erste Offizier, Kapitänleutnant Funke erlitt schwere Brust- und Beinverletzungen, Hauptmann Türke eine Kopfverletzung, dem Obermatrosen Satof wurden beide Schlüsselbeine zertrümmert. Die für den 24. Januar in Aussicht genommene Uebnngsreise des Schiffes ist infolgedessen aufgeschoben.-*

Berlin, 22. Jan. Graf Waldersee meldet aus Peking vom 19.: Von Tientsin mar­schierte gestern ein Detachement unter Major Hof­mann in die Gegend des Tsilihai-Sees ab, nord­östlich von Tientsin, wo sich Räuber sammeln. In dem von den Russen besetzten Ostarscnal von Tientsin fand am 15. ds. eine starke Sprengstoff­explosion statt.

Paris, 20. Jan. Gestern Nachmittag feuerte die russ. Studentin Werra Gelow auf den Professor Emil Deschanel, den Vater des Kammer­präsidenten, in dem Augenblick, als er seine Vor­lesung beendet hatte und den Hörsaal verlassen wollte, einen Revolverschuß ab. Die Kugel traf aber die russische Studentin Alexandrine Zelu- lamich, die Freundin der Gelow, die sich zwischen diese und den Professor gestürzt hatte. Die Zelu- lamich ist schwer verletzt. Die Gelow, die geistes­krank sein soll, erklärt, sie habe Professor Deschanel töten wollen, weil er sie beleidigt habe.

Co n st a n t i n o p e l, 22. Jan. Die rus­sische Botschaft verständigte die Pforte, daß wenn nicht umgehend die Verhaftung und strenge Be- strüfsskiWjener Kurden erfolge, welche sich in letzter Zeit wieder arger Grenzverletzungen und Verbrechen an russischen Untertanen schuldig gemacht haben, die» russische Regierung sich genötigt sehe, energische Schritte zu unternehmen.

Brüssel, 22. Jan. Petit bleu versichert aus Grund eines Briefes, daß die P e st augenblick­lich in der englischen Armee in Südafrika ausge­brochen ist. Ter Ausbruch der Epidemie erklärt auch die zahlreichen Todesfälle, welcher seit einiger Zeit zu verzeichnen sind. Die englischen Behörden verheimlichen die Nachricht, um die Rekrutierung der Ieomanry und Polizeitruppen nicht zu ver­hindern. ^

London, 22. Jan. TerStandard" meldet aus Pretoria: Am Donnerstag hielten 200 Buren den Zug der 'Delagoabahn zwischen Balmoral und Brugspruit au. Dynamit war unter die Schienen gelegt, welches unterMsi Lokomotive explodierte, wodurch'-'der Zug entgleiste.

London, 22. Jan. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Kimberley vom 21.: Die Be­dienungsmannschaft eines englischen Konvois-hatte ein Gefecht in der Nähe von Boshof. Der Feind wurde mit einem Verlust von 15 Toten und Ver­wunderen zurückgeschlagen. Die Engländer hatten 3 Leichtverwundete.

Zu den Gerüchten über die Gefangen­nahme des Generals Bull er bringt dasColditzer Wochenblatt" Nr. 14 vom 17. Januar 1901 des

Rcichsboten" einen Brief eines deutschen Buren- kämp fers, in welchem es heißt:Der Einfall in die Kap-Kolonie war schon im Kriegsrat vom 2. August in Machadodorp geplant, aber wir mußten die Engländer erst vertobacken, was wir auch Ende August redlich gethan haben. Den General Buller und seine Offiziere hatten wir auch gefangen, haben uns Lösegeld zahlen lassen und ihm das Wort abgenommen, nicht mehr zu fechten. Auf dem Gesäß ist er gebrannt 2 ^ L (Süd- Afrikanische Republik). Deshalb ist er so schnell nach Hause gereist. Das weiß man alles in Europa nicht, weil die Engländer alles verheim­lichen." Ferner wird in einem demWjndhoeker Anzeiger" zur Verfügung gestellten, vom 31. Oktober v. I. datierten Briefe aus der Kap-Kolonie, über die erwähnte Gefangennahme des Generals Buller wieder folgendes erzählt:In der Nähe von Komatipoort soll den Engländern eine Depesche absichtslos" in die Hände gefallen sein, nach welcher Ben Viljoen mit einer nur noch ganz kleinen Macht da und da stände und daS Ober­kommando führe: Botha sei des Krieges satt und werde sich in den nächsten Tagen ergeben oder über die portugiesische Grenze gehen. Ah, dachte Buller, den Ben Viljoen werde ich verfolgen und fassen und so dem Kriege ein Ende machen. Also hinter ihm her; Ben zieht sich zurück; Buller ver­folgt ihn immer hitziges bis in eine Schlucht, von steilen Bergwänden umgeben; nun geht Ben Viljoen nicht weiter zurück. Schön, den schließen wir nun ein, dachte Buller aber was ist denn das? Da donnern von hinten diK'Long Toms auf ihn, und vvn vorne pfeffern Ben Viljoens Mausers unv sprühen'Tdd und Verderben. Kurz Buller muß sich ergeben, und Botha, der von hinten gekommen ist, sagt ihm:Wähle, du gehst mit deinem Stab und Mannschaften sofort nach England, oder wir bringen euch in die Spelunke, wo keine englische Macht euch je herausholen wird. Natürlich bleiben eure Waffen und Munition u. s. w. hier." Buller soll das elftere gewühlt haben; offiziell ist aber hiervonkein Wörtchen bekannt". Nur Buller und -sein Stab, sind in Zivilkleidern ganz plötzlich nach England .abgereist, einige Generale mit deutschen Dampfern von Delagoabai; 43 Züge mit Soldaten sind Aber Komatipoort befördert worden, wohin? '

