634

lein vor die Hausthüre gelegt mit einem Zettel des Inhalts, daß sie sich ja schon lange ein Kind wünschen, während den Eltern, die schon reich mit Kindern ge­segnet seien, die Auferziehung eines weiteren nun schwer fallen würde. Man sieht hier mit Spannung dem Ergebnis der eifrig betriebenen Nachforschungen nach den un­natürlichen Eltern entgegen. (S. M.)

Am 6. Sept. sind vorm. 11 Uhr in Besen seid, OA. Freudenstadt, zwei Wohnhäuser mit Scheuern und Schwein­ställen, sowie ein Wagenschopf abgebrannt in Folge Anzündens eines Schopfes durch einen 6jährigen Knaben. Die Feuerwehr von Besenfeld und den benachbarten Orten hatte Mühe, die nächsten mit Schindeln gedeckten Häuser zu schützen.

In der Gemeinde Holzbronn, OA. Calw, ist in 26 Gehöften die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. In Folge dessen ist das Durchtreiben von Wieder­käuern und Schweinen durch diesen Ort durch oberamtlichen Beschluß verboten worden.

Neuenbürg, 11. Sept. Gestern Dienstag früh 3 Uhr wurden die Ein­wohner von Conweiler durch Feuer­lärm geweckt; es brannte lichterloh in einem Hause am sog. Herdweg (Kirchenweg nach Feldrennach) dem Jakob Bischer, Tag­löhner und Ludwig Holzhäuser, Schreiner, gehörig. Mittelst der seit einigen Jahren in Betrieb befindlichen Wasserleitung, welche sich vortrefflich bewährte, gelang es der Ortsfeuerwehr, das schon an der Giebel­seite brennende Nachbarhaus, ebenso eine oberhalb stehende Heuscheuer zu retten. Abgebrannt und in einen Schutthaufen verwandelt ist aber außer dem obenge­nannten Doppelhaus, in welchem sich auch ein größerer dem Schreiner Holzhäuser gehöriger Holzvorrat befand, die zum Hause gehörige gemeinschaftliche Scheuer, welche mit Erntevorräten gefüllt gewesen sei. Wie das Feuer entstand, weiß nie­mand anzugeben.

Neuenbürg, 9. Sept. Von zwei geborenen Neuenbürgern, die ihre An­hänglichkeit an die alte Heimat schon mehr in freundlicher Art bethätigt haben, den HH. Karl Kraft in Nizza und Max Weiß in Freiburg sind der hies. Kirchen­gemeinde als Beitrag zu einem Orgelbau­fonds 200 M. zugeflossen. Besten Dank den zugeneigten Spendern; möge ihr wohlangebrachtes Beispiel dem schönen Zweck noch manche Nachfolger erwecken.

Mizellen.

Weichshilfe.

(Aus dem Hessischen Sonntagsblatt.)

Bitte, gehen Sie einmal in Saal Nr. 9 Männerabteilung! Dort liegt ein schwer Kranker. Gestern haben sie ihn hereingebracht." So redete mich die dienende Schwester an der Thüre der Klinik an.

Es war in der That ein trauriger Anblick, der sich mir bot. Auf dem Bette lag ein Kranker. Kops und Gesicht waren mit Binden kreuz und quer verhüllt, selbst seine Augen sah man nicht. Die Hände waren ebenfalls verhüllt und lagen wie zwei Packe auf der Decke. Wie eine

Mumie lag er da, auch ganz still und regungslos wie eine solche.

Er war in ein Gewölbe hinabgestiegen, um alle Gashahnen in der Tiefe fest zu schließen. Da ein Blitz und ein Schlag! Eine Gasexplosion. Er wurde an die Wand geschleudert. Doch hatte er trotz der furchtbaren Schmerzen, der Brand­wunden und trotz des betäubenden Schreckens noch so viel Besinnnung, daß er die Treppe hinaufsprang. Oben auf der Treppe war er liegen geblieben, ohn­mächtig von Schmerz und Schrecken. In Ohnmacht lag er, als sie ihn herein­brachten und verbanden, so lag er noch heute. Für heute war hierStillesein" die rechte Seelsorge.

Als ich mich von dem Kranken wendete, trafen meine Augen auf einen alten Stammgast in Nr. 9.Alt", nicht weil er viele Jahre hatte, sondern weil er schon monatelang hier am Teiche Bethesda lag und auf Genesung wartete. Es war ein Mann in den besten Jahren, ein Hüne von Gestalt, hochgewachsen, breit­schulterig, stark an Knochen, mit freund­lichen Augen und blühendem Gesicht. Jetzt bemühte er sich, eine Thräne schnell abzutrocknen, die ihm in den blonden Schnurrbart rollte. Es war eine Thräne des Mitleids.

Er muß furchtbare Schmerzen haben !" flüsterte der Mann und deutete nach dem Verbrannten.Ob er wohl davon kommt?"

Er kam davon. Nach acht Tagen war ich wieder in Nr. 9. Der Verbrannte lag noch an derselben Stelle und war noch in einem ganz ähnlichen Verband. Für die Augen hatte man zwei Löcher in den Verband geschnitten, und aus dieser Gazemaske schauten nun zwei funkelnde schwarze Augen.

