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Beilage M Nr. 44 des Eiythälers.
Neuenbürg, Donnerstag den 19. März 1891.
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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Wildbad, 14. März. Gestern abend hielt Herr Bankkassier Bätzner im Gewerbe-Verein einen Bortrag über .Wechsel und Wechsel recht," zu welchem sich die Mitglieder beinahe vollzählig in der Restaur. Kübler eingefunden hatten. Redner verbreitete sich in ausführlicher Weise namentlich über die Verbindlichkeiten, welche man durch Ausstellung, Annahme und das Indossieren eines Wechsels übernimmt, sowie über die Formalitäten, welche bei der Präsentation eines Wechsels zur Annahme und Zahlung und bet der Prolesterhebung zu beobachten sind. In der nächsten Sitzung welche am Samstag den 21 März stattfindet, wird ein Vortrag über „Elektrizität" gehalten werden. Die zu demselben nötigen Apparate werden dem Verein von der Kgl. Centralstelle für Handel und Gewerbe in Stuttgart gütigst überlassen.
Äionist.
Deutschland.
Die Teilnahme an dem Tode Windt- horst's in der gesamten katholischen Welt ist eine allgemeine und wird diese Teilnahme menschlich auch von der ganzen gebildeten Welt geteilt. Im Vatikan wird auf Anordnung des Papstes eine große Totenfeier zu Ehren Windthorst's statt- siaden. Die Blätter des Vatikans feiern Windthorst als den größten Kämpfer für bst katholische Sache. — Fast die ganze Mische Welt beschäftigt sich noch mit dm Tode des berühmten Führers der Knirumspartei.
Am Dienstag vorm. 10 Uhr wurde in dir Hedwigskirche in Berlin ein feierliches Rkguiem für Windthorst durch Fürstbischof Dr. Kopp abgehalten. Nach der Trauerseier wurde der Sarg in feierlichem Zage unter Beteiligung der katholischen Vereine nach dem Lehrter Bahnhof über- gesuhlt. Zahlreiche Kränze vom Kaiserpaare, den Ministern, von den Abgeordneten, vielen Privatleuten und Vereinen schmückten den Sarg des Entschlafenen. Das Leichenbegängnis findet am Mittwoch vormittag 9 Uhr in Hannover statt.
Anläßlich der Etatsberatung im Reichstage hielt der Abg. Bebel eine große Rede über So ld aten mißh a ndlungen und Selbstmorde im Heere. Er malte grau in grau, sondern pechkohlrabenschwarz. Daß leider auf diesem Gebiete nicht alles so ist, wie es bei einem echten Volkshcere sein sollte, daß viele Ausschreit- Men Vorkommen, wer wollte das leugnen? Aber glücklicherweise sind dies doch Ausnahmen. Indem der Abg. Bebel sM ^gel hinstellte. verriet er deutlich, welchen Zweck er mit seinen Ausführungen verfolgte. Ihm kommt es nur darauf an, zu Hetzen und im Heere selbst Unzufriedenheit und Mißtrauen zu verbreiten. Ist hm doch das Heer als die festeste Säule
serer Staats- und Gesellschaftsordnung ganz besonders verhaßt'. Freilich sollte
daraus unsere Heersverwaltung den Anlaß nehmen, den vorkommenden Ausschreitungen desto unbarmherziger entgegenzutreten um den sozialdemokratischen Hetzern damit einen sehr dankbaren Redestoff zu entziehen!
München. 17. März. Die „M. Corresp." schreibt: „Am vergangenen Samstag ging den hiesigen Apothekern behördlicherseits die Bestimmung zu, die Verabreichung von DuborcuUn Loellü selbst Aerzten gegenüber einzustellen." Es wird doch wohl unumgänglich sein, daß man auch Aufschluß über die Gründe dieses Verbotes erhält.
Mainz, 14. März. Bei dem Entleeren einer Abortsgrube sind heute mittag im benachbarten Castel drei Personen durch Stickluft verunglückt.
Der Sommerfahrplan soll in diesem Jahre auf allen deutschen Bahnen bereits am 1. Mai in Kraft treten. Bisher datierte die Einführung des Sommerfahrplans bekanntlich jeweils erst vom 15. Mai ab.
Württemberg.
Stuttgart, 17. März. Heute vormittag 9 Uhr fand in der katholischen St. Eberhardskirche ein feierliches Requiem für Windthorst statt. Der Hochaltar und die Fenster des Chors waren schwarz verhängt, am Katafalk hing ein Lorbeerkranz vom Kasino Stuttgart. Einen weiteren Kranz hatte der kath. Leseverein gewidmet. Dem Gottesdienst wohnten die kath. Mitglieder der beiden Kammern, an der Spitze Fürst Zeil, bei; ferner die kath. Beamtenwelt und zahlreiche Angehörige der St. EberhardHparochie.