Königin Uiktoria von England -f.

Perlin, 23. Jan. Die Königin von England ist gestern abend um 6 Uhr ver­schieden.

(Königin Viktoria von England ist am 24. Mai 1819 geboren. Im Jahre 1838 am 28. Juni ward sie als Königin ausgerufen und gekrönt. AuS ihrer Ehe mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg entsproßten 9 Kinder, wovon das zweite, der Prinz von Wales, Albert Eduard, nun den engl. Thron als Eduard VIl. besteigen wird.)

Der TodeSmeldung gingen folgende Ncch richten voraus:

Berlin, 21. Jan. Wie dem Lokal-Anzeiger aus London berichtet wird, ist Kaiser Wilhelm in Osborne eingetroffen. Ein Telegramm aus Cowes von 11 Uhr 15 Min. besagt, daß die Königin immer schwächer wird und der Geistliche zu ihr berufen wurde.

Berlin, 21. Jan. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Ein Berichterstatter der Preß-Assoziation erfuhr von einem der Aerzte, daß die Ursache der Erkrankung ihrer Majestät Alters­schwäche sei,, kompliziert durch Schlaflosigkeit und Tagesmattigkeit. Derselbe Gewährsmann erklärte, die Aerzte wendeten in der vergangenen Nacht ge­wisse lebenserhaltende Mittel an, welche üblich seien, wenn eS sich um möglichste Verlängerung des Lebens handle. Vor dem Portal des Schlosses zu Osborne standen die ganze Nacht hindurch zahlreiche Radfahrer, um die befürchtete Entscheidungskunde sofort zum Telegraphenamt zu bringen. Ganz England wartet in tiefer Trauer auf die Erlösung der geliebten Fürstin.

* Berlin, 22. Januar. Zu der Reise des Kaiser nach England wird dem Lokalanzeiger noch berichtet, daßwer Kaiser erst bei seinem Besuch beim Grafen Bülotv am Samstag Vormittag erfuhr, wie gefährlich der Zustand der Königin sei. Kurz vor­her war nämlich eine Depesche des Grafen Hatz­feld beim auswärtigen Amt eingetroffen, von wel­cher der Reichskanzler dem Kaiser Mitteilung machte. Auch der Herzog von Connaught erhielt erst Sonnabend früh von seiner Schwester, der Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein ein Telegramm, das ihn über die Gefährlichkeit des Zustandes seiner Mutter aufklärte. Am Tage vor­her am Freitag, hatte der Leibarzt der Königin an den Kaiser telegraphiert, aber die Depesche war mit zahlreichen anderen uneröffnet liegen geblieben, weil man sie gleich den anderen Depeschen für eine Gratulation hielt. Als der Kaiser erfuhr, wie es uni die Königin stehe, äußerte er zu seiner Umge­bung : Ich reise sofort nach England: Ich bin der älteste Enkel der Königin und meine Mutter ist durch Krankheit verhindert, an das Krankenbett ihrer Mutter zu eilen.

