Die Zeitungen bringen wieder eine Reihe von Berichten über die heftigen schreckhaften Gewitter landauf und ab in den letzten Tagen, welche teils durch Blitz­schläge, teils durch Hagel und von Stürmen begleitete Wolkenbrüche großen Schaden verursachten.

Das Gewitter vom Samstag nachmit­tag hat Stuttgart und Umgebung em­pfindlichen Schaden gebracht. Auf Stutt­garter Markung fiel ein strichweiser, kurz andauernder, aber sehr heftiger Hagel, der in den Weinbergen des Kriegsbergs viele Trauben vernichtet hat.

Stuttgart. Bei dem Hagelwetter am Samstag ist eine große Anzahl von Fensterscheiben zerschlagen worden. So am Katharinenhospital, in den Häusern der Kriegsbergstraße, ganz besonders stark aber war der Schaden an den Gewächs­häusern. An denen des Kgl. Hofgartens sollen 120, auf der Wilhelma über 500 Scheiben zerschlagen sein.

Das Gewitter vom Samstag Mittag hat besonders auch in Wangen O.A. Cannstatt schweren Schaden gethan. Nach demNeuen Tagbl." sind Garten- und Feldgewächse meistenteils vernichtet. Am größten ist der Schaden in den Wein­bergen; viele Trauben liegen am Boden, andere sind geknickt und alle mehr oder weniger zerschlagen. Auch an den Häusern hat der Hagel großen Schaden angerichtet, an der nördlichen Seite der Kirche wurden allein etwa 70 Scheiben zertrümmert. Kaum ein württ. Blatt, das von den letzten Tagen nicht über Hagel oder Blitzschlag in seinem Bezirk zu berichten hätte. Der Fälle, wo Menschen vom Blitz betäubt wurden, sind so viele, daß wir sie nicht alle aufzählen können. Am schlimmsten scheint nach Vergleichung der verschiedenen Berichte, das auch früher so schwer heim­gesuchte Steinlachthal und die Alb zwischen Reutlingen und Ebingen weqqekommen zu sein. (St.-A.)

Salmbach, 16. Juli. Die Pforz- heimer Ferienkolonie hat gestern ihre alte Sommerwohnung im Löwen dahier wieder bezogen unter freundlichem Willkomm. Bei dem vorgestrigen Gewitter schlug der Blitz in das Schulhaus, der Hr. Schul­lehrer wurde, als er eben aus dem Hause treten wollte, davon betroffen und zu Boden geworfen; er verspürte eine augenblickliche Lähmung des rechten Armes und Fußes, erlitt aber im übrigen keine weitere Ver­letzungen.

Für Bienenfreunde! G. Stöffler, von Hof B. bei Simmozheim wünscht an dieser Stelle Bienenhalter und Bienen­freunde darauf aufmerksam zu machen, daß eine von ihm gemachte Probe von Bienenklee zu einem erstaunlichen Resultat geführt hat. Der Klee ist gegenwärtig zwei Meter hoch und mit handlangen weißen Blüten außerordentlich dicht besät, welche vom frühen Morgen bis zum Abend von Bienen schwarz besetzt sind. Es lohnt sich, das prächtige Feld, das, die Blüten abgerechnet, einer üppigen Weidenkultur ähnlich erscheint, zu besichtigen und sollte Jemand Samen davon wünschen, so ist der Genannte recht gerne bereit, solchen zur Zeit abzugeben. (C. W.)

Ausland

Frankreich. Jeder neue Sitzungs­tag in der französischen Deputiertenkammer bringt jetzt wüste Lärmszenen. Die vor­gestrige Sitzung war von beispielloser Heftigkeit. Der Sitzungsbericht giebt vom Vorgefallenen kein Bild, da von den wüsten Schimpfreden, thätlichen Bedrohungen und den Anfängen allgemeiner Prügeleien im Halbkreis und im Wandelgang amtlich keine Kenntnis genommen wird.

MisMeii.

Aer SonnenwirL.

Von Erich Norden.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Wie geistesabwesend blickte sie um sich. Dann faßte sie Wilhelms Arm:Siehst Du, Wilhelm, wie gut es ist auch für Dich, daß die Rosel ins Pfarrhaus geht. Wenns noch wär' wie früher, hätte ich geantwortet: Verflucht sei der Sonnen­wirt und was zu ihm gehört! Du weißt es, ich war schnell bei der Hand mit einem Fluch; aber jetzt, Wilhelm, jetzt will ich zur Rieke gehen, morgen schon."

Morgen!" war Wilhelms heftige Er­widerung,denkt Ihr, ich kann bis morgen warten? Heute müßt Ihr hin­gehen, jetzt gleich, und ich will hier warten bis Ihr wiederkomml."

Wieder seufzte die Rosel.Heute schon?" sagte sie,jetzt gleich? und Du willst hier warten, bis ich wiederkomme?"

Ich kann auch auf der Landstraße warten, Rosel, wenn Jhrs wollt", ent­gegnen Wilhelm bitter,wenn Ihr mir's nicht gönnt, mich hier einen Augenblick auszuruhen."

