Oesterreich.

Aus Wien kommt die Nachricht, daß am letzten Montage die Verhandlungen mit dem deutschen Bevollmächtigten wegen Revision des de utsch-ö sterr. Handels- Vertrages wieder ausgenommen wur­den. Dabei sind die Hegensätze in den Anschauungen der beiderseitigen Bevoll­mächtigten erst recht sehr deutlich hervor- getretcn, und eine Neugestaltung des deutsch­österreichischen Handelsvertrages mit ent­sprechenden Zollermäßigungen ist nur dann möglich, wenn gegenseitige Zugeständnisse gemacht werden. Die bereits erfolgten Zugeständnisse sind aber auch von keiner Seite zurückgezogen worden, so daß auf das Zustandekommen des neuen Handels­vertrages noch gehofft werden kann.

Ausland.

Prinz Napoleon s-

Der Telegraph bringt die Kunde, daß Prinz Napoleon (vom VolkswitzPlon- Plon" genannt) am Dienstag abend 7 Uhr in Rom gestorben ist. Prinz Napoleon Joseph Charles Paul, wie sein vollständiger Name lautet, wurde geboren als der zweite Sohn des Königs Jerome von Westfalen aus seiner Ehe mit der Prinzessin Katharina von Württemberg am 9. September 1822 zu Triest, war also ein naher Verwandter unseres Königshauses. Der Verstorbene verlebte seine erste Jugend in Italien, be­teiligte sich gleich seinen Cousins Charles und Louis Napoleon an den politischen Umtrieben der 30er Jahre und wurde des­halb mit den andern Mitgliedern der Fa­milie Bonaparte aus dem Kirchenstaate ausgewiesen. Es begann nun für den Prinzen ein ziemlich unstätes Leben, wel­ches auch dadurch, daß er 1837 in würt- tembergische Militärdienste trat und Offizier der Ludwigsburger Artillerie wurde, nur eine kurze Unterbrechung erfuhr. Nach­dem er den größten Teil Europas (Ruß­land ausgenommen) bereist hatte und in­zwischen (1845) zur Abwechslung wieder einmal aus Paris ausgewiesen worden war, brachte ihm die Februar-Revolution die gewünschte Gelegenheit, sich am öffent­lichen Leben zu beteiligen. 1848 wurde der Prinz, welcher nach dem Tode seines älteren Bruders den NamenJerome" angenommen hatte, für Korsika in die Nationalversammlung gewählt und gefiel sich alsbald in der Rolle eines ganz radikalen Demokraten. Auch als sein Vetter Louis, den er zu seinem eigenen Schaden nie fürvoll" nahm, sich die Kaiser­kroneerworben" hatte, gerierte er sich noch gerne als Republikaner, was ihn aber nicht hinderte, sich die Ernennung zumkaiserlichen Prinzen" und die son­stigen Vorteile, welche seine neue Stellung mit sich brachte, gefallen zu lassen. Es ist bekannt, daß derrote Prinz" nicht gerne eine Gelegenheit verstreichen ließ, seinen kaiserlichen Vetter zu ärgern und deshalb auch während der ganzen Zeit des Kaiserreichs das enlant torrible der Fa­milie Bonaparte war. Seine Teilnahme am Krimfeldznge (um ihn von Paris zu entfernen, ernannte ihn der Kaiser zum Divisionsgcncral) und die hiebei bewiesene Furcht vor den Kugeln trug ihm den SpottnamenPlon-Plon" ein. Auch 1859

erntete er keine Lorbeeren. Sein unge­schicktes Auftreten brachte es mit sich, daß der Plan Napoleons, ihn zum Fürsten von Toskana einzusetzen, schon im Entstehen scheiterte. In den 60er Jahren bestand seine vornehmste politische Thätigkeit darin, im Senateüberraschende Reden" zu halten und im Palais Royal, seiner Re­sidenz, Bonmots über die Kaiserin Eugenik vom Stapel zu lassen. 1870 sollte Jerome seinen Schwiegervater, den König Viktor Emanual von Italien, zu einem Bündnisse mit Frankreich veranlassen, aber er hatte als Diplomat so wenig Geschick wie als Soldat. Nach dem Sturze des Kaiserreichs lebte er in der Nähe von Genf; erst im Jahr 1875 wurde ihm die Rückkehr nach Frankreich gestattet. Der Tod des kaiser­lichen Prinzen im Zululande hatte seine Ernennung alsHaupt der Familie Bonaparte und Erbe der Ansprüche der Dynastie" zur Folge. Aber auch in dieser Eigenschaft ließ ihn sein schwankender Charakter nicht zu einer festen Position gelangen. Er liebäugelte mit der Repu­blik und glorifizierte gleichzeitig den Napo­leonismus als das einzige Heil Frankreichs. Kein Wunder, wenn in der bonapartistischen Partei eine Spaltung einriß, so daß sogar sein ältester Sohn sich von ihm lossagte, und Freund und Feind den alternden Prinzen als einen toten Mann und seine Kundgebungen als völlig bedeutungslos zu betrachten anfing. Seine letztegroße That" war der bekannte PariserMauer­umschlag." welcher ihm einige Tage Haft zuzog und die Einbringung des sogenannten Prätendentengesetzes" zur Folge hatte. Unter allen Napoleoniden warPlon- Plon" derjenige, welcher in seiner äußeren Erscheinung Napoleon I. am meisten ähn­lich war, namentlich was die Gesichts­bildung anbelangt. Die Aehnlichkeit soll eine so große gewesen sein, daß während des Krimfeldzuges bei der Musterung einer türkischen Brigade durch Saint Ar- naud, in dessen Gefolge sich der Prinz befand, ein alter ägyptischer Fellah auf den Prinzen zustürzte und ihm Stiefel und Mantel küßte, in der Meinung es sei derGeneral Bonaparte," unter welchem er 1799 die Expedition nach Syrien mit­gemacht hatte. Sonst aber hattePlon- Plon" mit dem ersten Kaiser Frankreichs herzlich wenig gemein.

