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Lucie erhob sich. „Die Gräfin hat mir gesagt, sie käme in drei Stunden erst wieder von ihrem Ausflug zurück und ich muß mich beeilen, wenn ich zur rechten Zeit wieder zurück sein soll."
Leo von Guntrun bewohnte immer noch das kleine, unscheinbare Quartier in dem einfachen Künstlerhotel, das er gleich nach seiner Ankunft in Rom bezogen und fühlte sich so behaglich in dem engen, dürftig ausgestatteten Raume, wie er sich unter den obwaltenden Verhältnissen nur fühlen konnte. Der Gedanke an den Palast Bonetti bereitete ihm natürlich Unruhe genug, noch quälendere seit dem Augenblick, in dem er seine Lucie darin eingezogen wußte — als Dienerin jener seelisch so niedrig denkenden Frau, welche ihn einst mit ihrer Leidenschaft dazu verleitet, einen Streich zu begehen, der keines rechtlich denkenden Mannes würdig war.
Leo hatte seine Verlobte in Rom empfangen, aber seitdem nur brieflich mit ihr in Verkehr gestanden. Diese Briefe kamen jedoch täglich und Leo beantwortete sie sofort.
Gestern aber war mit Lucie's Billet zugleich ein Telegramm angelangt. Justizrat Glöckner meldete seinem jungen Freunde, daß er aus überraschender Veranlassung auch auf dem Wege nach Rom sei. Vor einer Stunde war der würdige Rechtsbeistand Graf Bergenhorst's nun wirklich angekommen und hatte ebenfalls Quartier in dem Künstlerhotel genommen. Jetzt saßen die beiden Herren gemütlich bei einer Flasche Wein und der Justizrat war eben dabei, Leo die Gründe darzulegen, die ihn dazu veranlaßt, die weite Reise zu unternehmen.
„Sehen Sie, junger Freund", sagte, er, seine schmale Gestalt in die weichen Polster drückend, „da trifft vor einiger Zeit in alle Sorgen um die Verhältnisse hier auch noch ein Brief aus dem Palast Bonetti bei mir ein. Die Handschrift zeigte mir die festen Züge Graf Bergenhorst's, und aufgeregt bis auf's Aeußerste — da ich Alles eher, als ein Schreiben von einem Klienten erwarten konnte, den ich — na, aber das gehört nicht zur Sache — öffne ich das Couvert. — Sein Inhalt gab mir zu denken. Was meinen Sie, was der Schreiber verlangte? Nicht mehr und nicht weniger, als daß ein Kapital von siebenmalhunderttausend Thalern auf Bergenhorst ausgenommen werden solle, weil der Graf sich hier ganz in der Nähe Rom's anzukaufen gedenke. Ich las mir den Brief ein-, zwei mal durch. — Siebenmalhunderttausend Thaler auf Bergenhorst! Da wäre aber auch beinahe jeder Morgen der großartigen Besitzung belastet.
Unmöglich — das konnte kein Graf Bergenhorst im Ernst wollen! Aber der Brief zeigte unleugbar die charakteristischen Schriftzüge meines Klienten. Schon dachte ich daran, nach Bergenhorst zu reisen und Stettmüller zu bitten, doch feinen Einfluß anzuwenden, um den Grafen — ich schüttelte wieder den Kopf — auf vernünftige Gedanken zu bringen, als meine Augen plötzlich auf ein kleines Häkchen an dem
Namenszuge des Grafen fiel. Dieses Häkchen aber brachte mich auf ganz neue Vermutungen. So nahm ich denn ein Pack Briefe, die mir Bergenhorst vor früheren Jahren geschrieben, legte diesen letzterhaltenen dazu und begab mich zu dem alten Schreiblehrer in Gonten, den das Gericht stets zum Sachverständigen wählt, wenn es sich um Urkundenfälschungen handelt.
Ich hatte eine lange geheime Unterredung mit dem Manne, die damit endete, daß er mir versprach, am nächsten Morgen in meinem Bureau vorzujprechcn und seinen Bescheid zu bringen.
Ich kann Ihnen versichern, junger Freund, in der Nacht, die diesem Morgen vorausgieng, habe ich meine Augen auch nicht für die Dauer einer Minute geschlossen. Immer, immer wieder sielen mir die Taugenichtsstreiche ein, die Guido Bollner als Knabe verübt. Und ich erinnerte mich lebhaft, daß mir seinerzeit mehrmals erzählt worden, Aie der saubere Bursche, um einer Strafe zu entgehen, verschiedentlich die Unterschrift seines Vaters nachgeahmt hätte, was so täuschend gelungen war, daß er jahrelang dergleichen Unfug getrieben, ohne daß seine Lehrer geahnt hätten, wie man sie düpirte.
