Bruchleiden. Heilung.

Die Heilanstalt für Bruchleiden in Glarus hat mich mit unschädlichen Mitteln und einer guten Bandage ohne Berufsstörnng von einem veralteten Hodenfackbruche resp. Leistenbrnche durch briefliche Behandlung vollständig ge­heilt, so daß ich jetzt ohne Bandage arbeiten kann. Bcnken, Kt. St. Gallen, Mai 1888. A. Küng, Hafner. Eine Broschüre:Die Unterleibsbrüche und ihre Heilung wird gratis und franco versandt. Mit einer Mnstersammlung vorzüglicher Bandagen ist unser Bandagist in Pforzheim, Hotel Schwarzer Adler am 27. jeden Monats von 811 '/? Uhr vormittags zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressiere: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Glarus (Schweiz).

Die Allgemeine Rentenanstalt zu Stutt­gart hat nunmehr die Kriegsversicherungs­frage für ihre Mitglieder in der Art ge­regelt, daß Berufsoffiziere einen dauernden Berufszuschlag von 3°/oo der Versicher­ungssumme pr. Jahr zu entrichten haben, wogegen die der allgemeinen Wehrpflicht unterworfenen ihre Versicherung gegen Bezahlung einer jährlichen während der ganzen Dauer ihrer Wehrpflicht zu ent­richtenden Extraprümie von nur 1 o/o» der Versicherungssumme auch gegen die Ge­fahren eines Krieges aufrecht erhalten können.

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Kronik.

Deutschland.

* Die Angelegenheit der Veröffent­lichung des angeblichen Tagebuches Kaiser Friedrichs hat mit dem offi­ziellen Eingreifen des Reichskanzlers eine ganz neue und für die Urheber der Ver­öffentlichung nichts weniger als ange­nehme Wendung genommen. Der Bericht, welchen Fürst Bismarck in dieser Sensu- tious-Affaire dem Kaiser noch unmittelbar vor dessen Abreise von Potsdam erstattete, erklärt bekanntlich das Tagebuch in po­sitiver Form für unecht und entwickelt hiebei der Reichskanzler in überzeugender Weise die Gründe, welche ihn zu seiner Anschauung bestimmen. Da alsdann der Reichskanzler zu dem Schlüsse kommt, daß die Aufzeichnungen Verläumdungen und Beschimpfungen der hochseligen Kaiser Wilhelm und Friedrich, sowie auch anderer Personen enthalten, aber selbst im Falle ihrer Echtheit eine strafbare Preisgabe von Staatsgeheimnissen bedeuten würden, so hat er die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung der Urheber der Veröffent­lichung durch das preußische Justizmini­sterium erbeten und auch erhalten. Die weitere Entwicklung der peinlichen Ange­legenheit liegt demnach in den Händen des Strafrichters und man kann nur wünschen. Laß die gerichtliche Untersuchung baldigst Licht in das hier offenbar vorliegende nichtswürdige politische Jntriguenspiel bringen wird.

Berlin. 28. Sept. Wie wir hören, hat der Justizminister bereits vorgestern die Staatsanwaltschaft zur Einleitung der Untersuchung in Sachen des Tagebuchs Kaiser Friedrichs aufgesordert und ist dieser Aufforderung bereits Folge geleistet.

(F- J-)

Berlin, 28. Sept. Der Jmmediat- bericht des Reichskanzlers, der heute im Mittelpunkt der politischen Diskussion steht, verfolgt, wie diePost" bemerkt, zwei Ziele: Er will den Autor der Veröffent­lichung zur Strafe ziehen wegen Gefährdung der Interessen des Reiches, und will die Legende beseitigen, als sei das Tagebuch eine autoritative Quelle für die Geschichte jener Zeit.

Berlin, 29. Sept. Mit großer Be­stimmtheit wird als Einsender des Tage­buchs des Kaisers Friedrich an dieDeutsche Rundschau" Dr. Geffcken genannt. Geffcken soll von Paetel, dem Verleger derRundschau", als Gewährsmann ge­nannt worden sein. Das zu den Gerichts­akten eingereichte Manuskript soll von Geffcken selbst geschrieben sein. (F. I.)

Aus der Reichshauptstadt. Die Häuser an der Schloßfreiheit sind, wie die »Fr. Z" meldet, provisorisch für 6 Mill. Mark angekauft worden. Der Platz soll für das Kaiser Wilhelm-National-Denkmal bestimmt sein.

Aus Leipzig wird gemeldet, daß die Grundsteinlegung zum Reichsgerichts­gebäude auf Ende Oktober festgesetzt ist.

