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Augsburg, 14. Juni. Die Allg. Deutsche Lehrerversammlung ist beendet und die fremden Teilnehmer sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Es waren schöne Tage, welche die deutschen Lehrer dahier verlebten, kein Mission trübte ihre Versammlungen und auch über die Aufnahme, welche ihnen die Bürgerschaft bereitete, werden sie ausnahmslos ein Gefühl der Befriedigung mit nach Hause nehmen. In dieser Beziehung dürfte wohl der Abschiedsgruß, den ein Württembergcr, M. Dorn er, Lehrer der Knabenoberklasse der Bolsschule in Schwab. Hall, in einem hiesigen Blatt veröffentlicht, die Stimmung auch der übrigen Festteilnehmer wiedcr- geben.
Metz, 16. Juni. Infolge der in Frankreich niedergegangenen Wolkenbrüche ist die Mosel stark angeschwollen und noch im Steigen begriffen. Große Mengen des diesjährigen Futterertrags treiben den Strom hinab.
Dietlingen, 14. Juni. Bei dem schweren Gewitter am Donnerstag abend schlug der Blitz unter furchtbarem Krachen in dem Hofe eines hiesigen Landwirts, der am Heuwagen daselbst beschäftigt war, ein, doch glücklicherweise ohne zu entzünden oder jemand zu verletzen.
Württemberg.
Stuttgart, 15. Juni. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde nach einer kurzen Bemerkung Schnaidts, der den Entwurf zur Annahme empfiehlt, die Vorlage betr. die Apanage Sr. König!. Hoh. des Prinzen Wilhelm mit 69 Stimmen gegen eine (Gröber) angenommen. Sodann wurde die Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. die Beschaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau bei Art. 3, der von Erweiterungen und Verbesserungen handelt, wieder ausgenommen. (S. M.)
Stuttgart. lieber die Jubiläums- tage sind nicht nur sämtliche verfügbare Wagen der Stuttgarter Kutschercibesitzer schon vergeben, sondern auch eine größere Zahl aus Darmstadt, Frankfurt, Mannheim, Mainz und weiterher verschriebener Droschken ebenfalls schon in festen Händen. Angesichts dieses Uebelstands sieht sich das Stadtpolizeiamt veranlaßt, bekannt zu geben, daß über die Dauer des Jubiläums weitere Droschken zum öffentlichen Dienst konzessioniert werden.
Dem Schw. Merk, geht die Nachricht von einem betrübenden Unglücksfall zu. der sich i„ Friedrichshofen ereignete. Finanzrat W. Sigel, Kommandeur der Forst- und Stenerwache, der z. Z. sich auf einer Dienstreise befindet, badete am Freitag nachm, nach 4 Uhr in Friedrichshafen mit zwei Bekannten, den Oberförstern Probst und Erlenmeyer, bei ziem- lich hochgehender See. Sigel, ein sehr guter Schwimmer, schwamm den Beiden etwas^vorans, plötzlich bemerkte der Eine, daß Sigel versank Erst nach längerem Suchen wurde er entseelt gefunden.
kl rach, 14. Juni, lieber einen Unglücksfall, welcher gestern einen Angehörigen des württembergischen Fußartillerie- Bataillons Nr. 13*) in Urach betraf, erhalten wir folgende Nachricht: Sergeant
*) in Calmbach einquartiert gewesen.
Teufel, als Quartiermacher der 2. Kompagnie bestimmt, sollte heute früh mit den anderen Quartiermachern dem Bataillon voransgehcn. Als derselbe jedoch beim Antreten fehlte und auch im Quartier nicht zu finden war, wurde ein Unglücksfall vermutet: Sergeant Teufel hatte gestern abend von seiner Kompagnie Urlaub zu einem Spaziergang durch den Wald und an den Wasserfall erhalten und scheint bei dem gegen 5 Uhr cingetrctenen starken Gewitter vom Weg abgekommcn zu sein Die nach demselben ausgeschicktcn Streifkommandos fanden ihm am Wasserfall von einer ca. 40 m hohen Felswand herabgestürzt und mit zerschmettertem Schädel tot aus. Das Bataillon verliert an Sergeant Teufel einen sehr brauchbaren Unteroffizier. (S. M.)
Neuenbürg. Am gestrigen Sonntag, abends 4 Uhr, gab der evangelische Kirchenchor in Wildbad in der dortigen Stadtkirche ein gut gelungenes Kirchenkonzert. Die verschiedensten Kräfte wirkten zum harmonischen Ganzen zusammen: Chor, Orgel, Solisten, Mitglieder der Knrkapalle und die städtische Feuerwehrkapelle. Prächtig erklang die neue Orgel, ein Meisterwerk, von Herrn Stadtpfarrer Hartter aus Hcrrenalb meisterhaft gespielt. Wirkungsvoll waren schon die Chöre, welche ohne Begleitung gesungen wurden, und vollends die mit Orgel- und Jnstrumentenbcgleitung gesungenen verfehlten ihres tiefergreifenden Eindrucks nicht. Auch die Solonnmmern der Frau v. Cancrin aus Karlsruhe und des Herrn Lehrers Spohn aus Calmbach gelangen gut, insbesondere gefiel uns die liebliche, reizend vorgetragene Pfingst-Cantate: Mein gläubiges Herze u. s. w. Rühmend heben wir auch noch hervor das gewaltige Posaunen- und das seelenvolle Cellojolo der Mitglieder der Kurkapelle.
