stelle dient. Die Rückzahlung der Darlehen ist den Schuldnern außerordentlich erleichtert; ein­zelne Vereine gingen sogar so weit, die Rück­zahlung in wöchentlichen Raten zu gestatten. Die bisherigen Erfahrungen der Vereine werden als gute geschildert. Insbesondere ist hervorzu- heben. daß das Borgsystem mit all seinen an­hängenden Schäden zurückgedrängt und damit den gewerbsmäßigen und gewissenlosen Aus­beutern der Notlage der Landwirte, vornehmlich im Viehhandel, der Boden wieder mehr entzogen wird. Wenn der Landwirt nicht mehr auf borgende Händler angewiesen ist. fällt in erster Linie die in Handel und Wandel im höchsten Grade schädliche Abhängigkeit weg, er erlangt die unentbehrliche Selbstständigkeit und Be­wegungsfreiheit wieder, er wird bei Einkäufen gegen Barzahlung wesentlich günstigere Einkaufs­bedingungen erlangen und damit überhaupt billiger einkaufen. Ebenso werden den Land­wirten in Beziehung auf Vermittlung des Be­zugs von Dungstoffen, Kraftfuttermitteln, Sämereien, Geräten, Maschinen u.s.w. wesent­liche Erleichterungen durch die Darlehenskassen- Vereine zu teil. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint eine größere Verbreitung der Dar­lehenskassen außerordentlich wünschenswert, da das Kredilbedürfnis bei unseren durchweg klein­bäuerlichen Verhältnissen überall ein gleich großes ist. Allerdings darf man sich anderer­seits auch der Ansicht nicht verschließen, daß eine zu leichte Kreditgewährung eben auch wieder nachteilige Erscheinungen im Gefolge hat, denn nicht jeder Kreditdedürftige ist ein guter Haus­halter, der den Kredit nur insoweit in Anspruch nimmt als unumgänglich notwendig ist und dann auch für die Rückgabe des geliehenen Gutes Sorge trägt. Die Fälle werden daher nicht selten sein, daß eine zu leichte Kreditgewährung eine noch größere Verschuldung des Einzelnen im Gefolge hat, als dies vorher der Fall war. Dieser letztere Umstand darf natürlich nicht da­von abhalten, das Genossenschaftswesen immer mehr auszudehnen und es wird sogar als ein erstrebenswertes Ziel erachtet, wenn durch eine Reform der Grundsätze für das Ausleihen der Aktivkapitalien durch die Oberamtssparkassen die Möglichkeit geschaffen würde, daß die Sparkassen

, ihre Spargelder an kapitalbedürftige kleine Leute nicht blos gegen unterpfändliche Sicherheit, son­dern auch gegen Bürgschaften ausleihen könnten. Die wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung der Sparkassen würde hiedurch wessentlich erhöht und es würde naturgemäß ihrem Zweck ent­sprechen, wenn sie nicht blos die Spargelder des Bezirks aufnehmeu, sondern auch das Kre­ditbedürfnis des Bezirks befriedigen würden. In den Sparkassen fließen große. Summen zu­sammen, welche teilweise der Volkswirtschaft ganz entzogen werden, denn es ist den Sparkassen nicht immer möglich, die Gelder gegen unter­pfändliche Sicherheit bei kapitalbedürftigen Leuten unterzubringen und es werden dann die Gelder entweder in Wertpapieren festgelegt oder bei Banken untergebracht.

In Beziehung auf die Rückzahlung von Anlehen lägen die Verhältnisse bei den Spar­kassen günstiger, als bei jedem anderen Kredit- Institut. Von den Sparkaffen werden jetzt schon Beträge von 1 »16 angenommen und ver­zinst und es könnte hienach ein Kapitalschuldner durch kleine Spareinlagen nach und nach eine Summe ansammeln, mit der er seine Kapital­schuld tilgen könnte.

(Fortsetzung folgt.)

Deutsches Weich.

Berlin, 1. Mai. DerReichsanzeiger­schreibt :Der Kaiser beabsichtigt, seine Heim­reise abzukürzen und schon am 4. Mai vor­mittags in Berlin, bezw. im Neuen Palais wieder einzutreffen."

Berlin, 1. Mai. DieNordd. Allg. Ztg." bemerkt zu der Meldung über die Ab­kürz ung des Kaiserbesuch s in Karlsru he: Wenn der Kaiser sein Zusammensein mit seinen Verwandten früher abbrechen will, als ursprüng­lich beabsichtigt war, so beweist dies, welchen Wert der Monarch darauf legt, an der Spitze der Regierung zu weilen während der Zeit, in welcher die Entscheidung darüber fallen muß, ob der Reichstag die Militärvorlage in einer der Ehre und der Sicherheit des Vaterlandes entsprechenden Form annehmen wird."

Zur Stunde sind Kaiser Wilhem und Kaiserin Augusta Viktoria von ihrer italienischen Reise wieder auf deutschem Boden eingetroffen. Freudig entbietet das deutsche Volk den Majestäten zu deren Wieder­ankunft in der Heimat seinen Willkommengruß, denn der jüngste Besuch des erlauchten Herrscher- Paares jenseits der Alpen hat erneut das innige familiäre Verhältnis zwischen dem deutschen Kaiserhause und der italienischen Königsfamilie hervortreten lassen, er hat aber zugleich auch die Festigkeit des deutsch-italienischen Bündnis- und Freundschaftsverhältnisses auf's Neue in klarster Form gezeigt. Der fast vierzehntägige Aufenthalt auf italienischer Erde ist ohne den mindesten störenden Zwischenfall in harmonischer Weise verlaufen. Er wies eine Fülle überaus farbenprächtiger, glänzender Bilder auf, welche in den Majestäten die Erinnerung an ihre jüngste Jtalienfahrt gewiß noch lange wach er­halten wird, namentlich im Hinblick auf die ge­radezu beispiellosen Ovationen, welche hierbei dem Kaiser und der Kaiserin von der italienischen Bevölkerung immer und immer wieder darge­bracht worden sind.

ZZ Karlsruhe, 2. Mai. Trotzdem auf Allerhöchsten Wunsch kein offizieller Empfang stattfand, hatte sichjdoch frühzeitig in- u. außerhalb des Bahnhofs ein sehr zahlreiches Publikum eingefunden und vom Bahnhof bis zum Schlosse füllten dichte Volksmengen die Straßen, so daß das Passieren derselben kein Leichtes war. Am Eingang des Wartesalons prangte eine Inschrift: Willkommen in der deutschen Heimat." Punkt '/»7 Uhr fuhr der kaiserliche Zug in die Halle. Zum Empfang waren erschienen des großherzogl. Paar, die Prinzen Wilhelm und Karl mit Ge­mahlinnen, mehrere höhere Offiziere, worunter der Kommandeur des 14. Armeekorps, sowie der preußische Gesandte Herr. v. Eisendecher. Als der Kaiser, der in seiner schmucken Husaren­uniform sehr frisch und gesund aussah, dem Wagen entstieg, wurde er mit brausenden Hoch­rufen empfangen. Vom Bahnhof fuhren die