Bekanntmachung der kk. Zentralstelle für die Laadwirtschaft» betreffend die Abhaltung eines UnterrichtsknrfeS für Fischzucht in Hoheuhei«.

Mit Genehmigung der K. Ministerien des Innern sowie de« Kirchen- und Schulwesens und im Einverständnis mit der K. JnstitutSdirektion in Hohen­heim wird ein dreitägiger theoretisch-praktischer Fischereikurs am 3, 4. und 5. Jan. 1901 in Hohenheim stattfinden.

An den genannten Tagen werden die Profes­soren vr. Sieg! in und vr. Häcker populäre Vorträge über die wichtigsten Nutzfische, die natür­liche und kürstliche Vermehrung derselben, Teichan­lagen und Teichwirtschaft, Fischfang, Krebszucht u. s. w. in Verbindung mit praktischen Demonstrationen halten.

Der Unterricht ist unentgeltlich

Anmeldungen sind vor dem 18. Dez. d. I. an den Leiter den Kurses Professor vr. Sieg- lin in Hohenheim zu richten. Da der Kurs auf höchstens 25 Teilnehmer eingerichtet werden soll, müßte für den Fall, daß mehr Anmeldungen ein- gehen, Vorbehalten werden, eine Auswahl derart zu treffen, daß die verschiedenen LandeSteile möglichst gleichmäßige Berücksichtigung finden. Diejenigen An­gemeldeten, welche nichts mittels besonderen Schrei­bens auf einen späteren Kurs verwiesen werden müssen, wollen sich am 3. Jan. 1901, vor­mittags 10 Uhr, in dem Hörsaal Nr. 2 der Akademie in Hohenheim einfinden.

Um die Teilnahme an dem Kurs auch Minder­bemittelten zu erleichtern, stellt solchen der Württem- bergische Landesfischereiverein die Vergütung der Hälfte der Auslagen für eine Rückfahrkarte III. Klaffe der Eisenbahn, sowie einen Betrag von 5 ^ zu den Kosten des Aufenthalts in Hohenheim in Aus­sicht. Bezügliche Anträge sind mit der Anmeldung zu stellen.

Stuttgart, den 12. Nov. 1900.

v. Ow.

Sagesneuigkeitril.

Calw, 25. Nov. Am SamStag abend hatte die hiesige MuseumS-Gesellschaft einen Unterhaltungsabend im Waldhorn, wobei auserlesene musikalische Genüsse geboten wurden. In Jnstru- mentalvorträgen thaten sich hervor die HH, Kameral- verwalter Voelter, Fabrikant Georg Wagner, Vintzon und Höfer (Quartette von Mozart und Haydn), Herr und Frau Inspektor Kauffmann durch ein Klavierstück zu 4 Händen (Suite I und Scherzo von Goldner), Hr. Gg. Bau mann durch Violinvorträge. Reichen Beifall erntete Fräul. Gertrud Zoeppritz durch ihre gediegenen gesanglichen Vor­träge, die Wiedergabe derArie Är Agathe" auS Der Freischütz" undFrühlingSlied"von W. Speidel mit Violin- und Klavierbegleitung (Hr. Gg Baumann und Frau P. Staelin). An das Konzert schloß sich eine gemütliche Tanzunterhaltung.

** Calw. Das fünfzigjährige Feuerwehr­jubiläum fand am letzten Samstag einen würdigen Abschluß durch einen recht gemütlich verlaufenen Feuer- wehrball. Di« Beteiligung von Seiten der Mann­schaft war etwas schwach; wohl mancher mochte ge­dacht haben, da wird'L zum Erdrücken voll und blieb

darum weg. Dies kam dafür den Tanzlustigen zu gute. Hr. Kommandant Häußler begrüßt« mit wenig Worten die Versammelten und wünschte ins­besondere, daß die liebe Damenwelt, die schon so oft der Feuerwehr ihre Sympathie gezeigt, sich heute in­mitten der Mannschaft recht vergnüge. Die Tanz­ordnung bot eine reiche Abwechslung und wurde schön durchgeführt. Frl. Rosa Häußler gab in einer Zwischenpause ein gelungenes Gedicht auf die Feuer­wehr zum besten. Auch widerfuhr der Mannschaft die Ehre, im Saale photographiert zu werden. Erst lange nach Mitternacht war das Programm und da­mit das Jubiläum der hiesigen Feuerwehr zu Ende.

