politische wo hei»?Hau.

«... Ehrend die für uns wichtigste Frag« der Außen­politik, die der Kölner Zone, etwas zurückgetretcn ist. drän­gen '> andere ^ennilts.-m in den Vordergrund. Dos ganze er Räumung oder Nichträumung spitzt sich immer uuf einen Kampf um den Sicherheitspakt <u. Bezeichnenderweise geht die Erörterung gar nicht mehr von Berlin oder Paris aus, sondern von London, wo man die Führung an sich gerissen hat. Bei genauer Betrach-

! g ist das auch gar nicht so verwunderlich, wie es zunächst Man muß nur im Arge d.challeu, oaß des Kobin !t -rn iin Gegeiifatz zu dem Macdonaldschen von vorn- i -rein dem Genfer Protokoll schärfste Opposition,angekündigt hat. Von Rom aus führt ein direkter Weg zur Erklärung der englischen Haltung in der Sicherheitsfrag«. Auf der Tagung des Völkerbundes In der italienischen Hauptstadt wurde die neue britische Politik bereits sichtbar. Chamberlain 1'ob die Verantwortung für die Nichtunterzeichnung des ^:r Protokolls den rouünien zu, in dem ganz siche er»

e.ousiisein, daß man weder in Kanada, noch m Südafrika oder Australien irgendeine Neigung verspüren würde, sich durch dieses Protokoll in Europa festlegen zu lassen. Man kann es als ganz ausgeschlossen bezeichnen, daß die Unter­schrift erfolgen wird, solange dasForeign Office" konserva­tive Züge aufweist. Infolgedessen mußte Frankreich irgendeine

> llm'öhr ?ür seine Sicherheit gegeben werden und damit stand wieder der Garantiepakt auf der Tagesordnung.

Es gibt zwei Möglichkeiten, di« jetzt ernsthaft besprochen werden. Eine Vereinbarung zwischen Deutschland und Frankreich, an die sich Eng­land anschließen könnte, oder eine englisch-franzo- silck-belgische, zu der dann Deutschland der Beitritt gc'vttet würde. Für diese letztere Formel hat sich El nber- lain in seiner gegen Dr. Luther recht ausfälligen Rede ' ereits eingesetzt und es macht den Eindruck, als ob ihm das Mini- sterium dabei Gefolgschaft leisten wird. Die Diskussion wird also vermutlich sich von jetzt an in dieser Richtung bewegen und damit zweifellos auch den französischen Wünschen näher kommen. Für uns ist das nicht sonderlich günstig, da wir für Frankreich an Bedeutung dadurch verlieren, wenn auch ine schickte Bolitik vielleicht gewisse Klippen umschiffen nrd.

Vorläufig haben die Großmächte ibr« Aufmerks ikeit allerdings nach dem Wetterwinkel zu richten, der wieder ein­mal den alten Konünent stark beunruhigt. Der griechisch- türkische Konflikt, der durch die Ausweisung des Patriarchen aus Konstantinopel an Schärf« gewonnen hat,

' Zündet sich " in einem Stadium, in dem sowohl die öei- ' ' > asfnete Austreg Wöglll' :,e " upt-

- ,,l ,u -er Ausdehnung auf die übrigen Balkan­staaten und damit in-einer allgemeinen Konflagration, deren Ausgang gar nicht abzusehen ist. Glücklicherweise sind wir dabei Zuschauer, obwohl natürlich niemand sagen kann, wie wir hineingezogen werden. Indirekt werden wir ganz sicher davon berührt.

Um so wichtiger ist es, daß wir mit unseren innerpolitischen Streitigkeiten aufräumen, zumal auch die Handelsver­tragsverhandlungen die ganz« Aufmerksamkeit des Kabinetts in Anspruch nehmen. Günstig stehen sie nicht, ob­wohl man sich hüten soll, schon immer vom Abbruch zu reden. Es ist durchaus möglich, daß eine Verständigung doch erzielt wird, denn in allen ähnlichen Verhandlungen hat es um ^zählte Krisen gegeben. Bedeutsamer noch ist die Haltung i? amerikanischen Senats zum deutsch-amerikani.

