!
i
b-ra (Antisemit). Es wurde beschlossen, eine eiaene Handwerkerpartei zu gründen, die auf den samten städtischen Mittelstand auszudehnen ser. ^ Witten. 22. April. Auf der rechtsrheinischen Strecke bei Langendreer sind zwei Personenzüge zusammengestoben. Eine Frau und zwei Kinder wurden getötet. Der sachliche Schaden ist bedeutend. ^ ^ ^
Bei den Wahlen zum Burgerausschuß durch hie dritte Wählerklasse in Karlsruhe errangen die vereinigten nichtsoz'aldemokratischen Parteien mit 2600 Stimmen einen glänzenden Sieg gegen die Sozialisten, welche trotz heftigster Agitation nur 1600 Stimmen erhielten. Die antisemitische Liste erzielte nur etwa 100 Stimmen.
Karlsruhe. 20. April. Am hiesigen Scheffeldenkmal ist ein brutaler Vandalismus verübt worden, welcher jeden Verehrer Scheffels, sowie jeden Kunstfreund mit Abscheu erfüllen muß. Die beiden Kettchen an der Zugbrücke des linksseitigen Reliefs sind gewaltsam abgerissen. während an der Leyer, welche die Kinderfigur der vorderen Hauptgruppe in der Hand Ml. sämtliche Saiten verbogen und eine davon ebenfalls abgerissen ist.
In Ei sin gen bei Pforzheim ist am Sonntag nachm, ein Waldbrand ausgebrochen, wodurch 2 Morgen Waldung niedergelegt wurden.
Aus dem Kreise Altkirch. 15. April. Wie vorsichtig man bei Einkäufen mit Hausierern sein soll, lehrt ein kürzlich hier vorgekommener Fall. Ein biederer Landmann unseres von Hausieren besonders heimgesuchten Kreises hatte für geringes Geld Stoff zu einer Hose gekauft, konnte sich seines Erwerbs aber nicht lange sreuen, denn ein Sachkenner erklärt den Stoff nicht einmal des Mächens wert. Die Hausierer, welche solche Waren in hiesiger Gegend seilbieten, erscheinen gewöhnlich nur einmal, um dann auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, weshalb vor diesen Elementen nicht genug gewarnt werden kann. Als weitere Illustration diene nachstehender Auszug aus einem Zirkular, das ini Laufe dieser Woche den Bewohnern der einzelnen Ortschaften durch die Post zugesandt wurde: „Geschäftsaufgabe, Karl Tasch, Baviöre- gasse in Lüttich, Belgien. Stoff zu einen hübschen Kleide 15 vlL, einen Peignoir gratis. Alle Personen, welche ein Kostüm zu 25. 35, 15 kaufen, erhalten ein vollständiges Herrenkleid. Alle Käufer über 100 haben das Recht auf eine Prämie." Gleich nach dem Eintreffen der Zirkulare trafen denn auch die Abgesandten des obengenannten Hauses ein, hatten jedoch wenig Glück, Absatz ihrer Waren zu finden, da das Zirkular doch bei manchen Bedenken hervorgerufen hatte.
Württemberg.
Marlenwahl, 22. April. Se. Majestät der König fuhr gestern abend mit Sr. D. dem Fürsten von Bentheim in Begleitung des dienstthuenden Flügelatgutanten nach Wild- bad zur Auerhahnjagd. Bei der Ankunft daselbst wurde Seine Majestät von dem am Bahnhof ausgestellten Kriegervereine empfangen. Im Kgl. Bad Hotel war sodann Souper, zu dem der Oberjägermeister Frhr. v. Plato, Forstrat Graf v. Uxkull von Neuenbürg, Graf v. Dillcn-Spiering. die Oberförster Bosch von Wild bad und Eisend ach von Enz- klösterle, sowie Stadschultheiß Bätzner Einladungen erhalten hatten. — Nachts zwei Uhr brach Se. Maj. der König mit seinem Gefolge zur Jagd auf. Es waren zu diesem Zweck ewige Tage zuvor mehrere Gebirgspferde nach Wildbad befördert worden. Der König hatte insofern großes Jagdglück, als er einen stattlichen Auerhahn, die Heuer sich äußerst selten zeigen, Heute Morgen 8 Uhr 26 Minuten fuhr der König mit Gefolge mittelst Extrazugs wieder hierher zurück.
