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fallenden Preises und der großen Trans­portkosten mittelst Wagen nach Lübeck gar nicht zu denken; ein Fischer mußte auf zwei Fuder Häringe 15 zulegen aus seiner Tasche; natürlich war dieser da­durch gründlich kuriert und zog es wie seine Kameraden vor. die Nöte der Netze zu öffnen und den Fang gänzlich aufzu­geben, 30004000 Fuder Häringe sind der See teils wieder übergeben, teils ans User geworfen worden, wo benachbarte Landwirte sie als Dungmittel abfahren. Wenn man bedenkt, daß in der Härings- made das ganze Vermögen der meisten Fischer steckt, dann wird Jeder es gewiß dkdancrn. daß die armen Leute, die sich W dem Häringsfang im Laufe des Jahres Sie beste Einnahme versprechen, nun, weil für sie die Transportkosten unerschwing­lichsind, ihre Hoffnungen zerschlagen sehen.

iS. M.)

Karlsruhe, 10. April. Von der Handelskammer werden die Interessenten mifgefordert, wegen einer Telephonver­bindung Karlsruhe-Pforzheim ihre etwaigen Anmeldungen zu machen. Es kommt da­bei auch zugleich die Verbindung mit Stuttgart und Schwäbisch-Gmünd in Frage.

Pforzheim , 9. Apr. Gestern wurde unter dem Vorsitze des Herrn Fabrikanten Ed. Bichler die Generalversammlung des Verschönerungsvereins abgehalten. Der Verein zählt 955 Mitglieder und ver­zeichnet eine Einnahme für das neue Bereinsjahr von 2235 M., welcher eine Ausgabe von 2145 M. gegenübersteht. Eine ganze Reihe von Projekten sind vor­gesehen, welche im Laufe des Jahres aus- gejührt werden sollen.

Dietl in g e n , 11. April. Am Sonn­tag nachmittag war unser Ort der Schau­platz einer großen Schlägerei, wobei ziem­lich bedeutende Verletzungen vorgekommen sein sollen. (Pf. B.)

Württemberg.

Stuttgart, 11. Apr. Die Kammer der Abgeordneten wird, wie wir hören, am Samstag ihre Sitzungen abbrechen und am Mittwoch nach Ostern wieder ausnehmen. Der Etat des Departements des Innern wird vor den Ferien am Freitag und Samstag, noch erledigt werden können.

Stuttgart. Die Denkmale, die den beiden großen Männern, Bismarck und Moltke, in einfach schlichter, aber würdiger und edler Form errichtet wurden, finden ununterbrochen den Besuch und die wärmste Anerkennung von Hunderten und Tausenden; so vor allem am letzten Sonntag.

Wie dieEßlingen Ztg." mittcilt, wird der Verein deutscher Oelfabriken mit dem Hauptsitz in Mannheim sein Zweiggeschäft in Eßlingen, vormals PH. Lamparter, nach Hamburg verlegen.

Vom Kocher, 8. April. In der Zeit vom kaum einem Tage büßte ein Kunst­müller am oberen Kocher 4 Stück kräftige Pferde ein, im Wert von mehr als 3000 Mark. Sechs seiner Pferde erkrankten fast gleichzeitig und man soll bis jetzt die Ur­sche der Erkrankung nicht ermittelt haben. Die noch übrigen zwei Pserde stehen ^in tierärztlicher Behandlung.

Ravensburg, 10. April. Gestern und heute fand durch Direktor Fricker von Stuttgart die Prüfung in der Hufbeschlag- Werkstätte statt. Seit dem Bestehen dieser Anstalt sind aus derselben bis heute 50 staatlich geprüfte Hufschmiede hcrvorgc- gangen.

Ausland.

Wien, 11. April. (Privatdepesche der Würltb. Landes-Zeilung.) Wie das Neue Wiener Tagblatt aus Bukarest erfährt, soll am Sonntag in Gatschina ein Bomben­attentat auf den Zaren stattgefunden haben, wobei derselbe angeblich verwundet wurde. Der Attentäter soll ein russischer Garde­offizier sein. Auf Befehl des Zaren werde die Angelegenheit geheim gehalten.

(Fortsetzung in der Beilage.)

Nli'Zkllkll.

Kine Uroöe.

(Nachdruck verboten.)

Die Bewohner von Brüssel waren sehr erstaunt, bei der Eröffnung des Testa­ments eines reichen Mannes, der keine natürlichen Erben hinterlassen, als Uni­versalerbin eine junge Frau genannt zu sehen, die in keiner verwandtschaftlichen noch freundschaftlichen Beziehung zu dem Verstorbenen gestanden hatte. Eine dortige Zeitung giebt folgende Erklärung der selt­samen Thatsache.

