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der Hauptstadt des osmanischen Reichs an­getreten. Es sind 164 Sänger, und zwar 37 erste Tenore, 39 zweite Tenore, 52 erste Bässe und 36 zweite Bässe. Der Separatzug besteht aus 11 Waggons und 2 Gepäckwaggons.

Ausland.

Vom Hunger genötigt, nehmen in Belgien immer mehr streikende Arbeiter zu den früheren Bedingungen die Arbeit wieder auf, und heute schon kann der ganze Ausstand als verkracht bezeichnet werden.

Der französische Deputierte Gerville Reache will herausgebracht haben, daß der französische Marineminister Kanonen bei Krupp und Armstrong gekauft habe und letzterem sogar 2000 Kilo rauchloses Pulver zu Schießversuchen übersandt habe. Er hat diese schauderhafte Entdeckung in einem Pariser Blatt veröffentlicht und nun gruselt es allen Franzosen namentlich da­rüber. daß der deutsche Kanonenkönig mit französischem Gelde bereichert werden solle. Wie jetzt berichtet wird, beruht die ganze Entdeckung auf Einbildung.

Der russische Thronfolger, dessen Wunden geheilt sind, ist von Japan nach Wladiwostok, einem russischen Hafen am Stillen Ozean, abgercist und beabsichtigt, von dort aus zu landen und quer durch russisch Asien nach Petersburg zurück­kehren.

In Portugal hat die Geldnot einiger­maßen nachgelassen, dagegen hat das bis­herige Ministerium seine Entlassung ge­nommen, und die Bildung eines neuen Kabinets begegnet großen Schwierigkeiten. Ob die Regierung die Revolution dauernd Niederhalten kann, erscheint noch immer zweifelhaft.

Der neue Vertrag zwischen England und Portugal wegen Südafrikas hat die Erklärung des Protektorats Englands über das Nhassaland, soweit dasselbe nicht Portugal zugesprochen worden ist, nach sich gezogen. Hiermit scheint die Streit­frage wegen des Besitzes des Nyassalandes, welche so lange zwischen den Engländern und den Portugiesen schwebte, endgiltig gelöst.

New-Jork, 20. Mai. Meldungen aus Tarrytown zufolge sollen bei einer Dynamitexplosion in einem Eisenbahnzuge 18 Personen getötet nnd 25 verwundet worden sein.

MiüMtn.

Echt.

Erzählung von Jenny Hirsch, i Fortsetzung.)

In jenem Augenblicke hatte er aller­dings nicht daran gedacht, daß er sehr bald in die Lage kommen könnte, sein Alibi an dem betreffenden Abend Nach­weisen zu müssen, denn er hatte nicht die Absicht gehabt, den Becher zu behalten. Es war ihm nur darum zu thun gewesen, sich vorläufig in dessen Besitz zu setzen, um die Steine herauszunehmen, und sie durch falsche zu ersetzen. Da gewöhnlich Wochen, ja zuweilen Monate vergingen, ohne daß der Becher aus dem Schranke genommen wurde, so glaubte er Zeit ge­

nug für die Ausführung seines Vorhabens zu besitzen. Die nötige Geschicklichkeit für das Ausbrechen der Steine und das Wiedereinsetzen der unechten traute er sich zu und die Beschaffung der letzteren hatte ihm ebenso wenig schwierig erschienen, wie das Erspähen irgend einer Gelegenheit, den Becher wieder in den Schrank zu bringen.

Das Erscheinen des Museums-Direktors hatte seinen so wohl ausgeklügten Plan kläglich zu Schanden gemacht. Zu seinem großen Schrecken mußte er, als er am andern Tage von dem Ausgange mit seiner Gebieterin zurückkehrte, erfahren, daß der Becher bereits vermißt werde. Nun galt es, jeden Verdacht von sich ab­zuwälzen, und die Umstände waren ihm günstig. Kein Mensch hatte eine Ahnung davon, daß er während der Zeit, wo allein der Becher entwendet sein könnte, im Hause gewesen sei, der Portier hatte ihn fort- gehen sehen, das Fräulein und die gnädige Frau erklärten einstimmig, er habe dem Gottesdienste in der Lukas-Kapelle beiqe- wohnt.

Aus dem Umstande, daß Klara den Besuch ihrer Schwester verschwieg und nicht diese als Entlastungszeugin gegen Georg Blanke anführte, hatte er den richtigen Schluß gezogen, sie habe jene in Verdacht. Da er die Zunge der Ge­sellschafterin somit gefesselt wußte, hatte er es sich angelegen sein lassen, den Ver­dacht gegen den jungen Herrn zu ver­stärken, wobei ihm, wie er hämisch hinzu­setzte, Herr und Frau Kommerzienrätin ja redlich Beistand geleistet hätten. Er hatte denn auch dafür gesorgt, daß sich das Gerücht von dem durch den jungen Herrn Blanke verübten Diebstahl nicht nur durch die Stadt verbreitet, sondern seinen Weg auch nach England nahm, und wieder ließ er durchblicken. daß er dabei im stillen Einverständnis, wenn nicht auf Geheiß der gnädigen Frau gehandelt habe.

