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anwesenden Würdenträgern und Generalen zum Abschied die Hand.
Kurz nach 4 Uhr verließ der Kaiserliche Zug den Bahnhof, worauf Seine Majestät der König unter den begeisterten Hochrufen der versammelten Menge in das Residenzschloß zurückfuhr.
Stuttgart. (Neues im Landes-Ge- werbemuseum.) Ein Becher mit Fuß von massivem Goldrubinglas (Kugelglas) mit facettiertem Kopf, geschliffen: ein Falieri- Pokal, desgl., trichterförmig. Rautenmustern; von der Rheinischen Glashütten- Aktien-Gesellschaft in Ehrenfeld bei Köln.
Neuenbürg, 29. Sept. In der am Donnerstag eröffneten Landesobst - Ausstellung zu Cannstatt ist nach den verschiedenen Berichten der heurige reiche Obstsegen zur schönsten Entfaltung gelangt, in solcher Menge und Schönheit wie noch selten. Von allen Besuchern sei nur eine Stimme des Lobes vernommen worden über die gelungene Anordnung und den prächtigen Anblick der Erzeugnisse des Landes. Wie bekannt, hatte unser landwirtschaftlicher Verein am letzten Sonntag eine Bezirksausstellung vorausgehen lassen, bei welcher wir schon im einzelnen Gelegenheit hatten, uns ein ungefähres Bild der Landesausstellung zu veranschaulichen. Man mochte dabei die stille Hoffnung hegen, es werden unsere zur Vertretung auf der Landes-Ausstellung ausgcwählten Produkte sich neben den andern sehen lassen dürfen. Diese Erwartung ist nicht nur erfüllt, sie ist sogar übertroffen worden: der hiesige landwirtschaftliche Verein ist mit seiner Beschickung nach Cannstatt unter die Aussteller eingereiht, welchen die höchste Auszeichnung: ein Diplom erster Klasse zuerkannt wurde. Es gereicht diese Auszeichnung dem Verein für seine diesem Zweig der Landwirtschaft gewidmete Fürsorge, wie den betr. Ausstellern und den Veranstaltern zur Ehre, sie gilt als verdiente Anerkennung für ihre Mühewaltung. In Erwägung von Ursache und Wirkung dieses erfreulichen Erfolges dürfen wir insbesondere nicht unerwähnt lassen die Bestrebungen und die sachkundige Betriebsbehandlung unserer Baumschulen- und Obstgartenbesitzer und Baumwarte, (voran Hr. V. Weiß in Ottenhausen.) Ihr Beispiel und ihre Beratung sind von nicht zu unterschätzendem Einfluß auf unsere Fortschritte in der Obstbaumzucht. Auch sie finden Genugthuung in genannter Auszeichnung.
Wir lassen hier noch die Aussteller folgen, welche in Cannstatt Diplome erster Klasse erhielten:
Staatsanstalten: Kgl. Institut Hohenheim. Vereine: Güterbesitzerverein Cannstatt für Obst und Trauben. Obstbauverein Gerabronn. Landwirtschaftlicher Bezirksverein Heilbronn für Obst. Weingärtnerverein Heilbronn für Obst und Trauben. Landwirtschaftlicher Bezirksverein Neuenbürg. Güterbesitzverein Stuttgart für Obst und Traubeu. Landwirtschaftlicher Bezirksverein Tettnang. Obstbauverein Waldsee. Gartenbauverein Wangen. Private: R. Gaucher, Stuttgart. Ferd. Häberle, Stuttgart. G. Seible, Stuttgart, für Feld- und Gartengeräte.
Weiter haben u. A. Diplome dritter
Klaffe erhalten: die landw. Vereine Calw und Maulbronn.
O e st e r r e i ch.
In Gmunden soll während der Anwesenheit der Zarin die Verlobung des Großfürsten Thronfolgers Nikolaus mit oer dritten Tochter der engl. Kronprinzessin Maud von Wales, stattgefunden haben.
Misjtllen.
Me Zigeunerin.
Original-Novelle von Mary Dobson.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Es trat eine längere Pause ein; dann sagte Thalheim: „Und bringen Sie das Verschwinden Ihres Kindes mit dieser Prophezeihung der Zigeunerin, welche sie dann natürlich selbst erfüllt haben mußte, in Verbindung?"
„Wer steht mir für das Gegenteil ein, obgleich mir selbst erst dieser Gedanke lange nach dem Verschwinden meiner kleinen Gertrud gekommen ist, wo es natülich zu spät war, nachzuforschen. Jedenfalls aber war sie doch kurz vor dem Ereignis in unserer Gegend und hatte mir mit Sorgen und Schmerzen gedroht."
Nehmen wir aber an, daß Ihr Verdacht unbegründet gewesen, sollten Sie da nicht geneigt sein, bei der Erfahrung, welche Sie gemacht, doch an die den Zigeunern allgemein zugeschriebene Fähigkeit, die Zukunkt zu durchschauen, zu glauben?"
