meren Verlauf hätte nehmen können. Ein Schneider war mit der Ausbesserung eines Rockes beschäftigt, in welchem sich zwei Dynamitpatronen vorfanden. Ein an­wesender kleiner Knabe stach mit einer Nadel in eine solch? Patrone, welche sofort explodierte und dem Knaben den Daumen und Zeigfinger der rechten, sowie den Daumen der linken Hand wegriß, außer­dem erlitt er noch Verletzungen im Gesicht.

Pforzheim, 29. Dez. Heute wurde dieBavaria" gegen denKaiscrhof" von den bisherigen Eigentümern durch Ver­mittlung der Güteragentur Metzger ver­tauscht.

Württemberg.

Stuttgart. 28. Dez. Heute vor­mittag 11 Uhr sind Ihre Majestät die Königin mittelst Extrazugs nach Nizza abgereist, um den Rest des Winters da­selbst zuzubringcn. Am 26. d haben Ihre Majestät noch zum Abschied die hier zurückbleibenden Herren der allerhöchsten Hofstaaten und gestern den von Nizza zurückgekehrten Gencraladjutanten Frei­herrn v. Molsberg empfangen.

Das Regierungsblatt Nr. 40 vom 28. Dez. enthält das Gesetz vom 16. Dezbr. betr. die Krankenpflegeversicherung und die Ausführung des Reichsges. v. 15. Juni 1883 über die Krankenversicherung der Arbeiter.

Stuttgart. (Neues vom Landes- Gewerbemuseum.) Eine Kollektion Loofah- waren, bestehend in einer Sattelunterlege- decke (Chabrackc), einer Kummet-Unterlage, zwei Frottierhandschuhen, zwei Rücken­frottierbändern. zwei Seiflappen und sechs Paar Einlegesohlen verschiedener Größe; Geschenk der deutschen Loofah-Warenfabrik H. Wickel in Halle a/S.

Hochdorf, 28. Dezbr. Ein großes Unglück hat sich nach dem Teckb. gestern Mittag in der hiesigen Mühle ereignet. Das 9 Jahre alle Töchterchen des Jakob Höfer, Schreiner, wurde während dem Futterschneiden von der Transmissions­welle der Futterschneidmaschine erfaßt und so zerdrückt, daß es sofort den Geist aus­gab. (S. M.)

In Frauenzell brachte ein Dienst­mädchen den Arm in eine Futterschneid­maschine, welch"letztere erst gestellt werden konnte, als der ganze Vorderarm Stück für Stück weggeschnitten war.

Neuenbürg, 30. Dezbr. Die vor­herrschend milde Witterung dieses Winters macht sich da und dort durch Seltenheiten bemerklich; so wurden uns dieser Tage von hier und von Langenbrand schöne Exemplare von Schmetterlingen überbracht, welche lustig umherslatternd eingefangen wurden.

MpMeiü

Hin Aeif in der ArrMingsnachl.

Novelle von H. S- Waldemar.

(Fortsetzung/,

Dem jungen Manne kam der Gedanke, daß die alte Frau vielleicht die erste Per­son gewesen sein möchte, die dem armen Kinde in seinem Schlosse freundlich be­gegnete.

Aber wer ist Josephine eigentlich?" fragte Susanna.

Das ist schwer zu sagen; sie war Kammermädchen bei der Mutter meines Oheims, bei unserer Großmutter, Sann«, und ist seitdem stets im Schlosse geblieben als eine Art Kastellanin, und ihre Haupt­beschäftigung ist.^alle in ihre Nähe komm­enden Kinder zu verziehen. Ich war stets ihr besonderer Liebling, ich kann wohl sagen, daß sie mir eine zweite Mutter war, die Vertraute und Helferin in allen kind­lichen Kümmernissen, dem Verlust eines Spielzeugs, der Krankheit eines Lieblings­tieres und dergleichen. Ich hoffe, sie wird ihre Liebe auch auf Sie ausdehnen."

Sagen Sie mir", begann Susanna nach einer kleinen Panse,woran ist Ihr Oheim gestorben? Ich kann mich", sie lächelte, während Thränen ihre Augen füllten,noch immer nicht daran ge­wöhnen, ihn meinen Vater zu nennen. Bei diesem Namen denkeich nur an meinen geliebten Pflegevater."

Mein armer Oheim starb an einer Brustkrankheit", sagte Herbert rasch.

Die sich so plötzlich ausbildete?" fragte Susanna verwundert,kaum acht Tage vor seinem Tode besuchte er mich in der Pension und schien vollständig ge­sund zu sein."

Herbert antwortete nicht sogleich, end­lich sagte er zögernd:Die Wahrheit zu gestehen, wir sprechen nicht gern davon, es war ein unglücklicher Zufall auf der Jagd, er verwundete sich selbst tötlich. Aber ich bitte, erwähnen Sie es nie in Gegenwart der Meinigen, sie haben die Erschütterung noch nicht überwunden."

