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Ausland.
Paris, 15. März. Bourgeois erklärte sich auf das dringende Ersuchen seiner früheren Amtsgenossen bereit, die Leitung des Justizministerims wieder zu übernehmen. Er will auf die angekündigte Interpellation antworten. — Der Zwischenfall über die Aussage der Frau Cottu scheint erledigt zu sein. Die Begeisterung für die überschwänglich gefeierte Frau schwindet merklich.
Paris, 16. März. In Chagnon bei Rive de Giers, wo der Ausstand der Hüttenarbeiter wieder begonnen hat, erfolgte heute Vormittag eine Schlagentzündung vor der Privatwohnung eines Werkführers. Da aufreizende Schriften massenhaft verbreitet werden, kehrt die Gendarmerie heute wieder in das Ausstandsgebiet zurück.
Bei einer Nachwahl zum englischen Unterhaus siegten mit großer Mehrheit die Konservativen in einem Wahlkreis, wo bisher die Gladstoneaner unbestritten im Besitz des Mandats waren. Das belebt die Hoffnungen der englischen Unionisten, die Homerulebillvorlage zu Fall bringen zu können und überdies halten dieselben fast in den meisten Städten des Landes Protestversammlungen gegen diese Bill, welche zahlreich besucht sind und Glavstone, der in den letzten Tagen erkrankt ist, schwere Sorgen bereiten. Ohnehin wollen die protestantischen Einwohner Irlands sich gegen ein irisches Parlament in Dublin sogar mit Waffengewalt wehren.
In Spanien finden noch immer mehrfache republikanische Kundgebungen statt, welche teilweise mit dem Militär unterdrückt werden mußten. Die dortigen Anarchisten scheinen auf den 1. Mai Dynamitattentate zu planen, was durch das vorzeitige Explodieren einer Dynamitbombe an den Tag kam.
Eine gewisse Maria Digioyanni wurde am 14. ds. verhaftet, als sie mit einem Messer bewaffnet, mit Gewalt in den Vatikan ein- dringen wollte, um den Papst zu töten. Die Unglückliche, die an religiösem Wahnsinn leidet, wurde ins Irrenhaus gebracht.
Aus Böhmen, 13. März. In Karlsbad ist der Neubau des Hauses „Zu den drei Rosen" eingestürzt. Sämtliche im Innern des Baues befindlichen Arbeiter wurden verschüttet. Bis zum Abende hatte man 28 Verunglückte gefunden; 8 Arbeiter waren tot, 4 Frauen und 7 Arbeiter schwer, 9 Arbeiter leicht verwundet. Das Unglück wurde durch das Nachgeben mangelhaft befestigter Balken herbeigeführt.
Aus Rußland, 14. März. An der Kurländischen Küste stecken 32 Dampfer zwischen den Eisschollen. Rettungsversuche sind bis jetzt erfolglos geblieben.
Unterhaltender Heil.
Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege.
Eine heitere Geschichte aus dem Soldatenleben.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung l.l
Nach drei Tagen las man in verschiedenen Blättern folgende Inserate:
1. Ein Offizier, von solidem, ehrenwertem Charakter, ohne Schulden, wünscht mit einer gebildeten Dame behufs Heirat in Korrespondenz zu treten. Vermögen nicht erforderlich. Adressen unter N. U) rc.
2. Ein Referendar in den besten Jahren wünscht sich mit einer Dame aus guter Familie zu verheiraten. Dieselbe muß sich im Besitze eines Vermögens von 75,000 Mark befinden. Auf Schönheit und Alter wird weniger gesehen, als auf Bildung und Häuslichkeit. Adressen rc.
Als dann am Abend beide Freunde wieder beim Glase Bier saßen, holte der Referendar mit vergnügtem Lächeln eine Zeitung aus der Tasche und zeigte sie seinem Gegenüber, dabei mit der Hand auf die betreffende Stelle weisend. Heidebach las und nickte lächelnd. Er sah sich im Geiste schon umgeben von einer Anzahl der schönsten jungen Damen, die ihm lächelnd zunickten und kaum erwarten konnten, welcher von
ihnen er den Preis für Schönheit, Liebenswürdigkeit und Anmut zuerkennen würde. Und wenn er sich nun entschlossen hatte und die Angebetete in seine verlangenden Arme flog, wenn er den ersten Kuß der Liebe auf ihren, gewiß recht kleinen, rosigen Mund drückte — o, er wagte nicht weiter zu denken vor lauter Entzücken und Seligkeit.