Vortrage, der entgegen den ersten recht günstig lau­tenden Meldungen noch nicht unter Dach und Fach ist. Die Vor­behalte des Senats sind weittragender, als es zuerst schien. Ehe man jedoch ein Urteil fällen kann, wird man die Stel­lung des Senates selbst bisher hat nur der Ausschuß gel-rocken abwarten müssen. Es ist auch d'"^on so, daß llandere Fragen, die volkstuiiMyer s:llingen, besonders die der Abrüstungskonferenz, für die eine zunehmende Neigung bemerkbar wird.

Innerpolitisch sieht es freilich recht trübe aus. Die preu­ßische Krise schleppt sich fort und wird keine befriedi­gende Lösung finden, ganz gleich, welches Kabinett ans Ander kommt. Das Reich aber bleibt in den Finanz- vrobleme n hoffnungslos stecken. Die Aufwertung er- lveist sich von Tag zu Tag mehr als eine Schlinge, in der sich die Parteien verfangen haben. Der Finanzausgleich zwischen Reich und Ländern ist vorläufig nicht geglückt: da er aber bis zum 1. April erledigt sein muß, wird er die nächsten Wochen hindurch zu schärfsten Kämpfen Anlaß geben. Rein äußerlich wird ec noch von dem Kampf um die Ruhrkredite beschattet, die offenbar von der Linken dazu benutzt werden sotten, um einen Generalansturm gegen Dr. Luther ins Werk zu setzen. Und da es uns nie an Peinlich­keiten fehlt, so haben wir in der Ausdehnung des Barmat» skan dal es, der jetzt seinen kriminellen Charakter fast ganz eingebüßt und zu einer politischen Affäre geworden ist, die nötigen Voraussetzungen für eine völlig« Vergiftung der Atmosphäre. _'

Bunte Chronik.

Würzbnrg. N ach-U nters chlagung von 1100 Mark ist der 15>,Käh'-ige Ausgeher eines hiesigen Geschäftes flüchtig g gongen. Der Polizei gelang es, den jungen Burschen in der legenden Nacht aus der Luitpvldbrücke auszuslüBrn und fest» zunhmen. Auf dem Wege zur Polizeiwache entsprang der .Bursche dem transportierenden Schupmann und stürzte sich beim Holztor in den Main, um das andere User zu erreichen. Ob ihm di s gelang, komüe lsher nicht festgestellt werden. Der verirlg näc Polizeib.'amte sc. dm Flüchtling in der Nähe des linken " -i 'uscrs noch - Am Abstichen des Ufers

> v z t in" -u .-ci..i.: u, wo er ans Land gestiegen

;.p, p n. so das; mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß d-.r junge Mensch den Tod in den Fluten des jetzt hoch- gehenden Maines gesunden hat.

Hanimclbnrg. Ein typisches Beispiel der Ver­armung durch die Inflation bildet die Gem'uide Ober» , scheu back b-i Hamm mrz. Bei der Errichtung des Truppen- übni!>'..' r 1, g r Hammelbnrg im Jahre 1800 mußte die Gmnuw' eine ei. samt stäche von über 300 Hektar Wald und Feld gegen einen Betrag von 220 000 Mark abtreten. Aus dieser iu München deponierten Summe floß der Gemeinde all- jälirlicb ein Zins von 0000 Mark zu. mit dem diese nicht nivc

Amtliche Bekanntmachungen

Die Gemeindebehörden welche mit der Ablieferung der

Brandschade: -sage 1921

an. die Oberamtspflege noch im Rückstand sind, werden dringend aufgefordert, dafür zu sorgen, daß die Abliefe­rung ohne weiteren Verzug restlos erfolgt.

Calw, den 6. Februar 192b.

Obcramt: Goetz, A.P.

ihren Hausharr bestreiten, sonvern auch Schule, Kirche uno Pfarrhaus erricht n konnte. Nach Auflassung des Uebungsplatzes erhielt die Gemeinde sämtliche Felder gegen Entrichtung einer Pacht von einem Zentner Weizen pro Hektar. Gegenwärtig sind neue Verhandlungen im Gange, weil die Finanzvcrwaltung pro Hektar zn-ei Zentner Weizen beaun-rucht. Die Erbitterung darüber ist in der ganzen. Gemeinde sehr groß, weil sic nicht ' nur ihr Vermögen verloren hat, sondern auch noch dem Staat höhere Pachtpreise zahlen soll. Erwähnt sei noch, daß etwa 100 Hektar der überlassene >z Felder überhaupt nicht bebaut wer­den können.