Berlin, 22. Jan. Die Vossische Zeitung meldet aus London, daß die Blätter gestern Abend folgendes Telegramm aus Cowes enthalten: Aus Osborne liegen heute beruhigende Nachrichten vor. Zum ersten Male seit mehreren Stundeu war die Königin wieder bei Bewußtsein. Um 4 Uhr er­wachte sie aus einem erquickenden Schlummer, trank ein wenig Champagner, nahm etwas feste Nahrung zu sich und eine Stunde später schlief sie in den Armen der Prinzessin von Wales wieder ein. Vorher drückte sie den Wunsch aus, den deutschen Kaiser zu sprechen. Wie sich jetzt heraus­stellt, verlangte sie ausdrücklich nach dem Kaiser,

schien gar nicht zu hören, was ihre Tante sprach. Ich sagte ganz leise zu ihr.: (mit Thompsons vierschrötiger Gestalt dazwischen, konnte ihre Tante niemals hören, ob wir plauderten oder nicht)nach der sehr demütigenden Niederlage, mit welcher das Morecombe-Komplott endete, wird Ihre Tante es nun wohl aufgeben, noch weiterhin Ihre Duenna zu spielen."

Bitte, lassen Sie mich nicht mehr den Namen dieses Mannes hören. Er ist mir so verächtlich geworden, daß ich ihn, wenn ich es vermöchte, gern ganz aus meiner Erinnerung streichen würde. Ich kann mir nicht anders denken, als daß die Bewegung des Schiffes seinem Gehirn geschadet hat. Wie wäre es sonst möglich, daß ein Gentleman sich derartig benehmen konnte."

Er war betrunken," entschuldigte ich ihn.Der Arnie wußte nicht mehr, was er sprach. Doch bevor wir ihn ganz aus unserer Unterhaltung verbannen, sagen Sie mir, mein Liebchen, was Ihre Tante von ihm denkt."

Was würde sie von Ihnen denken, wenn sie hörte, daß Sie mich Liebchen nennen!"

Sind Sie denn nicht mein Liebchen? Mein Liebchen fürs Leben, mein"

Floren«!" rief plötzlich Tante Damaris mit spitzem Ton, und bog ihren Kopf so weit über den Tisch, daß sie bei Daniel vorbeisehen konnte,hörst du nicht, daß ich zu dir spreche?"

Nein, Tante," antwortete sie errötend,was sagtest du?"

Du verlangst wohl, daß ich mir Kapitän Thompsons Sprachrohr leihe? Ich fragte dich, ob du mein Riechfläschchen in der Tasche hast."

Floren« fand das Fläschchen und reichte es ihr.

In solchem Ton zu meinem Liebling zu reden, und noch dazu in Gegen­wart anderer Menschen! Das ist doch zu arg," sagte ich verletzt.Ihre Tante scheint sehr heftig zu sein."

Ja, das ist sie allerdings, und augenblicklich überdies sehr gereizt, weil sie sich durch das Geschehene schrecklich gedemütigt fühlt, und entsetzliche Angst hat, die Passagiere könnten ahnen, daß Mr. Morecombe und wir schon früher bekannt waren. Sie legt großen Wert auf die Meinung der Welt, und bekam vor ASrger beinahe Weinkrämpfe, als wir das Deck verließen. Kaum einmal hatte sie ihn gesehen, da war sie schon sehr für ihn eingenommen und trat ganz auf die Seite von Papa. Ihr Grimm wird noch vermehrt, weil sie wegen des Vorfalls mit mir doch nicht zanken und sich gegen niemand aussprechen kann."

Nach dem Frühstück ging ich auf Deck. Wir machten jetzt gute Fahrt. Der Wind blies mit einem angenehmen Summen in die grauen Höhlungen der geschwellten Leinwand. Die Decks waren belebt. Kinder spielten im Sonnen­schein, zwischen der Küche und der Schanzkleidung umher, Gruppen von Männern und Frauen wandelten auf dem Vorderdeck, oder lehnten an der Reling, und sahen in das vorüberfließende Wasser.

Bald kamen auch die Passagiere der ersten Klasse herauf und promenierten auf dem Hinterdeck, denn die Luft war zu kühl zum sitzen. Mr. und Airs. Marmaduke Mortimer spazierten wie immer, zärtlich untergefaßt, umher, und sahen sehr neuvermählt aus. Sie trug ein Barett von Otterfell und einen eben solchen Mantel, beides natürlich ganz neu; auch er steckte vom Kopf bis zum Fuß in einem nagelneuen Anzug. Kapitän Jackson schritt, die Hände auf dem Rücken, wie ein Feldherr einher, und warf öfter, mit einem gewissermaßen hör­baren Ruck, den Kopf in den Nacken, um mit sachverständigem Blick die Segel­stellung zu prüfen. Danach starrte er eine Weile windwärts, und ging schließlich zum Kompaß, woselbst er sich in ein neues Studium vertiefte.

(Fortsetzung folgt.)