sowohl als Klavierfabrikanten benutzen mit nur wenigen Ausnahmen Elementarkraft mit zahlreichen Arbeitsmaschinen, ebenso die größeren Bijouterifabriken. Die Textilindustrie des Landes weist ebenfalls mächtige Aenderungen auf. Es sind drei große Baumwollspinnereien im Betriebs­jahr erbaut wordens, die eine als Ersatz für eine abgebrannte. In der Trikotagen- fabrikation waren Arbeitskräfte gesucht, wogegen manche Papierfabriken über schlechte Preise und Ueberproduktion Klage führten. Die Zuckerfabriken sind mit den letztjährigen Erträgnissen zufrieden. Zucker­rüben sowohl, als Cichorienwurzeln er­gaben eine sehr günstige Ernte, was mehr dem Landmann als der Fabrikindustrie zugute kam. Die in Heilbronn bestehende große Gemüsekonservenfabrik ist neuerdings erheblich erweitert worden; im nördlichen Teile des Landes ist ein zweites ähnliches Etablissement entstanden, das den Gemüse­bau wesentlich zu fördern verspricht. Ver­schiedene Brauereien und Schlachthäuser haben ihre Betriebseinrichtungen wesentlich erweitert, sich mit Eismaschinen und maschinellen Kühleinrichtungen versehen. In Heidenheim, Heilbronn und Gmünd sind vier neue große Zigarrenfabriken für sehr zahlreiches Arbeitspersonal erbaut worden, an Stelle der alten Arbeitslokale, welche verlassen wurden. Von den poly­graphischen Gewerben des Landes läßt sich ebenfalls nur Günstiges berichten. Es sind neue Buchdruckereien entstanden; einige ältere Verlagsunternehmungen haben sich zu einer Aktiengesellschaft vereinigt. Mehrere Lederfabriken haben ihre Betriebe erheblich erweitert und sind zu Dampf­betrieb übergegangen. Es sind einige weitere Schuhfabriken entstanden oder in der Errichtung begriffen. Mehrere Uhren­fabriken des Schwarzwaldes haben ihre Anlagen erheblich vergrößert und die Her­stellung von Automaten in ihren Geschäfts­bereich gezogen. Aus Gründerkreisen machen sich vielfach Bestrebungen bemerk- lich, einzelne oder ganze Reihen industrieller Unternehmungen, z. B. im Schwarzwald zerstreute Uhrenfabriken, zu größeren Aktienunternehmungen zu verschmelzen. Ohne Zweifel hat die günstige Geschäfts­lage und ein vermehrter Kapitalaufwand den Zustand vieler Fabriken sowohl in technischer als sanitärer Beziehung wesent­lich gehoben; es hat an reichlicher Arbeits­gelegenheit in der Fabrikindustrie nicht gefehlt; tüchtige Arbeiter waren gesucht ; in verschiedenen Etablissements wurde die Löhnung erhöht oder die Arbeitszeit ver­kürzt und die Summe der im ganzen Lande ausbezahlten Arbeitslöhne hat jedesmal eine erhebliche Steigerung erfahren. Diese günstige Geschäftslage hat zahlreiche Unternehmer teils auf Anregung des Fabrikinspektors, teils aus eigener Initiative bestimmt, verschiedene Einrichtungen zur Verbesserung der Lage ihrer Arbeiter zu treffen. Neben diesem lebhaften Auf­schwung der Großindustrie geht ein an­erkennenswertes «Streben zahlreicher Klein­gewerbetreibender her, durch Ausnützung kleinerer Wasserkräfte, Aufstellung von Dampf- Gas- und Benzinmaschinen oder Spezialisierung ihrer Gewerbethätigkeit, auch durch gemeinsamen Ein- und Verkauf

von Rohmaterialien und Fabrikaten die Vorteile der Großindustrie sich anzueignen."

Von den Börsen.

Wir haben von der letzten Börsenwoche wieder von einer freundlichen Haltung und von lebhaftem Geschäft zu berichten. Wenn auch die Kursveränderungen nicht gerade erheblich sind, so bedeuten doch weitaus die meisten derselben Besserungen. Eine andauernde Kurs-Steigerung verhindern gegenwärtig hauptsächlich die umfangreichen Gewinnrealisationen, die sich jetzt in stärkerem Grad als früher nach jeder Auf­wärtsbewegung einstellen. Das Privat­publikum sowohl als die Spekulation be­eilt sich, nach den trüben Erfahrungen, die in den letzten Monaten gemacht wurden, die erzielten Gewinne, und seien sie auch bescheiden, durch Realisierungen sicher zu stellen, statt sie durch Zuwarten und Ver- mehrenwollen aufs Spiel zu setzen oder gar in Verluste zu verwandeln. Dadurch werden zwar die Besserbewegungen ihrem Umfang nach beeinträchtigt, allein im Inter­esse einer gesunden Entwicklung des Börsen­geschäfts ist dieses Vorgehen der Spekula­tion nicht zu bedauern. In den ersten Tagen der abgelausenen Woche verfolgten die Kurse steigende Richtung, schwächten sich dann infolge der erwähnten Gewinn­verkäufe wieder etwas ab, um nach dieser kurzen Unterbrechung die Aufwärtsbeweg­ung wieder fortzusetzen. Einen sehr regen Verkehr hatten Banken, von denen sich be­sonders Dresdener, Darmstädter, Diskont Kommandit und Kreditaktien höher stellten. Bahnen hielten sich gleichfalls sehr fest, bevorzugt waren böhmische und schweizer­ische Aktien, während deutsche mehr im Hintergrund standen. Industrie-Aktien, namentlich Kohlen- und Eisenwerke konnten sich nach anfänglicher Mattigkeit wieder befestigen, wozu günstige Kontraktabschlüsse der meisten Kohlenzechen wesentlich bei­trugen. Renten hatten einen sehr leb­haften Verkehr, teilweise größtenteils ver­anlaßt durch die große Finanzoperation der Türkei, Egyptens und Italiens, welche teils abgeschlossen, teils noch in Schwebe sind. Infolge der vermehrten Emissions- thätigkeit hat sich der Geldstand etwas er­höht und steht heute etwa 3'/r°/o für Primapapiere gegen 3 °/o in der Vorwoche. Für Ultimozwecke stellt sich das Leihgeld noch etwas höher, was neuerdings Reali­sationsverkäufe und damit etwas ermäßigte Kurse im Gefolge hat. (S. C.-B.)