Der Erblasser war ein einsam lebender Junggeselle, der bei jeder Annäherung seiner entfernten Verwandten und soge­nannten Freunde das wohl gerechte Miß­trauen hegte, dieselbe gelte nicht ihm, sondern der Erbschaft, die er zu hinter- lasfen hatte. Verschiedene Proben, denen er diese Leute unterwarf, machten seinen Verdacht zur Gewißheit; sie alle waren voll Habsucht, lieblos, mißgünstig gegen einander und nur darauf bedacht, durch allerlei Schliche und Ränke den andern herabzusetzen und zu verdrängen, mit einem Wort, sie waren samt und sonders herz­lose Heuchler, deren Betragen den um­schmeichelten Mann verstimmte und an­ekelte. Er faßte im Stillen den Entschluß, keinem von ihnen seinen Reichtum zu hinterlaffen, dagegen den ersten Menschen, den er als ehrlich und uneigennützig er­proben würde, zum Erben einzusetzen. Um einen solchen Redlichen zu finden, zog er nun aus wie ein Diogenes, und seine Tonne, in der er die Menschen studierte, war ein Omnibus, die Laterne, mit denen er sie suchte, eine kleine Geld­münze.

So oft er den Omnibus bestieg, wählte er seinen Platz dicht beim Kondukteur und zeigte sich sehr gefällig, indem er dem­selben das Fahrgeld von den entfernteren Passagieren zureichte, sowie auch diesen den Betrag, den sie herausbekamen, über­mittelte. Bei solcher Gelegenheit wußte er dem herausgegebenen Gelde, ehe er es dem Empfänger einhändigte, jedesmal ge­schickt ein ganzes oder halbes Frankstück beizufügen, worauf er den, der es nahm, still beobachtete.

Längere Zeit sah er einen nach dem andern das Geld sorgsam durchzählen, den Mehrbetrag, wie sich an einer leichten Veränderung im Gesicht deutlich zeigte, konstatieren, dann aber ohne weiteres das

Ganze in die Tasche stecken. Keiner dachte an den armen Kondukteur, dessen mageres Einkommen von vier Franken täglich einen solchen Verlust schwer er­tragen konnte. Endlich erhob sich eines Tages eine junge, ärmlich gekleidete Frau von ihrem Sitz und reichte dem Konduk­teur die Münze mit den Worten hin: Da, lieber Herr, Sie haben mir einen halben Frank zu viel herausgegeben."

Der neue Diogenes beeilte sich hoch­erfreut, ihr auf ihrem Heimwege zu folgen und stellte, nachdem er ihre Wohnung er­fahren , sofort in der Nachbarschaft Er­kundigungen über sie an. Sie lauteten sämtlich zu ihren Gunsten. Die junge Frau, eine Witwe, mußte hart arbeiten, um sich und zwei kleine Kinder zu er­nähren, aber wer sie kannte, achtete und bewunderte sie um ihres Fleißes, ihrer Redlichkeit willen und stellte sie als Mutter, Hausfrau und gefällige Nachbarin gleich hoch. Die kleine bescheidene Wohnung, in die der neue Diogenes unter dem Vor­wände einer Erkundigung eintrat, glänzte von Sauberkeit; eine kurze Unterhaltung ließ den Besucher erkennen, daß er es mit einer Frau zu thun hatte, die, von Haus aus sorgfältig erzogen, bei aller Dürftig­keit ihres mühevollen Lebens doch den Sinn für das Schöne und Gute, eine liebenswürdige Heiterkeit und Gefühls­wärme bewahrt hatte. Als er nach Hause kam, traf er sofort die nötigen Vorbe­kehrungen, ihr das gesamte Erbe zu sichern, er blieb auch bis zu seinem Lebensende zu ihr in dem Verhältnis eines Arbeit­gebers, der sie von Zeit zu Zeit beschäf­tigte, aber erst bei Eröffnung des Testa­ments erfuhr sie, wie gut es der fremde Herr mit ihr gemeint, und daß der halbe Frank ihr eine halbe Million eingetragen hatte.

(EineNonne" als unheimlicher Gast.) Vor kurzem kommt, so schreibt derO. A.", eines Abends eine Nonne mit dem Rosen­kranz in der Hand in eine Mühle in der Nähe von Ostrau, den Besitzer um Nacht­quartier bittend. Derselbe, ein guter Mann, erfüllt mit Freuden der frommen Schwester den Wunsch und läßt sie in ein besonderes Zimmer eine Treppe hoch führen. Nach kurzem Verweilen in dem­selben kommt die Nonne herunter und sagt zu den ihr begegnenden Hausleuten, sie wolle noch eine Stunde in der Kirche ihre Gebete verrichten. Ein Müllergeselle, der auf seiner Wanderschaft reiche Erfahr­ung gesammelt zu haben scheint und dem das Gebühren der frommen Schwester ver­dächtig erschien, begab sich in das Fremden­zimmer, mit dem Vorsatz, das fernere Thun des späten Gastes zu beobachten. Er versteckte sich dieserhalb unter das Bett und hatte auch nicht gar zu lange zu warten. Die Nonne legte bei ihrer Zu­rückkunft das heilige Kleid ab und er­schien nun als Mann, welcher zunächst aus seinen Stiefeln Revolver, Messer rc. zog und auf den Tisch legte. Mittler­weile war Mitternacht herangekommen dem Späher unter dem Bette wurde doch etwas heiß um's Herz; was würde nun geschehen? Inzwischen fuhr an dem Hause ein Wagen vor, die Pseudo-Nonne schlich an's vorher schon geöffnete Fenster und