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braucht. Anders liegt die Sache nach ihrer politischen Seite und vielleicht mögen die deut­schen Zugeständnisse von der Absicht beeinflußt sein, dem Weltfrieden einen Dienst zu leisten.

Zum Osterfest.

Der Name des zu den höchsten christlichen Festen gehörenden Osterfestes ist bekanntlich heidnischen Ursprungs; denn Ostara, die Göttin der aus dem Osten aufsteigenden Morgenröte, wurde von unfern heidnischen Urahnen ungefähr zu derselben Zeit, in welche jetzt das christliche Osterfest fällt, nämlich zwischen dem 22. März und 25. April, als die Bringerin des Frühlings gefeiert.

Die ersten Verkündiger des Christentums in Deutschland handelten nicht unklug, als sie die christlichen Feste wenigstens dem Namen nach an die altheidnischen Feste anknüpften und einige nebensächliche altheidnische Gebräuche, wie das Osterfeuer auf den Bergen, fortbestehen ließen. Auch das christliche Osterfest ist ja ein Fest des Lichtes, eine Feier des Sieges, den das vom Himmel zur Erde gekommene Licht der Erlösung über die Finsternis des Heidentums und über die Nacht des Todes errungen hat. Die Auf­erstehung des menschgewordenen Gottessohnes war die Krönung und Vollendung seines Er­lösungswerkes. Eben durch seine Auferstehung erwies sich der Heiland gegenüber Ungläubigen und Zweiflern als Ueberwinder des Todes und demgemäß als Gottessohn. Eben dadurch mußte er als Urquell der Wahrheit anerkannt werden und gleichzeitig hat er der ganzen Mehrheit die Gewähr für ihre dereinstige Auferstehung ge­geben, dem zeitlichen Tode die Schrecken geraubt und all denen, die an ihn glauben, die Wege gezeigt, auf welchem Sie dem ewigen Tode ent­rinnen können.

Während aber die Christen die Gewißheit ihres feelischen Heiles besitzen, ringen die Men­schen und ganze Völker fortgesetzt auch um ihr irdisches Heil und streben nach dem Glück ihrer Person, ihrer ganzen Berufsklasse und nach der Auferstehung der Nationen zum ewigen Völker­frühling. Dieses Bestreben entspringt einem in jeder Menschenbrust wohnenden Bedürfnis, und wenn es nur dem Ziele näher zu führen scheint, so preist sich die Gesellschaft und die Nation glücklich, wenigstens einen Teil ihres Zieles er­reicht zu haben. Dieser selbst bleibt indes als Ganzes stets unerreichbar, weil eben die Menschen niemals etwas vollkommnes zu schaffen ver­mögen, und wenn sie je einmal bezüglich irgend eines Zieles einig sind, was so selten vorkommt, so sind sie es niemals bezüglich der Mittel. Niemand, kein Staatsoberhaupt und kein Volk will den Krieg um des Krieges willen. Aber während Deutschland und seine Verbündeten endgiltig darauf verzichtet haben, sich auf Kosten ihrer Nachbarn auszudehnen, glaubt man in Frankreich nicht leben zu können, bevor nicht das deutsche Reich bezwungen und Frankreichs Rache gekühlt, ist. In Rußland will der Zar und noch mehr das Volk den Frieden, aber vorher sollte Oesterreich zerschmettert und die ganze Balkan­halbinsel im Besitze Rußlands sein. Unter solchen Umständen bleibt der Völkersrühling eines ewigen Friedens für die europäischen Nationen noch lange ein frommer Wunsch.

Jeder billig denkende Mensch sehnt sich nach einem Gesellschaftszustand, in welchem es keine Armen und Unzufriedenen mehr giebt. Aber auch diese Sehnsucht wird niemals ganz be­friedigt, die soziale Frage, solange es Menschen giebt, ungelöst bleiben. Nach körperlichen und geistigen Fähigkeiten, wie nach sittlicher Willens­kraft, sind die Menschen von jeher unter sich ungleich gewesen und werden dies bleiben. Schon aus diesem Grunde ist deshalb die Herbeiführung eines Zustandes völlig gleicher Rechte, gleicher Pflichten und gleicher Wohlfahrt Aller absolut unmöglich. Und wenn er von cik»er sozialen Revolution mit Gewalt herbeigeführt würde, würde seine Zersetzung in den bisherigen Zustand schon nach wenigen Tagen wieder beginnen.

