und das Fieber ist höchst entzündlich. Bei sehr hohen Graden von Entzündung und wenn beide Lungen davon ergriffen sind, fehlt oft der stechende Schmerz und Husten ganz. Es lastet ein Gefühl von Druck und Schwere zentnerschwer auf der ganzen Brust, das den Kranken zu ersticken droht, so daß ein unerfahrener Arzt es leicht für einen sehr heftigen Brustkrampf halten kann. Der Puts steigt oft bis 120 Schlägen in der Minute, ist hart, gespannt, die Zunge weiß belegt, der Urin heiß, flam­mend rot. Die Haut ist heiß, trocken, der Durst ist brennend, fast nicht zu löschen; Unruhe, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz bis zum Phantasieren treten bald hinzu. Des Morgens tritt mitunter ein geringer Nach­laß ein, dafür steigern sich des Abends alle Zufälle.

Es kommen nun hierbei manche Ver­schiedenheiten vor, von denen auch die Verschiedenheit der Erscheinungen des Ver­laufs und der Gefahr abhängt. So kommt darauf an, ob die Schmerzen blos in dem Rippenfell sitzen, was man Seitenstechen zu nennen pflegt, oder in der Substanz der Lungen, eigentliche Lungenentzündung, oder in beiden zugleich.

Es kommt ferner vor, daß die Ent­zündung in ein kaltes Fieber verläuft, indem zeitweise sich alle entzündlichen Zu­fälle zu verlieren scheinen, indem die Heftigkeit derselben nur zu bestimmten Zeiten wiederkehrt und sich vollständig durch Frost, Hitze und Schweiß entscheiden.

Vieles hängt ferner von der Natur des Fiebers und von seiner Heftigkeit ab, welches von entzündlichen bis zu den höchsten Graden eines Nervenfiebers vari- iren kann.Das sind die allerschwierig­sten Fälle, da trotz der heftigen Schmerzen zugleich ein Verfall der Kräfte eintritt.

Zu den schlimmsten Fällen gehören diejenigen, wenn beide Lungen entzündet sind, wenn das Herz zugleich von der Entzündung angegriffen ist, wo namentlich schwere Ohnmächten hinzutrcten, welche sehr täuschen können, oder wenn das Ge­hirn angegriffen ist und der Kranke heftig phantasiert. Es kommen auch bei Kindern Lungenentzündungen vor, aber sie sind dann nie rein entzündlicher Natur, erst mit der vollen Entwicklung des Körpers werden sie und zwar bei Männern häufiger als bei Frauen beobachtet. Bei hohem Standpunkt des Barometers, also großem Luftdruck, hoher scharfer Kälte, großer Trockenheit der Luft, bei N.-O.-Wind kommt diese Krankheit am häufigsten vor, daher am häufigsten im Dezember, Januar, Februar, März. Im Sommer bemerkt man sie nur, wenn auf anhaltend drückende Hitze plötzliche Abkühlung erfolgt. Reiz­bare schwächliche Lungen sind besonders dazu geneigt. Jede äußere Gewaltthätig- keit, welche auf die Lungen wirkt, große Anstrengungen derselben beim Laufen, Springen, Tanzen, Lastentragen, Jnstru- mentenblasen, scharfe Dünste von Giften, heftige Anstrengungen, unterdrücktes Nasen­bluten , plötzliche Erkältung sind als die häufigsten Veranlassungen der Lungenent­zündungen bekannt.

Abgesehen von den ganz plötzlichen Anfällen von Lungenentzündungen bei heftigen Erkältungen, kann jeder einfache

Katarrh, der vernachlässigt wird, zu einer Lungenentzündung führen, und ebenso kann solche, wenn sie repetiert und schwäch­liche Körperbeschaffenheit vorfindet, in Lungenschwindsucht ausarten. Man ver­meide also die Ursachen zur Entzündung, was ja allerdings nicht immer leicht ist.

Der gute deutsche Michel.

AusDeutschland ist mein Vaterland", Gedicht von Georg Lang.

Das ist ein trefflicher Patron,

Der gute deutsche Michel!

Er führt, des Landes treuer Sohn, Die Sense oder Sichel.

Und mäht die Disteln Lug und Trug Hinweg, woher sie kamen;

Dann führt er durch das Land den Pflug Und streuet guten Samen.

Er zieht hinans, mit starkem Arm Den dichten Wald zu lichten;

Doch weiß er auch am Hügel warm Die Rebe aufzurichten.

Dort kommt durch die bewegte Flut Ein lustig Schiff gezogen:

Der Michel lenkt mit kaltem Blut Sein Fahrzeug durch die Wogen.

Die Schifferhütte an dem Strom Hat er sich selbst gezimmert Und auch die Stadt mit hohem Dom, Die an dem Ufer schimmert.

Und aus dem Dom welch hehrer Klang Zieht andachtsvoll nach oben:

Es taugt des Michels Wort und Sang Vor andern, Gott zu loben.

