seiner schönsten Chöre vortragen. Den weiteren musikalischen Teil hat das Musikkorps des Jnf.-Regts. Kaiser Friedrich, Direktion Musikmeister Prem, übernommen.
Hall, 25. März. Vom hiesigen Pserdemarkt berichtet die „Neckarzeitung": Derselbe wurde mit einem Reiterzug eröffnet, an dem sich 80 Reiter beteiligten. Voran ein Herold in altdeutschem Kostüm, dann eine Abteilung mit „Dreimastern." Sodann die Berater der Stadt abteilungsweise in Droschken. Sämtliche Handwerker der Wagner- und Sattlerbranche mvollstündigten den Aufzug. Dieselben schien zum Teil in roh gearbeiteten Geführten im Werkstattsanzug. Eine rege Beteiligung an dem Zug fand auch seitens iki Bauernsöhne aus der Nachbarschaft statt, die ihre schönsten Rosse vorritten. Der Markt war mit 384 Pferden beschickt. Die Haller Wagenbauer und Sattler mit ihren Fabrikaten waren durch eine Ausstellung in und außerhalb der Fruchtschranne vertreten und haben, wie man hört, bedeutende Abschlüsse gemacht.
Vom Sägemühle-Besitzer Waidelich von Waldenbuch wurde dieser Tage im Revier Einsiedel ein Eichenstamm von seltener Größe käuflich erworben. Derselbe hat auf eine Länge von 7 Meter einen Meßgehalt von 14,07 Festmeter; der Stamm hat einen solchen Durchmesser, daß zwei große Männer, welche auf beiden Seiten der Eiche sich aufsteüen, noch eine Erhöhung von 0,60 Meter brauchen, um einander sehen zu können. Der Stamm ist durchaus gesund.
Zum Landsturm treten mit dem letzten März d. I. alle diejenigen ehemaligen Soldaten über, welche im Jahre 1850 geboren sind, also nunmehr das 39. Lebensjahr erreicht haben. Dieser Jahrgang begreift die letzten Kampfgenossen aus dem Jahre 1870/71 in sich, welche ordnungsgemäß ihre Militärzeit abgedient haben und nicht Berufssoldaten geworden sind. Dieselben haben bereits dem Landsturm angehört, wurden aber nach dem neuen Militärgesetz im Februar 1888 nochmals zur Landwehr übelschrieben und treten nach üemselben Gesetz nunmehr wieder in den Landsturm zurück.
O e st e r r e i ch.
Wien, 28. März. Herzog Adolf von Nassau reist heute Abend nach Holland, um in den nächsten Tagen die Regentschaft in Luxemburg zu übernehmen.
Mürzsteg, 28. März. Seit gestern wütet in der Gegend ein fürchterlicher Schneesturm. Jedwede Straßenpassage ist unmöglich. Der Postverkehr stockt gänzlich.
A u s l a n d.
Frankreich. Herr Antoine muß sich wie ein Mensch Vorkommen, der im Schla- raffenlande lebt und sich durch Berge von Speisen hindurch zu essen hat. Ein Diner löst das andere ab, auf die Bankette lolgen die „Ehrenpunsche", auf diese wiederum Bankette — so geht es schon ununterbrochen seit seiner Ankunft in Paris. Und wenn er sich in Paris einigermaßen durchgegessen haben wird, muß der ckermste sich in die Provinz begeben, wo vereits zahlreiche vorzügliche Schüsseln auf die Ehre warten, von ihm verzehrt W werden. — Der Ruhm Antoines als
Eß- und Trinkvirtuose läßt dem General Boulanger keine Ruhe. Er will sich nun einmal von dem Metzer Tierarzt nicht ausstechen lassen und macht daher die angestrengtesten Versuche, seinerseits auf gastronomischem Gebiete Hervorragendes zu leisten. Am Sonntag ist ihm dies aber übel bekommen. — Unter solchen Umständen wäre es kein Wunder, wenn sowohl Boulanger als auch Antoine die Politik schließlich doch noch „satt bekämen."
Paris, 28. März. Die Deputiertenkammer nahm die Gesetzvorlage an, wodurch der Roggenzoll verdoppelt und Roggenmehl mit einem Zoll von 5 Franken für den Zentner belegt wird.
Paris, 29. Dez. Der boulangistischen „Presse" zufolge begaben sich gestern die Deputierten Clomenceau, Bovier, Lapierre und Arene zu dem Minister Constans, um die Verhaftung Boulangers zu beantragen. (St.-Az.)
MisMkn.
Drei
Methoden der -Lieöes-Grktärung.
Humoreske von A. von Winters cld.
(Fortsetzung.)
Im Anfang verhielt man sich schweigsam; dann aber nahm Panten, anfangs mit gedämpfter Stimme den Faden der Unterhaltung wieder auf.
„Man muß das Eisen schmieden, so lange es heiß ist", sagte er; auch wir dürfen unsere guten Entschlüsse nicht wieder erkalten lassen und wollen uns noch heute erklären."
