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verkettet werden, daß nicht die kleinste Lücke vorhanden ist, welche die chauvinistische Neigung unserer östlichen und westlichen Nachbarn zum Einbruch benutzen könnte. Das größte Ziel der Politik des Fürsten Bismarck, einen mitteleuropäischen Friedensbund an Stelle des Dreibundes zu setzen, ist erreicht.
Berlin. 5. Aug. Die Reise des Kaisers nach Elsaß-Lothringen ist nunmehr, wie wir von guter Seite vernehmen. auf die Tage vom 22.—25. Aug. anberaumt. In Straßburg wird der Kaiser zwei Tage verweilen, in Metz vermutlich nicht so lange.
Berlin, 3. August. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." erörtert heute an leitender Stelle die Kündigung des deutsch-schweizerischen Niederlassungs - Vertrages. In einigen schweizerischen Blättern war bekanntlich behauptet worden, daß von der Kündigung des Niederlassungsvertrages am meisten die in der Schweiz ansässigen Deutschen bettoffen werden würden, und daran wurde von einem deutschen freisinnigen Blatte die Bemerkung geknüpft, daß neben den in der Schweiz sich aufhaltenden Sozialisten auch viele Unschuldige unter der Kündigung des Niederlassungsvertrages zu leiden haben würden. Dazu bemerkt nun das Kanzlerblatt, daß gleichwohl der von der deutschen Regierung verfolgte Zweck ganz direkt erreicht werden würde. Die deutsche Regierung habe keinen Grund, mit der Schweiz Handel zu suchen, sondern nur das Bedürfnis gehabt, die sozialistischen Fortifi- kationen, die in der Schweiz angelegt werden, zu beseitigen. Die Unannehmlichkeiten, die für Reichsangehörige in Folge der Aufhebung des Niederlassungs- Vertrages entstehen könnten, würden, der Hauptsache nach, deutsche Sozialisten treffen, ruhige deutsche Staatsbürger, welche in der Schweiz nur ihrem Gewerbe nachgehen wollten, dürfte die dortige Regierung, auch ohne Niederlassungsvertrag kaum das Bedürfnis haben, aus- znweisen; im Gegenteil, ihr Vorhandensein würde für die Schweiz vorteilhaft M. Daß ein Unschuldiger mit dem Schuldigen zu leiden habe, sei allerdings unvermeidlich. Die Verantwortlichkeit dafür ruhe auf den Schultern derer, die die deutscherseits erfolgte Kündigung des Niederlassungs - Vertrages herbeigeführt hätten. Sollte diese Maßregel mit dazu beitragen, die Schweizer Behörden zu
veranlassen, in Zukunft den deutschen Sozialdemokraten gegenüber etwas mehr geschäftsmäßig und weniger gemütlich zu verfahren, so würde damit den von
deutscher Seite an den Fall geknüpften Wünschen entsprochen sein, und der
Kommissar Wohlgemuth würde sich viel
sticht, gerade durch seinen Mangel an polizeilicher Begabung, politisch ein praktisches Verdienst um die Beziehungen der beiden Nachbarstaaten erworben haben.
Straßburg, 3. August. Auf der Pariser Ausstellung verloren gegangen. Wie der „Straßburger Post" von beteiligter Seite mitgeteilt wird, ist ein Straßburger in Paris verloren gegangen. sNe Sache hängt folgendermaßen zusammen: Am Freitag, den 26. Juli ist em hiesiger Fabrikant nebst seinem
Schwager nach Paris zur Besichtigung der Ausstellung gefahren. Am Samstag dort angekommen, besuchten sie abends mit zwei andern Verwandten die Ausstellung. Im Gedränge kamen die Straßburger auseinander. Drei haben sich wieder zusammengefunden, aber der vierte, der Schwager des Fabrikanten, ist seither spurlos verschwunden. Der Fabrikant hat die hiesigen Angehörigen sofort benachrichtigt und angefragt, ob der Vermißte vielleicht zurückgefahren sei. Hier ist aber bis zur Stunde nichts bekannt über den Verbleib des Vermißten, und nach den gestern abend von Paris gekommenen Nachrichten ist auch dort noch keine Spur entdeckt worden. Die Polizei ist benachrichtigt, ober trotz aller Bemühungen hat man bisher nichts ermittelt.
Karlsruhe. Nächsten Sonntag beginnt hier die Ausstellung von Erzeugnissen der Bäckerei u. Konditorei u. s. w.
Baden-Baden, 5. August. Als gestern nachmittag der z. Z. hier weilende k. k. östreich. Gesandte von Okolicsanji mit Gattin eine Ausfahrt nachdem Gerols- auer Wasserfall unternahm, scheuten plötzlich oberhalb der Felswand daselbst dessen Pferde, so daß der Gesandte aus dem Wagen geschleudert, dessen Gattin dagegen über eine Felswand geworfen wurde. Letztere wurde glücklicherweise von einem durch bloßen Zufall unterhalb des Abhanges stehenden Mann aufgefangen, sonst wäre dieselbe rettungslos verloren gewesen. Beide Insassen kamen mit großem Schrecken davon. Der Kutscher des Gesandten ist stark verletzt, ebenso auch dessen Pferde. (S. M.)