Eisenach. Eine Räuberbande vor Gericht. Vor dem Schöffengericht Eisenach fand der erste Prozeß gegen die Haupttäter der vielköpfigen Räuberbande statt, welche seit Mo­naten in verwegenster Art viele Orte, Geschäfts- und Privat­häuser, Bahnhöfe ustv. des Werratales brandschatzte und der bisher 133 Einbrüche nachgewiesen sind. Jetzt hatten sich als Hauptangeklagte die erheblich vorbestraften Arbeiter Konrad Buchenau aus Obersuhl, Karl Hossmann II und Adolf Rohmcis. beide aus Dippach, wegen schnorren Straßenraubs zil verant­worten. Sie hatten am 13. September 1924 den Geschäftsführer Becker unter Anwendung von Gewalt und Bedrohung im Frauenseer Forst, an der Staatsstraße zwischen Gospenroda und Springen, am Hellen Tage im Auto überfallen und ihm 7700 Mark Lohngelder geraubt. Wie echte Strauchdiebe hatten sie dem Becker wiederholt vorher zum Zivecke des Slusraubens auf- gclau.rt; immer aber waren sie an der Ausführung des Planes gestört worden: einmal durch einen Förster, ein ander­mal durch einen Radfahrer. Am 13. September glückte der Plan. Buchenau uiü> Rohmeis hielten mit vorgehaltenem Re­volver den im Auto kommenden Becker mit dem Rufe an: Hände hoch oder das Leben!" Hossmann versetzte ihm einen Schlag ans den Kopf und raubte die zur Auszahlung für eine Bauarb.it in Springen bestimmten Lohngelder. Die drei ver- w.g^en Straßenränder teilten sich die Beute zu gleichen Teilen. In der Hauptverhandlung waren sie geständig und gaben als Entschuldigung an, daß sie seit langem arbeitslos seien und sich vergeblich um Arbeit bemüht hätten. Dem Anträge des Staats- amvaltschastsrats gemäß erhielten Buchenau und Hossmann II je sechs Jahre Zuchthaus und Rohmeis sünf Jahre Zuchthaus, auch wurde gegen jeden der Verurteilten auf Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt.

Sagz. Eine furchtbare Mordtat. In einer Mühle bei Welhartitz wurde eine bestialische Mordtat begangen. Wäh­rend der Müller Majdl mit seiner Frau und seiner Schwester in der Kirche weilte, wurden die alte Mutter des Majdl, deren 18 jähriger Enkel und der Kutscher Jonasch von Raubmördern überfallen. Man fand alle drei in einer großen Blutlache am Fußboden liegen. Die Frau war tot, der Kutscher starb mehrere Stunden später im Krankenhaus«. Das Kind dürfte mit dem Leben davonkommen. Aus dem Tischkasten waren 3000 Kronen Bargeld geraubt worden, während verschiedene Goldsachen und ein auf 30000 Kronen lautendes Sparkassenbuch unversehrt blieben.

Karlsbad. Die vier Kle inb ah nl o k o ino t i vc n. Auf ein.r Kieinbahnstrecke im Erzgebirge verkehre» vier Lokomotiven, die wegen ihrer besonderen Eigenschaften vom Volksmunde wie folgt bezeichnet werden: Die erstePiccolomim" (Svät kommt ihr, doch ihr kommt): die »weiteGalilei" (Und sie bewegt sich doch!); die dritteLmher" (Hier stehe ich, ich kann nicht anders!) und die vierteGlocke" (Festgemauert in der Erden).

Bndweis. Für den Kameraden in den Tod. Der 86 Jahre alte Sohn Anton der Lehrerswittve Anna Mattansch wollte einen Kameraden, der bei der Reparatur einer alten Gas­leitung ohnmächtig geworden war, retten. Er fiel dabei durch eine Deckelössnung, durch die er den Verunglückten zu ziehen suchte, in einen Kanal und fand dort zugleich mit seinem Kame­raden durch das ausströmende Gas den Tod. Bei keinem der Heid-',» Verunglückte»» waren die Wi.'oerbclebungsvcrsuche von Erfolg.