„Nein," entgegncte der Gutsbesitzer, „nein, gewiß nicht! — Die Vernunft verbietet jeden Glauben an die Wahrsagerei und was dahin gehört; die Religion, wie die heilige Schrift, untersagt ihn ebenfalls, und in unserem aufgeklärten neunzehnten Jahrhundert sollte doch Wahrsagen, Traum- und Sterndeuterei, Clairvoyance und wie die Namen alle heißen, die man für eine und dieselbe Sache erfunden, als das behandelt werden, was sie doch eigentlich sind, Betrügereien, zum Nachteil einer einfältigen, leicht- und abergläubigen Menge ersonnen, wie stets nachzuweisen wäre, wenn man sich nur die Mühe geben wollte."
„Auch hier muß ich einen Einwand machen, lieber Freund, obgleich Sie gewiß in den meisten Fällen Recht haben. Gestatten Sie mir, Ihnen ein Ereignis aus meinem eigenen Leben zu erzählen, und Sie dann nochmals nach Ihrer Meinung bezüglich der vielbesprochenen Kunst der Zigeuner zu fragen. Meine Familie wohnte früher, wie Sie bereits wissen, im Norden von Deutschland, wo mein Vater ebenfalls Fabrikbesitzer war. Da aber das dortige Klima meiner etwas schwächlichen Mutter nicht mehr zusagte, und ihr die südliche Luft angeraten war, so beschloß er, sich in dieser Provinz anzukaufen, wo er vor etwa vier Jahren diese Fabrik erstand. Ehe wir nun unsere frühere Heimat verließen, sollte ich in Geschäftsangelegenheiten eine Reise nach Amerika unternehmen, zu der meine Mutter, die erst kürzlich einen ältleren Sohn verloren, nur ungern ihre Einwilligung gab.
Am Abend vor meiner Abreise nun ließ sich bei uns eine Zigeunerin sehen, die mit lautem Jubel von unserem Dienstpersonal ausgenommen ward und diesem auch sogleich die Zukunft prophezeihte.
Sobald aber meine Mutter ihre Ankunft erfuhr, befahl sie zu meinem großen Erstaunen, sie ebenfalls in ihr Wohnzimmer zu führen, und Jene trat gerade ein, als sie damit beschäftigt war, mir unter vier Augen alle Warnungen und Vorschriftsmaßregeln an's Herz zu legen, welche mütterliche Fürsorge und Zärtlichkeit ihr eingab. Sich erhebend, sagte sie zu der eintretenden Sybille: „Ich ließ Euch rufen, um meinem Sohne hier wahrzusagen, der bisher stets Eure Kunst verlacht hat, dem aber dennoch Eure Mitteilungen von Nutzen sein können. Damit er Euch Glauben schenke, sagt ihm zuerst, wie sein vergangenes Leben gewesen," und nach diesen Worten ließ uns meine Mutter allein.
Ich sah mich nun einer älteren Frau gegenüber, deren zwar häßliche Züge seltenen Scharfsinn und Nachdenken verkündeten. Ihre lebhaften, schwarzen Augen hefteten sich forschend auf mich, als wollten sie in meinem Innern lesen, und als sie dies zur Genüge gethan haben mußte, setzte sie sich an einen Tisch, mir durch eine Handbewegung gebietend, ein Gleiches zu thun. Als ich ihrer Weisung nachgekommen, zog sie ein Packet alter, ganz ungewöhnlicher Karten aus der Tasche, legte diese mit einer gewissen Feierlichkeit vor sich hin und sagte dann in ungewöhnlich bestimmtem Tone: „Nehmt die Karten ab, junger Mann!"
Ohne Zögern kam ich ihrem Wunsche nach, denn ich begann wirkich mich für den Scherz zu interessieren.
Sie ließ mich dies dreimal wiederholen, wodurch fünf Haufen entstanden, die sic nacheinander zur Hand nahm und mir daraus meine Vergangenheit so wahrheitsgetreu erzählte, daß ich wirklich mit pochendem Herzen zuhörte. Dies konnte kein Betrug ihrerseits sein, da sie in unserer Gegend fremd war, und wir nie Zigeuner gesehen, noch bemerkt hatten. Ihre Allwissenheit bezüglich der Zukunft zu bezweifeln, fiel mir jetzt nicht mehr ein, ich ließ sie also ruhig gewähren, als sie ihre Karten nochmals mischte, sie dreimal selbst abnahm und dann in ihrer Rede fortfuhr:
„Junger Mann, der Norden wird nicht Eure künftige Heimat bleiben, wie auch Eure Eltern nicht hier ihr Leben beschließen sollen. Zunächst aber sehe ich Euch in einer großen Stadt jenseits des Meeres, wo die Liebe eines schönen Mädchens sich Euch zugewendet. Hütet Euch jedoch vor demselben, denn diese Tochter eines reichen Vaters, der Euch wohl will, ist falsch, treulos und hcrrschsüchlig und Ihr selbst werdet bald einsehen, daß eine Verbindung mit ihr Euer größtes Unglück zur Folge haben würde."
„Soll mir auf meinem Lebenswege kein Mädchen begegnen, dem ich meine Liebe schenken, dem ich vertrauen kann", fragte ich, ohne eigentlich zu wissen, was ich sagte.
(Fortsetzung folgt.»
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.