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Nrmük.
Deutschland.
Berlin. In diesen Tagen hat zum ersten Male ein kaufmännischer Schüler des Seminars für orientalische Sprachen die Anstalt verlassen, um im Orient in eine Stellung einzutreten.
Köln, 10. Febr. Der bcstbesoldete Beamte der Stadt Köln soll, wie in der Finanzkommission und in der Stadtver- ordneten-Bersammlung gesprächsweise geäußert wurde, der Verwalter des Friedhofs zu Melaten sein. Das Einkommen desselben aus den Gebühren für die Beerdigung der Leichen, Unterhaltung der Gräber, Herstellung der Fundamente für Denkmäler rc. wird auf 36—40 000 geschätzt.
Würzburg, 13. Febr. Heute früh fuhr der Nürnberger Personenzug 47 auf den Bamberger Zug Nr. 139 in der Station Rottendorf. Mehrere Wagen wurden zertrümmert. Der Verkehr nach Nürnberg und Bamberg wurde auf mehrere Stunden gesperrt.
Mannheim, 13. Febr. Rhein und Neckar führen infolge des starken Frostes viel Eis. Der Neckar hat sich bereits vor der Mündung gestellt.
Württemberg.
Eine Sitzung des Beirats der Verkehrsanstalten ist auf Montag den 11. März früh 10 Uhr in den Sitzungssaal der Generaldirektion der Staatseisenbahnen einberufen worden. Gegenstände der Beratung sind die Festsetzung des Eisenbahnfahrplans für den Sommerdienst 1889 und Festsetzung einheitlicher Grundsätze für die Stellung von Wagen übernormaler Größe.
Die Verkehrsstörungen auf den württ. Bahnlinien in Folge der Schneeverwehungen sind seit 12. d. Mts. nachmittags gehoben.
Stuttgart, 13. Februar. Beim Schlittenfahren verunglückte am Herdweg Sonntag mittag ein Iljähriger Zögling einer hiesigen Pension aus Paris. Eine Gesellschaft von etwa 10 jungen Leuten fuhr aus einem großen Schlitten den steilen Weg herunter; der Schlitten kam so in Schuß, daß jede Leitung aufhörte und die Insassen am Viadukt hinausgeschleudert wurden. Der Arme erlitt einen Schädelbruch, an welchem er gestern verschieden ist. Die Kameraden erlitten ebenfalls Verletzungen, jedoch meist von geringem Belang. (St.-Az.)
An der Kgl. Landesuniversität Tübingen beginnt das Sommersemester am 24. April und schließt am 14. August. Ein Verzeichnis der Vorlesungen enthält der Staatsanzeiger Nr. 37 vom 13 d. M.
Der Evangelische Bund hat noch im letzten Jahre den Beschluß gefaßt, den Pfarrer Faulhaber, Vorstand des Diakonissenhauses in Schw. Hall, zu beauftragen, dort ein zweites Diakonissenhaus neben dem ersten, das er mit unermüdlicher Thätigkeit durch freiwillige Gaben dort jüngst erbaut hat, zu gründen, um eigene Gemeinde-Diakonissen vorzugsweise für die Diaspora in deutschen Landen auszubilden. Hierzu war ein Kapital von 100 000 c/lL nötig. Der Evangelische Bund
hat die Schuld garantiert und zahlt die Zinsen pünktlichst am 31. Dezember jeden Jahres mit 4 Prozent, sofern nicht ein niedrigerer Zinsfuß bewilligt wird. Die Zeichnungen und Zahlungen sind nun überraschend schnell erfolgt und ist jetzt das ganze Anlehen schon aufgebracht. Doch sind Schenkungen, kleinere Gaben, sowie Jahresbeiträge für diesen bestimmten Zweck des Evangelischen Bundes um so erwünschter, als derselbe damit eine unstreitig hochwichtige Aufgabe der evangel. Kirche, die Gemeinde-Diakonie in der Diaspora übernimmt.