Asch. Ein Nachspiel zur tschechischen Mobil­machung. Als im Nov mbcr 1921 die Tschechoslowakei gegen Ungarn mobilisierte, hatten viele Tausende von Wehrpflichtigen dem Einberufungsbefehle keine Folge geleistet. Viele von denen, die cingerückt waren, taten dies jedoch mit Verspätung einiger Tage. Unter diesen Leuten befanden sich sowohl Tschechen als auch Dmische. Ta schon nach einigen Tagen die Demobilisierung angeordnet worden war, beschloß die tschechische Regierung, von der Verfolgung der ungebärdigen Soldaten abzuschcn. Diese Nachsicht wurde auch damit begründet, daß diese bedenkliche Er­scheinung bei der Mobilisierung auf das damals erst zweijährig« Jugendalter des neuen Tschechcnstaates zurückzusühren sei. In Wirklichkeit aber waren die Gründe anderer Natur und in der damaligen Stimmung der Bevölkerung zu suchen. Nunmehr aber kommt nach mehr als drei Jahren für die deutschen Wehrpflichtigen, die bei der Sache in Betracht kommen, eine unangenehme Uebercaschung: Es ist im Egcrlande gegen mehr als 8000 deutsähe Männer dieser Tage die Strafuntersuchung wegen Nichtbefolgung des Einberufungsbefehles eingcl i'et uwr- den. iVcle Hunderte von ihnen befanden sich zur Zeit der Mobili­sierung in den an das Egerland angrenzenden daher- Gebieten und im sächsischen Vogtlande. Sie kamen erst später wieder nach Deutschböhmen zurück und erfuhren hier von der Sache, als die ganze Angelegenheit bereits vorüber war. Daß Hunderte von Soldaten zu spät eiiiräckt'ii, kam daher, daß die Mobilifierungs- kundmachnng nick'! in all n Orten rechtzeitig angeschlagen wurde.

Es ist s hr sonderhc.c, daß die tschechischen Militärbehörden erst jetzt, in einem so späten Zeitpunkte, die Strafverfolgung gegen dieSchuldigen" aufuimmt- Die in Betracht kommenden Kreise fühlen offenbar ihre Macht jetzt bereits viel gefestigter als im Jahr? 1921.

Vom Württ. Landtag.

(SLV.) Stuttgart. 7. Febr. Zm Landtag machte heute die Etatberatung gute Fortschritte. Es wurde eine Reihe von Kapiteln aus dem Kultetat nach den Ausschußanträgen erledigt. Dagegen gab es bei den Kapiteln Landeskunst- sammlungen und Landesamt für Denkmalspflege eine größere Kunstdebatte und zwar im Anschluß an die vor­jährige AusstellungNeue deutsche Kunst", die bekanntlich viel Widerspruch gefunden hat. Während sich besonders der Abg. Dr. Bruckmann (Dem.), aber auch die Abgg. ^Heymann (Soz.) und Brönnle (Komm.) für volle Freiheit in der Kunst aussprach.-n und dabei das Urteil des Pub-- likums als Kriterium ablehnten, konnte man aus dem Mund« der Abgg. Mergenthaler (Bölk.), Dr. Schermann (Ztr-), Hölscher (B.P.) und des Berichterstatters Wider Worte scharfer Verurteiluna über diese Ausstellung ver­nehmen. Wahre Kunst ist nicht für sich selbst da. sondern muß eine erhebende sittliche Wirkung ausüben. Damit vergewaltige man noch lange nicht das sreie Kunstschaffen. Pseudo-künstlerische Bestrebungen und Obszönitäten müsse man ablehnen. Manche heutige sogenannte Kunstschöpfung gehörte in ein Archiv für Geisteskranke und nicht in Kunst­sammlungen. Präsident von Bälz lebnte es ab, sich mit der unlösbaren Frage zu befassen: Was ist Kunst? und wo h" c sie auf? Das seien fließende Begriffe. Kein Land­tag und kein Reichstag könne die Kunst regeln, die ein Ausfluß des Persönlichen sei. Die Ausstellung war über­dies keine staatliche. Der Abg. Dr. Bruckmann trat noch besonders für den Schutz der Kilianskirche in Heilbroun ein. während die Abgg. Dr. Hölscher und Köbruna für das Ulmer Münster sprachen. Mit den Aussch"ßanträgen wurde auch ein solcher angenommen, der den staatlichen Schutz für die ernstlich gefährdeten kirchlichen Baudenk­mäler, nämlich das Münster in Ulm, die Frauenkirche in Eßlingen und die Heiligkreuzkirche in Gmünd verlangt. Schließlich trat man noch in die Beratung der die höhe­ren Schulen betreffenden Kapitel ein wobei sick namentlich der Aba. Dr. Egelhaf (D.V.) für den Aus'ck"^antrag er­klärte, den Bestand und Chrakter des humanistUcken Gvm- nastums unangetastet zu erhalten. Der Abg. Dr. Scher­mann wünschte u. a. sorglichere Pflege der Kunstfächer an den höheren Schulen und der Abg. Küchle (Z.) legte eine Lazne für den Werkunterricht ein In der Fraae der Einheitsstcncgraphie vertrat er die Auffasiuna, daß mit der " - r-och zugewartet werden müll?., Fortsetzung der