In l'/e Stunden war das gut gewählte Programm von dem tüchtigen Dirigenten, Herrn Lehrer Baur, durch- gcführt, und sichtlich befriedigt verließen die ungemein zahlreichen Gäste das Gotteshaus Wir konnten mit Recht sagen: dieses geistliche Konzert bot uns Stunden edler Harmonie. Wir wünschen, daß der strebsame Verein des ev. Kirchenchors, angespornt durch seine schönen Erfolge, uns recht bald wieder mit einem solchen Konzert erfreuen möge.
N e u e n b ü r g, 16. Juni. Jak. Neuweiler, Goldarbciter hier, hat von einem voriges Jahr aus der Lüneburger Heide bezogenen Bienenstock außer einem am 31. Mai erhaltenen Borschwarm seither bis gestern noch 4 Nachschwärme erhalten. Hierbei ist bemerkenswert, daß der Stock ein Strohkorb (sogen. Bogenstülper) ist, der gut überwintert hat und der Stock des Vorschwarmes bereits annähernd aus- gebaut ist. — Das sind wohl gute Aussichten für die HH. Imker.
Neuenbürg. Wir befinden uns gegenwärtig in sogen, kritischen Witterungstagen. Von allen Seiten wird berichtet von schweren Gewittern, die von schauervollen Blitzen und wuchtigen Donnerschlägen begleitet sind und da und dort auch Menschenleben fordern und Eigentumsverluste im Gefolge haben. — Der
Blitzschlag in Dietlingen am Donnerstag Abend wird wohl derselbe gewesen sein, der auch hier eine so bange erschreckende Wirkung äußerte.*) — Für die Heuernte sind diese Tage sehr mißlich und wenn im übrigen auch die Regen auf die Vegetation befruchtend wirken, so erregen sie durch die längere Dauer und die eingetretenen Nebel insbesondere wegen der Traubenblüte jetzt doch Besorgnis.
*) Nachträglich erfahren wir, daß der Blitz um dieselbe Zeit in eine Tanne am Schwanner Fußweg eingeschlagen hat.
Aus l a n d.
Paris, 13. Juni. Paris ist augen- blcklich ohne Droschken. Obgleich die Pariser Droschkenkutscher gestern abend in einer Versammlung beschlossen hatten, vorläufig den Ausstand nicht zu erklären haben heute morgen 7-—8000 Kutscher die Arbeit eingestellt. In der Kammer drehte sich die Privatunterhaltung ausschließlich um den Kutscherausstand; man erörtete den Schaden, den er der Ausstellung zufügen kann, vor allem am nächsten Sonntag, wo auf dem Longchamps das große Rennen staktfindet. — Ein greller Mißton ist damit in den Jubel der Weltausstellung gefallen.
Paris, 14 Juni. Zur neuesten Enthüllung, daß Bo »langer seinen eigenen Aussagen zufolge bei Gelegenheit des Falls Schnäbele Frankreich ein Heer von 900 000 Mann geben wollte, das bis dahin erst als bloßer Gesetzentwurf auf dem Papiere stand, bemerkt die Gazette de France: „Es unterliegt keinem Zweifel mehr: Bou- langcr hat den Krieg gewollt; er bereitete ihn im Einverständnis mit Grevy vor und verbarg dem Lande, verbarg den Vertretern des Volkes, den Kammern seine kriegerischen Pläne. Jetzt sieht man, vor welchen Gefahren uns der Sturz dieses verbrecherischen Menschen, dieses Verrückten, dieses Verräters bewahrt hat."
* Der russische Kriegsminister Wannowski und General Amenkvff haben eine Auslandsreise angetreten, welche sie zunächst nach Paris führte. Es entstand das Gerücht, die beiden russischen Generäle seien mit einem geheimen politischen Aufträge in Paris eingetroffen, welche Meldung aber von Petersburg aus als völlig unbegründet bezeichnet wird. Einstweilen muß man diesem offiziösen Dementi wohl oder übel Glauben schenken.
* Eine Washingtoner Depesche vom 15. d. meldet, daß Staatssekretär Blaine dem amerikanischen Ministerrate die Unterzeichnung der Samoa-Convention mitteilte, der Samoa-Konflikt ist also in der That definitiv beigelegt.
Miöullcii.
Aer Sonnenwirt.
Bon Erich Norden.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.,
„Komm, Wilhelm", drängte Lehfeld, „vergiß nicht, daß der Sonncnwirt der Vater von der Rieke ist. Wenn Du dem Mädchen gut bist, kannst Du doch den Vater nicht verwünschen."
„Du kennst mich schlecht", gab Wilhelm zur Antwort und hob draußen noch ein-