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aus Furcht vor Strafe, weil strenge bezirkspolizeiliche Vorschriften bezüglich des genannten Dörrens bestehen, dachte der Mann nur an Niederhaltung des Feuers bis seine Kraft brach und entsetzlich mit Brandwunden bedeckt, in der Verzweiflung seine Kinder vergessend, das nackte Leben durch das Fenster retten mußte. Kaum besser erging es der Frau, welche ebenfalls sehr beschädigt ist und das um Hilfe rufende 9jährige Töchterchen nicht mehr retten konnte. So gering der Gebäudebrandschaden, um so gräßlicher ist das Unglück durch das Opfer von 3 Menschenleben, welchem weitere noch folgen können. Das älteste der Kinder, das Mädchen von 9 Jahren, wurde als unförmliche Masse in den Trümmern gefunden, die andern zwei, eines mit 4 Jahren, das andere mit 6 Wochen, wurden schier zu Atomen verbrannt und sind spurlos verschwunden.
Ausland.
Ueber den Stand des schweizer isch- französischen Zollkriegs liegen seit ein paar Tagen weder von der einen noch von der anderen Seite Meldungen von Belang vor. Einstweilen regulieren sich beide Parteien gegenseitig nach Kräften mit Zollplackereien und Zollerhöhungen und eine versöhnliche Stimmung ist weder hüben noch drüben zu verspüren.
Liverpool, 6. Jan. Bei dem Brand eines Baumwollspeichers sind 11000 Ballen verbrannt. Zwei Feuerwehrleute sind umgekommen. Der Schaden wird auf 200000 Pfd. Sterling geschätzt.
Telegramme an den Enzthäler.
Berlin, 9. Jan. Der Kaiser ist gestern Abend 8 Uhr nach Stgmaringen abgereist. Der gestern früh in Berlin eingetroffene Großfürst Alexis hat Mittags mit dem Botschafter Sch u- walov die Mitreise nach Sigmaringen angetreten.
Sigmaringen, 9. Jan. Das Herzogspaar von Edinburg mit der Prinzessin Braut ist nachmittags hier eingetroffen und von der fürstlich hohenzollern'schen Familie und dem Thronfolger von Rumänien am Bahnhof herzlichst begrüßt worden.
Gelsenkirchen, 9. Jan. Die hiesigen Bergarbeiterversammlungen treten einstimmig dem Streikbeschluß bei. Die Straßen sind sehr belebt. Eine Ruhestörung kam nicht vor.
Dortmund, 9. Jan. (Amtlich.) Am Sonntag abend 8 Uhr war der Schnellzug Berlin-Köln aus dem Bahnhof Rauxel gefährdet, indem die linke Geleisschiene durch die Explosion einer Dynamitpatrone auf 1'/, Meter Länge zerstört wurde. Verletzt ist Niemand. Maschine und Wagen sind stark beschädigt.
Stockholm, 6. Jan. Bei den hiesigen Wahlen zum Volksreichstag siegten sämtliche von den Sozialisten aufgestellten. Kandidaten mit 12 000 von 21 000 abgegebenen Stimmen. Unter den Gewählten befindet sich eine Frau.
Unterhaltender Teil.
Wer Andern eine Grube gräbt.
Eine Neujahrsgeschichte von Erich zu Schirfeld.
(Nachdruck verboten., (Fortsetzung 29
Der Regulator an der Wand meldete mit weichem sonorem Klange die neunte Stunde und lieblich ertönte in der Ferne das Geläut der Kirchenglocken, welche die Gläubigen zum ersten Gottesdienst im neuen Jahre riefen. Ein frischer, weicher Schneeteppich bedeckte fußhoch das Straßen- pffaster, und der Himmel war so düster wie die Stimmung vieler derjenigen, die sich noch vor wenigen Stunden lachender Lust hingegeben hatten und nun widerwillig und mürrisch ihre warmkn Betreu verließen, um sich anzukleiden
und dann zur Abstattung der pflichtmäßigen Gratulationsvisiten in den trübseligen'Morgen hinaus zu pilgern. In richtiger Voraussicht der Dinge, die da vielleicht kommen würden, hatte Felix Bcermann seine Wirtin schon Tags zuvor gebeten, ihn um neun Uhr zu wecken und ihr Werk erst dann als vollendet zu betrachten, wenn er ihr vom Wohnzimmer aus antworten würde. Die gute Frau waltete gewissenhaft ihres Amtes und pochte wenige Minuten nach neun Uhr an die Thür des Wohnzimmers. Niemand antwortete. Sie pochte stärker.
