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gart aufgestellt ist. Da sich, wie man hört, die beiden Bewerber vom beruflichen Leben her kennen und persönlich achten, so steht zu erwarten, daß der Wahlkampf ohne persönliche Angriffe und sachlich lediglich nach der politischen Ueberzeugung geführt werde. Hr. v. Gültlingen gehört zu der dem Reichskanzler und der Politik der Reichsregierung ergebenen Partei; Hr. Schickler hat sich zu der Volkspartei gestellt, welche der Freiheit ergeben ist. Es steht also ein Oppositionsmann gegen einen Regierungskandidaten. So kann sich jeder Wähler nach seiner Anschauung seinen Kandidaten herauswählen. Ja man könnte sagen, daß es erst dadurch eine rechte Wahl wird, daß die Wähler die Auswahl haben und nicht blos ein Kandidat im Feld steht. Der Schreiber dieses hängt semer Ueberzeugung nach der fortschrittlichen und freiheitlichen Richtung an und ist deshalb für die Kandidatur des Hrn. Schickler eingenommen, aber damit soll dem Hrn. v. Gültlingen so wenig nahe getreten sein, als irgend einem von denjenigen, die aus Ueberzeugung die Politik der gegenwärtigen Reichsregierung für das allein Richtige erachten. Es sollte eben jeder Wähler selber Nachdenken, was er für das Vaterland und das Volk am besten erachtet, das ist auch offenbar der Sinn des Wahlgesetzes, und darum werden die Wahlprogramme veröffentlicht und die Wühlerversammlungen abgehalten. Eigentlich sollte Jedermann die Ausführungen beider Teile hören nach dem alten Sprichwort: „Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede, man soll billig hören beede."
Kromk.
Deutschland.
* DieRückkehr unseres Kaisers von Kiel nach Berlin wurde für Donnerstag abend erwartet und sollte dieselbe nach allgemeiner Annahme in Gesellschaft des Czaren erfolgen, der von seinem zweiten Sohne, dem Großfürsten Georg, begleitet ist. Die russischen Herrschaften nehmen im russischen Botschaftsgebäude in Berlin, welches für die Czarenfamilie eigene Wohn- räume birgt, Absteigequartier. Die Ankunft findet auf dem Lehrter Bahnhof statt, wo zum Empfange alle hier weilenden Prinzen und deutschen Fürsten, ferner der Reichskanzler Fürst Bismarck, die Minister, die obersten Reichsbehörden und die Generalität versammelt sein werden.
Berlin, 8. Okt. Wie die Nat.-Z. meldet, erfolgt die Ankunft des Kaisers von Rußland bestimmt am Donnerstag den 10. Okt. Das Absteigequartier aber ist die russische Botschaft, in welcher die Zarenfamilie bekanntlich eigene Wohn- räume besitzt. Dort herrscht seit mehreren Tagen große Thätigkeit. Am Freitag ist zu Ehren des Zaren im weißen Saale des k. Schlosses Festessen, darauf Festoper. Aus Kiel wird der Nat.-Ztg. gemeldet, daß der Zar dort morgen (Mittwoch) abend erwartet wird. Der zweite Sohn des Zaren, Großfürst Georg, wird seinen kais. Vater nach Berlin begleiten.
Berlin, 8. Okt. Der Reichskanzler wird morgen in Berlin erwartet.
Berlin, 9. Okt. Der Reichskanzler äußerte neulich, laut der Nat.-Ztg., zu
einigen Industriellen, die ihn besuchten: „Sie können ihren Unternehmungen im Vertrauen auf die Erhaltung des Friedens sich widmen, besonders seit dem Besuche des Kaisers in England." (S. M.)
Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Ungeachtet der eingehenden Darlegungen, durch welche die Ursachen des Erlasses und der Aufrechterhaltung des Schweineeinfuhrverbots dem minder Unterrichteten klarzustellen der überwiegende Teil der sachlich urteilenden Presse sich erfreulicherweise zur Pflicht gemacht hat, giebt es noch immer eine Anzahl von Zweiflern, welche sich nicht davon überzeugen lassen wollen, daß das Verbot durch die Gefahren der Seucheneinschleppung von unseren östlichen Nachbarländern her gerechtfertigt werde.
Seligenstadt, 8. Oktober. Das amerikanische Schlachtvieh wird neuerdings indirekt auch von hiesigen Metzgern erworben. Die erste Sendung traf gestern abend wohlbehalten am hiesigen Bahnhof ein. Ein hiesiger Fettviehhändler erstrebt nunmehr auch den direkten Bezug des amerikanischen Schlachtviehes.
Die Weinlese im Elsaß bleibt, was den quantitativen Ausfall der Ernte betrifft, hinter den gehegten Erwartungen zurück, man rechnet bloß auf einen Drittelherbst. Was jedoch die Qualität betrifft, so wird der Wein dem von 1884 gleichkommen.
