525

angeeignet und einen recht schlechten Witz I schlagnahmt, welche den Herzog von

gemacht hat. Es wurden Nachforschungen nach dem Witzbold angestellt, der auch wirklich zu Rastatt in der Person eines Wirtes ermittelt wurde, welcher den fri­volen Witz sich erlaubt hat, der ihn teuer zu stehen kommt.

Große Freude hat ein Geschenk hervorge­rufen. welches Staatssekretär v. Stephan gemacht hat, er hat dem großen Logirhaus Empreß of Jndia, in dem er im Vorjahr gewohnt, ein schönes Kaiserbild über­sandt. Es ist das erste künstlerisch aus­geführte Bild des neuen Herrschers, das die Insel aufzuweisen hat.

Württemberg. Stuttgart, 28. Juli.

In

letzter

Nacht 10'/, Uhr hat zwischen jungen Leuten in der Metzgerstraße eine Schlägerei stattgefunden, wobei auch einige Soldaten beteiligt waren. Hiebei wurde ein Zivilist durch einen Hieb mit einem Seitengewehr auf den Kopf bedeutend, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt. Der Verletzte wurde intz Katharinenhospital verbracht.

Für das in Stuttgart dem ver­storbenen Dichter Karl Gerok zu er­richtende Denkmal sind bis jetzt 7 400 gesammelt. Auch aus der Schweiz, Ruß­land, England und Amerika sind Gaben dafür eingelaufen.

E bin g e n , 26. Juli. In einer hies. Brauerei fielen 5 Lagerfässer mit insgesamt 4000 Liter Bier über das weichende Faßlager der oberen Lage herab und platzten, so daß das Bier auslief.

Die Kreuzottern bringen bekannt­lich lebendige Jungen zur Welt. Dem Gemeinde-Vorstand zu Schönbrunn brachte ein Junge eine soeben gefangene Kreuzotter, um die ausgesetzte Prämie zu erheben. Das Tier wurde getötet. Durch einen Tritt auf den Leib wurden 9 junge Kreuzottern zur Welt befördert, die die Größe eines Regenwurmes hatten und sich bewegten. Und nun verlangte der kleine Pfiffikus für diese 9 Stück auch noch Prämien, nämlich für jedes 50 Pf.

Unterreichenbach, 28. Juli. Heute nacht zwei Uhr ertönte plötzlich Feuerlärm. Eine Scheuer, sowie ein unbewohntes Nebengebäude desSonnenwirt" Kusterer standen in Hellen Flammen. Der hiesigen Feuerwehr, die bald zur Stelle war, ge­lang es das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht bekannt. (Pf. B.>

Ausland

Orleansin französischer Generalsuniform eine Truppenparade abhaltend darstellen.

Paris. Die DamenderHallebe- nutzten den letzten Sonntag zu einer politi­schen Kundgebung. Ihrer acht begaben sich mit einem mächtigen Blumenstrauß, der die französischen und russischen Farben trug, zu Frl v. Mohren heim, der Tochter des russischen Botschafters, um ihr zu ihrer Verlobung mit dem französischen Offizier, Vicomte de Soze, Glück zu wünschen. Das russisch-französische Bündnis steht nunmehr völlig und über alle Zweifel er­haben da.

Paris, 28. Juli. Der Unterrichts­minister hat endgiltig eine Abordnung von 19 Mitgliedern zum Berliner medizinischen Kongreß ernannt. Der Leiter dieser Ab­ordnung ist Professor Bouchard. Der Kriegsminister hat als Vertreter für den Kongreß vier Militärärzte, der Marine- minister vier Marineärzte bestimmt.

London, 29. Juli. Das Unterhaus nahm in dritter Lesung die Helgolandbill ohne Abstimmung an.

Baltimore, 29. Juli. Ein Dampfer kollidierte mit einem Vergnügungsboot, welches 1500 Passagiere an Bord hatte. Vier Personen wurden getötet, viele ver­letzt.

Newyork, 26. Juli. Wie aus Chi­cago gemeldet wird, beschloß der dortige Stadtrat, einen Teil des Michigan-Sees trocken zu legen, um auf dem dadurch ge­wonnenen Landstück von 250 Morgen die für das Jahr 1893 geplante Weltaus­stellung unterzubringen. Die Kosten der Trockenlegung sind auf zwei Millionen Dollars veranschlagt und sollen von der Chicagoer Stadtkasse getragen werden.

Ueber die Kämpfe inMittelamerika laufen noch fortwährend widersprechende Berichte ein. Die Salvadorener behaupten, in sechs Gefechten den Sieg davongetragen zu haben, der Verlust an Guatemalteken an Toten und Verwundeten sei groß ge­wesen. Die Truppen San Salvadors seien in das Innere des feindlichen Landes gedrungen. Andererseits telegraphiert der guatemaltekische Minister des Aeußern über Mexiko unter dem 23. Juli, daß das Heer General Ezetas in Guatemala eingedrungen, aber mit starken Verlusten geschlagen worden ist.

MiüMeii.

Der Schwanenritter.

Roman von E. von Martine;.