Aus dem württ. Allgäu, 10. Febr. (Jagd.) In unseren süddeutschen Forsten ist der stolze König der Lüfte, der Adler, nachgerade eine seltene Erscheinung geworden. Es verdient daher als besonderes Jagdereignis verzeichnet zu werden, daß in unserer nächsten bayerischen Nachbarschaft der Oberjäger Leo Dorn von Hindelang in den letzten Wochen nicht weniger als 3 dieser Tiere erlegt hat.
Leonberg, 12. Febr. Bei dem heute gehaltenen Pferdemarkt wurden 406 meist Zug- und Arbeitspferde für den landw. Betrieb vorgeführt. Die unbeständige Witterung scheint manche Käufer und Verkäufer vom Markte ferngehalten zu haben.
(Brandstiftungen durch Kinder.) Die Wahrnehmung, daß die Brandfälle, welche durch — mit Zündhölzern spielende Kinder entstanden sind, von Jahr zu Jahr in erschreckender Weise zunehmen, hat den Vorstand des Verbands öffentlicher Feuer- versicherungsanstalten in Deutschland schon vor längerer Zeit veranlaßt, statistische Erhebungen hierüber durch die dem Verbände ungehörigen Anstalten machen zu lassen, wodurch nachstehendes allgemeine Beachtung verdienen dürfte.
In der Zeit von 1862—1871 hatten im Bereiche von 33 jener Anstalten (worunter auch Württemberg) 1843 solche Brände stattgefunden mit einem Gebäudeschaden von zusammen 4 108 728-M Nach einer Wahrscheinlichkeitsberechnung würde sich hienach auf die gedachte Periode für- sämtliche öffentliche Anstalten eine Summe von 8 490 000 c/1L und für das ganze Deutsche Reich eine solche von 18 Will, ergeben.
Für die Zeit von 1872 bis 1878 hatten 39 Anstalten Notizen geliefert, nach welchen 2464 Brandfälle mit einem Gebäudeschaden von 7 168 032 sich ergaben. Für alle öffentlichen Anstalten wurden 12 und für das Deutsche Reich 24 Millionen Schaden hienach berechnet.
Eingehendere Notizen endlich wurden für die 8 Jahre 1879—86 von 49 Gesellschaften geliefert, welche 4993 Brandfälle mit 12 909 betroffenen Gebäuden und einem Gesamtschaden von 10 110 236 ergaben. Der Anzahl der Fälle nach fand eine Vermehrung in dieser Periode um 120°,o statt (1879: 382, 1886: 843).
Bei allen diesen Aufstellungen kamen die Mobiliarschäden nicht in Berechnung, da hiefür keine Notizen geliefert waren.
Wohl aber wurde bezüglich der durch solche Brandfälle verursachten Verluste an Menschenleben konstatiert, daß allein im Bereiche der öffentlichen Societäten
der Provinz Sachsen in der Zeit von 1872 ^ bis 1888 4 2 Kinder dabei umgekommen sind.
Vorstehende Zahlen sprechen gewiß deutlich genug für die dringende Notwendigkeit, daß seitens der Behörden, der - Schulen und der Familien allem aufge- ! boten werde, um durch Ermahnung und! Belehrung diesem schweren Uebelstandet entgegenzuwirken. (St.-A.) f
Bezüglich der Verlosung 4prozentiger Pfandbriefe der Württ. Hypotheken-Bank machen wir auf die Bekanntmachung der Hypotheken-Bank im Staatsanzeiger Nr. 38 aufmerksam.
Ausland.
Brüssel, 13. Febr. Die Eisenbahnunfälle mehren sich in erschreckender Weise. Nach dem großen Unglück von Grönendael erfolgte der Zusammenstoß , zweier Züge im Bahnhofgebäude von f Namur, wodurch 3 Personen ums Leben kamen. Und heute meldet man wiederden « Zusammenstoß der beiden zwischen Brüssel und Paris verkehrenden Schnellzüge.