Ueder die Ergebnisse des Heeresergänzungsgeschäfts im Bezirk des 13 . (K. w.) Armeekorps für das Jahr 1892 werden dem Tt.A. folgende Notizen mitgeteilt: Die Zahl der »sUltarpflichtjgen betrug, abzüglich von anderwärts gestellungspflichtig gewordenen rc. 24256 l,„k""^b2647 Mann. Hievon wurden ausge- hoben 7598 Mann, freiwillig eingetreten sind 286,
'Lrsatzreserve wurden überwiesen 3792, dem
Landsturm ersten Aufgebots 3743, zurückgestellt sind worden 14199; wegen moralischer Unbrauchbarkeit wurden vom Dienst im Heere und in der Marine ausgeschlossen 42; wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienst mit der Waffe als auch zum Dienst ohne Waffe dauernd untauglich wurden befunden uno auS- gemustert 1752 Mann, überzählig geblieben sind 1235 Mann. Von den 7598 Äusgebobenen wurden 7446 zum Dienst mit der Waffe und 152 zum Dienst ohne Waffe bestimmt; davon gehören 5081 zu den 20jährigen. 1022 zu den 22jährigen und 23 zu den älteren Militärpflichtigen.
Stuttgart, 21. April. Der Metzger und Wirt Chr. Fr. Schweitzer und Mechaniker Karl Wilh. Oppenländer von Waiblingen waren angeklagt, als Vorstände des Bolksvereins daselbst an Nichtmilglieder desselben Lose der Weihnachtslotterie des Vereins ohne oberamtliche Genehmigung abgesetzt zu haben. Da die Verhandlung jedoch ergab, daß sie solche Lose nur verschenkt hatten, unterließ der Staatsanwalt die Stellung eines Strafantrags und die Strafkammer sprach beide unter Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse frei.
Ausland.
Bern, 22. April. Zum Empfange des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Auguste Viktoria in Luzern werden eine Kompagnie Infanterie. eine Kompagnie Sappeure und eine Schwadron Kavallerie ausgeboten werden.
Rom. 22. April. Heute nach 5 Uhr fand vor dem Schloß eine stundenlang dauernde, großartige erhebende Volkskundgebung für das Königspaar statt, das lange auf dem Balkon stand und tiefbewegt dankte.
Mailand. 22. April. Aus allen Teilen Italiens liegen Klagen über die bereits wochenlang andauernde große Trockenheit vor, die begonnen hat die Ernte-Aussichten äußerst un- ^ günstig zu beeinflussen; der bisher angerichtele Schaden ist bedeutend.
In Billa Pianora bei Florenz hat am Donnerstag vormittag die feierliche Vermählung des Fürsten Ferdinand von Bulgarien mit der Prinzessin Luise von Parma stattgefunden. Dem Trauungsakte wohnten die beiderseitigen Familienmitglieder und die bulgarischen Würdenträger bei, welche den Fürsten auf seiner Reise begleitet hatten. An die Unterzeichnung der Ehepakten schloß sich größere Frühstückstafel an; bei derselben brachte Ministerpräsident Stambuloff einen Trinkspruch auf den Herzog von Parma aus, in welchem Stambuloff versicherte, Bulgarien werde seine Fürstin ehren und eifersüchtig behüten.
In der politischen Tages - Diskussion in Oe st erreich spielt der Wahlsieg der Antisemiten bei den Gemeindewahlen im ersten Wahlkörper der Stadt Wien noch immer eine hervorragende Rolle. Durch die Eroberung von fünf neuen Mandaten ist die Anzahl der antisemitischen Gemeindevertreter der österreichischen Hauptstadt auf 46 gestiegen, denen 92 liberale Gemeinderäte gegenüberstehen; mithin bildeten die Antisemiten genau ein Drittel des Wiener Stadt- verordneten-Kollegiums. Die Bedeutung dieser Thatsache dürfte sich bald zeigen. Denn im Besitze eines Dritttcilcs aller Stimmen in genannter Körperschaft sind die Antisemiten im Stande, fast jede wichtigere Angelegenheit zu verhindern, namentlich Beschlüsse vermögensrechtlicher Natur, da hierbei eine Zwei-Drittel-Mehrheit vorgeschrieben ist.
Frankreich. Auf der Ebene von Gra- velle war heute die Frühjahrstruppenschau der Pariser Besatzung vor General Saussier. Die Reiterei mußte ihren Sturmangriff wiederholen. weil er schlecht ausgefallen war. Tausende von Zuschauern wohnten dem glänzenden Schau, spiele bei. Bei Versailles auf der Ebene von Satory war gleichzeitig eine Truppenschau, welche General Ladvocat abnahm.
Charleroi, 22. April. Bei Haine- Staint-Pierre entgleiste ein Personenzug. 30 Fahrgäste wurden verwundet.
Bernissart (Hennegau), 22. April. 1000 Ausständische plünderten heute vormittag zahl
reiche Magazine und verwundeten die herbeige« eilten Polizisten durch Steinwürfe. Es wurden 10 Verhaftungen vorgenommen.
