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Neuenbürg, 4. April. Wie bekannt hielt Hr. Vinc. Weiß von Ottenhausen letzten Sonntag bei der Versammlung des landwirtschaftl. Bezirksvereins einen
Vortrag über Spalier-Obstpflanzungen.
den wir im Wesentlichen hier folgen lassen:
Der Zwergobstbau habe mit der Zeit eine erfreuliche Ausdehnung angenommen. Besonders habe der württemb. Obstbau- Verein durch thatkräfckges Eingreifen mit Wort und Schrift sich dieser Art des Obstbaus gewidmet, in der Ueberzeugung, daß die Zwergobstkultur nach der Spalier- Methode nur Vorteile aufzuweiseu habe. Der Landesverein habe es nun auch soweit gebracht, daß in Stuttgart ein Muster- vbstgarten im Jahr 1890 schon in's Leben treten wird, was durch Zeichnung freiwilliger Beiträge, die jetzt schon eine ansehnliche Höhe erreicht haben, und die Munificenz der Stadt Stuttgart durch Abtretung eines Geländes in der Neckarstraße ermöglicht ist. — Zur Anlage von Zwergobstpflanzungen eigne sich ganz besonders der Schloßberg zu Neuenbürg vermöge seiner sonnigen Lage und seiner Terassen. Es mangle ihm jedoch an genügendem tiefgründigen Boden, welchem Uebelstande dadurch abgeholfen werden könne, daß Rabatten aufgeführt werden. Die Rentabilität des Spalierobstbaues sei namentlich in der Nähe größerer Städte eine bessere, denn die Erträge seien größer nnd stets verkäuflich und gehen weit über eine schlechte Weinernte hinaus. Die Scheu vor dem Diebstahl, dem das Obst ausgesetzt sei, trete vielfach den Spalieranlagen entgegen; hiergegen empfiehlt aber der Hr. Redner eine allseitige, allgemeine Anpflanzung, wodurch auch von selbst eine größere Kontrolle stattfinde. Wenn die Bäume sehr reich tragen, höre man weniger Klagen über Entwendung; vereinzelte und entlegenere Bäume seien mehr dem Diebstahl ausgesetzt. — Das Spalierobst habe den Hauptvorzug, daß es auch in ungünstigeren Jahren gedeihe, da ein Schutz gegen Frühjahrsfröste, sowie das Fernhalten schädlicher Insekten rc. leicht ausführbar sei. Was die Bodenart betrifft, so sei allerdings unserm Sandboden, welcher bekanntlich nicht so die Fähigkeit besitzt, Feuchtigkeit aufzuhalten, durch Verbesserung mit Lehmarten aufzuhelfen, da das Spalierobst größere Feuchtigkeit verlange.
Bei Anschaffung von Spalicrbäumen sei darauf zu achten, wo sie gestanden, um solche wieder auf dem richtigen Stand anzubringen. Mit Stecklingen sei es bis jetzt nicht gelungen, Vermehrung zu erzielen. Auf die Auswahl der richtigen Unterlagen komme es ganz besonders an. — Gut gepflanzte Zwergbäume haben eine Dauer von 60—70 Jahren. Der Splitt-Apfel und der Paradies-Apfel haben die Eigenschaft, sich wurzelecht fortzupflanzen und bilden die Zwerg-Unterlagen des Apfelbaumes. Für Birnbäume empfiehlt Hr. Redner den Weißdorn und die Birnquitte von Angers; erstere jedoch nur für lehmigen Boden. Für Kirschen sei die türk. Weichselkirsche die empfehlenswerteste. Bei Pflaumenbäumen komme es
eben wieder auf die bezeichneten Unterlagen an. Redner geht nun über auf den Weinbau und veranschaulicht durch Skizzen an der Tafel die jetzige Spaliermethode in den Weinbergen, welche nichts anderes als ein Spalierschnitt sei.
Der Rebschnitt bilde die Grundlage des Spalierschnitts. Die neue Spaliermethode nach Thomery, die ein rechtwinkliges Abbiegen der seitlichen Zweige (Mutteräste) vom senkrechten oder Haupttrieb vorschreibt, sei die einzig richtige für den Spalier-Weinbau und findet auch als Grundidee für die Wandspaliere des Kern- und Steinobstes, wenn auch in verschiedenen Formabweichungen seine Anwendung. Solche zu sehen ist Gelegenheit auf dem Schloß und auf der Sensenfabrik u. s. w. in Neuenbürg. Die seitherige Behandlung der Rebpflanzungen sei absolut falsch, weil zu viel nutzloses Holz und Laub gezogen werde.