Der Referendar, der ihn in tiefes Sinnen über dem Zeitungsblatt versunken sah, wurde zuletzt ungeduldig. „Nun, sind Sie damit zufrieden?" fragte er endlich.
„O, wie kann ich Ihnen für Ihren guten Einfall danken," erwiderte der Fähnrich froh; „ich bin fest überzeugt, daß ich noch einmal glücklich werde."
„Nun, ich will es mir und Ihnen wünschen," meinte Roller, indem er an seine Schulden dachte.
Eine Woche ungefähr war nach jenem Gespräch vergangen, als der Fähnrich von Heidebach, der jetzt zum Offizier avanciert war, vom Dienste zurückkehrend einen Brief auf seinem Schreibtische fand. Neugierig öffnete er denselben und fand folgenden Inhalt: Sehr geehrter Herr Lieutenant! Bezug nehmend auf die Annonce in der N.-schen Zeitung bin ich bereit, mit Ihnen in Korrespondenz zu treten. Ihnen vorläufig meinen Namen noch nicht nennend, überlasse ich alles andere Ihrem Zartgefühl und hoffe von Ihrer Diskretion als Offizier, daß Sie meine Offenheit nicht mißbrauchen werden. Etwaige Antwort rc. „Also vorläufig noch anonym," meinte der Adressat, „doch für den Anfang ganz genug. Wenn man nur wenigstens etwas mehr wüßte! Roller darf natürlich nichts erfahren, das gebietet schon die Diskretion!" Nach diesem Selbstgespräch setzte er sich sofort hin, um den Brief zu beantworten und schrieb in den zärtlichsten Ausdrücken, daß schon die Handschrift auf eine kleine, schöne Hand schließen ließe, und daß er sich freue, eine solche reizende Bekanntschaft zu machen, allerdings etwas kühne Schlüsse, die aber der schwärmerische Krieger für durchaus in der Ordnung hielt.
Dem Referendar war es ebenso ergangen. Auch er hatte einen Brief auf rosafarbenem nach Maiglöckchen duftendem Papier erhalten. Die schöne Unbekannte teilte ihm mit, daß sie zwar nicht mehr ganz jung sei, aber Vermögen besitze und allen Anforderungen, welche in der Annonce gestellt wären, zu genügen glaube.
Roller gab die Sache denn doch etwas zu denken. Aber als er an seine Schulden dachte und denselben die Grundsätze, die er über die Ehe hatte, gegenüber stellte, war sein Entschluß, die Dame kennen zu lernen, gefaßt. Außerdem kam es ja auch nur auf einen Versuch an und gefiel ihm die Sache dann nicht, so konnte er ja ganz einfach abbrechen.
Der folgende Tag war ein Sonntag und Roller beschloß, seinen Freund heute etwas auszuhorchen. Er fand denselben eifrig mit dem Lesen eines Briefes beschäftigt, den er zu verbergen suchte, als er Roller sah. Dieser that, als bemerke er das gar nicht, zündete sich ohne weiteres eine Zigarre an und warf sich auf das alte Sopha, welches in allen seinen Fugen zitterte.
Herr von Heidebach hatte eine Weile zu thun, um seiner Verlegenheit Herr zu werden, dann verklärten sich seine Züge und er sagte endlich mehr zu sich selbst, als zu seinem Besuch: „Ich werde einmal recht glücklich werden; das sagt mir eine innere Stimme."
„So," warf Roller gleichgiltig hin, „soll mich freuen."
Der junge Krieger hatte aber das Bedürfnis sein Herz noch mehr zu erleichtern. Roller, der dies bemerkte, wartete ruhig auf die Dinge, die da kommen würden.
„Denken Sie, lieber Roller, ich habe einen Brief bekommen."
„Ah," machte der Referendar gespannt.
„Und zwar aus Frankfurt a. M.
„Demselben Orte wie ich," murmelte sein Freund.
„Und wie weit sind Sie mit Ihrer schönen Unbekannten?" fragte er dann laut.
