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Zeit Hauptquartier des badischen Antisemitismus sein.
Niefern Amt Pforzheim. 9. März. Heute wurde durch den Gemeinderat und Bürgerausschuß die Neuwahl des Bürgermeisters (auf 9 Jahre) vorgenommen. Wagnermeister und Gemeinderat Gräßle erhielt 19 Stimmen, der seitherige Bürgermeister. Kaufmann Kling 10 Stimmen.
Württemberg.
Wie der „Neckarzeitung" ausStuttgart berichtet wird, soll in der Kgl. Familie ein freudiges Ereignis bevorstehen, das möglicherweise für die Tronerbfolge in Württemberg von Bedeutung sein könnte. Die Nachricht, deren Richtigkeit von anderer Seite in Abrede gezogen wird, wäre, wenn sie sich bestätigen sollte, allerdings unter Umständen sehr wichtig für das ganze Land, aber vorerst bestehen gewichtige Gründe, jene Meldung als eine fette Ente zu betrachten, die vom niedrigsten Hofgesinde ausgebrütet worden sein dürfte und wie schon manche andere Meldungen gleichen Ursprungs den Weg in die Presse gefunden haben. Wenn etwas Wahres an der Sache wäre, so hätten die Stuttgarter Blätter von jener Meldung sicher in irgend einer Form Notiz genommen.
Der württembergische Landtag ist, wie bereits bekannt, auf den 14. März wieder einberufen. Bereits letzten Dienstag sind auch die Mitglieder der Kommission zur Beratung des Gesetzes über das landwirtschaftliche Nachbarrecht in Stuttgart eingetroffen und man gibt sich allseitig der Hoffnung hin, daß dieses Gesetz, welches schon vor einiger Zeit dem Landtag vorgelegt worden war, damals aber nicht zustande kam, diesmal eine brauchbare Form erhalten werde. Einzelne Abgeordnete haben diese Frage ihren landwirtschaftlichen Wählern vorgelegt, wobei aber über einzelne Punkte mehrfache Meinungsverschiedenheit sich kundgab. — Nach der bekannten Ankündigung seitens des Klubs der Linken in der Kammer der Abgeordneten will diese gleich bei Beginn der neuen Tagung eine Interpellation an den Staatsminister des Innern wegen der Angelegenheit des Heilbronner Oberbürgermeisters aus die Tagesordnung setzen lassen. Auffallend ist zunächst der Umstand, daß das Landgericht in Heilbronn in der langen Zeit, seit welcher der bekannte Strafprozeß gegen Hegelmaier durch das Reichsgericht an die Heilbronner Strafkammer zurückverwiesen wurde, noch keine Zeit gefunden hat, in der Angelegenheit neuerdings zu verhandeln. Hierüber wird eine Aufklärung wohl erwartet werden dürfen. Weiterhin vernimmt man, daß das Kgl. Medi- zinalkollcgium in Stuttgart auf Grund neuer und sehr eingehender Untersuchungen über den Geisteszustand Hegelmaiers sein bekanntes zuerst abgegebenes Verdikt in allen Punkten aufrecht erhalten hat unter dem Hinweis darauf, daß Hegelmaier sowohl väterlicher als mütterlicherseits erblich belastet sei, so daß kaum etwas anderes anzunehmen ist, als daß hervorragende Irrenärzte, welche etwa durch die Heilbronner Strafkammer oder durch den Disziplinargerichtshof für Körperschaftsbeamte um ein Gutachten ersucht werden, gleichfalls teilweise Geistesgestörtheit bei Hegelmaier konstatieren.
Der Präsident der Zentralstelle für Gewerbe und Handel v. Gaupp hat sich am 6. d. mit weiteren ständischen und künstlerischen Mitgliedern der Kommission für Ausschmückung der Haupthalle im neuen Stuttgarter Gewerbemuseum nach Berlin begeben, um den plastischen Schmuck der Halle, der von dem dortigen Bildhauer Hund- rieser ausgeführt wird und im Modell fertig geworden ist, zu prüfen und zu genehmigen.
Stuttgart. 8. März Kommerzienrat Wilh. Kohlhammer, ein Geschäftsmann mit umfassender Wirksamkeit, ist heute früh, 53 Jahre alt, gestorben. Er gehörte ursprünglich dem Notarialsfach an und arbeitete seiner Zeit bei dem damaligen Gerichtsnolar Keller; 1866 erwarb er die Rümelin'sche Buchdruckerei. Die Verbindung eines ausgebreiteten Verlagsgeschäfts mit derselben eröffnete K. durch den Druck von amtl. Formularien. Der Verstorbene
war auch Vorstand des württb. Obstbauvereins, und Vorstandsmitglied des Deutschen Buchdruckervereins. Eine hervorragende Thätigkeit widmete er der Deutschen Partei als Mitglied des Landes- wie des Stuttgarter Ortsausschusses.
