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mal die geballte Faust gegen das Haus. Du weißt nicht, was in den acht Wochen aus mir geworden ist. Wenn Dich ein­mal einer wird wie einen Hund von seiner Thür fortjagen, blos weil Du nicht mit Gold in der Tasche klingen kannst, sondern auf Deine zwei Hände angewiesen bist, dann wirst Du's wissen, wie's in mir aussieht. Und wenn ich was dazu thun kann, den Sonnenwirt zu demütigen, bei meiner Seelen Seligkeit! ich wiü's thun!"

Red' nicht so gottlos, Wilhelm", zürnte Lehfeld,denk' an" .... da hielt er plötzlich inne, er hatte ja ganz vergessen, daß Wilhelm Härtel weder Vater noch Mutter noch sonst jemand Liebes ans der weiten Welt hatte.

Ja, an wen soll ich denken?" fragte Wilhelm voll Bitterkeit.Was scheeren mich die Toten! Das letzte Liebe hat mir der Sonnenwirt genommen, ha! es macht mich wild, nur daran zu denken,

verflucht sei der Sonnenwirt!"

Lehfeld schwieg, was hätte ihm

auch jetzt das Reden geholfen! Es war ihm bitter leid um den, der drei Jahre lang sein guter Kamerad gewesen, und er wußte nicht, was aus alledem werden sollte.

Sie waren auf der Straße am Zaun entlang gegangen, der die Hofgebäude einschloß. Härtel stand plötzlich still. Da an der Scheune schleicht einer her­um". sagte er zu Lehfeld.Wer ist's?

he", rief er den im Dunkel nicht er­kennbaren Mann an,was habt Ihr hier zu suchen?"

Das fehlte noch grade", tönte eine zornige Antwort zurück,daß mir einer auf meinem eigenen Grund und Boden das Herumgehen verbietet. Schert Euch um Eure eigenen Sachen und nicht um die fremder Leute!"

Nanu, Herr Sonnenwirt!" höhnte Härtel,nur nicht so hitzig! Es sieht aber just recht sonderbar aus, daß Ihr so zur Nachtzeit um Eure Scheuern herum­schleicht!"

Lehfeld zog Wilhelm jetzt gewaltsam mit sich fort, der Sonnenwirt murmelte: Frecher Lump!" und kehrte in die Schenk­stube zurück, allwo seine Frau sich be­eilte, einigermaßen wieder Ordnung her­zustellen.

Nach einer halben Stunde war das letzte Licht in der Sonne erloschen. Alles schien in tiefstem Schlaf zu liegen, schwarz war die Nacht, ohne eines Sternleins Geflimmer, und still war's im ganzen Dorfe, totenstill. Nur hin und wieder wurde die Stille durch das Bellen eines Hundes unterbrochen, der Haus und Hof zu bewachen, und den ein ungewöhnliches Geräusch aufmerksam gemacht hatte. Aber das Bellen verhallte und wieder herrschte Schweigen.

Auch um die Sonne herum war's totenstill, selbst das Bieh im Stalle rasselte nicht mehr mit den Ketten. Aber plötzlich wurde die Stille durch ein eigentümliches, prasselndes Geräusch unterbrochen, das knisterte und knasterte, als werde irgend­wo ein lustiges Feuerlein unterhalten. Durch die Dachluke beim Stall, der zur Sonne gehörte, fuhr plötzlich ein dicker, schwarzer Qualm heraus, und da bei der

Scheune ebenfalls, dann war's wieder still, ganz still. Aber da, ein Schimmer in der schwarzen Nacht, da fliegt ein Funken aus der Dachluke, da leckt es wie ein gieriges, rotes Zünglein heraus, er­faßt das Strohdach, leckt weiter und weiter und weiter voller Gier, der rote Hahn auf den Hofgebäuden des Sonnen­wirtes! und keiner sieht die Gefahr, keiner warnt, keiner weckt, der Sonnenwirt schläft, während die Flamme weiter und weiter kriecht, eine sich mit der andern vereinigt und alle plötzlich in großer Lohe in die Höhe schlagen, und die dunkele Nacht durch einen furchtbaren Schein zerreißen.

Aus des Dorfes Mitte eilt jetzt der Nachtwächter herbei, der sich sorglos dem Schlummer überlassen hatte, und sich wie im Traume glaubte, als er den Rauch und die Flammen sah. Nun stieß er angstvoll ins Horn, schrie:Feuer! Feuer!" die Hunde fiengen an zu heulen und das Vieh brüllte ängstlich, und noch immer schlief der Sonnenwirt. Sonnenwirt! Sonnenwirt!" rief der Nachtwächter und pochte mit starker Faust ans Fenster, daß die Scheiben klirrend zur Erde fielen,Feuer, Sonnenwirt!"