Bor den Spalieranlagen im Allgemeinen habe man noch eine gewisse Scheu, weil man meine, stets auf den Gärtner angewiesen zu sein. Dies sei aber nicht der Fall, denn bei einiger aufmerksamer Beobachtung der zu behandelnden Bäume und Gesträuche werde man bald finden, wie man es anzugreifen habe, nm beim Frühjahrsschnitt die Zweige, die die übrigen des Baumes durch zu üppigen Holzwuchs zu überragen drohen, zurückzuhalten, ebenso wie es leicht möglich ist, durch die Laubarbeilen im Juni u. August sowohl auf Frucht- als Holzbildung einwirken zu können und die Saftmenge im Baume gleichmäßig zu verteilen. Man werde Freude daran gewinnen. Daß hier noch viel geschehen kann, ist die lebhafte Ueberzeugung des Sachverständigen. Besonders zu empfehlen seien noch ausgedehntere Beerenobstpflanzungen. Die Früchte werden bei aufspalisierter Behandlung viel vollkommener und schmackhafter und die Sache deshalb rentabler. — Hiermit schließt der Hr. Redner seinen lehrreichen Vortrag. Mögen seine Worte die ihnen gebührende Beachtung finden. Der Erfolg wird nicht ausbleiben.
Ausland
Brüssel, 4. April. Eine Depesche des Gouverneurs des Kongostaates an die Kongoregierung aus San Thome 3. April meldet: Nach Gerüchten aus arabischer Quelle, welche an den Stanleyfällen umlaufen und kongoabwärts am 28. Febr. nach San Thome gelangten, befinden sich Stanley und Emin auf dem Marsche nach Sansibar mit mehreren tausend Männern, Frauen und Kindern, im Besitze von 6000 Elefantenzähnen.
Paris, 4. April. Die Kammer verhandelte heute den Antrag auf Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung Bou- langers. Der Antrag wird darauf mit 355 gegen 203 Stimmen angenommen. Vor der Abstimmung traten mehrfache tumultuarische Zwischenfälle ein.
MisMen.
Einen denkwürdigen Sommerock besitzt der Postexpeditor A. in Obersontheim. A. hat als Feldwebel im 5. In
fanterie-Regiment den Feldzug 1870/71 mitgemacht und sich bei Champigny das eiserne Kreuz geholt. Dort war es auch, wo er ein Stück Tuch von einem französischen Zelte fand. Was thut der schlaue Schwabe? Er läßt sichs vom Regimentsschneider zu einem Sommerrock nach dem Schnitt der damaligen Waffenröcke zuschneiden. Aber woher die Knöpfe? L geht hinaus aufs Schlachtfeld und such, sich von jden Uniformen gefallener Franzosen je einen Knopf von jedem Reginmit.
So sind denn Infanterie-Regimenter du verschiedensten Nummern, Mobilgarde-und Nationalgarde-Bataillone mit ihren Adlern auf dem Zwillichkittel vertreten, unter- ! brachen von den gewölbten und im Feuer / vergoldeten Knöpfen der Offiziere. Auch ein Knopf vom Regimente Boulangers ist darunter. (S. M.)
Königsberg, 29. März. Daß das Heiratsgesuch oft gar wunderbar im Leben spielt, mußte, wie der „Gesellige" berichtet, unlängst ein von seiner Frau / geschiedener Privatbeamter erfahren, der j durch die Zeitungen eine Lebensgefährtin l suchte. Unter den massenhaften Angeboten l fiel ihm eines auf, dessen Schreiberin alles, . was er zu einer glücklichen Ehe für notwendig hielt, zu bieten schien. Erforderte deshalb die Dame zu einem Stelldichein auf. An dem bestimmten Tage erschien denn auch eine verschleierte Dame. Der s Herr stand auf, sein Zeichen in der Hand, l die Dame, einen Schrei kaum unterdrückend, t lüftete den Schleier und — die beide» § geschiedenen Ehegatten standen sich gegen- ? über. Sollten sie wieder auseinandergehen? ' Man setzte sich und knüpfte eine Unterhaltung an, in den Herzen erwachte die s alte Neigung, und den Schluß dieser Scene bildete eine zweite Hochzeit, welche vor etwa 14 Tagen gefeiert wurde. '
Eine heitere Scene spielte sich vor dem Amtsgericht in Frankfurt a.M. ab. Einer verklagten Kleidermacherin wurde begreiflich gemacht, daß sie, wenn sie nicht bezahle, von dem Kläger, einem Junggesellen, gepfändet werden würde. „Ach, welches Glück", erwiederte sie mit einem Blick voll Liebe auf den Kläger, „wenn er mich doch nur für das ganze Leben pfänden wollte." — „Herr Doktor", rief der Kläger entsetzt, „diese Gefahr will ich nicht laufen, ich will von der vorläufigen Vollstreckung Abstand nehmen." Unter allgemeiner Heiterkeit verließ hierauf die Beklagte mit einem freundlichen Knix den'Saal.
(Aufrichtig.) Tänzer: Das Wetterist sehr schön — Tänzerin: Ach, davon haben I wir uns ja schon beim vorigen Tanz ; unterhalten. Tänzer: Das weiß ich wohl, s ich habe auch noch ein anderes Thema in ^ — davon fange ich aber erst beim Centre an, weil der so lang ist. ;
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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