Arth (Schweiz), 28. Juli. Gestern abend beim Anlegen des letzten Dampf­bootes stürzte ein Teil der Dampfschiffs­brücke ein; ca. 30 Personen fielen in den See, wurden aber sämtlich gerettet.

Brüssel. 26. Juli. Gestern wurde zwischen Deutschland und dem Kongo- staat ein Vertrag unterzeichnet, welcher die Auslieferung von Verbrechern, sowie die Gewährung sonstiger Rechtshülfe in Strafsachen zwischen den deutschafrikanischen Schutzgebieten und dem Kongostaat regelt.

Durch einen Beamten der Staatspolizei wurde an der Grenze eine von Belgien kommende und für ein Pariser Haus be­stimmte große Sendung bunter Bilder be-

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.',

Das Leben rollt so rasch vorüber, dachte sie, ach, jeder Tag, jede Stunde, die ich entfernt von ihm zubringen muß, ist ja für mich ein unersetzlicher Verlust. Sie sann nach, ob sie nicht doch die Mutter mit Bitten bestürmen sollte, ihr hartes Ge­bot aufzuheben, als sie einen raschen Schritt vernahm.

Sollte es Emmerich sein? Nein, das war nicht sein Tritt.

Elsbeth war in einer Stimmung, in der sie von Niemand gestört sein wollte, sie erhob sich und trat zurück, um sich hinter dem Stamm einer alten Eiche zu verbergen. Es dauerte nur wenige Minuten

als den Berg herauf atemlos und keuchend ein Mann eilte, gerade bei dem Bänkchen blieb er einen Moment stehen, um Atem zu schöpfen, dabei stieß er einen häßlichen Fluch aus. Bei dem Laut der Stimme schrack sie zusammen und streckte den Kopf vor, sie hatte sich nicht getäuscht, es war ihr Vater. Er war in großer Erregung. Seine Stirn war blaurot und die Adern dick beschwollen, während die geöffneten, nach Luft ringenden Lippen bebten. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieg rasch vorwärts. Was bedeutete das? Eine schwere Angst schlich sich in ihre Brust. Was konnte ihren Vater hierher führen. Er war in fürchterlichem Zorn und der grause Fluch. Der Weg nach links, den er eingeschlagen, gerade nach der Terrasse. sollte sie ihm Nacheilen, nein. Er hatte nie, seit er sich von ihrer Mutter getrennt, sich um die Tochter gekümmert, kein Abschiedswort, keinen Gruß ihr gesandt. Aber was wollte er oben im Schloß? Sie blieb einige Minuten lang unschlüssig stehen, dann bog sie, einem unbestimmten Trieb in ihr fol­gend, den rechten Weg ein, der ebenfalls zur Terrasse führte. Sie hatte nicht im Sinne gehabt bis hinauf zur Burg zu steigen; immer grübelnd, was den Vater bewegen könnte hierher zu gehen, kam sie bis unter die Terasse. Da plötzlich blieb mit ihrem Fuß auch der Schlag ihres Herzens still stehen, atemlos horchte sie auf. Oben hörte sie sprechen, es war aber nicht die Stimme ihres Vaters, sondern die Emmerichs, es schien, als wollte er Jemand begütigen, sein Ton war be­schwichtigend. Durch den süßen schmeicheln­den Laut, wie durch magnetische Kraft an­gezogen stieg sie hinauf, bis sie hinter die ausgebreiteten Flügeln des Schwanes kam zwischen denen hindurch sie die ganze Terrasse übersah. In dem Thürrahmen des Saales stand Emmerich, der sich über die zu seinen Füßen knieende Gestalt einer schwarzgekleideten Frau beugte, die flehend ihre Hände gegen ihn erhoben und mit leiser, klagender Stimme, doch laut genug, daß Elsbeth jede Silbe verstehen konnte bat:Laß mich bei Dir, ich ertrage dieses schreckliche Leben nicht länger. Du weißt, daß ich Dich liebe, Du mußt es empfinden, daß Du mein alles, meine ganze Zukunft bist."

Elsbeth empfand einen so glühenden Schmerz, daß sie meinte aufschreien zu müssen, aber die weit geöffneten Lippen brachten keinen Laut hervor, ihre starr aufgerissenen Augen blickten mit Entsetzen auf die zwei Menschen. Mechanisch faßte sie nach dem Flügel des Schwanes, um ihrem schwankenden Körper einen Halt zu geben, sic wäre zu Boden gesunken, wenn nicht im nächsten Moment ein neues Ent­setzen sie aufgcrüttelt hätte. Hinter dem andern Schwan, ihr gegenüber sprang ihr Vater in einem Satze vor, stürzte sich in wilder Hast auf Lilli, sie bei den Haaren mit einem Ruck empor reißend und rief:

Elendes Weib, diese Schmach sollst Du mit Deinem Leben büßen. Hinunter mit Dir, damit die Raben Dein Fleisch auf­zehren " Und er schleifte sie im Nu an das Geländer.

Emmerich sprang hinzu, sie aus den Händen des Wütenden zu befreien, der