Politische und soziale Ostern müssen dem­gemäß für die ringende Menscheit ein unerreich­bares Ideal bleiben. Aber daraus folgt nicht,

daß wir die Dinge gehen lassen jsollen wie sie gehen, und daß es unnütz wäre, nach dem Besseren zu streben, weil wir das Beste und Höchste nicht erlangen können. Wenn das deutsche Volk sich wie bisher bemüht, nach außen mit den besten Kräften den Frieden zu wahren und ihn so wenigstens von einem Jahre zum andern zu verlängern, wenn unsere Regenten und Gesetzgeber darauf bedacht bleiben, die Drangsale der Armut zu lindern und jedem Menschen mit gutem Willen wenigstens eine aus­kömmliche Existenz zu sichern, dann haben wir das Menschenmögliche erfüllt und können am Oster­morgen nicht blos als Christen, sondern auch als Deutsche aus befreiter Brust ein herzliches Alleluja singen.

Württemberg.

Stuttgart, 29. März. NachdemBe­obachter" ist ein jüngst in Rouen als Spion verhafteter angeblicher württembergischer Reserve- Offizier der Sohn des hiesigen Leihstallbesitzers Kurtz. Herr Kurtz war früher Roßarzt im württemdergischen Armeekorps und ist jetzt zur Reserve beurlaubt. Auf Anraten seines Vaters bereiste er, um weitere Studien zu machen, Eng­land und die Normandie. In Rouen wurde er am 18. März, der Spionage verdächtig, ver­haftet und erst nach acht Tagen wieder entlassen. Dasselbe Blatt teilt mit, daß jüngst in einem hiesigen Cafe ein Franzoie die deutscheJllustr. Zeitung" mit den Bildnissen des Kaisers Wil­helm I. und Moltkes in absichtlicher und heraus­fordernder Weise beschmutzt habe, worauf er von einem Anwesenden ersucht wurde, das Cafe zu verlassen. Das demokratische Blatt bemerkt da­zu:Wenn der hiesige französische Consul diese Parallele seinen Landsleuten bekannt geben wollte, so würde es nichts schaden."

Stuttgart, 30. März. Die Abreise des hier mit so großem Beifall aufgetretenen Zirkus Busch ist in vergangener Nacht um 2 Uhr mittels Extrazugs nach Wien glatt von statten gegangen. Nach der vorletzten Vorstellung hatte Direktor Busch das Unglück, eines seiner besten Schulpferde, das einen Wert von über 10 000 Mark repräsentiert, durch einen plötzlichen Herz­oder Lungenschlag zu verlieren.

DerGes." von Nagold enthält folgende landwirtsch. Notiz: Die vom landw. Bezirks­verein Nagold im Simmenthal aufgekauften Zuchttiere wurden sämtlich verkauft. Es wurden 104 Mk. über den Ankaufspreis erzielt. Damit die Einführung dieser Tiere in den Bezirk den gewünschten Nutzen bringe, so ist wohl auch hier die alte Regel der beste Wegweiser: man muß die Tiere so füttern, daß sie stets wachsen und zunehmen, ohne daß sie fett werden. Die beste Fütterung bei Farren ist die: täglich 45 Pfd. Haber und 15 Pfd. Heu, aber kein Stroh.

ZZ Calw. Am letzten Palmsonntag, als eine aus etwa 20 Köpfen bestehende Zigeuner­bande das Personal und die Gäste im Gasthaus zum Schiff hier durch Betteln und Gaukeleien belästigte, schickte der Wirt zum Stationskom- mandanten. worauf die Bande im schärfsten Galopp in der Richtung nach Althengstett abzog; unterwegs wendete sie sich aber nach Hirsau. Beim dortigen Bahnübergang öffnete sie ge­waltsamer Weise die Barriere, den Bahnwärter zur Seite werfend, um so schnellstens dem sie verfolgenden Landjäger zu entkommen, welcher jedoch den größten Teil der Bande zwischen Hirsau und Liebenzell einholte. Vier Zigeuner wurden verhaftet. Die Bande war reichlich mit Geld und Schmuck versehen. Für die ebenfalls verhaftete Zigeunermutter bot einer der Zigeuner die Summe von 40 als Lösegeld an.

Ausland.

