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Köln, 29. Sept. Die Köln. Bolksz. teilt mit: Staatssekretär v. Bötticher äußerte in Remscheid in einem Trink­spruche anläßlich der Generalversammlung des landwirtjchaftl. Vereins: Das Ge­deihen der Landwirtschaft und Industrie hänge von der Erhaltung des goldenen Guts des Friedens ab. Mehrfach seien Befürchtungen der Gefährdung des Frie­dens geäußert worden, indes, abgesehen von allzeit möglichen Zufälligkeiten , sei der Friede niemals so verbürgt gewesen als gegenwärtig.

Halle a. d. S., 25 Sept. Die Ver­sammlung der Naturforscher und Aerzte wurde durch Geheimrat His-Leipzig soeben geschlossen. Verstimmend wirkte die Mit­teilung, auf das an den Kaiser gesandte Huldigungstelegramm sei eine Antwort nicht eingegangen.

In Halle, bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, kam einmal nach langer Zeit wieder eine Kund­gebung von Sachverständigen über das Koch'sche Heilmittel zu Tage. Der als nüchterner und zuverlässiger Beobachter in ärztlichen Kreisen allgemein anerkannte Dirigent des Magdeburger Krankenhauses. Dr. Aufrecht, teilte die Ergebnisse seiner innerhalb der letzten 6 Monate gemachten Erfahrungen mit, und faßte sein Urteil dahin zusammen, das Tuberkulin sei ein unschätzbares Hilfsmittel, das in frischen Fällen und bei leichten Erkrankungen Heil­ung, bei schweren Fällen mit großen Ka­vernen Verlängerung der Lebensdauer gewähre. Geheimrat Prof. Weber erkennt an, das Tuberkulin habe bei vorsichtiger Dosierung in leichteren Fällen Erfolg, im Uebrigen seien weitere Forschungen Kochs abzuwarten.

Buer (Wests.), 21. Septbr. Ueber einen Ueberfall, bei dem zwei Personen getötet wurden, berichtet dieVolks-Ztg. für Buer und Umgegend" folgendes: Gestern feierte der Krieger- und Landwehr­verein von Erle-Beckhausen sein zweites Stiftungsfest. Schon beim Festzuge waren unter den Zuschauern etwa ein Dutzend Sozialdemokraten durch ihre roten Shlipse und wütenden Blicke den Festteilnehmern ausgefallen Als nun auf dem Heimwege zwischen Beckhausen und Buer etwa 10 Bürger in der Nähe der Campmannschen Wirtschaft angelangt waren, fielen diese Unmenschen, die sich dort auf die Lauer gelegt halten, mit scharf geschliffenen Dolch- und anderen Messern über die nichtsahnenden Mitbürger her und richteten ein förmliches Blutbad an. Zwei Bürger von Buer PH. Halbeisen und J. Neukirchen starben unter den Stichen und Schnitten der Wüteriche; N. hatte 22 Stiche erhalten und war derartig entstellt, daß ihn sein eigener Bruder anfangs nicht zu erkennen vermochte. Drei anderen Bürgern war der ganze Kopf mit Schnitten bedeckt und dazu hatte jeder eine tiefe Stichwunde in der Seite erhalten. Herrn Busch war sogar der Unterleib vollständig aufgeschlitzt. So viel man von der Voruntersuchung vernommen hat, sei dieser grausige Ueber­fall aus reinem sozialdemokratischen Klaffen­hasse hervorgegangen gewesen

Mannheim, 29. Sept. Unter An­wesenheit des Großherzogs hat heute die

Einweihung der neuen Neckarbrücke statt­gefunden. Während des Festessens hielt der Großherzog eine zündende Ansprache, in welcher er aufforderte, die Jugend zum Patriotismus zu erziehen, denn auf der Jugend beruhe die Zukunft des Vater­landes. Die Festlichkeit nahm einen glänzen­den Verlaus und war von prachtvollem Wetter begünstigt.

Mosbach. Ein gräßliches Unglück passierte gestern Mittag in Binau. Ein Kind des dortigen Bahnwärters lief über das Geleise, als ein Zug heranbrauste. Das Kind wurde vom Zug erfaßt und ihm ein Aermchen und ein Beinchen ab­gefahren. Noch vorgestern Abend in das hiesige Spital überführt, ist das Kind gestern gestorben.

Hochdahl, 23. Sept. Im März d. I. hatten Jäger im Millrather Jagd­bezirke mit Strychnin versetzte Lcberwürste an und auf öffentliche Wege gelegt. Mehr als zwanzig Hunde, unter ihnen einige wertvolle Tiere, sowie eine Anzahl Katzen, die von der Wurst genossen hatten, ver­endeten. Eine Frau, die eine solche Wurst auf dem Wege gefunden und geglaubt hatte, daß diese von Schulkindern verloren worden sei, hätte fast davon gespeist, wenn nicht ihr Mann sie zurückgehalten hätte. Die Sache lag gestern zur Aburteilung der Elberfelder Strafkammer vor. Obwohl ein Jäger zugab, daß er die Wurst dohin gelegt habe, und obwohl die Staatsanwalt­schaft drei Monate Gefängnis beantragte, erkannte dem DüsseldorferGen.-Anz." zufolge das Gericht auf kostenlose Frei­sprechung, da das Gift nur in der Absicht gelegt worden sei, Raubtiere, z. B. Füchse und Dachse, zu vertilgen.