Stuttgart, 16. März. Aus New- Jork wird gemeldet: Am Mittwoch wurde in der Nähe von Staten Island die Leiche des Kaufmanns Karl Emanuel Ruttinger aus Stuttgart aufgefunden. Ruttinger war am 31. Dezember in Begleitung eines Engländers William Wright aus Liverpool abgesegelt. In den Hals der Leiche war ein mit zwei liV gezeichnetes Taschentuch hineingestopfl. Die Polizei fahndet auf Wright.
Stuttgart, 14. März. Ein harmloses, hübsches Bild gab die Debatte über die Verhältnisse der landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim, welche dem Kultusministerium unterstellt ist. Einige der nicht gerade spärlich vertretenen Landtags- Oekonomen benützten diesen Anlaß zu mehr oder minder interessanten Reden über den württembcrgischcn Rindviehstand und dessen Hebung, wobei dem Kultusminister warm ans Herz gelegt wurde, in den nächsten Etat eine Position einzustellen zu dem Zwecke, die Musteranstalt Hohenheim mit durchweg neuem Vieh („Material" lautete der technische Ausdruck) zu versehen, mit Vieh von einem einheitlichen „Typus" und einer „zarten gelben Farbe," wie der Abgeordnete von Künzelsau unter der verständnisvollen Zustimmung der Deputierten aus dem Bauernstände ausführte.
Der Herr Staatsminister war sichtlich nicht recht „bei der Sache" es mag ihm auch nicht ganz wohl bei den Erörterungen gewesen sein, obwohl er sich durch den Herrn Akademiedirektor v. Voßler „verbeistandet" wußte. Mit einem Male aber löste sich der „kritische Moment" in Wohlgefallen im eigentlichen Sinn des Wortes auf, indes einer der Herren Redner seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck verlieh, daß die Rindviehzucht dem Herrn Staatsminister des Kirchen- und Schulwesens doch „etwas ferne" liegen dürfte. In das schallende Gelächter des hohen Hauses stimmte auch Herr v. Sarwey ein, welcher außerdem sein Verständnis für den in Rede stehenden Gegenstand dadurch bewies, daß er die Aufnahme der gewünschten Position in den künftigen Etat bereitwillig zusagte, im übrigen aber sich auf Herrn v. Voßler berief, der denn auch mit der wünschenswertesten Sachkenntnis in die anregende Debatte eingriff.
Gmünd, 14. März. Eineraffinierte Wechselfälschung hat der Beindreher und Knochenhändler W. ausgeübt. Derselbe hat Wechselformulare von andern Firmen anfertigen lassen und mit falschen Unterschriften versehen. Die Gewerbebank Gmünd ist mit 61000 Mark in Mitleidenschaft gezogen und man vermutet, daß noch weitere Firmen betrogen sein werden. W. ist seit vorgestern abend flüchtig und seine Frau ist ihm gestern mittag gefolgt, nachdem sie zuvor bei Bankier G. und S. einen falschen Wechsel präsentierte und 1000 Mark ausbezahlt erhielt.
Von der II. Serie der Heilbronner Kirchen bau-Restaurations-Lose (Ziehung am 30. Juni 1890) sind ein Teil der Gewinne noch nicht in Empfang genommen worden; Losbesitzer wollen daher ihre Lose mit der Liste im Staatsanzeiger Nr. 59, Seite 406 vergleichen.
Nachstehende, dem allgemeinen Verkehr dienende Postwertzeichen älterer Art, und zwar: die hellgrünen Freimarken und Wertstempel auf Drucksachenkarten und Streifbändern zu 3 die violetten Freimarken und Wertstempel auf Postkarten und Briefumschlägen zu 5 die o ra ngefarbigen Postanweisungsumschläge zu 15 die rotbraunen Freimarken zu 25 die graugrünen Freimarken zu 50 dürfen nur noch bis zum 28. Februar d. I. einschließlich zur Frankatur von Postsendungen verwendet werden. Vom 1. März 1891 ab verlieren die vorbezeichneten Postwertzeichen älterer Art ihre Giltigkeit. Dem Publikum ist indessen gestattet, die alsdann noch nicht verwendeten Postwertzeichen älterer Art bis spätestens zum 31. März 1891 gegen neue Wertzeichen umzutauschen. Postsendungen,welchenachdem 28. Febr. 1891 noch mit Wertzeichen älterer Art frankiert aufgeliefert werden, werden den Absendern unter Hinweisung auf die Ungiltigkeit der verwendeten Wertzeichen zurückgegeben, falls dies aber nicht möglich sein sollte, als unfrankiert behandelt. Vom 1. April 1891 ab sind die Postanstalten zum Umtausch älterer Postwertzeichen nicht mehr befugt. Die dem amtlichen Verkehr der Staatsbehörden und dem portopflichtigen amtlichen Bezirksverkehr dienenden Wertzeichen älterer Art werden durch gegenwärtige Verfügung nicht berührt.