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Zeit von 1872 i umgekommen !

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zum ersten Mal wieder, seit die schöne Gräfin Vera heimgegangen."

Hilda hatte verschiedentlich versucht, die Rede der Alten zu unterbrechen. Ihr Erröten dabei das ängstliche Heben der kleinen, weißen Händchen machten sie noch reizender, begannen die Schlinge, welche sie bereits über den Grafen ge­wogen, langsam fester und fester zu ziehen.

Der alte Herr verweilte nur kurze Zeit in dem Hause seines obersten Beamten. Aber er verließ es doch nicht eher, als - bis sich Hilda einer Einladung zu erfreuen hatte, ihren Vater am Nachmittag auf das Schloß zu begleiten.Ich habe eine treffliche Bibliotheck, Fräulein", hatte der Graf gemeint.Und da Sie un­zweifelhaft an gute Bücher gewöhnt sein werden, so stelle ich sie Ihnen zur Dis­position. Entnehmen Sie ihr, was Ihnen beliebt."

Hilda verbeugte sich, aber während sie mit vollendeter Grazie ihren schlanken Körper neigte, zuckte es blitzartig auf in den schönen, schwarzen Lubostrow'schen Augen.

Vater und Tochter hatten den Grafen, der die Blinde reich beschenkt, bis zu seinem Wagen geleitet. Als sie dann Arm in Arm in das Haus zurückkehrten, flüsterte Hilda lächelnd in das Ohr des Administrators:

Sagte ich Dir nicht, er ist auch nur ein Mann! Vater, mein Wort darauf, wenn ein Vierteljahr in das Land ge­gangen, bin ich die Herrin der Bergen- horst'schen Güter und habe mich an dem Ungetreuen gerächt!"

Hilda, man könnte sich vor Dir fürchten!" erwiderte Stettmüller und blickte fast scheu auf sein schönes Kind nieder. Dann strich er sich mit der Hand über die Stirn und den Arm des Mädchens fester in den seinen ziehend, setzte er hin­zu:Laß uns noch nicht in das Haus zuriickgehen, Kind! Es ist so schön hier draußen unter den Bäumen."

Eine kleine Erzählung bist Du mir auch noch schuldig", fuhr der Admini­strator fort,eine Aufklärung, wie sich der Bruch vollzogen zwischen Dir und dem Erben des Grafen."

Dem Erben des Grafen!? Hilda lachte laut auf. Es klang schrill und häßlich von den frischen Lippen.Nenne den Narren doch nicht mehr so, Vater! Er ist nicht mehr der Erbe er wird es nie werden!"

Aber Hilda, ich bitte Dich! Gesetzt den Fall, daß es Dir wirklich gelingt, die Gemahlin des Grafen zu werden, weißt Du denn"

Sie unterbrach ihn und sagte mit eherner Ruhe:Ich weiß, daß ich den Grafen dazu bewegen werde, selbst wenn unsere Ehe kinderlos bliebe, das Testa­ment umzustoßen und mich allein zur Erbin zu machen. Doch nun genug da­von", setzte sie leicht hinzu, und der scharfe unheimliche Zug, welcher sich für einen Moment um ihren Mund gelegt, ver­schwand wieder.Aber Du hast recht", fuhr sie dann mit dem alten, kindlichen Lächeln fort,es ist wunderschön hier­unter den Bäumen! Ja, ja, laß uns ein wenig promenieren. Du sollst dabei

erfahren, welch' eine Narretei mich von dem sentimentalen Krautjunker getrennt!"

Auf und nieder gehend erzählte sie dann, während ihre Hand hin und wieder eine Rose brach und sie entblätterte:

In dem ersten Jahre, welches ich in Berlin zubrachte, besuchte mich Leo alle Monate wenigstens einmal die reichen Gaben, die ihm Graf Kurt zukommeu läßt, gestatteten diese Reisen. Aber ich glaube, seine Liebe zu mir war schon lange im Erlöschen begriffen er hatte seine erste Braut nie recht vergessen können. Zum Bruche kam es jedoch erst sechs Wochen bevor ich zu Dir zurückkehrte. Es war an einem Sonntagmorgen. Ich hatte Deinem Wunsche gemäß in der Pension Fräulein von Gorwenig's zwei Zimmer inne und ein eigenes Mädchen zu meiner Bedienung. Gerade an diesem Morgen machte mir das ungeschickte Ding nichts recht, und zuletzt zerschlug sie mir auch das kostbare Flacon, welches Mama noch als einziges Erbstück aus der Familie Lubostrow behalten. Wunderst Du Dich daher, Väterchen, daß ich in Zorn geriet und die Kleine, wie sie es verdient, züchtigte?! Ich hätte es vielleicht auf andere Weise thun sollen, als ihr Gesicht gründlich mit diesen Händen zu bearbeiten, aber mir fehlte momentan jede Ueber- legung. Und was sind denn auch ein paar Ohrfeigen so Schreckliches? Nach energischem Vollziehen des Strafaktes hebe ich plötzlich die Augen und bemerke zu meinem Entsetzen Leo in der Thür stehen. Er sah aus wie ein Bild von Stein.