Ausland

Paris, 24. Mai. DemEcho de Paris" zufolge wird diesen Sommer die Verdoppelung des 6. Armeekorps erfolgen.

Ein neues Gewehr für Ruß­land. Der russische Kriegsminister unter­handelt mit Fabrikanten von St. Etienne betreffs der Herstellung eines neuartigen, kleinkalibrigen Gewehres mit rauchlosem Pulver, welches dem französischen Pulver ähnlich ist.

MisMkn.

(Handschriftenversteigerung.) Aus Berlin, 1. März, wird derMagdeb. Ztg." geschrieben: Die hier neulich angekündigte Versteigerung be­rühmter Antographen aus dem Nachlaß Wendelin

V. Maltzahns (bei dem Antiquar A. Cohn) hat nun stattgefunden. Von den damals genannten Handschriften ist u. A. Goethe's acht Seiten langes Manuskript feiner Shakespeare-Rede für den Preis von 2060 Mt. zugechlagen worden. Ein dramati­scher Scherz von Goethe in Versen, 1773 in Darm­stadt entstanden, ging für 700 Mark fort, eine Reihe interessanter Goethe'scher Briese aus Wei­mar erzielten Preise zwischen 300 und 400 M. Die Manuskripte von Lenz, 60 an der Zahl, Dichtungen und andere Aufzeichnungen, Selten­heiten ersten Ranges, zum teil unseres Wissens noch gar nicht gedruckt, wurden von der königl. Bibliothek für 5100 M. erworben. Wenn hiesige Blätter diese Preise hoch, jaenorm" finden, so hoch, wie sieselten für Autographen gezahlt sein dürsten" so müssen sie aber mindestens hinzufügen:in Deutschland". Ich möchte zwar auch das noch in Zweifel ziehen. In anderen Ländern jedenfalls, besonders aber in England und Frankreich, ist man für autographische Sel­tenheiten der obigen Art ganz andere Preiße zu zahlen gewohnt und wird man sich wundern, wenn man erfährt, das für einige Hundert oder höch­stens 2000 Mark mehrere Seilen lange zusammen­hängende Manuskripte von Dichtungen Goethe's zu erstehen gewesen sind.

(Anonymen Briefschreibern) dürfte die Lust zu ihrem unsauberen Handwerk ver­gehen, wenn sie erfahren, daß das Gericht gegen solche nichtswürdige Subjekte un­nachsichtig ist, namentlich wenn der ano­nyme Brief eine Drohung enthält, wofür den Briefschreiber, wenn er bekannt wird, eine Strafe erreicht, welche unter Umständen bis zu sechs Monaten Gefängnis führen kann. Gewöhnlich werden derartige Brief­schreiber, auch wenn sie glauben noch so vorsichtig gehandelt zu haben, endlich doch entlarvt, denn der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Ein anonymer Briefschreiber gehört zum Abschaum der menschlichen Gesellschaft und rubriziert direkt unter die Verbrecher, deren Heimat das Zuchthaus ist.

(Au!) Gast: Ihr Sohn befindet sich in der Residenz, Herr Meier? Wirt: Jawohl er führt da ein recht beschau­liches Leben. Gast: So was ist er denn eigentlich? Wirt: Fleischbeschauer.

Gedankensplitter.

Daß jedes Ding seine zwei Seiten hat, merkt man leider immer erst dann, wenn

man es bereits bei der schlechten gepackt hat. * *

Die Vernunft ist der Aichstrich der Leidenschaft.

Rätsel.

Von Louis Schwarz.

Wenn Braut und Bräut'gam Hand und Herz sich reichen

Vernehmen wir die beiden ersten Zeichen, Doch die zwei mittler« deuten: schnell verstreichen

Die Lebenstage Armen wie auch Reichen; Und endlich die zwei letzten vonAltar" So ist das Ganze nur ein Teil fürwahr.

Aus diesen drei Doppel-Quadraten sind sechs Linien derart wegzunehmen, daß die übrig bleibenden eine Ver­bindung darstellen.

Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.