Die von den Spitzen der Gesellschaft in Stuttgart veranstaltete Wohlthätigkeitskirmeß erfreute sich eines großen Zulaufs und eines brillanten Erträgnisses. Noch mehr als die hübschen Verkäuferinnen aus den ersten Familien der Residenzstadt, denen die Rolle einer Ladnerin oder Kellnerin ein prickelndes Gefühl erzeugt haben mochte, trug die wiederholte und lang andauernde Anwesenheit der Kgl. Majestäten und der übrigen Mitglieder des Kgl. Hauses zum großartigen Gelingen des wohlthätigen Unternehmens bei. Konnte man doch hier die allerhöchsten und höchsten Herrschaften in ungezwungener Weise mitten unter dem andern Publikum sich bewegen sehen und wer für einige Goldfüchse ein paar Kleinigkeiten aus schöner Hand erwerben wollte, hatte bei dieser Kirmeß reichlich Gelegenheit, seinen Ueberfluß stoszube- kommen.
Stuttgart, 7. März. Der befürchtete Streik der Schweinehändler, welche unter den alten Bedingungen — Sulzzugabe — kein Vieh mehr liefern wollten, ist glücklich abgewendet. Eine aus Metzgern und Händlern bestehende Kommission hat sich auf 3 Proz. Abzug vom toten Gewicht zu Gunsten der Metzger geeinigt.
Ausland.
Eine Annäherung zwischen Vatikan und Quirinal stellen römische Gerüchte in Aussicht. Es heißt, cs sei deswegen zwischen beiden Parteien in letzter Zeit ein wiederholter privater Meinungsaustausch gepflogen worden. Speziell soll vom Quirinal aus eine solche Verständigung lebhaft gewünscht werde», und wird behauptet, eine dem Hause Savoyen durch Familienbande nahestehende Persönlichkeit sei an den betreffenden Verhandlungen beteiligt. Es heißt sogar schon, der Staatssekretär Cardinal Rampolla habe im Hinblick auf diese Unterhandlungen der vatikanischen Presse Mäßigung in ihrer bisherigen so heftigen Sprache gegen die italienische Regierung anempfohlen. — Einstweilen kann man diese ganze Meldung nur mit Zurückhaltung aufnehmen.
Die russische Regierung hat endlich zum Heiratsprojekt des Fürsten Ferdinand von Bulgarien und zur Verfassungs-Aenderung in Bulgarien , wonach dem Fürsten gestattet sein soll, seine Kinder auch in einer andern als der griechisch-orthodoxen Religion zu erziehen, das Wort ergriffen. Die russische Note erteilt den Bulgaren eine scharfe Verwarnung. Letztere kümmern sich aber offenbar darum gar nicht. Auch seitens des Dreibundes wird die russische Note keineswegs tragisch aufgefaßt, da man zwischen den Zeilen herauslesen zu dürfen glaubt, daß Rußland trotz dieses Papierprotestes nach wie vor in bulgarische Dinge sich aktiv nicht einmischen werde.
Der neue Präsident der Vereinigten Staaten Grover Cleveland hat sein Amt mit einer Botschaft angetreten, worin er den Amerikanern allerlei bittere Wahrheiten sagt und eine Lösung zweier schwieriger Fragen in die Haud zu nehmen verspricht, nämlich eine bedeutende Abschwächung der Mac-Kinley-Schutzzölle und eine Regelung der Währungsfrage, welche den Silberminenbesitzern die Unterstützung des Staates auf Kosten der großen Menge der Steuerzahler binnen kurzem entziehen dürfte.
Vermischtes.
Berlin, 3. März. Pietro Masjcagni ist bekanntlich bei seiner jüngsten Anwesenheit in der Reichshauptstadt der Gegenstand der schmeichelhaftesten Huldigungen gewesen. Dieselben haben jedoch nicht vermocht, den Witz seiner Gegner stumpf zu machen. Beweis davon folgender sarkastische Scherz: Als der Meister die „Oavalloria" im Opernhause dirigierte, meinte jemand, das Tempo wäre zu langsam. Darauf soll Mascagni erwidert haben: „Ich kann
doch nicht so schnell spielen lassen l wie ich komponiere."