^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Am 23. November d. I. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die Schulstelle in Mannenberg, Bez. Backnang, dem Unterlehrer Philipp Deines in Stammheim, Bez. Calw, übertragen worden.

Berlin, 23. Nov. (Deutscher Reichs­tag.) Dis Beratung des NachtragS-EtatS für China wird fortgesetzt. Abg. Hasse (natl.) ist erfreut über di« Uebereinstimmung, mit welcher die weit überwiegende Mehrheit des deutschen Reichs­tages die Ziele unserer Politik gebilligt hat. Die China-Politck sei nur ein Teil unserer Weltpvlitik und eine solche sei rrur möglich auf dem Boden einer gesunden Heimat-Politik. Die Grundgedanken unserer Weltpolitik würden aber sicher nur ein kümmerliches Dasein in den Gelehrtenstuben haben, wenn sie nicht an dem deutschen Kaiser «in gewaltigen Protektor hätten. Dieser habe die Initiative zu einer Welt­politik Deutschlands ergriffen und dafür gebühre ihm Dank. Redner kommt hierauf auf die Ausweisungen Deutscher aus Südafrika durch England zu sprechen und alsdann befürwortet er die Schaffung einer stän­digen Kolonial-Armee. Staatssekretär Richthofen erwidert dem Vorredner, daß daS Auswärtige Amt gelegentlich der Transvaal-Ausweisungen voll seine Pflicht gethan habe. Er könne aber durchaus nicht jede Ausweisung für ungerechtfertigt halten. Man müsse schon im Interesse einer etwaigen zukünftigen Rcciprocität unterscheiden, ob für eine Ausweisung Grund vorliege oder nicht. Wo eine Ausweisung ohne ausreichenden Grund erfolgt sei oder mit un­nötiger Härte, so sei das Auswärtige Amt für den Betreffenden mit Nachdruck in London eingetreten und habe die EntschädigungSforderungen gestellt. Abg. Schräder (freis. Ver.) nimmt zunächst die Mis­sionen in China gegen die sozialdemokratischen An­griffe in Schutz und wendet sich alsdann gegen die gestrigen Ausführungen des Abg. von Wangenheim. Abg. Bebel (Soz) wendet sich zunächst nochmals den gestrigen Aeußerungm des bayrischen Bundesbe­vollmächtigten Grafen L-rchenfeld zu. Er meine, der BundeSrat hätte doch unbedingt, als ihm.^on dem geplanten Vorgehen in China Mitteilung gemacht worden sei, sich dem cclatanten Vcrfassungsbruch, der in dem Ausgeben von Geldern für vom Reichstage noch nicht genehmigte Zwecke liege, widersetzen müssen. Redner weist weiter die im Laufe der gesamten De­batte gegen ihn gerichteten Angriffs zurück und be­merkt, daß er daran festhalte, daß die Schuld an den Wirren in China europäischen Mißgriffen, Hetze­reien u. s. w. zufalle. Er wünsche vom KriegSmi- nister eine bündige Erklärung, ob das Wort:Par­don wird nicht gegeben" den Soldaten als Parole

