412

gestellt. Der infolge der Herabsetzung des Steuersatzes sich ergebende Ausfall be­ziffert sich auf jährlich 802 675 M. Im Laufe der Debatte gab der Abg. Haug dem Wunsche Ausdruck, es möchte der Steuersatz auf 3 M. herabgesetzt werden, und eine weitere Bitte desselben Abgeord­neten bezog sich aus die wohlwollende Neueinschätzung nach beendigten Feld- bereimgungen, was der Finanzminister auch zusagte.

Stuttgart, 14. Juni. DieKammer erledigte heute die Vorlage über die Eisen­bahnbauten in der Etatsperiode 1889/91, wobei es sich vornehmlich um die beiden Bahnen Altensteig — Nagold und Reut­lingen—Honau handelte. An der allge­meinen Debatte beteiligte sich der Referent Leibbrand und der Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht. Nach einer Replik des Res. Leibbrand wurde die all­gemeine Debatte geschlossen. — Zu der Bahn Nagold-Altensteig nahm sodann das Wort Res. v. Luz, Frhr. v. Gültlingen, Haffuer, Hartranft, Leibbrand. Die Bahn wird genehmigt. Für die Bahn Reut- lingen-Honau-Engstingen sprechen Referent Leibbrand, Baur.

Stuttgart, 12. Juni. Der Jugend Stuttgarts ist der Vorrang eingeräumt worden, dem König und der Königin zum Regierungs-Jubiläum ihre Huldigung darbringen zu dürfen. Der glänzendste Kinderfestzug, den Stuttgart je gesehen, zog heute nachmittag am könig­lichen Residenzschlosse vorüber, um den Majestäten entgegenzujubeln. In dem Zuge waren die reizendsten allegorischen Gruppen vertreten. Mit lauten, begeist­erten Hochrufen zog die Jugend an dem freundlich herabblickenden Königspaar vor­über und auch die Schaar lieblicher Mädchen ließ ihre lauten Jubelrufe erschallen. Nach­dem der Zug vorüber war, besuchte das Königspaar mit den Prinzen und Prin­zessinnen den Garten der Silberburg, in welchem die Museums-Gesellschaft ein glänzendes Jubiläums-Kindersest abhielt. Später begaben sich das Königspaar mit den Prinzen und Prinzessinnen nach dem Garten der Liederhalle und dem Stadt­garten, wo der Liederkranz und die Schützengilde und die Bürgergesellschaft ihre Kinderfeste abhielten.

Stuttgart. Der Schw. Merk, vom 14. Juni bringt das Programm des Huldigungszugs des württ. Kriegerbundes am 23. Juni. Der Huldigungszng nimmt nach den bis jetzt eingekommenen An­meldungen großartige Ausdehnung an; bereits sind über 12 000 Krieger mit mehr als 300 Fahnen angemeldet und von einer beträchtlichen Zahl Vereine steht die An­meldung noch aus.

Stuttgart. Seitens des Stadt­polizeiamts ist beabsichtigt, über die Dauer der hier stattfindenden Jubiläumsfeierlich­keiten weitere Droschken zum öffentlichen Fahrdienst, zu konzessionieren. — Die Traube nblüte macht die erfreulichsten Fortschritte; in bevorzugten Lagen ist seit Dienstag der Beginn der Trollingerblüte zu beobachten.

Stuttgart. Auf dem Schloßplatz werden dieser Tage wiederholt Versuche mit einem, einem vierräderigem Belociped

nicht unähnlichen offenen Wagen, welcher durch einen Daimlerschen Motor bewegt wird, gemacht. Lenkbarkeit und Schnellig­keit, sowie Sicherheit im Fahren lassen nichts zu wünschen übrig.

Stuttgart, 14. Juni. Am 26. d. Mts. werden zu den Festlichkeiten auf dem Rosenstein von der Generaldirektion der Staatseisenbahnen von mittags 2'/s Uhr an einige Sonderzüge abgelassen werden mit 2. und 3. Klasse.

Die Generaldirektion der Staatseisen­bahnen wird auch Heuer wieder Sonder­züge zu allgemeiner Benützung mit er­mäßigten Fahrpreisen ausführen und zwar:

am 16. Juli von Stuttgart nach Berlin über Heilbronn-Oberburken-Würz- burg,

am 4. August von Stuttgart nach Friedrichshafen und zurück,

am 11. August von Stuttgart nach Urach und zurück,

am 18. August von Stuttgart nach Freudenstadt und zurück,

am 25. August von Stuttgart nach Wildbad über Calw und zurück.