Natürlich ließ ich das Mädchen, welches ich in der Thal etwas verfänglich zuge­richtet hatte, entwischen und stürzte mit einem Freudenruf auf Leo zu. Der aber schob mich beinahe unsanft von sich fort und hielt mir entrüstet eine lange Rede über das Thema:

Wie die Frauen sein sollen und wie ich eben nicht sei."

Zuerst hörte ich mir den Sermon geduldig an, dann aber wurde auch ich wieder zornig. Das Ende vom Liede war, daß er mir mein Wort zurückgab, un­höflich genug gerade in das Gesicht sagte, er bedaure es, in die Netze einer Kokette gefallen zu sein; einer raffinierten Jntri- guantin halber das edelste, reinste, holdeste Wesen in Kummer und Schmerzen gestürzt zu haben."

So geh' doch zu Deiner früheren Verlobten zurück!" rief ich außer mir. Er aber erwiderte ganz ernsthaft:

Glaubst Du denn, ich hegte nicht lange schon den Wunsch, niemals ein Verhältnis gebrochen zu haben, das schon die Verheißung des schönsten Glückes im Antlitz trug? Aber kann, darf ich es wagen, nachdem ich mich von Dir bethören ließ, noch einmal um die Liebe einer Lucie Hillmann zu werben?"

Vater, ich hätte ihn morden mögen allein dieser Worte wegen! Da ich es nicht konnte durfte, wies ich ihm die Thür. So schieden wir. Aber ich will wahr gegen Dich sein: ich dachte doch noch, er würde bereuen und zu mir zurück­kehren ! Das war auch der Grund, wes­halb ich nicht gleich meine Sachen packte ^und Berlin Valet sagte. Aber Tag für

Tag vergieng und ich erhielt kein Lebens­zeichen von dem Erbärmlichen. Als aber diese Tage nun zu Wochen wurden und ich erfahren hatte, daß Guntrun die land­wirtschaftliche Akademie bezogen vorher aber in Breslau, wo seine frühere Braut wohnt, gewesen war, wußte ich genug. Ich zögerte jetzt auch keine Minute länger, nach Bergenhorst zurückzukehren, um meinen bereits gefaßten Racheplan aus­zuführen. Mach' nicht ein ängstliches Gesicht, Papa! Es wird Dir schon gefallen, wenn Du sagen kannst:

Meine Tochter, die Gräfin Bergen­horst !"

Aber bin ich nicht auch die Enkelin eines Fürsten? Freilich, die Lubostrow's in Rußland würden mich jetzt kaum als ihre Verwandte anerkennen! Aber laß mich nur erst die Grafenkrone tragen, dann wird auch Wladislaw Lubostrow in seinem einsamen Grabe aufhören, bis in's tausendste Glied verflucht zu sein."

Hilda's Augen funkelten. Aus dem feinen Gesicht glühte tiefe Röte. Mit den zuckendenLippen, den in einander gekrumpften Händen glich sie wieder einem Dämon und der große, starke Mann, der sich nicht gefürchtet hätte, es mit zehn An­greifern aufzunchmen, schauderte vor ihr zurück. Er gedachte wohl dabei seines edeldenkenden Weibes und fragte sich: Ist dieses Mädchen wirklich Kathinka's Kind? Wie geht es nur zu, daß auf Hilda keine der guten Eigenschaften ihrer Mutter gekommen, dagegen so viele von jenen unglückseligen Charakterfehlern des Elenden, den sie, Gott sei es geklagt, Großvater" nennen muß? Wladislaw war nicht blos ein gemeiner Verbrecher, er wußte auch zu intriguieren und .die bestrickende Schönheit der Lubostrow's half ihm bei diesen verderblichen Machi­nationen.

*

Als der Graf, heimkehrend, dem Bruder davon erzählte, daß er auch die Tochter seines Generaladministrators zu einem Besuch eingeladen, schüttelte Richard Wilch- ingen leise den Kopf:Das hättest Du nicht thun sollen, Kurt!" sagte er, setzte aber gleich hinzu:Aber was hast Du Dich nach meinen WünschenAhnungen oder Befürchtungen zu richten? Ich bin ja immer so angstvoll erregt und"

Ja, ja, das ist es auch!" unterbrach ihn der Graf lebhaft, während die Farbe auf seinem Gesicht gieng und kam. Dann klingelte er und befahl dem eintretenden Diener, den Haushofmeister herbeizurufen, welchem er dann allerlei Aufträge gab, die sich hauptsächlich auf den zu erwarten­den Besuch am Nachmittag bezogen. Wenn der greise Bedienstete des gräflichen Hauses nun auch den Ausdruck seiner Gesichtszüge zu beherrschen wußte, so ent- gieng es doch besonders Baron Wilchingen nicht, wie sehr der alte Mann erstaunt darüber war, daß se. Erlaucht anscheinend so großen Wert darauf legte, daß der Generaladministrator undHilda Stettmüller sich bei ihm gefielen.

So sollte der Kaffee, noch dazu gegen alle Gewohnheit, im Garten eingenommen werden, in dem wundervollen Pavillon, dessen Betreten Graf Kurt aus Pietät gegen seine verstorbene Gemahlin jedem