Als er dem Polizeibeamten nach dem Verhöre vorgeschlagen hatte, er möge seine und die Sachen seiner Mitdiener durch­suchen. war dies in dem Bewußtsein ge­schehen, der Becher sei so verborgen, daß der Beamte einen gewissen Argwohn gegen ihn hegte, auch bemerkte er fort und fort, daß er von ihm beobachtet werde. Dies veranlaßte ihn. doppelt auf seiner Hut zu sein. Da er fürchtete, Klara könne doch endlich noch auf den Gedanken kommen, den Besuch ihrer Schwester als Beweis für Georg Blankes Unschuld anzuführen, woraus sich möglicherweise eine Unter­suchung ergab, die ihn gravierende Mo­mente ans Licht brachte, so benutzte er ihre Fieberphantasien, die er noch in seiner Weise ausschmückte, um sie bei der Dienerschaft zu verdächtigen und im Hause unmöglich zu machen. Wenn die Kommer­zienrätin in diesem Falle auch das Mittel nicht gerade gut hieß und es in seinem Umfange noch nicht einmal kannte, so war sie doch mit der dadurch erzielten Wirkung sehr zufrieden, denn das Zu­sammenleben mit Klara war ihr durch deren Liebe zu Georg unerträglich und und sie wünschte aus der Nähe ihres Mannes jeden zu entfernen, der noch

möglicherweise ein Wort für den glücklich beseitigten Neffen bei ihm gesprochen hätte.

Der Becher hatte, seitdem er ihn ent­wendet, unberührt und in sicherem Ver­stecke bei Emsmann gelegen. Da er sich beobachtet wußte, so wagte er keinen Stein herauszubrechen, und zähe wie er war, wartete er geduldig auf eine Gelegenheit, wo er seinen Raub unentdeckt zu Gelde machen konnte. Weniger in der Absicht, als weil er während seiner Abwesenheit das für ihn so gefährliche Kleinod nicht im Hause seines Dienstherrn zurücklassi» wollte, hatte er den Becher nach Wie« mitgenommen. Hier war aber die Leiden­schaft für das schöne Stubenmädchen die Klippe geworden, an der seine Schlauheit Schiffbruch leiden sollte. Sein Lohn, so­wie die laufenden Nebeneinkünfte, die er sich durch die Prozente, welche er von den Besorgungen der Frau Kommerzien­rätin und von den in ihrem Aufträge gespendeten Wohlthaten adzog, zu ver­schaffen wußte, reichten nicht aus, die Ausgaben für die Vergnügungen und Geschenke zu bestreiten, mit denen er sich das gegen ihn lange Zeit unempfindliche Herz der lustigen Wienerin zu gewinnen suchte. Auch seine Beteuerung, er sei ein gläubiger Katholik, machte nur einen be­schränkten Eindruck, und so ließ er sich denn Hinreisen, sich ihr als einen reiche» Mann, als den Besitzer von Gold und Edelsteinen vorzustellen, ihr den Beweis dafür zu liefern, indem er ihr einen der kostbarsten Steine in einen Ring fasse« ließ und einen andern verkaufte, um da­durch mit ihr herrlich und in Freuden zu leben, und ihre endlich gewonnene Gunst zu genießen. Die Kleine hatte es ihm dergestalt angethan, daß er wirklich die Absicht gehabt hatte, seinen Dienst zu verlassen, nach Wien zu gehen und sie zu heiraten. Er hatte jedoch erst noch die Reise mit der Frau Kommerzienrätin mit­nehmen wollen, da, wie er aus Erfahr­ung wußte, bei solchen Gelegenheiten immer am meisten zuverdienen" war, und hier im Bade sollte ihn denn endlich das Ge­schick ereilen.

(Fortsetzung folgt.)

(Gerad heraus.) Junge Witwe: Lieber Doktor, ich habe jetzt alle Bäder besucht, die Sie mir empfohlen haben aber es hat mir noch immer keines ge­holfen!" Arzt:Na, erlauben Sie, ich habe aber doch auch kein Heirats- büreau!"

(Hinausgeholfen.) Frau (an einem Schaufenster stehen bleibend):Sieh mal da reizende Mantelet!" Mann:Komin, komm . . Du weißt doch, daß ich kein Freund von Fremdwörtern bin!"

(Aus der Schule.) Schulinspektor: Was wißt ihr vom Staate Dänemark?" Der kleine Fritz:Es ist etwas faul."

Rätsel.

Ein Wort von 4 Silben bezeichnet ein Getränke. 2 dieser Silben außer der Reihenfolge sind ein weiblicher Name, die 2 andern dasjenige, dem weib­licher Sinn gern huldigt.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.