Eure Augen blitzen und lachen ja aus Eurer Leinwandbrille, als ob Euch sehr wohl wäre?" lachte ich ihn an.

Das stimmt!" antwortete heiter der Mann.Denn die Schmerzen sind vorbei. O. diese Schmerzen! Das war schrecklich! Hab' nicht geglaubt, daß ein Mensch so etwas aushalten könne. Meine Frau war da, und gestern hat sie auch meinen Bub' mitgebracht, und morgen dürfen sie wiederkommen. Das sollten Sie sehen, wie sie uns füttert, den ersten Löffel voll meinem Bub' und den andern mir, seinem Vater. 'S ist gerade so, wie ich als Bub' meine jungen Starmatzen fütterte. Die saßen nebeneinander auf dem Stängelchen im Käfig, sperrten die Mäuler auf, und einem wie dem andern gab ich seine Ration Schmierkäse und geriebenes Brot."

Das war ein heiterer Kranker. Wie dankbar für alles, was ihm geboten wurde und geblieben war! Er vertiefte und versteifte sich nicht in seinen Jammer und in sein Elend, sondern er war Herr darüber geworden. Wie schön ist das!

Kann ich Euch einen Gefallen thun?" fragte ich.

Freundlich antwortete er:Ich danke sehr. Andre werden es nötiger haben, für mich ist gesorgt!"

E>", dachte ich,das ist ja ein rarer Vogel, das Liedlein willst du doch noch einige Zeit hören."

Sehen Sie", sprach er dann, dgz ist doch eine schöne Sache mit den Ge- setzen für die Arbeiter. Da liege ich armer Schelm und bin gepflegt, nne mein Lebtage noch nicht, ich bekomm Traktamente, daß ich gar manchmal, ehe ich esse, frage:Schwester! Wie schreibt sich das. was Ihr da im Löffel habt und was ich nun essen soll? Was der Bauer nicht kennt, das ißt er nicht." Ich brauche nicht zu sorgen, woher ich Almosen nehmen werde, um die Schulden zu be­zahlen, die ich hier mache. Der Doktor und der Apotheker machen wir nun gar keine Sorgen. Alles bezahlt die Kranken­kasse. und ich werde auf den Händen ge­tragen. Ist die Woche herum, dann geht meine Frau an die Zahlstelle und holt ihr Wöchentliches. Das ist kein Almosen und drückt nicht. O, wenn jetzt meine Frau Brotschulden machen müßte! Keine Schulden sind schwerer zu bezahlen als Bäckerschulden. Oder gar, wenn sie jetzt müßte darben und am eigenen Mund sparen oder gar am Munde meines Büb- leins, oder wenn sie müßte umherlaufer und müßte betteln gehen, wie es frühe: wohl nötig war, wenn die armen Weibei der Arbeiter nicht hungern wollten. WaS aber das Schönste ist", sagte der eifrig gewordene Mann weiter,das ist, daß jetzt alle, alle Arbeiter in Deutschland in gleicher und ähnlicher Not es gerade genau so haben wie ich. Ist das nicht schön? Früher waren wir Hunde, jetzt sind wir Herren. Warum sollte ich nicht fröhlich sein? Meine Augen sind gerettet, sagt der Doktor, die Knochen sind alle heil, bald kann ich wieder arbeiten, und ich arbeite gern. Für die Krankenkasse bii ich dankbar, aber tausendmal mehr dank ich. daß ich nicht der Unfallkasse anheini- falle. Ja, ja! 's ist was schönes um die Neichshilfe!"

O du glückliches, liebenswürdiges Menschenkind", dachte ich, wie häßlich liegst du da, und doch, wie bist du schön geschmückt durch Bescheidenheit, Dankbar­keit und Zufriedenheit."

(Fortsetzung folgt.;

(Bolksstil.) Im Gleiwitzer Amts­gericht lief dieser Tage untenstehendes Schreiben einer Dienstmagd ein:Ein Hochwohlgeborenes Amtsgericht bitte ich mir meinen richtigen Vor- und Zunahmen zu senden. Die entstandenen Kosten bitte aus der Post zu ziehen. Ihre Sie liebende Anna Markus oder wie ich heiße!"

Logogryph

Ich schau' mit v ins weite deutsche Land,

Aus Schwarzwalds Höhen bin ich stolz gelegen; Mit 8 muß mich der Meister in der Hand Im Schweiß des Angesichtes hin und her bewegen. Mit n halt' ich vom Schmutz' die Hände rein, Beschäft'ge nie mich mit gemeinen Fragen;

Mit 2 bin ich bekannt als äußerst fein,

Ich wärme Dich in winterlichen Tagen^ ^

Marktpreise.

Stuttgart, 10. September. Kartoffel: 600 Ztr. ü 2 70 ^ bis » ^

30 ^ per Ztr.

Filderkraut: 6000 Stück. 12 bis H 100 Stück. ... .

Mo st ob st: 300 Ztr. württ. L 7 50^, ausl°n°.

bis 6 ^ bis 6 ^ 80 ^ per Ztr. ^

Mt einer Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.