(Fortsetzung folgt.)

Ueber ein telegraphisches Mißverständ­nis schreibt dieKocher Ztg." aus Aalen unterm l l. ds.: Welche Mißverständnisse durch telegraphische Benachrichtigung ent­stehen können, davon giebt folgender Vor­gang ein sprechendes Zeugnis. Ein hiesiger Herr hatte einige Tage vor Pfingsten durch eine Postkarte eine kleine Gesellschaft im Rößle zu Heubach aufs Pfingstfest angesagt, mit dem Bemerken, daß wegen der Beteiligung am Mittag­essen noch telegraphische Nachricht am Tage selbst erfolgen werde. Als nun die Gesellschaft in Essingen aus dem Bahnzug stieg, gab der betreffende Herr sein ver­sprochenes Telegramm auf dieser Station ab und bestellte darin ein Mittagessen für 8 Personen. Der Telegraphenbeamte in Unterböbingen nahm aber die Depesche zur Weiterbeförderung nach Heubach da­durch unrichtig ab, daß er die in der Aufgabe des Telegramms mit Buchstaben gegebenen Zeichen der Zahl acht mit dem abgekürzten Zeichen der Zahl 100 ver­wechselte. Man kann sich nun die Ver­legenheit des Bestellers kaum vorstellen, die über ihn kam, als er im Rößle zu Heubach erfuhr, es sei telegraphisch für 100 Personen Mittagessen bestellt. Der Wirt selbst hatte alles aufgeboten, um die große Zahl von Gästen zu befriedigen'

und gab deshalb auch einer größeren Gesellschaft keine Zusage zum Mittagessen.

Berlin.Es ist bestimmt in Gottes Rat." Der nachstehende erschütternde Vorfall ereignete sich in einer hier wohnenden Familie. Der Architekt Herr­mann R. halte seiner Braut, der Tochter eines Kaufmanns U., mit welcher er seit 6 Wochen verlobt ist, einen Besuch abge­stattet, und auf Zureden seiner Verlobten ließ sich der sehr musikalische junge Monn am Klavier nieder, um einige Piece» zu spielen. Bald erscholl, musterhaft von ihm vorgetragen, auch am Instrument, das bekannte LiedEs ist bestimmt in Gottes Rat", wobei der Spielende seiner Braut gegenüber die Bemerkung machte, daß dies sein Lieblingslied sei. Noch beim Spielen des Liedes aber klagte der junge Mann, daß ihm unwohl sei, um dann plötzlich, das Spiel unterbrechend, aufzu- spriugen und mit eurem kurzen Schrei auf den Fußboden dicht am Klavier nieder­zusinken. Ein sofort hinzugerufener Ärzt konstatierte einen Gehirnschlag, von welchem R. betroffen und an dessen Folgen der zu den schönsten Hoffnungen berechtigende junge Mann nach wenigen Stunden, ohne wieder zum Bewußtsein gelangt zu sein, in der Wohnung seiner Braut verstarb.

Von einem Löwen zerfleischt wurde am Mittwoch in einer in Querfurt befindlichen Menagerie ein 7 jähriges Kind, welches mit anderen Schulkindern die Menagerie besichtigte. Das etwa 7jährige Kind kam dem Käfig des größten Löwen zu nahe und in demselben Augen­blick faßte das Tier mit der Tatze durch das Gitter und schlug dieselbe tief in den Arm des Kindes ein, während er mit der anderen dem Kinde den größten Teil der Kopfhaut und des Gesichtes abriß. Eine furchtbare Panik entstand unter den Kinder». Alle stürmten unter entsetzlichem Geschrei dem Ausgang zu, das Personal zerschnitt sofor die Leinenwände der Bude, um den drängenden Kindern Ausgänge zu ver­schaffen. Dem Kinde ist ein Auge und ein Ohr vollständig aus- bezw. abgerissen, auch der bctr. Arm soll sehr schwer ver­letzt sein. Es ist keine Hoffnung, das furchtbar verletzte Kind zu retten.

Ob leben oder nicht leben, das ist gleichgiltig, die Hauptsache ist, daß man gesund ist.

Mit einer Beilage.

Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Gctrridegattungen nach dem Schrannen-Ergebniß vom 8. Juni 1889.

Quantum

Gattung

Gewicht per Simri

Preis per

Simri

höchstes

mittleres

niederstes

höchster

mittlerer

niederster

Pfv.

Pfd.

Pfd.

-L

Simri

Kernen .

30

30

30

2

78

2

78

2

78

Dinkel .

20

19

19

1

40

1

28

1

21

Haber .

21

20

20

1

52

1

38

1

20

Roggen .

'

Gerste .

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.