Und wenn er draußen fleißig war Im Werke vielgestaltig,

So steht er jetzt vor dem Altar Und prediget gewaltig.

Es sprossen auf aus seinem Haupt So mächtige Gedanken,

Daß sie, von Poesie umlaubt,

Bis zu dem Himmel ranken.

Und wie er in der Geisterschlacht Der Stärkste ist der Starken,

So führt er auch sein Schwert mit Macht Und hütet Deutschlands Marken.

So ist der Michel unverfälscht Und wird es stets io treiben,

So lang' dem Wackern unverwelscht So Kopf als Herze bleiben.

Drum deutscher Knab', arm oder reich Der heiße Wunsch erfüll' dich:

Mir sei in jeglichem Bereich Der Michel mustergültig!

Und trotz der überfeinen Welt Gespöttel und Gestichel Werd' ich, wohin die Pflicht mich stellt, Ein guter deutscher Michel!

(Millionen auf dem Boden des Meeres.) Nachdem die seitens des Gouvernements der Ver. Staaten von Nordamerika ange- stellten Nachforschungen nach den im vorigen Jahrhunderte an der atlantischen Küste versunkenen britschen Kriegsschiffen zu ver­schiedenen Malen eingestellt und wieder begonnen wurden, schein^ die seit kurzem aufs neue begonnene Arbeit endlich von

Erfolg gekrönt zu werden. Unweit Kap Henlopen wurde in einer Tiefe von 60 Fuß Wasser eine eigentümliche Bank auf dem Meeresgründe gefunden, die 100 Fuß lang, 40 Fuß breit ist und in einem Radius von 500 Fuß die einzige Erhöhung des unterseeischen Terrains bildet. Vergleiche mit den älteren und neueren Karten weisen darauf hin, daß dies der Platz ist, wo am 25. Mai 1798 die britische Kriegsschaluppe Die Braak" mit Gefangenen und bedeuten­den Schätzen, in der Höhe von Millionen, in den Grund gesenkt wurde. Die glück­lichen Finder des Platzes, die Taucher Pedrick und Hickmann, übernahmen die erste Untersuchung. Es bestand bald kein Zweifel mehr, daß die lang gesuchteDe Braak" und mit ihr der fast zum Märchen gewordene Schatz gegenwärtig gefunden ist. Gegenwärtig liegt das Dampfschiff City of Long Brauch" genau über der Stelle, bewaffnet mit einer sogenannten I Wrackpumpe, deren Räder 600 Umdrch- ^ ungen in einer Minute machen und die Maschine in den Stand setzen, acht bis j IO Tonnen solide Masse in einer Stunde ! aus dem Grunde zu heben. Ein Löwen­anteil an den zu hebenden Schätzen fällt den beiden Tauchern zu und beide werden bald reiche Leute sein falls die Arbeit den auf sie gesetzten Hoffnungen entspricht.

Gemeinnütziges.

(Schinken zu verbessern.) Wenn Schinken und anderes Rauchfleisch durch längeres Aufbewahren im Sommer eine größere Salzschürfe annehmen sollten, so kann der Geschmack sehr gemildert, auch überhaupt verbessert werden, wenn man dem Wasser, worin die Fleischstücke gesotten werden, einen Eßlöffel voll Farinzucker (auch an- , derer Zucker thut es) zusetzt. Legt man ! die Schinken rc. vor dem Absieden eine Nacht in warmes Wasser, dem ein halber Theelöffel voll doppeltkohlensaures Natron zugesetzt ist, so werden sie zarter und saftiger.

(Riesiger Eiertrausport.) DerKur. Warszewski" schreibt unterm 6. Oktober: ! Gestern wurde durch Warschau ein in i Wolhynien aufgekaafter bedeutender Trans­port von Eiern befördert. Das Quantum ist nicht bekannt, aber die Eier waren auf 14 800 M. versichert. Dieser ganze Trans­port ging nach Frankfurt a. M.

Telegram m.

Stuttgart, 13. Oktober 9 Uhr 2 Min.

Rom. Der König drückte beim Gala- diuer tiefe Freude und lebhafte Dankbar­keit über die Anwesenheit des Oberhauptes der großen Nation und ruhmreichen Dynastie aus; er betonte alte feste Freund­schaft und Bundesgenosfenschaft und trank auf das Wohl des Kaisers, der Kaiserin und der ruhmreichen deutschen Armee. Kaiser Wilhelm dankte in deutscher Sprache.

Die Bundesgenosfenschaft finde in ihm lebhaftes Echo; beide Länder hätten die Einheit durch das Schwert erobern müssen, diese Analogie schließe immerwährendes Zusammengehen beider Völker ein, als sicherste Friedensbürgschaft; er erhebe sein Glas auf das Wohl seiner Majestät und l seiner tapferen Armee.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Nefuenbürg.