Karlsruhe, 9. Okt. In Karlsruhe-Stadt haben die Nationalliberalen trotz der Anstrengungen der Gegner einen glänzenden Sieg errungen. Von 2500 Stimmzetteln sind 2000 den Nationalliberalen und nur 500 ihren Gegnern zugefallen. (F. I.)
Durlach, 8. Okt. Letzten Freitag und Samstag wurde durch die hiesige Hauptstraße der unterirdische Kabel gelegt, welcher Karlsruhe mit Stuttgart verbinden soll. Die Arbeiten giengen glatt und ohne große Verkehrsstörungen von statten.
Pforzheim, 10. Oktbr. Bei der gestrigen Wahlmännerwahl giengen sämtliche zum Vorschlag gebrachten Kandidaten aus der Urne hervor. Nach diesem Ergebnis darf wohl mit Sicherheit angenommen werden, daß Herr Fabrikant Wittum zum Landtagsabgeordneten gewählt wird. (Pf. B.)
Württemberg.
Stuttgart, 8. Okt. Das landesübliche „Zwicken" ist durch ein Urteil des Kgl. Landgerichts Stuttgart für ein Glücksspiel erklärt worden. Wirte, welche dasselbe in ihren Räumen dulden, machen sich nach § 255 des R.-St.-G.-B. strafbar.
Stuttgart, 9. Okt. Heute vorm. 10 Uhr wurde die Jahresversammlung des W. Volksschulvereins, zu welcher bis jetzt etwa 200 Mitglieder eingetroffen sind, durch den Vorsitzenden Prälaten v. Merz eröffnet. Med.-Rat Dr. Rembold hält einen Vortrag über Schulgesundheitspflege. (S. M.)
Stuttgart, 10. Okt. In der heute vormittag stattgefundenen öffentlichen Sitzung des Gemeinderats wurde genehmigt,
daß der Beginn der diesjährigen Wein- lese in Stuttgart-Gablenberg-Mach in
Uebereinstimmung mit anderen Orten des Neckarthales auf Montag 14. Okt ieita? setzt werde. ' ^
Stuttgart, 5. Okt. Ein eigenartiger Unfall betraf einen Slallburschen der Trambahn, in deren Stallung überm Neckar. Ein Pferd biß demselben nämlich die Nase ab. Der Bursche wurde ins Allgemeine Krankenhaus verbracht, nachdem ihm am Platze ein Notverband angelegt wurde.
Gundelsheim, 8. Okt. Am gestrigen Montag vorm, hatte der badische Bahnzug Nr. 571, ein gemischter Zug mit Personenbeförderung 3. Klasse, welcher in Ncckarelz bei Mosbach 9.5 vorm, nach Jagstfeld abfährt und dort 10.22 ein- treffen soll, auf der Bahnstation Offenau (württ. Ort und letzte bad. Station vor Jagstfeld) ein Mißgeschick, das übel hätte ablaufen können. Mehrere Wagen sind wie man hört, in Folge der Unachtsamkeit eines Bahnbediensteten, entgleist und einige andere stark beschädigt worden. Vom Zugpersonal und den Passagieren wurde Niemand verletzt. (S. M.)
Heidenheim, 8. Okt. Die Preise für Mostobst sind von 7 auf 6 ^ zurückgegangen. Durch Händler ist reichliche Zufuhr aus Oesterreich vorhanden, der der Absatz nicht entspricht.
Herrenberg, 9. Okt. Seit einigen Tagen hält sich L.G.R. Frhr. v. Gültlingen hier auf, um in den größeren Gemeinden des Bezirks Wähler-Versammlungen zu halten. Derselbe findet mit dem in diesen Blättern schon mehchch veröffentlichten Programm und mit seim schönen, von patriotischem Geist durchwehten und von sittlichem Ernst getragenen volkstümlichen Ansprachen überall ungeteilten Beifall; seine Wahl ist trotz der jetzt noch aufgetretenen Gegenkandidat»! bei uns gesichert. (S. M.)
O e st e r r e i ch.
Ein reichgewordener Tyroler, Joh. v. Sieberer, Junggeselle, der in seiner Kindheit das harte Los der Armut und Verwaistheit an sich erfahren harte, widmete eine Million Gulden, fast sein ganzes Vermögen, der Errichtung und Erhaltung eines großen Waisenhauses in Innsbruck. Er hat sich nichts ausgebeten, als daß ihm im Waisenhause im spätesten Alter eine „Gartzonwohnung" von 2 Zimmern und nach seinem Ableben eine Gruft eingeräumt werde.
Ausland
Paris, 8. Okt. Die Eröffnung der Kammer soll schon am 5. Novbr. statt- sinden. — Prinz Louis Napoleon, der Bruder des Thronbewerbers Viktor, tritt mit hohem Offlziersgrad in die russische Armee ein. (S. M.)
Mit dem
Reichstagswahl-Programm des Landgerichtsrats Frhrn. v. Gültlingen und dem Aufruf des Wahlkomites für ^ das Oberamt Neuenbürg „An die Wähler
als Beilage.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.