bekannt gegeben worden sei oder nicht. Ein ihm so­eben zu Gesicht gekommener Soldatenbrief stelle sogar Abschlachtungen von Weibern und Kindern fest. DaS entspreche ja natürlich nicht dem Sinne des Kaisers, aber man sehe doch, wozu eine fanatische Menge sich hinreiben lasse, wenn sie eine solche Parole erhalte. Der Kaiser soll in Wilhelmshaven nicht als Kaiser, sondern als Soldat gesprochen haben. Seiner, Red­ners, Ansicht nach habe der Kaiser in Bremerhaven wie in Wilhelmshaven als Kaiser gesprochen. Nun­mehr wendet sich der Abgeordnete Bebel den Missio­nen in China zu und bleibt dabei, daß Bischof Anzer daS chinesische Volk durch Verletzung seiner religiösen Empfindungen auf das schwerste provoicrt habe. Man solle sich doch nicht über chinesische Intoleranz beklagen und nicht von christlicher Toleranz sprechen, am aller­wenigsten in Berlin mit seinem Siöckerthum und Muckerthum (Heiterkeit). Redner geht alsdann aus­drücklich auf die Geschichte der Commune «in, dabei an die Stöcker'sche Behauptung, daß die Sozialdemokratie die Erschießung des Erzbischofs durch die Commune 1871 gepriesen habe, anknüpfend. Die Erschießung der Geiseln sei lediglich ein VergeltungSact gewesen für die ununterbrochene Erschießung wehrloser Ge- fanaener seitens der Versailler. (Präsident Graf Ballekrem meint, man könne wohl jetzt die Commune verlassen. ^Heiterkeit.) Nachdem Abg. Bebel noch gegen die Rede deS Abg. Bassermann polemisirt, wo­bei er bemerkt, daß den Arbeitern, dis zur Wahl von Nationalliberalen beigetragen haben, die Götter ihre Dummheit verzeihen mögen, (stürmische H-iterleit) stimmt er mit dem Abg. von Wangenheim betreff« der Kamarilla überein und schließt mit den Worten: Geht das so weiter, so untergraben Sie die kaiser­liche und monarchische Autorität und das ist nur Woffrr auf unsere Mühle. (Beifall links.) Reichs­kanzler Graf Bülow bezeichnet den Vorwurf, daß die deutsche Politik gegen China eine harte und grau­sam- sei, als vollständig unberechtigt. In einem Briefe des Berliner chinesischen Gesandten, der ihm, dem Reichskanzler, vorliege, erkenne derselbe die guten Beziehungen zwischen China und Deutschland grade nach Abschluß des Kiau Tschou-VertrageS und daS freundschaftliche Verhalten durchaus an. Was die Rede deS Kaisers in Wilhelmshaven anlange» so habe doch kurz vor derselben festgestanden, daß der deutsche Gesandte in China ermordet worden war. Da werde man doch begreifen, daß dem Kaiser das Blut rascher durch die Adern rannte'(Beifall). Von in China begangenen Grausamkeiten sei doch noch nichts erwüsen. Werde ein solcher Fall erhärtet, dann werde die Unthat strengstens bestraft w-rden. Herr Bebel werde doch zugeben, daß in jeder großen Me, sch^nmaffe e» irgend einen rohen Menschen gebe. Der deutsche Soldat werde an Manneszucht und Menschlichkeit von k-iner Armee der Welt übertroffen, das sage er auch für das Ausland, da wo man etwa dar deutsche Heer h-rabzusetz-n geneigt wäre. (Leb­hafter Beifall) Kriegsminister von Gossle, be­merkt der Abgeordnete Bebel habe ihm heute den angeführten Brief gegeben. Aus demselben sei aber nur zu s-hen, daß er auS Taku sei. Wenn Herr Bebel sog-, der Kaiser habe in Bremerhaven als Kaiser und nicht als Soldat gesprochen, so erwidere er darauf, daß der Kaiser ja auch Soldat sei. Wen« also damit Herr Bebel sagen wolle, der Kaiser sei ein ganzer Mann, so stimme er, der Minister, ihm

Nachdruck verdotru.

Iack's Brautwerbung.

Sreroma» von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

14. Kapitel.

Kl« e»tseHNcher Schlag.