Bist ein Thor, Wilhelm! Kannst hier bleiben, so lange Du willst, und ich werde jetzt zur Rieke gehen."

Sie nahm ein Tuch um, schnitt einen blühenden Myrtenzweig ab und zwei Rosen, die letzten, die sie hatte:Soll ich was sagen von Dir, Wilhelm?"

Von mir? Um keinen Preis! Glaubt Ihr, mich gelüste nach einer Verwünschung von Rickes Lippen?"

Warte, bis ich wiederkomme, Wilhelm."

Mit den Worten gieng Rosel zur Thür.

Ich werde warten; aber, Rosel, ich werde im Dunkeln warten, ich kann das Licht nicht leiden, mir ist immer, als müsse ein Feuer auskommen, wo Licht ist."

Kopfschüttelnd gieng die Rosel. War der Wilhelm krank oder auf bösen Wegen? Auf der Straße stand sie still und überlegte. Es war ein schwerer Gang für sie, den der Wilhelm von ihr verlangte. Schon zu wiederholten Malen hatte Pastor Hollmann sie gebeten, sie solle doch einmal zur Sonnenwirtin und zur Rieke gehen, die so einsam und ver­lassen waren, und sie hatte sich nicht entschließen können. Die Sonnenwirtin und die Rieke hatten ihr nie in ihrem Leben etwas zu Leide gethan, aber sie waren des Sonnenwirtes Weib, des Sonnenwirtes Tochter, und noch nie, in den langen, langen Jahren hatte sie deren

häusliche Schwelle überschritten. M würden sie sagen? Sie wußten ja, ^ sie den Sonnenwirt tätlich gehaßt habe Aber was sie versprochen, wolltest halten, und drinnen in ihrer Stube sei einer, der voller Angst ihrer Rückkehr harrte.

Entschlossen gieng sie vorwärts, bis ^ ans Ende des Dorfes, bis zum Häuschen ^ der Sonnenwirtin. Es war so still dort i als schleiche der Tod ums Haus herum. ^ Sie hätte nicht so ängstlich zögernd vor dem Haus stehen zu brauchen. Pastor Hollmann hatte der Sonnenwirtin gejagt, wenn ja die Rosel Walter einmal an ihre Thür klopfe, solle sie ihr freundlich die ' Hand zum Gruße reichen und die Sonnen- , Wirtin war gern bereit. Sie meinte, st ^ hätte kein Recht dazu, irgend jemand die Thür zu weisen, am wenigsten der Rosel. die ja dem Sonnenwirt Schuld gab, daß ihr Leben ein verlorenes war. Rosel klopfte an die Thür und trat ein. Die Sonnenwirtin saß an Riekes Bett und wischte die Thränen aus ihren Augen. Bleich, als sei sie schon tot, lug Rieke in den sauberen, weißen Kissen, die abge­magerten Hände auf dem Deckbett gesaltet. Die großen, glänzenden Augen waren ans die Thür gerichtet.

Guten Abend", sagte Rosel leise und nahm das Tuch von ihrem Kopf.

Die Sonnenwirtin war aufgestanden: Es ist die Blumen-Rosel, Rieke", sagte sie jetzt, gieng der Eintretenden entgegen und reichte ihr die Hand.Ich hab's i immer gedacht, Rosel, daß Ihr mal kommen müßtet, ehe es zu spät sei, - , Ihr seid früher immer gut gewesen zur ! Rieke." '

Der Rosel blieben die Worte im Halse stecken, der Empfang war ein ganz anderer, als sie gefürchtet hatte.

Ich bring Dir meine letzten Rosen, Rieke", sagte sie und trat ans Bett der Kranken.

Die letzten Rosen!" flüsterte Rieke kaum hörbar,und ein Myrthenzweig, - Mutter, gieb sie mir mit in den Sarg."

Rosel brauchte nichts zu sagen, sie sah, daß hier die Minuten gezählt seien, daß, wenn sie ihren Besuch bis morgen gelassen hätte, es zu spät gewesen wäre, ^ Die Sonnenwirtin verließ eilig das : Stübchen. Sie mußte einmal ihren heißen s Thränen freien Lauf lassen und wollte l doch der Rieke nicht zeigen, wie gar bitter ihr das Scheiden sei, sie wollte ihr den Tod nicht schwer machen. l

Rieke ergriff Rosels Hand.Rosel", sagte sie hastig, und Rosel mußte sich , ganz über sie beugen, daß sie dieselbe verstünde.Rosel, Ihr habt meinen Vater gehaßt, Ihr habt meinem Vater geflucht ich weiß es vergebt ihm, ^ Rosel, vergebt ihm, es ist mein letzter Wunsch, daß ich ruhig sterben kann."

(Fortsetzung folgt.)

(Der Vegetarianer.) Ein Sonntags- > ausflügler wird auf dem Lande von einem , scheu gewordenen Ochsen verfolgt; w ! seiner äußersten Angst ruft er diesem zu: Gnade, ich bin Vegetarianer!"

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.