Kopenhagen, 29. März. Eine Abord­nung des dänischen Friedensvereins überreichte dem König eine Huldigungsschrift mit mehr als 200000 Unterschriften, darunter von 94000 Reichstagswählern. Der Wortführer wies da­rauf hin. daß der König sich 1863 gegen den Krieg und 1870 gegen die Teilnahme Däne­marks am deutsch-französischen Kriege ausge­sprochen. Er bat den König, zur Erleichterung

der Militärlasten mitzuwirken. Der König I widerte: er teile den Wunsch, daß die?'I verschwinden und die Streitigkeiten durch ZG?/ I gerichte entschieden werden möchten; die EM s ung begegne aber großen Schwierigkeiten U wäre deshalb fruchtlos, wenn er zur Fördere der Angelegenheit zuerst vorgehe. Wenn !jl jedoch eine große europäische Macht an h. ^ Spitze der Bewegung stellte, würden der W» und die Regierungen Dänemarks sicherlich folgen. (Vielleicht könnte König Christian U da bei seinem lieben Schwiegersohn, dem ^ Alexander III. die Sache beantragen. Ol> der wohl zuerst abrüsten würde? Die Red.)

Der Pariser Gemeinderat hat am Mo,, tag einmütig den Beschluß gefaßt, das MarS- felv für die Weltausstellung von 1900 in Vor­schlag zu bringen, gleichzeitig aber auch dG Wäldchen von Vincennes für besondere Aus­stellungen, die einen weiten Raum benötigen, und für große Festlichkeiten zu empfehlen.

Der französische Senat hat an Seile des verstorbenen Jules Ferry den Senator Challemel Lacour zu seinem Präsidenten ge­wählt. Die Panamabestechungsgeschichie kommt

in der französischen Presse noch immer nicht zur Ruhe. DasBerl. Tagbl." hatte gleichfalls eine Notiz gebracht, wonach auch der Sohn des Präsidenten Carnvt unter den Bestochenen fein sollte. Letzterer erhob gegen diese Beschuldigung energischen Widerspruch. Obgleich der ständig! Pariser Korrespondent des Berliner Tageblattes namens Brandes jene Notiz seinem Blatte nicht eingesendet hatte, wurde Brandes doch anS Frankreich ausgewiescn. Der Graf von Paris nützt nun auch die allgemeine Erregung i Frankreich über den Panamaskandal aus und hat ein Manifest erlassen, worin er sich. bezm. die Wiederherstellung der Monarchie als dm Retter aus der allgemeinen Sittenverwilderung anpreist.

Die Russen fahren fort, das Deutschtum in den Ostseeprooinzen mit aller Gewalt zu unterdrücken. Die deutsch-russische Universitäts­stadt Dorpat hat den russ. Namen Jurjew er­halten, nachdem die russ Universität seit mehi als Jahresfrist vollständig russifiziert ist.

Wie zu Zeiten der ersten Ring kam pst von Absund Genossen, so hat jetzt dasboxende Känguruh" des Wintergartens in Berlin viele Gemüter in Aufregung gebracht. Es ist geradezu komisch mit anzusehen, mit welcher Spannung das Publikum jedenGang", jeden Stoß und Hieb des Thieres und seines sehr gewandten Gegners verfolgt.

Rätsel.

po, o, Isr, o, 6, rum, ou, Io, tbo, le, ri. Scllil, A6 kaNt, 868, nin§.

Aus vorstehenden 16 Silben sind 6 Worte zu bilden und zwar: Gestirn; Dichter; GotteS- gelehrter; Vierfüßler; Aegyptischer König; Ehine- fische Stadt. Anfangs- und Endbuchstaben, erstere von oben nach unten, letztere von unten nach oben gelesen, ergeben den Namen eines hohen Festes.

Unsere Leser

ersuchen wir höflich, das Abonnement aus das

zweite Quartal

zu erneuern, damit in der Versendung des BiattcS keine Unterbrechung cintritt.

Wir bitten alle Freunde des Enzthälers für immer weitere Verbreitung thätig zu sein.

In Neuenbürg abonniert man bei der Ge­schäftsstelle» sonst überall bei den betreffenden Poststellen und Postboten.

Redaktion u. Vertag des Knzthäkrs.

Wegen der Osterfeiertage fällt die

Dienslagsnummer aus. Das nächste Blatt ge­langt am Mittwoch vormittag so zeitig zur Ausgabe, daß cs noch mit den Postboten be­fördert werden kann. Inserate hiefür wollen bis spätestens 8 Uhr vorm, übergeben werden. Größere Inserate erbitten wir uns spätestens bis Dienstag nachmittag.

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.

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