Beratung Dienstag nachmittag.

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(SCB.) Stuttgart» 7. Febr. Nach einer Mitteilung des Landtagspräsidenten wird den Landtaasabgeordneten Ge­legenheit geboten werden, den Reichskanzler anläßlich sei­nes Besuches bei der württ. Regierung am Mittwoch nach­mittag 414 Uhr zu begrüßen.

Aus Stadt und Land.

Caiiv, den 9. Februar 1925.

Die Aufgaben des Kirchengemeindcrats.

ep- Nicht weniger bedeutungsvoll für unser Volks­leben als die Landeskirchenwahl, die am Sonntag 15. Febr. stattfindet, sind die gleichzeitig stattsind'nden Wahlen zu den örtlichen Kirchengemeinderäten. Muß doch eine leben­dige Kirche herauswachsen aus lebendigen kirchlichen Ge­meinden, und deren berufene Vertreter sind die Kircken- gemeinderüte. Durch die neue Kirchenoerfasiuna ist ihre Aufgabe wesentlich vertieft worden. Während bisher die Arbeiten der Verwaltung im Vordergrund standen, wird jetzt in erste Linie gestellt, 1 ß der Kirchengemeinderat zum Aufbau der Gemeinde auf allen ihren Lcbensaebieten helfen soll: namentlich soll er kirchliche Ordnung und Sitte wahren, evangelische Jugendarbeit fördern und für Pflege der Kranken und Bedürftigen Sorge tragen. So kommt er in eine viel innigere Fühlung mit dem Pfarramt, das er durch diese Tätigkeit zu unterstützen hat, aber auch mit der freien christlichen Liebestätigkeit und den ^ci?n evang. Verbänden, mit denen er in der Gemeindearbeit Zusam­menwirken muß. Es ist ihm ausdrücklich das Recht ge­geben, Sachverständige für alle diese Gebiete wie auch für Kirchenmusik und Religionsunterricht, selbstverständlich auch für alle Zweige der Verwaltung, zu einzelnen Be­ratungen oder zu dauernder Mitarbeit heranzuziehen. In­folge dieser Hervorhebung der Gemeindearbeit gewinnen auch die andern Aufgaben des Kirchengemeinderats an Gewicht: Wahrung der allgemeinen und örtlichen Gottes­dienstordnung, Aufstellung des Haushalts. Verwaltung des Vermögens, der Stiftungen. Steuern und Opfer; nicht unwichtig ist heutzutage auch das Recht, über Einräumung des Kirchenaebäudes nir andere als in der Gottesdienst- ordnnng vorgesehene Zwecke innerhalb bestimmter Schran­ken zu entscheiden. Endlich bestellt der Kirchcngemeinderat den Kirchenpfleger, die Kirchenmusiker und sonstigen An­gestellten der Kirchengemeinde und trifft Vorkehr auch hin­sichtlich der Bestellung von Gemeindehelfern, Gemeinde­schwestern usw. Auch wählt er aus seiner Mitte die weit- lichen Abgeordneten für den Kirchenbezirkstag. dem für die Förderung des religiösen, sittlichen und kirchlichen Le­bens wi» der Wohlfahrtspflege im Bezirk ebenfalls er­weiterte Aufgaben gestellt sind. Ueberblickt man die vielge. staltigen und tiefgreifenden Anforderungen, die die kirch­lichen Gemeindevertreter heutzutage zn erfüllen haben, so leuchtet ein, wie wichtig die Answ"hl der geeigneten Män­ner und Franen aus allen Schickten der Gemeinden ist, wie wichtig aber auch ihre Unterstützung durch eine möglichst große Stimmenzahl.

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