Gott sei Dank! Endlich wurde es aber doch Morgen. Kaum hatte ich das Bureau öffnen lassen, als auch mein Vertrauensmann bei mir erschien. Er strahlte förmlich vo< Freude, wie er das Schreiben aus Rom seiner Tasche entnahm und gleich darauf auch die Briefe früheren Datums auk. den Tisch legte.
„Das ist ein Kunstwerk, Herr Justizrat", rief er, sich die mageren Hände reibend, und deutete mit der Hand auf das in Frage stehende Schreiben. „Ich säge ^Jhnen, selbst ich war zuerst im Zweifel, ob die Briefe wirklich Falsifikat. Meine treffliche Loupe aber, die ihres Gleichen sucht, zeigte mir dann endlich doch, daß sich das Machwerk erheblich von den echten Schriftstücken des Grafen unterscheidet."
Ich sprang wie elektrisiert in die Höhe. Wirklich, wirklich! ries ich. Sie können imt Gewißheit behaupten, daß — das Schreiben gefälscht."
„Natürlich, und hundertmal beschwören, wenn Sie wollen."
„Junger Freund, eine Stunde später befand ich mich schon auf dem Wege nach Rom. Jetzt dürfen wir höchstens nur noch bis morgen warten, um energische Schritte zu lhun und — aber hören Sie nicht. Lieber? Es klopfte ja — und das schon wiederholt."
sie.
Leo eilte nach der Thür und
„Lucie!" rief er dann halb freudig, halb erschrocken, wie er in der tiefverschleierten Dame, die ihm entgegentrat, seine Braut erkannte. Aber das junge Mädchen trat errötend wieder auf den Korridor zurück, als sie die Bemerkung machte, daß Leo Besuch hatte.
Komm' nur, Lucie, das ist ein gute Freund! Herr Justizrat Glöckner au! Gonten, der sich gewiß auch freuen wird, die Bekanntschaft einer jungen Dame zu machen, die so energisch zu handeln versteht, wenn es darauf ankommt."
„Meine Braut, Herr Justizrat, Fräulein Lucie Hillmann!"
(Fortsetzung folgt.)
Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreidegattungen
Quantum
Gattung
Gewicht per Simri
Preis per
Simri
höchstes
mittleres
niederstes
höchster
mittlerer
niederster
Pfd.
Pfv.
Pfd.
Simri
Kernen .
29
29
29
2
97
2
97
2
9 ?
Dinkel .
17
17
17
1
22
1
22
1
22
,,
Haber .
19
19
19
1
14
1
14
1
Roggen .
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Gerste .
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
(Modefarbe.) In einer großen Sitzung , welche die Londoner Schneider vor einigen Tagen abhielten, wurde die Modefarbe der diesjährigen Frühjahrs- und Sommersaison für die Herrenwelt festgesetzt. Es ist dies gelb in allen Schattierungen. Tiefgelb mit einem Stich ins Orangefarbene werden die sashionablen Ueberzieher sein. Etwas lichter gehalten ist die Modefarbe für ganze Anzüge. Die Beinkleider sind gelb gestreift oder gelb karriert, und auch bei den Hemdbrüsten und Kragen wird gelb stark vertreten fein. Natürlich wird es auch gelbe Kravatten und Handschuhe geben, und die gelbe Rose hat Aussichten, die Modeblume der Saison zu werden. Neben ihr konkurrieren um diesen Posten auch die Margherita, sowie der veredelte Löwenzahn. Selbstverständlich wird unter diesen Umständen auch Goldschmuck wieder stark getragen werden, denn gelb kor evor, so lautet die Losung.
(Ueber die Stellung der Prinzlichen Ammen in Berlin werden der „B. B.-Z.' einige interessante Mitteilungen gemacht: Die Ammen sind, so lange sie einen Prinzen oder eine Prinzessin nähren, der allerstrengsten Beaufsichtigung unterworfen. Bei der im klebrigen sehr freundlichen, fast familiären Behandlung, die sich ganz von selbst aus ihrer Stellung ergiebt, ist ihnen doch jeder unbeaufsichtigte Ausgang oder eine solche Ausfahrt untersagt. Ihr Umgang bleibt auch nicht einen Augenblick ohne Kontrole. Selbst den Besuch ihrer Männer — denn es handelt sich nur um verheiratete Frauen — dürfen sie ohne Aufsicht nicht empfangen. Ihre Diät und sonstige Lebenshaltung untersteht direkt der Aufsicht der Kaiserlichen Leibärzte und einer eigens damit betrauten Palastdame, welche die Amme stets im Auge behält.
Anzeiger
Nr. S8.
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1. Der Reis
19 . März Mu Calmbach,
20. März Mu Neuenbürg
2. Es Habei
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Morgens
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