„Ja!" ertönte cs von drinnen.
„Herr Assessor, es ist neun Uhr!"
„Ja!"
„Ich stelle den Kaffee hier auf den Tisch im Corridor."
„Ja, hmh!"
„Na Gott sei Dank", meinte die würdige Frau, „er ist schon auf den Beinen, das ging jo verhältnismäßig leicht." Sie setzte den Kaffee an den bezeichneten Ort und wandte sich wieder ihrer häuslichen Arbeit zu. Der Baron, den die unliebsame Störung verdroß, drehte sich auf die andere Seite und versuchte weiter zu schlafen. Aber seine Lage kam ihm eben so ungewohnt wie unbequem vor. Er schlug die Augen auf und sah sich verwundert um. Endlich dämmerte es in seinem Gehirn. Er richtete sich auf und trat an's Fenster. Ihn fröstelte, hatte da nicht Jemand von Kaffee gesprochen! Behutsam öffnete er die Thür und entdeckte mit Wonne das heiße Geschirr, dessen belebenden Inhalt er behaglich verzehrte. Dann nahm er Hut und Mantel, stellte das geleerte Porzellan an den Ort, von welchem er es genommen hatte, steckte den Stubenschlüssel, nachdem er die Thür verschlossen, in die Tasche und schlich gar behutsam die Treppe hinab, um nach Hause zu eilen und dort Toilette zu machen. —
Felix schlief indessen den Schlaf des Gerechten. Das Fenster seines Schlafgemachs lag nach dem Garten hinaus und das Geräusch der Straße, das ihn etwa hätte wecken können, erstarb in der dichten Schneedecke. Stunde um Stunde verrann — er schlief. Gegen Mittag kam die biedere Wirtin, auch in den Räumen ihres „Möbelherrn" ihre Schuldigkeit zu thun. Sie fand das leere Kaffeegeschirr, und die Thür war verschlossen. „Hm." meinte sie. „da hat er in Gedanken den Schlüssel mitgenommen. Na mir kann's ja recht sein, wenn er im unge- fegten Zimmer Hausen und in dem ungemachten Bette schlafen will. Aber mit Vorwürfen soll er mir nicht kommen, das sag' ich ihm."
Sie nahm ihr Geschirr und ging in die Küche. —
Bald nach Mittag — es mochte zwei Uhr sein — erwachte Felix. Er kam sich merkwürdig „ausgeschlafen" vor. Aber es war ;a noch stockfinster und ringsum so still. Es war ihm, als höre er Glockenläuten. „Ja ja", dachte er bei sich, „das ist das verwünschte Summen im Kopf, die Folgen der . . . Es, ist nur gut, daß es noch Nacht ist. Ein paar Stunden Schlaf, dann sind wir wieder frisch, und dann zum Präsidenten zum Gratulieren, zum Werben, zum — o, Clot- hilde!" Er gähnte merkwürdiger Weise und schlief von Neuem ein.
Nach zwei Stunden war er wieder munter. Noch Alles dunkel. Will denn die Nacht kein Ende nehmen? Am Fenster leuchtet em schmaler Lichtstreif. Wie spät mag es wohl sein? Als hätte der Regulator nur darauf gewartet, gibt er summend und brummend Antwort: Eins, zwei, drei. vier. — Hm, vier Uhr, erst vier Uhr und schon dämmert der Tag? Aber wie denn? Um vier Uhr waren wir ja noch im Club. — Er springt auf und eilt zum Fenster. Was ist denn das? Dicht verhängt? Er reißt die Decke herunter und der letzte Schein des Tages fällt voll in's Zimmer. Um seinen furchtbaren Verdacht zur Gewißheit zu machen, tönen aus einer unteren Etage die Klänge eines Klaviers herauf. Es ist das Lied an den Abendstern aus Wagners „Tannhäuser". Ein heilloser Schreck überfällt ihn. Mit zitternden Händen sucht er nach seinen Kleidern. — sie sind nicht
da. Er will die Thür öffnen, — sie ist verschlossen. Alle Teufel, was soll das heißen. Er denkt nach und kann sich auf nichts besinnen. Sollten Diebe ihn besucht, betäubt, beraubt und eingeschlossen haben? Er reißt das Fenster auf und ruft, — vergebens, niemand hört ihn, seine Wirtin macht einer alten Freundin eine Neu- jahrs-Kaffee-Vistte, das ganze Haus ist wie ausgestorben. Noch immer wird unter ihm geklimpert. Die Not macht erfinderisch. Felix nimmt seinen Stiefelknecht und schlägt auf den Fußboden, immer stärker, immer wütender. Niemand hört ihn. Mit der Gewalt der Verzweiflung wirft er sich gegen die Thür und sie erweist ihm den Gefallen, aufzuspringen. Im Zimmer findet er seine Kleidungsstücke. Er findet aber noch mehr. In einer Sophaecke erblickt er ein Ledertäschchen, und in diesem befinden sich Visitenkarten.