Antwerpen, 22. April. Nachdem die äußerst aufregenden Vorgänge in unserer Stadt ein Ende genommen haben, beginnt man hier» selbst sich wiederum rührig mit der Weltausstellung für das Jahr 1894 zu beschäftigen. Das Exekutivkomitee hat soeben über die letztere ein Zirkular veröffentlicht, welches verschiedene Mitteilungen enthält, die ein allgemeines Interesse für sich in Anspruch nehmen dürften. So wird z. B. dort offiziell mitgeteilt, daß die Ausstellung am 5. Mai 1894 eröffnet werden und im Ganzen 6 Monate dauern wird. Sehr angenehm hat allgemein die in dem Zirkular enthaltene Eröffnung berührt, daß in den Mietpreisen für die Plätze alle Kosten für die Ausschmückung und Instandhaltung der Ausstellungsräumlichkeiten enthalten sein sollen. Diejenigen Aussteller, welche sich an dem famosen Brüsseler Kranä 6oncour3 des Jahres 1888 beteiligt haben, wissen von den gerade in dieser Beziehung, d. h. hinsichtlich der Ausschmückungsund underen Nachtragskosten gemachten Erfahrungen bekanntlich ein böses Lied zu singen. Mit der Ausstellung wird eine bereits von der Regierung genehmigte Lotterie verbunden sein, rn der voraussichtlich Ausstellungsgegenstände zur Verlosung gelangen. Am Schluffe des Zirkulars wendet sich das Ausstellungs-Komitee an alle Nationen der Welt, die es in warmen Worten zu einer recht reichhaltigen Ausstellung ihrer Produkte einladet, und den bis dahin eingetroffenen Anmeldungen nach zu urteilen, ist es mehr wie wahrscheinlich, daß dieser Einladung auch in umfangreicher Weise entsprochen wird.
Antwerpen, 12. April. Die fortwährende Zunahme des Geneverkonsums unter allen Teilen der Bevölkerung macht der Regierung und allen, welchen das Wohl des Volkes am Herzen liegt, nicht geringe Sorge. Um dem Uebel zu steuern, dekretierte man am 19. August 1889 ein Gesetz, wonach der Ausschank von Spirituosen mit einer einmaligen Steuer von 60—200 Frcs. belegt wurde, aber der Hiemil beabsichtigte Zweck wurde keineswegs erreicht. Die Zahl der Schnapsschenken ging zwar in Folge jenes Gesetzes einigermaßen zurück, dagegen nahm der Konsum von Spirituosen recht erheblich zu. Derselbe stieg nämlich von 521863 Hektoliter im Jahre 1888 auf 563917 im Jahre 1890 und auf 593 560 Hektoliter im Jahre 1891, was einem Jahreskonsum von beinahe 10 Liter auf den Kopf der Bevölkerung gleich käme. Jetzt hat nun die Regierung zwei hohe Staatsbeamte nach Bern entsandt, welche an Ort und Stelle die Verhältnisse in Bezug auf den Branntwcinaus- schank, wie sie in der Schweiz bestehen, studieren sollen, und wahrscheinlich wird nach deren Rückkehr die erstere sofort die nötigen Schritte thuo, um die betreffenden schweizerischen Institutionen auch hier zu Lande einzusühren.
Aus Griechenland, 21. April. Nach ausführlichen Berichten aus Zante erfolgten am 17. drei Erdstöße, die die ganze Insel eine Minute lang in zitternde Bewegung versetzten. Die Wirkung war grauenhaft. Die Stadt Zante war im Augenblick in einen Trümmerhaufen verwandelt, aus dem dichte Staubwolken aufstiegen. Kaum zehn Häuser sind unbeschädigt. In den Straßen befinden sich etwa dreißig gähnende Oeffnungen. darunter eine von dreißig Metern. Alle Kirchtürme sind eingestürzt. Die Zahl der Toten in der Stadt wird auf 41. die der Verwundeten auf 300 angegeben. Fünfzehn Dörfer auf der Südostseite sind gänzlich zerstört
Aus der Schweiz, 19. April. Die Oberpostdirektion in Bern teilt mit, daß der Julierpaß seit dem 14. d. M. für das Rad offen ist. — Von der Schneemenge dieses Winters kann man sich aus folgender Mitteilung deS „Toggenburger Anzeigers" einen Begriff machen: Zu Wildhaus, welches jetzt größtenteils vom Schnee befreit ist, liegt der Schnee immerhin noch 3 Meter tief. Mancherorts reichte er den Winter hindurch bis zur Mitte der Stubenfenster im ersten Stock und weit über die Küchenfenster hinauf. Wie in der Tiefe eines Bergwerkes