Rom, 12. Febr. Seit drei Tagen haben wir hier bei starkem Schneefall eine sibirische Kälte und dichten Nebel, so daß ( die Tramway's durch Omnibusse ersetzt ^ werden mußten.
Czer nowitz, 12. Febr. Im Engpässe Tehucza bei Pojanastampi überfiel , ein Rudel Wölfe einen Postwagen. Der Postillon, sowie 3 Pferde sielen den Raub- r tieren zum Opfer. t
Miszellen. !
Schloß Aergenhorst.
Novelle von Maria Widdern.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Aber diesmal war der Graf auf den Anblick vorbereitet. Er erschreckte—überwältigte ihn nicht. Im Gegenteil — in den mächtigen stahlgrauen Augen leuchtete es wie freudig auf und rasch an das sich . tief verbeugende junge Mädchen herantretend, reichte er ihr seine Hand: „Haben s Sie Dank für Ihre Mühen um die arme i Kranke da", sagte er weich, „und seien l Sie versichert, daß es Niemanden giebt, k der Ihre Menschenfreundlichkeit höher k schätzen kann, als ich!" l
Die gesenkten Augen des Mädchens f hoben sich — sie blickten unschuldig in ! das Antlitz des Grafen. „Ich thue einfach . meine Pflicht — das, was der Tochter i des Mannes, dem Sie, Herr Graf, das Wohl und Wehe Ihrer Untergebenen anvertraut, zu thun geziemt."
Es lag wieder eine hinreißende Innigkeit in den Worten des Mädchens. Selbst - der Graf, den man allgemein einengroßen j Menschenkenner nannte, sah nicht die Maske, welche Hilda über ihr innerstes , Sein gelegt, selbst er glaubte jetzt, daß der Aufenthalt bei dem Mitgliede einer BrüdergemeindeHilda'sCharaktergeläutert, sie zu einem ganz anderen Wesen gemacht habe. Um so berechtigter war er zu ^ dieser Ueberzeugung, als auch die Blinde i jetzt in einen Schwall von Lobsprüchen über ihre Pflegerin ausbrach, als sie immer und immer wiederholte: „Einen Engel, wie Fräulein Hilda, trüge die Erde
mm ersten Mal Wied Gräfin Vera heimgega Hilda hatte versck die Rede der Alten zu Erröten dabei — da der kleinen, weißen H, noch reizender, begar welche sie bereits üb« worfen, langsam fester Der alte Herr v Zeit in dem Hause sein Aber er verließ es de - bis sich Hilda e erfreuen hatte, ihren T auf das Schloß zu be eine treffliche Biblioch der Graf gemeint, zweifelhaft an gute S werden, so stelle ich s Position. Entnehmen beliebt."
Hilda verbeugte si mit vollendeter Gra Körper neigte, zuckte den schönen, schwär Augen.
Vater und Tochte der die Blinde reick seinem Wagen gelei Arm in Arm in das flüsterte Hilda lächelt Administrators:
„Sagte ich Dir n ein Mann! Vater, wenn ein Vierteljah gangen, bin ich die horst'schen Güter unk Ungetreuen gerächt!"
„Hilda, man kr fürchten!" erwidertes fast scheu auf sein Dann strich er sich die Stirn und den fester in den seinen ; zu: „Laß uns noch zurückgehen, Kind! draußen unter den 3 Eine kleine Erzl auch noch schuldig" strator fort, „eine der Bruch vollzogen Erben des Grafen."
„Dem Erben di lachte laut auf. (! häßlich von den friß den Narren doch ni Er ist nicht mehr de es nie werden!"
„Aber Hilda, ick den Fall, daß es die Gemahlin des weißt Du denn —" Sie unterbrach eherner Ruhe: „I Grafen dazu bewege unsere Ehe kinderlo ment umzustoßen — Erbin zu machen, von",setzte sie leicht unheimliche Zug, t Moment um ihren schwand wieder, „i fuhr sie dann mit Lächeln fort, „es unter den Bäumet ein wenig promenie