Die Gräueltaten von Mafsauah.

Seit einer Woche befindet sich ganz Italien in größter Erregung, welche durch die unge­heuerlich klingenden Nachrichten aus seiner Ko­lonie Massauah am Roten Meere hervorgerufen worden ist. Diesen Meldungen zufolge sind in Massauah durch die dortige Polizei Schandthaten begangen worden, deren Möglichkeit zunächst in Italien bezweifelt wurde und die man daher all­gemein für Erzeugnisse einer verwegenen Phan­tasie hielt. Aber wenn auch noch nicht alle Einzelheiten über diese geradezu unerhörten Be­gebenheiten vorliegen, so läßt sich leider doch nicht mehr daran zweifeln, daß das aus der italienischen Kolonie in Ostafrika Gemeldete durch­aus wahr ist, ja, dasselbe soll nicht einmal dem vollen Umfange der begangenen Scheußlichkeiten entsprechen. Die Hauptrolle m diesem blutig­düsteren Drama, das einen überaus häßlichen Flecken auf den italienischen Namen wirft, spielte der frühere Polizeidirektor von Massauah, Lieute­nant Livraghi, und als dessen europäischer Mitschuldiger erscheint ein gewisser Cagnassi, beide haben unter dem Deckmantel der behörd­

lichen Autorität die einheimische KolonialpM in Massauah zu den entsetzlichsten Schand- uiö Mordthaten verwendet. Biele angesehene w> reiche Eingeborene wurden unter den nichüM Vorwänden verhaftet und dann in den GeM, nissen hingerichtet, ihr Vermögen aber »«, Livraghi konfisziert, womit er teils seine K«,, turen bezahlte, teils sich selbst bereicherte. jh- dere Eingeborene ließ Livraghi gleich imFui« an passender Stelle niederschießen und beraub ,a, dieser seltsame Polizeichef soll sogar eigenhändig" verschiedene angesehene Lentk schossen haben. Ferner wurden auf sein TU eingeborene Hilsstruppen der Italiener, dntz unzuverlässig galten, einfach niedergemetzeltO zwar gleich in ganzen Banden, ebensowenig dieses Scheusal in Menschengestalt FraueiL Kinder der von ihm Verfolgten verschont sis und welche Scenen sich hierbei abspielten, niederzuschreiben, sträubt sich fast die Feder,

Im Ganzen sind auf diese Weise, wiesek italienische Regierungsblätter zugeben niiijier, weit über 800 der brutalsten und schändWn ! Mordthaten von Livraghi und seinen Hel-nz, ' Helfern begangen worden gewch ein such , bares Bild! Was aber'die ganze Assam «j i düsterer gestaltet, ist der Umstand, daß sich dies^ ! Treiben zwei volle Jahre hindurch unter du Augen der obersten Regierungsbehörden ts Massauah fortzog, ohne daß dieselben irgend« dagegen eingeschritten wären.

Jedenfalls erscheint es begreiflich, dag die Kunde von den Vorgängen in Massauah, durch welche selbst das grausame Auftreten der jänz- sten Stanley-Expedition gegen die Eingeborener am Kongo tief in Schatten gestellt wird, im ge­samten italienischen Volke die höchste Enirüsi»j hervorgerufen hat, welche auch in der üichu zivilisierten Welt ihr Echo findet.

Sofia, 16. März. In Burgoi sind drei Leute verhaftet worden, k denen 50 000 Franken bar und M Menge aufrührerischer Schriften Np fanden wurden. Woher die Verhaj« stammen, weiß man nicht, da sie oilio Fragen eisernes Schweigen gegenüberscha-

Algier, 14. März. Ungeheure H» schreckenschwärme werden gemeldet. Re­gierung und Bevölkerung treffen um­fassende Bekämpfungsmaßregeln.

Newyork, 12. März. Die hier m< treffenden atlantischen Dampfer sagen, doh sie an Eisbergen und Eisfeldern voriibn- gefahren sind. Die von Hamburg ge­kommeneEuropa" meldet, daß sie»» einem 200 Kilometer langen Eisselde voi- übergefahren ist.

Die neuesten Depeschen aus Buenos Ayres melden, daß der Belagerungs­zustand wegen befürchteter Unruhen nmdn aufgehoben wurde, und daß die Wahl» ruhig verlaufen. Auch ist das Ergedlii- der argentinischen Volksanleihe so des« digend gewesen, daß man eine balde Besserung in der politischen und wirlscho lichen Lage Argentiniens erwartet. ^

M iszi'llkn.

(Auf dem Pferdemarkt) ruft« Händler seinem Gehilfen zu: JakobD setz' D'r auf den Braunen und reit'V dem Herrn Baron vor." Jabob Dl zum Prinzipal):Soll der Gaul Verkauf laufen oder zum Anlauf?"

Rätsel. '

Die Erste richl't oft Unheil an,

Die Zweite liegt auf grünem Plan- ! Beim Ganzen fuhr deralte Fritz" In seine Feinde wie der Blitz

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.

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