Curt Waldemar Freiherr von Hohenklingen- thal las er, und sein Gesicht wurde abwechselnd rot und blaß. „Jetzt auf in den Kampf, Torero", schrie er und ballte die Fäuste. Er dachte an Clothilde, während er sich ankleidete, an seine Pflichten, an den Präsidenten. Herr Gott, er hatte versäumt, zur Gratulalionscour zu erscheinen. Er hatte versäumt, um Clothildens Hand anzuhalten, wie er es mit ihr verabredet hatte, und dieser Baron — — — dahinter steckt irgend eine Teufelei. Er wollte zur Thür hinaus
— auch diese war verschlossen. Er pochte, rief
— vergebens.
(Fortsetzung solgt.l
Vom Winter, 6. Jan. Es ist ein Winter, wie vor 80 Jahren, da auf den ruff. Schneegefilden das „große Heer" Napoleons I. erfror. Wir haben seit etwa drei Wochen trockene Kälte, die sich durchschnittlich um 6—7 Grad Reaumur bewegt. Schnee hat es nur in schattenhaften Spuren gegeben, sodaß sich eine Staubdecke gebildet hat. Der im südöstlichen Europa (in Wien vom 2. Januar abends bis 4. Januar) ausgetretene Schneesturm hat uns gar nicht berührt; nördliche Winde und einzelne Schneeflöckchen. Aber in Oestreich! Eisenbahnverbindungen gab es überhaupt kaum noch: nach Pest, nach Fiume, alles eingeschneit. In Wien hat der Straßenverkehr erst gestern wieder regelrecht ausgenommen werden können. Und in den Alpen! Unterm 3. Januar schreibt man der „N. Fr. Presse" aus den niederösterreichischsteierischen Alpen: Seit 36 Stunden weht ein eisiger Organ. Im Gebiete der Voralpe und des Dürnstein sowie in den Thälern der steierischen Salza, der Ibbs und der Erlaf gibt es weit und breit nichts als meterhohe «ochneemassen. Der mühsam aufrecht erhaltene Verkehr mit den Bauernhöfen ist unterbrochen. Versuche der Bewohner, ins Thal zu gelangen, sind erfolglos geblieben, die Leute mußten umkehren. Im Oetschergebiete fehlt es an Wasser. Die Hausbrunnen sind eingefroren und meterhoch verschneit. Es wird Schnee geschmolzen und bas Schneewaffer als Trinkwaffer benützt. Alle Arbeiten müssen eingestellt werden. Stellenweise ragen aus dem Schnee nur die Gipfel der Bäume heraus, von manchen Häusern steht man , nur den Schornstein. Das Wild eilt Massen- j hast den Niederungen zu und vieles gehl in j den Schneelawinen zugrunde. Seil Jahrzehnten erinnert man sich nicht, so gewaltige Schuee- massen binnen wenigen Stunden aufgclürmt gesehen zu haben!! In Rußland sind sogar die höchsten Kosakenlanzen eingefroren und eingeschneit. In Norwegen ist es so kalt, daß das Quecksilber der Thermometer einsriert. Hapa- randa hat —30, Moskau —29. Memel — 13. Braunschweig gar —21 Grad Celsius; das Harzgebirge liegt gleichfalls unter Schnee begraben. Norditalien ist gleichfalls vom Schnee heimgesucht; Bologna hat. einen halben Meter Schneehöhe.
(Ersparniß) ... . . Wie, Du hast Deiner Frau einen so teuren Ring gekauft? Welche Verschwendung!" — „Im Gegenteil eine Ersparnis: Sie braucht jeidem nur halb so viel Handschuhe!"
Redaktion, Druck und Verlag von Lhrn. Meeh in Neuenbürg.
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