Susanna schwieg bestürzt.

Sie betraten das weite, altertümliche Gemach, das von den an der Wand be­findlichen Bildern den Namen des Ahnen­saals trug. Josephinens alte Familien­geschichten waren bei Herbert auf frucht­baren Boden gefallen, er hatte keine davon vergessen.

Dieses hier ist Ritter Botho von Wardenstein, man findet, daß ich ihm ähn­lich sehe."

Susanna verglich das Bild mit ihrem Vetter, und während sie diesem voll ins Gesicht sah, bemerkte er zum erstenmale, daß sie sehr hübsche braune Augen hatte.

Er starb ohne Kinder, sein Bruder Sigismund zeichnete sich im dreißigjährigen Kriege so aus, daß er den GrafenMel erhielt."

Er hat gewiß manche Stadt ver­brennen helfen", bemerkte Susanna,und sieht davon so verräuchert aus."

Herbert lächelte über diese respektwid­rige Bemerkung und fuhr fort:Diese schöne, lebensfroh aussehende Dame ist seine Frau, er erstach sie in einem Anfall von Eifersucht. Das folgende Bild stellt seinen Sohn, den Grafen Maximilian vor er trat in seines Vaters Fußstapfcn und erwürgte seine Frau, um ihre jüngere Schwester heiraten zu können."

Nun wahrlich!" unterbrach ihn Su­sanne,wenn die Geschichte Ihres Hauses so fortgeht, so müßte wohl jedes Mädchen die Lust verlieren, Gräfin Wardenstein zu werden."

Ein eigentümliches Lächeln zuckte über Herberts Gesicht, erdachte daran, daß seine Ahnenbilder ihm bei dem kleinen Bürger- müdchen keinen größeren Dienst leisten könnten.

Ich bin mit meinen Schauergeschichten zu Ende, von jetzt an werden die Warden- steiner friedlicher und gesitteter, nur einer davon, dieser finstere Mann, Graf Man­fred . macht noch eine Ausnahme davon, er war der Großvater unserer Väter, und man kennt seine Geschichte ausführlicher. Sehen Sie das reizende blonde Geschöpf neben ihm, es war seine Frau, die er so sehr liebte, wie man ein Weib eben nur lieben kann. Sie aber hatte ihm nur ge­zwungen ihre Hand gereicht, ihr Herz ge­hörte einem andern, dem ihre Eltern sie nicht verbinden wollten, sie fügte sich in ihr Schicksal und lebte jahrelang in schein­bar glücklicher Ehe, in welcher sie ihrem Gemahl zwei Söhne schenkte. Da er­eignete es sich, daß er eine Reise zu machen gezwungen war, und während seiner Ab­wesenheit suchte der andere die Gräfin auf. Graf Manfred, von einer Kammerfrau benachrichtigt, kehrte unerwartet zurück und überraschte die Liebenden. Der andere entkam. Haben Sie von dem kleinen See im Walde gehört? er ist unergründ­lich tief und man sagt, er habe noch nie etwas wiedergegeben, das in seine Fluten geriet, ein Strudel zieht es in die Tiefe. Indessen ist das nicht ganz richtig. Auf diesen See fuhr der Graf mit seiner treu­losen Frau in einem kleinen Nachen, diese beiden allein, und in der Mitte ange­kommen, zog der Graf die Ruder ein und sagte:Unsere Familiengruft soll nicht durch Deinen Körper entweiht werden; dort unten ist Dein Grab, Unselige! Ich will meine Hand nicht mit Deinem Blut beflecken, aber wenn Du Dich weigerst, in den Tod zu gehen, so werde ich Deinen Liebhaber zu finden wissen, wo er sich auch verbergen mag und ihn ohne Be­denken töten wie ein Raubtier." Wenn die junge Gräfin noch jetzt sich ihrem Manne zu Füßen geworfen und demütig um ihr Leben gefleht, wer weiß, vielleicht hätte sie es gerettet, aber sie sprang auf den Rand des Kahns und rief mit dem Tone innigster Liebe den Namen ihres Geliebten. Der Graf ruderte allein ans Ufer. Aber der See behielt sein Opfer nicht. Drei Tage darauf zog ein Fischer die Leiche der jungen Frau ans Ufer; man begrub sie dort unter einem Baume, und als man am nächsten Morgen den andern erschossen auf dem Hügel fand, bettete man ihn daneben und setzte ein schlichtes hölzernes Kreuz den beiden zu Häupten. Die Gräber sind versunken, aber das Kreuz können Sie noch heut sehen."

iFortsetzung folgt.)

Eigentümliche Diagnose.

Nun, Herr Doktor, was Hallen Sie von der Krankheit meiner Frau?"

Hm wer weiß, aus welchem Schau­fenster sie sich die bei der jetzigen Wei­nachtszeit wieder hergeholt hat!"

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

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