Württemberg

Bebenhausen, 28. Sept. Nachdem am 25. Sept. ein stärkerer Fieberanfall ausgetreten war, ist seither der Zustand Seiner Majestät des Königs ein leid­lich befriedigender geblieben.

Den landwirtschaftlichen September­preis mit 450 ^ und die silberne land­wirtschaftliche Verdienstmedaille erhielt für das Jahr 1891 der Gutsbesitzer Wilhelm Kipp in Unterburkhartshofen bei Leutkirch; mit der silbernen landwirt­schaftlichen Medaille wurden ferner ge­schmückt : Gutsbesitzer EugenLiuk vom Trölleshof, OA. Nagold, und Land­wirt Jakob Schneider von Roßwag.

Bei der Stuttgarter Firma E. Epple u. Ege wurde, wie dasDeutsche Volksblatt" vernimmt, ein großer massiver Kasten zur Aufbewahrung desheiligen Rockes" in T r i e r bestellt. Die Ausstatt­ung des Schreines soll eine seiner Be­stimmung entsprechende sein: Palisander-, Mahagonie- und Cedernholz werden dazu verwendet werden.

Schullehrer Reichert von Hei ningen, auf den vor einiger Zeit ein Mordanfall gemacht wurde, ist jetzt wieder völlig außer Gefahr. Dagegen ist aus dem Göp- pinger Bezirk schon wieder von einem Angriff zu berichten; ein Bursche aus Heiningen schlug einen andern aus Rache mit einem Wellenprügel nieder, und sieht nun seiner Bestrafung entgegen.

Das Vermögen der Stadt Cannstatt beträgt zur Zeit nahezu 4 661 000 Schulden abgezogen bleibt immerhin noch ein Reinvermögen von gegen 2 Millionen Mark.

Urach. Der 30 Jahre alte Sohn des Flaschners von Heinz verlor auf eigentümliche Weise sein Leben. Er hatte vor 10 Tagen beim Verspeisen eines jungen Hahnes, das Mißgeschick, ein Bein zu verschlucken. In Tübingen, wo er ärztliche Hilfe suchte, wurde dasselbe, da die Herausnahme unmöglich war, in den Magen hinabgedrückt und er konnte, ohne besondere Beschwerde zu verspüren, bis Dienstag seinem Geschäfte nachgehen. Nachts und am Mittwoch bekam er aber wieder einen Blutsturz, wodurch der kräf­tige junge Mann dahingerafft wurde.

O e st e r r e i ch.

Wien, 29. Sept. DieNeue Freie Presse" erklärt, durch die gleichzeitigen Reden des deutschen Reichskanzlers, sowie des französischen Ministers des Aeußern sei die akut gewordene Sorge um die Erhaltung des Friedens erheblich vermindert worden.

Schweiz.

InBern, der schweizerischen Bundes­hauptstadt, tagte in der abgelausenen Woche der internationale Kongreß für Verhütung von A r b ei te ru nfä l le n. Der Kongreß hat durch seine Beratungen und Beschlüsse die Frage der möglichsten Verhütung von Unfällen der Arbeiter und der hiemit zusammenhängenden Fragen der Entschädigungspflicht von Staat und Arbeit­gebern, die Form der Arbeiterrente u. s. w. in manchen Punkten in anerkennenswerter Weise gefördert Besonderen Beifall fand in der Versammlung das Auftreten des Präsidenten des deutschen Reichsversicher­ungsamtes , von Bödiker, der wiederholt und in ungemein lichtvoller Art die Be­strebungen der deutschen Regierung aus dem Gebiete der Unfallverhütung darlegte und sich zugleich warm im Interesse der Arbeiter äußerte.

Bern, 28. Sept. Der Bundesrat hat den Bau einer zweiten staatlichen Waffen­fabrik beschlossen, um die Fabrikation des neuen Infanterie-Gewehres zu be­schleunigen.

Ausland

Paris, 29. Septbr. Fast sämtliche Blätter nehmen mit Befriedigung von der Rede des deutschen Reichskanzlers Kenntnis. Nur einzelne, wie derNational" (Floureus) machen den gewöhnlichen Vor­behalt bezüglich Elsaß-Lothringens und er­klärt, das europäische Gleichgewicht bleibe gestört.

Rom, 29. Sept. Wie verlautet, wird Ministerpräsident Rudini morgen Mitt­woch, mit dem russischen Minister Giers in Como eine Begegnung haben.

Auflösungdes Buchstaben Rätsels in Nr. 153

Kohlen,

Fohlen,

Sohlen.

Richtig gelöst von: Seminarist G. Größte, Dennach, Chr. Krauß, Stuttgart, Wilh. Enßlin, Neuenbürg und Chr. Gann, Conweiler.

Mt einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.