Als ich meine Wohnung betrat, mich umschaute, und an den Tag dachte, wo mein Onkel gekommen war, und an all das, was ich seitdem erlebt hatte, schien «S mir, als ob ich ein Jahr, und zwar ein sehr langes Jahr fortgewesen wäre. Ich begann gleich mein alte« Leben; schon nach rin paar Tagen aber entdeckte ich, daß mir in Bristol leichter ums Herz gewesen war. Ich hatte ge­dacht, wieder einiges Vergnügen an meinen alten Gewohnheiten zu finden, aber ich hatte mich geirrt. Der Club war mir langweilig, die Unterhalung meiner alten Bekannten, über Politik, TageSneuigkeite», neu« Schauspielerinnen und dergl., widerte mich an, das Theater hatte seinen Reiz für mich verloren, ich ging vor End« de« ersten Akte- fort, kurz, ich wußte bald nicht mehr, was ich anfangen sollte.Wäre ich nur in Bristol geblieben," sagte ich mir hundertmal. Ich wurde mürrisch, reizbar, ungenießbar für jedermann. Mir fehlt« jemand, dem ich mein Herz aurschütten konnte. Der Briefwechsel mit meiner Cousin« bildete meine angenehmste Unterhaltung. Ich schrieb ihr ziemlich einen Tag um den andern und sie antwortet« mir immer pünktlich. Merkwürdig, wie so rin Mädchen «S doch versteht, mitteilsam zu sei». Alle chre Antworten waren lang, ohne daß sie etwas Neue« enthielten, ihr Mitgefühl aber war mir köstlich. Da« gut« Ding

wußte auch so geschickt immer neue Gründe zu finden, mit denen eS mir das Aus­bleiben aller Nachrichten aus Schottland erklärte. Ich empfand bald gar keine große Enttäuschung mehr, wenn in ihrem Brief kein zweiter eingeschloffen war.

Erst als Woche um Woche verging und Floren« gar kein Lebenszeichen von sich gab, begann ich ernstlich bekümmert zu werden. Sophies Tröstungen befriedigten mich nicht mehr. Ermüdete die Wachsamkeit von Tante Damaris denn niemals? War Morecombe mitgereist und gelang es ihm mich auSzustechen? Brachte die Trennung, anstatt die Liebe zu erhöhen, ihr gänzlicher Erlöschen? Ich kam so weit, mir zu sagen:Jack, du bist ei» Narr, alles ist au«, dein Traum ist vorüber." Mein Schmerz war so groß, daß er mir unvergeß­lich geblieben ist, und mich noch heute mit innigem Mitleid erfüllt, für alle Men­schen, die aufrichtig lieben und getäuscht werden.

Endlich eines Morgens, es war fast ein Monat, seit Mr. Hawke mir seine Tochter entführt hatte, kam ein Brief meiner Cousine, so dick, wie ich noch keinen von ihr erhalten hatte. Er enthielt nur wenige Zeilen von ihr selbst, dagegen vier Seiten gekreuzter Schrift von Floren«.

Der Atem stockte mir, als ich zuerst las:

Mein armer teurer Jack!

Mit tiefem Kummer schicke ich Dir den Brief von Flor:»,«. Ich fürchte, er wird Dich sehr niederschmettern, denn niemand, außer Dir, weiß so gut wie ich, wie sehr Du sie liebst. Aber Du würdest es mir nicht verzeihen, wenn ich, meinem Versprechen entgegen. Dir diese« Brief vorenthalten wollte. Du mußt allen Mut zusammennehmen, und der Sache tapfer in» Gesicht sehen. Will es das Schicksal, daß ihr einander nicht angehörrn sollt, so kannst Du nicht« Biffere« thu«, als Dich damit trösten, daß in der See immer noch ebenso gute Fische schwimmen, al» schon herauSgefischt find.

Deine treu«

Sophie."