616

Handfuhrwerke vorschriftsmäßig beleuchtet werden.

Hinsichtlich der Fahrräder (Vclocipede) sind die bezüglichen besonderen Vorschriften maßgebend (zu vergl. Verfügung vom heutigen Tage, betreffend den Radfahr­verkehr, Reg.-Bl. S. 319).

8 2 .

Als öffentliche Sraßen im Sinne des § 1 der gegenwärtigen Verfügung gelten die sämtlichen Staatsstraßen und dem Nachbarschaftsverkehr dienenden Straßen und Wege, sowie die innerhalb der Ort­schaften befindlichen Straßen und öffent­lichen Plätze, dagegen nicht bloße Feld- und Holzabfuhr-Wege (Z 4).

8 3.

Die Beleuchtung hat zu geschehen:

1) bei Fuhrwerken, welche vorzugs­weise zur Personenbeförderung bestimmt sind, durch eine oben am Verdeck in zweckentsprechender Weise angebrachte La­terne oder durch zwei Laternen, welche an den Seiten soweit wie möglich nach vorn anzubringen sind,

2) bei anderen Fuhrwerken durch eine in der Mitte der Vorderseite des Fuhr­werks, wo dies aber vermöge der Beschaffen­heit oder der Ladung des Fuhrwerks nicht ausführbar ist, durch eine an den Zug- thieren, der Deichsel oder einer sonst ge­eigneten Stelle re. rc. in der Weise anzu­bringenden Laterne, daß das Licht möglichst ungehindert nach vorn fällt.

Die Laternen müssen in gutem Zustand und mit hellleuchtendem Licht versehen sein.

8 4 .

Wo besondere örtliche Verhältnisse vor­liegen, können durch ortspolizeiliche Vor­schrift weilergehende Bestimmungen hin­sichtlich der Voraussetzungen und der Zeitdauer der erforderlichen Beleuchtung, der Art derselben und der öffentlichen Wege, auf welchen sie zu erfolgen hat, getroffen werden.

Auch kann durch ortspolizeiliche Vor­schrift für diejenigen Fuhrwerke, mit welchen landwirtschaftliche Erzeugnisse unmittelbar vom Feld eingebracht werden, die Be­leuchtung nachgelassen werden.

8 5 .

Die gegenwärtige Verfügung tritt am 15. Oktober dieses Jahres in Kraft.

Mit diesem Zeitpunkt verlieren die in verschiedenen Oberamtsbezirken des Landes erlassenen bezirkspolizeilichen Vorschriften über die nächtliche Beleuchtung der Fuhr­werke ihre Wirksamkeit.

Stuttgart, den 16. September 1888.

Sch mid.

Stuttgart. Die städtische Fest­kommission zum Empfang Seiner Majestät des Kaisers erläßt an die Einwohner­schaft Stuttgarts die Aufforderung, am

27. und 28. die Gebäude möglichst reich zu beflaggen, insbesondere in den Straßen, durch welche Seiner Majestät der König mit Seinem hohen Gaste am Freitag den

28. d. M. vormittags eine Rundfahrt machen wird. Für diese Fahrt sind vor­behältlich der Allerhöchsten Genehmigung folgende Straßen in Aussicht genommen: Vom K. Residenzschlosse aus die Königs-, Eberhards- und Marktstraße bis zum Marktplatz, von da die Neue Weinsteige

abwärts, Olgastraße, Wilhelmsstraße, Wilhelmsplatz, Hauptstätter-, Tübinger-, Böblinger- und Silberbnrgstraße, an der Silberburg vorüber, Reinsburg-, Her­manns- und Rothebühlstraße am Feuersee vorbei, Johannes-, Schloß- und Büchsen­straße, an der Garnisonskirche und der Gewerbehalle vorüber bis zum Stadtgarten und von da See- und Schloßstraße, am Bahnhof vorüber zurück in das K. Residenz­schloß. Während der Fahrt sollen Spaliere gebildet werden.

Bietigheim. 17. Sept. Wie man demNeuen Tagebl." berichtet, haben die Mitteilungen des Privatiers Essich über die Ansiedelung in Posen" den Erfolg gehabt, daß demselben seither Hunderte von Anfragen zugegangen sind. Gestern hat nun im Gasthof zur Krone hier eine Versammlung stattgefunden, die aus den Oberämtern Besigheim, Ludwigsburg, Vaihingen a. E. und Schorndorf besucht war. Man wählte eine Kommission und beauftragte dieselbe, unter Leitung von Herrn Essich sich nach Posen zu begeben, um die dortigen Verhältnisse in Augen­schein zu nehmen, eine zu allenfallsiger Erwerbung geeignete Gemarkung auszu­wählen.

Nagold, 19. Septbr. Der landw. Verein in Nagold feierte am 15. Sept. ein Bezirksfest mit reichhaltiger Ausstellung und Prämiierung von Vieh, landw. Produkten, Werkzeugen und Ma­schinen. Jeder Ort des Bezirks war durch eine Deputation vertreten und darf das Ganze ein in jeder Beziehung wohlge­lungenes und wirkliches Volksfest genannt werden.