„Nein!" opponierte Graf Dornburg; „ganz abgesehen von Frau von Seeberg, würde ich niemals eine mündliche Erklärung zu Stande bringen, dem Frauenauge gegenüber erschlafft mein Mut, und das beabsichtigte Wort bleibt unausgesprochen."
„Sie werden sich doch nicht fürchten, Graf!" spottete Panten.
„Scherz bei Seite", entgcgnete dieser; „ich frage Euch Beide aufs Gewissen, ob Ihr schon jemals über die Schwierigkeiten einer Liebeserklärung so recht gründlich nachgedacht habt? Ich gestehe offen, daß ich auf diesem Terrain der größte Feigling der Welt bin. Namentlich ist es ein Satz, den ich nimmer über die Lippen bringen würde, der mir die Kehle zuschnürt, daß ich jämmerliche Grimmassen schneiden muß, und gerade dieser Satz ist die Hauptsache bei der ganzen Geschichte." — „Und wie heißt dieser berühmte Satz?" fragte Panten. Dornburg sah sich ängstlich um.
— „Sprechen Sie doch, wir sind ja allein", ermunterte ihn Moorheim. — „Der kleine Satz heißt: ich liebe Sie!" sagte der Graf mit gedämpfter Stimme, „und wenn ich es wirklich wagen wollte, um eine Dame anzuhalten, ich würde mich nie zu benehmen wissen, ich würde den Uebergang nicht finden von den gewöhnlichen Phrasen zu dem ernsten Geständnis; mag sein, daß es da eine Brücke giebt, aber es ist jedenfalls eine Seufzerbrücke.
— Blickt einmal die seidene Schnur an, die so verräterisch neben dem Kanapee hängt . . . seht ihr sie?" — Nun ja, das ist eine gewöhnliche Klingelschnur", meinte Moorheim. — „Nein, das ist eine
Sturmglocke!" berichtigte der Graf, „nach ihr wird sich die weiße Hand der Angebeteten ausstrecken, um einen langen Schlingel von Bedienten oder eine kleine Kammerkatze zur Störung des Gespräches hereinzurufen, wenn wir so unklug gewesen sein sollten, zu weit zu gehen. Diese Klingelschnüre sind wahres Gift in der Hand jener kleinen Schlangen, die direkt von Mutter Eva abstammen. Es mag paradox erscheinen; aber ehe ich mündlich um eine Frau anhielte, lieber würde ich sie noch entführen . . . obgleich nur im alleräußersten Notfall." — „So übel ist das nicht", stimmte Moorheim bei; „die Frauen sind auf eine passive Existenz beschränkt, unsere Sitten untersagen ihnen jede Initiative, sie können nicht zu uns kommen, folglich müssen wir zu ihnen gehen. Wenn die Frauen nun aber mit ihrer angeborenen Zurückgezogenheit auf der einen Seite stehen und die Männer mit ihrer Schüchternheit auf der andern, wie sollen die beiden Teile zusammen- kommen? Folglich sind die Männer beim schönen Geschlecht am beliebtesten, die nicht zu lange auf sich warten lassen, die handeln und etwas wagen. Den Frauen ist es förmlich geboten, zurückzustoßen, ihr Verdienst liegt in der Kraft der Widerstandes. Daraus folgt, daß unsere Angriffe heftig sein müssen, damit der Feind unterliege. Nur dem Kühnen lacht das Glück. Die meisten Frauen geben sich denen, die sie nehmen, und deshalb bin ich für die Entführung."
Dornburg schüttelte den Kopf. „Ich habe gesagt, im alleräußersten Notfall würde ich dies Mittel lieber wählen als die mündliche Erklärung", meinte er; „aber es giebt noch eine dritte Art der Erklärung, die ich für die beste halte." — „Und die ist?" — „Die schriftliche. In einem Briefe kann man ohne Gefahr dreist, zärtlich und leidenschaftlich sein." — „Brrr!" schüttelte sich Moorheim; „das ist das allerschlechteste Mittel. Erstens ist cs unnütz, weil man nachher die ganze geschriebene Geschichte doch noch einmal sprechen muß und zweitens ist es unvorsichtig und ungeschickt, weil der Brief in andere Hände kommen kann, und schließlich noch fad. Eine schöne Leidenschaft, die endlich nach mehreren, mißlungenen Brouillons zu Papier gebracht wird."
„Das meine ich auch", sagte Panten; „nicht schreiben, sondern sprechen. Bei einer schönen Frau ist man immer geistreich; und der Geist ist der Passepartout zum Herzen."
„Kinder", warf Moorheim ein, „wir dreschen da fortwährend leeres Stroh. Laßt uns doch unsere drei Systeme probieren." — „Wo?" — »Hier, bei Frau von Seeberg." — „Was soll das heißen?" brauste Dornburg auf. — „Pst!" machte Moorheim, „die Wände haben bekanntlich Ohren; wir könnten behorcht werden. Ich halte Frau von Seeberg für eine kleine Kokette, die sich über uns lustig macht, und wir brauchen deshalb nicht so scru- pulös zu sein. Ich schlage also vor, daß unsere drei Methoden praktisch angewendet werden: der Brief, System Dornburg; die mündliche Erklärung, System Panten ; die kühne Thal, <system Moorheim. Drei