Weiler (Kreis Schlettstadt.) Wenn man. cher Mensch wüßte, was mancher Mensch zv, ! und tränke . . . Das „Elf. Tagbl." erzähl Im Oktober v. I. hatte der hiesige Polizeikonn ! missar in verschiedenen Geschäftshäusern hin s Warenproben entnommen, behufs UntersuchuM derselben durch das chemische Laboratorium z„ Straßburg. Beanstandet wurde unter anderem eine Probe Himbeersyrup. Nach der Feststellunq des Dr. Amthor besteht der „Himbeersyrup" im wesentlichen aus Zucker und Wasser, denen eim Beimischung von Eosin. hergestellt aus Urin und Teerfarbstoff, gegeben war; nur ein ganz ge. ringer Teil von natürlichem Himbeersaft ,si darin vorgesunden worden. Am 23. kam der Fall vor dem hiesigen Schöffengericht zur Ver- Handlung. Ein Zeuge erklärte den betreffenden „Himbeersyrup" für den besten, den er bis jetzt gehabt habe. Der „Fabrikant" wurde wegen Fälschung von Nahrungsmitteln zu 50 Mai! Geldstrafe, den Kosten des Verfahrens und zur Veröffentlichung des Urteil verurteilt.
Hoya, 1 . März. Eine ganze Kette von Nichtswürdigkeit und Verbrechen stellt folgender Fall dar, den wir der „Köln. Ztg." entnehmen In Ncubruchhausen mißhandelte der Anbauer Könekamp nachts, wie er es schon oft gethav, seine Frau, die sich vor dem betrunkenen Mann in ein Nachbarhaus flüchtete. Könekamp glaubte, seine Frau habe beim Anbauer Lindemann Aufnahme gefunden. Während dort alles schlief zündete er das Haus an, so daß die Bewohner sich nur mit Mühe retten konnten; das Anwesen brannte ganz nieder. Gleich darauf gicng auch das Könekamp'sche Haus in Flammen auf. Nun wußte man, daß der Trunkenbold Könekamp der Thäler gewesen war. Die aufgeregten Nachbarn bewaffneten sich und drangen in dessen Haus ein, fanden aber den Brandstifter in seinem Stall mit durchschnittenem Hals als Leiche.
Aus der Schweiz, 3. März. Politische Moden liebt man im Tessin. Zur Wahlzeit, berichten die „Basler Nachr.", tragen die „Liberalistinnen" rote Kleider, rote Halsbänder; auch die Haare werden mit roten Bändern geschmückt und, was das schönste ist, sogar die Hunde müssen rote Halsbänder tragen. Die der anderen Partei kleiden sich blau. Ja, viele Tessinerinnen sind so für ihre Partei eingenommen, daß sie, wenn dieselbe nicht zum Siege gelangt, aus Aerger darüber erkranken. So schrieb neulich eine Vertreterin des schönen Geschlechts aus dem Tessin an eine Bündner Freundin.
Viel umstritten wie der Geburtsort Homers ist auch die Geburtsstätte des schönen Walzerliedes „z'Lauterbach Hab' i mein Strumpf verloren" u. s. w., denn bekanntlich gibt es eine Menge Lautcrbachs im lieben deutschen Reich. Es dürfte wohl von Interesse sein, festzustellen, daß nach eingehenden Ermittelungen in den 60er Jahren dem Kreisstädtchen Lauterbach in du hessischen Provinz Oberheffen der Ruhm der Erfindung des Walzers zukommt. Alle anderen Lauterbachs lehnten bescheiden die Ehre ab. Keine Stadt war auch würdiger, das schöne Tanzlied zu erfinden, denn in dem hessischen Lauterbach herrschte von je eine originelle Gemütlichkeit.
(Die Einfalt vom Lande.) Hausfrau (bei einem Souper zum Dienstmädchen): „Lisi, Hab ich Ihnen nicht schon oft gesagt, daß Sie beim Servieren immer von links reichen müssen!" Dienstmädchen: „I Gott Madameken, dat is ja doch man blos Aberglooben!"
(Ein Menschenfreund.) Gerichtsvollzieher: „Sehen Sie, dem Manne Hab'ich auch auf die Beine geholfen!" — „Wieso, dm reichen Baron?" — Gerichtsvollzieher „Gewiß ich habe ihm die Equipage gepfändet.'
Auflösung des Rätsels in Nr. 36.
Guter Anfang ist halbe Arbeit.
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh i» Neuenbürg.