Die Gäste wurden mit Musik auf dem Bahnhof abgeholt, (wofür immer unser l. Freund H. sorgt) und auf den sich zu derartigen Unternehmen besonders geeigneten und recht schön dekorierten Festplatz geführt.

Um 10 Uhr sammelte man sich zum Festzuge am l^de der Stadt auf der Altenstaiger Straße. Voran 6 Reiter, teilweise in bäuerlicher Kleidung auf wohlgenährten Pferden, Musik, 12 Paare in Sulzer Tracht, der Ausschuß und Mit­glieder des landw. nnd Gewerbe-Vereins, der eigens hiezu eingeladene Landtagsab­geordnete des Bezirks Herr Regierungs­präsident von Lutz in einem Landauer (die Vertreter des Neuenbürger Vereins hatten die besondere Ehre, eingeladen zu werden, bei ihm im Wagen Platz zu nehmen.) Es folgten noch Gefährte, ein 4spänniger Wagen mit Frucht beladen, ebenso einer mit Oehmd, ein 4spänniger Wagen mit Produkten des Bezirks, Flachs, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Heidclbeergeist, Honig, Trophäen der Jagd u. s. w , welcher mit Sachkenntnis und großem Fleiß zusammengestellt war, ein 4spänniger Wagen mit Wagner und Schmied ar­beitend, ein 4spänniger Wagen mit Hopfen zupfenden Kindern, schließlich ein 4spänn- iger Wagen mit einem ausgezeichneten lebenden Bilde des Gambrinus und arbeitenden Bierbrauern. Der Umzug durch die Stadt dauerte °/« Stunden. Auf dem Festplatze angekommen, hielt der Vorstand des Vereins, Hr. Oberamtmann Dr. Gugel die Festrede, in welcher er die Thätigkeit

des Vereins und die hohe Bedeutung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft schilderte. Hierauf wurden an etwa 25 männ­liche und weibliche Dienstboten für zum Teil über 20 Jahre treu geleistete Dienste Diplome und Geldgeschenke verteilt. Es folgte die Vorführung und Preisverteilung des prämiierten Vrehes (sämtlich Simmen- thaler Schlag); hierauf das Festessen im Gasthof zur Post, wo sich die Neuenbürger wieder besonderer Aufmerksamkeit erfreuten. Nach verschiedenen Trinksprüchen, worunter ein poetischer von Hr. Professor Wetzel. ging es zurück auf den Festplatz.

Die Produkten- und Obstausstellung war sehr reichhaltig, besonders interessant war die Ausstellung ölhaltiger Sämereien und Oelkuchen der Fabrik von Reichert u. Comp. Nagold.

Die Feuerwehr in Kapfenhardt hat sich bei dem Brande am 20. Juni d. Js. durch mutvolle und aufopfernde Thätigkeit ausgezeichnet, dieselbe wird vom Ministerium des Innern für ihre Dienst­leistungen öffentlich belobt.

Stuttgart, 20. Sept. Wochenmarkt. Kartoffeln. 600 Zentner. Preis 3 ^ 50 Pf. bis 4 Pf. pr. Ztr.

Filderkraut: 4000 St. Preis 14 bis 18 per 100 St.Mo st ob st: 1200 Ztr. Preis 2 30 Pf. bis 2 ^ 60 Pf.

pr. Zentner.

(Obstpreise.) Eßlingen, 19.Sept. Zufuhr 18001900 Ztr., Preis 2^i 20 Pf. bis 2 ^ 80 Pf. pr. Ztr.

Ludwigsburg. 20. Sept. Zufuhr 80 Ztr. gemischt, Preis 2 ^ bis 2 30 Pf., außerhalb des Markts 1 80 Pf.

bis 2 -/kL Pr. Ztr.

Heilbronn. 20. Sept. Aepfel 2 «jL 25 Pf. bis 2 ^ 60 Pf., Birnen 1 -,/L 80 Pf. bis 2 20 Pf., gemischt 2 ^

20 Pf. bis 2 vlL 50 Pf., gebrochen 3 ^ 80 Pf. pr. Ztr.

Neuenbürg, 21. Sept. Kartoffcl- markt. Rote und weiße Rastatter 2 -,<L 80 per Zentner, pfundweise 3

Ausland.

Der Rücktritt des Kabinets Floquet schon kurz nach dem Zusammentritte der Kammern wird von der republikanischen, monarchischen und boulangistischen Oppo­sitionspresse ats eine ausgemachte Sache hingestellt, und es wird nur noch darüber diskutiert, bei welcher Veranlassung der Sturz Floquet erfolgen, und sodann, wer berufen sein werde, die Nachfolgerschaft zu übernehmen.

Rom, 21. September. Anläßlich des 18. Jahrestages der Befreiung Roms ist die Stadl reich beflaggt. Unter dem Geläute der großen Glocke des Kapitols begab sich der Gemeinderat zu dem Grabe Viktor Emanuels, um einen Kranz nieder­zulegen und von dort mit einer Deputation der Armee und zahlreicher Volksmenge nach der Stadtmauer, um an der Stelle, wo die Kanonen beim Piusthor Bresche gelegt haben, abermals einen Kranz nieder­zulegen.

Mit einer Aeitage.

Redaktion, Druck und Verla« von Jak. Me eh in Neuenbürg.