Pforzheim. Brotpreise der Bäckergenossenschaft vom 1. Oktbr. 1888. Schwarzbrot 1. Sorte: 2 Kilo 50 Pf., 1 Kilo 25 Pf., Schwarzbrot 2.Sorte 2Kilo 44 Pf., 1 Kilo 22 Pf. 1 Weißbrot 18 Pf., 1 Tafelbrod 22 Pfg.

Württemberg.

Stuttgart, 28. Sept. Unvergeß­lich bleiben einem jeden, der Zeuge sein konnte, die Eindrücke des gestrigen Abends. Es gilt allseitig als eine große Genug- thuung, daß es durch das Zusammenwirken Aller gelungen sei, in wenigen Stunden etwas Würdiges, noch nie in dieser wunder baren Vervollkommnung Dagewesenes zu bieten. Dabei erinnert man sich an frühere Gelegenheiten, die der heutigen weitaus zurückstehen müssen, denn ohne den be­sonderen Anteil des Stuttgarter Lieder­kranzes wären solche Veranstaltungen wie für die gestrige Serenade nicht ausführbar gewesen. Die heutige Rundfahrt erfolgte unter dem schönsten Wetter und dem größtenJubclderspalierbildendcn Menschen­massen. Nicht nur die Stuttgarter, son­dern auch die Filderortschaften sandten

ihre Vereine und Schuljugend in die Reihen der Spaliere, welche alle reichliche Gelegenheit fanden, Kaiser und König zu huldigen. Auf der ganzen Fahrt wurde der brausende Jubel der Bevölkerung vor dem Wagen her, in dem Kaiser Wilhelm , fortgepflanzt. Um 11'/« Uhr war die Rundfahrt beendet. Nachmittags 2 Uhr and zu Ehren des Kaisers große Festtafel im weißen Saale des K. Residenzschlosses statt, an welcher Seine Majestät der Kaiser, Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des K. Hauses teil nahmen. Die große Hoftafel weist noch eine stattliche Zahl von eingeladenen Gästen auf. Das Diner wurde fürstlich serviert und am Schluß erhebt sich Se. Maj. der König, indem er seinem lieben Gaste, der ihn durch seinen Besuch so sehr geehrt und erfreut habe, den Toast in herzlich anerkennender Weise ausbringt:

Ich trinke auf das Wohl Seiner Majestät unseres Deutschen Kaisers und wünsche Ihm von treuem Herzen Gottes reichsten Segen für Seine Familie wie für Seine edle Bestrebungen für unsere deutsche Heimat!"

Sofort erwiderte Se. Majestät der Kaiser:

Aus tiefbewegtem Herzen spreche Ich Euer Majestät Meinen innigsten Dank aus für die gnädige Einladung und den herr­lichen Empfang, den Allerhöchstdieselben und Ihr ganzes Volk mir bereitet haben. Ich bitte Eure Majestät Mir zu glauben, daß Ich mit besonders warmen Empfind­ungen hierher gekommen bin, denn dieses reich gesegnete Land und dieses herrliche Volk, über welches Euer Majestät regieren, hat im Mittelalter viele der edelsten deut­schen Fürsten, welche die Geschicke des Reiches leiteten hervorgebracht. Ganz be­sonders zieht Mich hierher, daß das schwäb­ische Land auch die Wiege Meines Hauses gewesen ist. Auch in Meinen Adern rollt schwäbisches Blut, ebensogut wie in den Adern der Herren, die hier versammelt sind. Von fester und unverbrüchlicher Anhänglichkeit an dies Land und seinen Herrn beseelt, erhebe Ich Mein Glas und rufe: Seine Majestät der König und Ihre Majestät die Königin von Württemberg, Sie leben hoch, hoch, hoch!"

Nach Aufhebung der Tafel war Cercle in der an den weißen Saal anstoßenden Spiegelgallerie, wobei Sich Seine Maje­stät der Kaiser insbesondere mit den würt- tembergischen Ministern und Generalen und Ihre Majestäten der König und die Königin mit den Herren vom Gefolge des Kaisers aufs huldvollste unterhielten.

Gegen 4 Uhr bestieg sodann nach herz­licher Verabschiedung von Ihrer Majestät der Königin Seine Majestät der Kaiser mit Seiner Majestät dem König den Wagen, um auf den Bahnhof zu fahren.

Das Zeremoniell bei der Abreise war dasselbe wie bei der Ankunft.

Nachdem II. MM. die auf dem Perron aufgestellte Ehrenkompagnie besichtigt hatten verabschiedete Sich der Kaiser aufs herz­lichste von Seiner Majestät dem König, denselben wiederholt umarmend, und reichte den Prinzen des K. Hauses, sowie den