Pforzheim, 6. Aug. Herr Oberamtmann Habermehl hat, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, die auf ihn gefallene Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim angenommen.
(Pf- B.)
* An einen Bericht über die Untersuchung und Bestrafung der bei den Arbeitseinstellungen im Walden- burger Bergrevier verübten Ausschreitungen und schlimmen Exzesse finden sich folgende Betrachtungen angeknüpft:
„Häufig ist es vorgekommen, daß Streikende ihre Kameraden, welche nichts von dem Ausstand wissen wollten, mit Wort und That bedrohten, um sie von der Arbeit abzuhalten. Eine solche Handlungsweise findet nicht nur die gesetzliche Bestrafung, sie muß auch die herbste moralische Verurteilung finden. Es liegt darin nicht nur eine völlige Umdrehung des Freiheits- u. Selbstständigkeitsbegriffes, sondern auch ein ganz außerordentlich unkameradschaftliches Auftreten. Wer weiß denn, aus welchen Gründen ein Arbeiter keine Lust hat, mitzustreiken? Der Ausstand ist sehr bald proklamiert, schöne Reden sind auch bald gehalten, aber wenn zu Hause Frau und Kinder krank liegen, durch allerlei Umstände mißliche Vermögensverhältnisse eingetreten sind, dann macht sich der Arbeiter nicht viel aus den schönen Streikreden. Wollte er ohne Weiteres seine heiligen Pflichten gegen seine Nächsten zurücksetzen, diese sterben und verderben lassen, dann wäre er ein Verbrecher. Dieser Gesichtspunkt muß
kräftig hervorgehoben werden, und dann kommt auch noch ein anderer hiezu. Mitunter ist derStreikbeginn denn doch geradezu Thorheit. Den Arbeitern sollte nur das Wort eines älteren Berliner Maurers in die Ohren klingen, der unter dem fürchterlichen Lärm bei der Beratung der Forderung eines neunstündigen Arbeitstages seinen jüngeren Kameraden zurief: „Wenn Ihr nicht 10 Stunden arbeiten wollt, seid Ihr einfach faul. Ich mache den Schwindel nicht mit!"
Es ist eine eigene Sache mit dem Pochen auf Recht und Freiheit, wenn man selbst die Worte nicht befolgt. Ein Teil der deutschen Arbeiterwelt hat noch gar nicht bedacht, daß der jetzigen Geschäftslage, welche die Zahlung höherer Löhne vielfach gestattete, auch eine andere folgen kann. Es kann neue Ueberproduktion, Stockung des Absatzes und der Zahlungen eintreten. Wie nun, wenn dann alle Arbeitgeber einer hart betroffenen Industrie mit einem Schlage den Arbeitern den Stuhl vor die Thüre setzten und sagten: „Weniger Lohn oder allgemeine Entlassung!" Dann würde es wahrscheinlich ein ungeheures Lamento geben und doch hätten die Unternehmer nur ihr Interesse ebenso, wie die Arbeiter gewahrt. Zu solchen Verhältnissen wird es bei dem gesunden Geist der deutschen Industriellen nun wohl nicht kommen, aber wir dürfen auch nicht vergessen, daß niemand die Dinge auf den Kopf stellen darf, ohne selbst sich zu schaden. In unserer heutigen Zeit bricht sich das Recht schon Bahn, wir erinnern nur an die kaiserlichen Worte über Westfalen, wer aber blind darauf los rennt, der wird sich höchstens den Kopf arg verletzen. Den Weltmarkt zwingt niemand, weder Arbeitgeber, noch Arbeiter, und dieser giebt den Ausschlag. Württemberg.
Die während der Landesschulausstellung (25. Juli bis 25. August l. I.) auf den württembergischen Enz- und Nagoldbahnstationen — Wildbad bis Pforzheim und Liebenzell bis Pforzheim — über die badische Strecke Pforzheim bis M ü h l- acker gelösten Rückfahrkarten nach Stuttgart erhalten ebenfalls eine um zwei Tage verlängerte Giltigkeitsdauer, sofern dieselben in der Ausstellung abgestempelt werden. (Vergl. Staatsanzeiger Nr. 172 vom 26. v. Mts. Seite 1229.)
Bebenhausen, 3. August. Auf Befehl Seiner Majestät des Königs fand sich heute der konsultierende Leibarzt Prof. Dr. v. Liebermeister hier ein. um sich von dem gegenwärtigen Befinden Seiner Majestät zu überzeugen und mit dem Leibarzt Dr. v. Fetzer über die Maßnahmen behufs weiterer Erhaltung der Allerhöchsten Gesundheit in Beratung zu treten. Der gegenwärtige Zustand Seiner Majestät darf als ein durchaus befriedigender bezeichnet werden. Die Sorge für die Erhaltung des zur Zeit günstigen Zustandes, welcher wesentlich der bisher beobachteten Vorsicht und dem wiederholten Aufenthalt im Süden zu verdanken ist, läßt es notwendig erscheinen, daß Seine Majestät neben Vermeidung aller größeren Anstrengungen auch fernerhin den klimatischen Schädlichkeiten möglichst entrückt bleibe. (St.-A.)