Heilbronu, 11. Juni. Die „Neck.- Ztg." berichtet: Bei dem heftigen Gewitter am Pfingstmontag drohte in Bückingen durch den sintflutartig niederströmenden Regen ein Unglück. Von den Höhen herab kamen solche Wassermengen, daß der Platz vor dem Ort total überschwemmt und die von dem Unwetter überraschten Kinder sich auf das Caroussel flüchten mußten, wo sie im Wasser standen. Die Einwohnerschaft wurde durch die Feuer­glocke zu Hilfe gerufen, um die in höchster Lebensgefahr befindlichen Kleinen zu rette», was glücklich bewerkstelligt werden konnte.

Das Schöffengericht Sulz verurteilte dem „N. Albb." zufolge einen Schuh­macher aus Balingen, der seiner 16 Jahre alten Kuh die krummen und verkrüppelten Hörner abgcnommen und neue aufge- uagelt hatte, wegen Tierquälerei zu sechs Tagen Haft. Die Anzeige war von dem Publikum des Rosenfelder Viehmarkts aus­gegangen, das sich über diese Grausamkeit entrüstet zeigte. Von der Anklage des versuchten Betrugs wurde der Schuhmacher freigesprochen, da er trotz jener Manipu­lation die Kuh nicht für jünger ausge­geben hatte.

Hemmingen. Am Pfingstmontag war hier unter großem Zulauf aus der Umgegend die erhebende Feier der Ein­weihung unseres „Kaisersteins."

Stamm heim. Am Pfingstmontag fand hier die 62. Jahresfeier der durch Pfarrer Handel gegründeten Rettungs­anstalt statt. Der verlesene Jahresbericht ließ einen Blick thun in die inneren wie äußeren Verhältnisse der Anstalt und zeigte, daß die Leitung derselben in treu bewährten Händen sich befindet.

O e st e r r e i ch.

Aus Tirol, 9. Juni. Im Cadore- thal, im Südosten von Ampezzo, hat ein Schullehrer seinen Freund, einen Guts­besitzer, auf der Jagd erschossen. Er hatte die wehende Spielhahnfeder auf dem Hute seines hinter Gebüsch versteckten

Jagdgenossen im Morgenzwielicht für einen lebenden Spielhahn gehalten. Der Lehrer wurde, als er gesehen, was er verübt hat, wahnsinnig.

Ausland.

Belgien. Die Bewegung gegen das Ministerium Beernaert, welche anläßlich des liberalen Wahlsieges in Brüssel große Dimensionen angenommen hat, scheint ihre Wirkung nicht verfehlen zu sollen. Wie der „Etoile" meldet, werde das Mini­sterium Beernaert zurücktreten. — Die vorgestrige Straßenkundgebung, an der schließlich hunderttausend Personen teil nahmen, trug, wie man der „Magdeb. Ztg." aus Brüssel meldet, einen grch artigen Charakter. Die Volksmenge hielt musterhafte Ordnung.

(Ausbruch eines Vulkans.) Nach De­peschen aus Japan ereignete sich am 13 . und 14. April auf der Öshima-Jnsel ein vulkanischer Ausbruch, wodurch 300 Häuser zerstört und 470 Personen durch Ver­schüttung unter den Trümmern zerstörter Gebäude ihren Tod fanden. Hunderte von Einwohnern entrannen dem Unter­gänge, indem sie in Booten nach den benachbarten Inseln hinüberfuhren. Am 11. April trennte ein Erdbeben auf einer der kleinen Inseln in der Meerenge Niphon von Sikoka. Zwischen den beiden Ortschaften liegt jetzt eine 1000 Fuß lange und 3 Fuß breite Kluft.

Marktpreise. Neuenbürg, 15. Juni. Butter '/, Kilo 1.20 bis 1.30.

Eier 2 St. 11 Kirschen pr. V- Kilo 20

Die Smemrimg des Admmmmls

für das

III. Werteljahr 1889

des

Eiythälers

wollen die Leser bald möglichst bewirken, damit in der Zustellung keine Unterbrechung eintritt.

Wir werden fortgesetzt bemüht sein, durch weitere Vervollkommnung des Ge­botenen das Vertrauen zu rechtfertigen, mit dem unsere Freunde die Entwicklung des Enzthälers bisher wohlwollend be­gleitet haben und bitten wir dieselben auch ferner für die Verbreitung des Blattes in ihren Kreisen sich freundlichst verwenden zu wollen.

Die Bestellungen für hier werden bei der Redaktion, für auswärts je bei den nächsten Postanstalten oder durch die Postboten gemacht. — Probeuummern stehen in jeder gewünschten Zahl gratis und franko gerne zu Diensten.

Der Preis des Blattes ist in Neuen­bürg vierteljährlich 1 10 <Z, monatlich

40 durch die Post im Oberamtsverkchr vierteljährlich 1 ^ 25 monatlich 45 auswärts vierteljährl. 1 45 L, monatlich

50 wie bisher ohne weitere Kosten.

Bekanntmachungen der verschiedensten Art ist durch den Enzthäler unbestritten der beste Erfolg im Bezirk gesichert. —

Aktion tt. Dttlsg tler AnWlm.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.