„Ich will Ihnen alles erzählen. Schon seit einiger Zeit stehe ich mit einer reizenden
Dame in Verbindung, und heute schrieb sie mir daß sie in nächster Zeit hier mit ihrer Muttu eintreffen würde, um meine persönliche Bekanntschaft zu machen."
Roller interessierte die Erzählung seines Freundes sehr. Er nahm aber eine sehr gleich, j giltige Miene an und nickte nur mit dem Kopfe, s
„Mein lieber Freund." sagte er dann, „ich freue mich aufrichtig, daß Sie einen so guten Erfolg haben; auch ich habe einen Brief erhalten, bin aber noch gar nicht mit mir im Reinen, was ich thun soll. Sollte ich Erfolg haben, st teile ich es Ihnen natürlich mir. für jetzt lassen Sie mich Ihnen Lebewohl sagen." Damit ergriff er seinen Hut und ging in ziemlich schlechter Laune weg. Das konnte ja auch nicht anders sein, da sein Freund vergnügt war.
Auf der Straße murmelte er ärgerlich vor sich hin: „Das ist eine schlimme Geschichte; auch mir schreibt eine Unbekannte aus Frankfurt, daß sie in nächster Zeit hier eintreffen würde. Sollte sie ein doppeltes Spiel spielen? Das wäre möglich, aber nicht wahrscheinlich und die Sache beruht vielleicht nur auf einem Zufall; warten wir daher in Ruhe ob, was geschieht und treffen wir dann unsere Maßregeln." Mit diesen Worten trat er in ^cine Konditorei, bestellte sich eine Tasse Kaffe und amüsierte sich über die vorübergehenden Menschen.
(Fortsetzung folgt.",
Ein Rittmeister wurde von Friedrich II. einst mit zur Tafel geladen. „Von was für einem Hause stammt Er ab?" fragte ihn der König, um seine Gesinnung zu prüfen. „Von gar keinem, Euer Majestät", erwiderte der Rittmeister. „meine Eltern sind schlichte Landleute, und ich möchte sie um keine andern Eltern in der Welt vertauschen." — „Das heißt edel gedacht", sprach der König, „wehe dem, der klein genug denkt, sich seiner Eltern und Verwandten zu schämen!"
(Ein Bubenstück.) Einen wahrhaft teuflischen Charakter zeigte die Person, welche, wie der „Gesell" berichtet, in dem Gute Gergehinen bei Saalfeld im Kreise Mohrungen dem Heizer Schubert in der dortigen Meierei die Tabakspfeife halb mit Schießpulver füllte und darauf Tabak stopfte. Sowie beim Rauchen das Feuer bas Pulver erfaßte, erfolgte eine Explosion, durch welche dem Unglücklichen das ganze Gesicht buchstäblich zerfetzt wurde. Moral: mau stopfe sich die Pfeife immer selbst.
Zwei Herren in London begegneten sich in ihren Wagen, selbstkutschierend in einer engen Gasse. Keiner wollte dem andern ausweichen. Endlich steckte der eine das Leitseil an den Wagen, nahm eine Zeitung aus der Tasche und las drin. Der andere, dadurch nicht aus seinem Phlegma gebracht, rief ihm zu: „Wenn Sie die Zeitung ansgelesen haben, bitte ich darum."
Ein Verbrecher wurde zu langjähriger Zuchthausstrafe verurteilt und als man ihn fragte, welcher Arbeitsklasse er zugewiesen sein wolle, erwiderte er: „Wenn cs der Gefängnisverwaltung doch gleich ist, was ich thue, so bitte ich als Matrose verwendet zu werden."
Französische Skizze.
Das ist ein Mann! im ganzen Lande Wird er bewundert unverholen:
Er war Senator, war Minister,
Und dennoch hat er nicht gestohlen!
Rätsel.
Es ist die Erste jede Last Und auch so manche Lebenslage. Wenn du jedoch die Zweite hast, Erleichterst du dir Not und Plage Wie eine Last das Ganze drückt,
Es raubt die Freude dir am Leben, Doch wirst dem Ganzen du entrückt, Kannst du zur Zweiten dich erheben.
Anzeiger
Nr. 44.
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.