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des Hufschmiedgewerbes benützen wollen, haben sich bei der Direktion der k. Tier­arzneischule, welche im Einverständnis mit der k. Zentralstelle für die Landwirtschaft über die Zulassung zu dem Kursus ent­scheidet, längstens bis zum I. Juli zu melden.

Im Kunstgewerbeverein ist in einem Pianino, aus der Fabrik von Rich. Lipp u. Sohn hervorgegangen, ein Werk ausgestellt, das der Beachtung der Kunst­freunde kaum genug empfohlen werden kann.

Stuttgart, 31. Mai. Bis zur Eröffnung der Brauereiausstelluug sind es noch 3 Wochen. An den Hilfsgebäuden wird fleißig gearbeitet.

Am Münster in Ulm ist mit der Aufstellung des Gerüstes zum Turmhelm begonnen worden.

Herr Pomolog Fritzgartuer schreibt in der ReutlingerKreisztg." sehr pessimistisch über die Obstaussichten:Die unge­mein reiche Blüte aller unserer Obstbäume berechtigte zu Hoffnungen auf ein Obst­jahr, das dem Jahr 1847 sich anreihe, wie wir in 40 Jahren keines mehr hatten. Unsere Hoffnungen vermindern sich aber täglich. Einesteils treten die Obstfeinde aus der Jnsektenwelt so massenhaft aus, daß es die anhaltende Thätigkeit der Baumbesitzer erfordert, die Zerstörung dieses Ungeziefers vorzunehmen und noch zu retten, was zu retten ist. Noch mehr aber als die Raupen des Frostnacht­schmetterlings und derKaiwurm" hat die ungünstige Witterung geschadet. Die trockenen Nord- und Ostwinde haben eine Verdunstung der Blätter zur Folge gehabt, fast mehr, als durch die Wurzeln an Feuchtigkeit ausgenommen wurde. Diese mangelhafte Ernährung der Blüten durch die Blätter und der Mangel an Regen haben ungünstig auf die Entwicklung der Blüten eingewirkt, bereits sind viele, namentlich von Birnen, abgefallen. Zu retten wären noch, wo ein Ansatz der Früchte bemerklich wäre, durch eine flüssige Untergrundsdüngung, um den Baum so schnell als möglich zu kräftigen. Dies müßte aber möglichst bald geschehen ehe vollends die noch stehen gebliebenen Früchte aus Mangel an Ernährung ab- fallen."

Künzelsau, 27. Mai. Die sog. Schelfenzeit ist für Künzelsau, wo die Gerberei ein hervorragender Industrie­zweig ist, immer eine wichtige Zeit, da in wenig Wochen viel tausend Mark um­gesetzt werden. Heuer ist das Rinden­schälgeschäft vom Wetter außerordentlich begünstigt und liefert ein vorzügliches, trockenes und lohreiches Produkt. Deshalb Rhen die Preise auch höher als in den letzten Jahren. Man bezahlt für Glanz­ende 6 cM 50 sürRaitelrinde 3 50

für Grobrinde 2 bis 2 50 L -

Wildbad, 31. Mai. Se. Maj. der König hat unserem Kurtheater für künftig den Titel Königl. Kurtheater beigelegt. Nachdem der Umbau des Orchester- und Bühnenraums nunmehr fertiggestellt ist, sollen die Vorstellungen am 8. Juni ihren Anfang nehmen.

* Neuenbürg, 31. Mai. Gestern nachmittag sind in Loffenau oben im Dorf an der Straße nach Herrenalb 2 Wohn­

häuser abgebrannt, das eine von 4, das andere von 2 Familien bewohnt. Der Brand hätte gefährlich werden können, da die ganze Einwohnerschaft auf dem Felde oder im Walde war. An Mobilar ist fast nichts gerettet worden. Leider sind auch zwei Kühe und zwei Schweine umgekommen. Einem Beschädigten sollen auch 250 welche er für eine Kuh er­löst hatte, verbrannt sein. Ein Be­schädigter ist unversichert. Entstehungs­ursache bis jetzt nicht festgestellt.

Ausland.

Nach derTimes" hat auch die chin es. Regierung es abqelehnt, sich an der Pariser Ausstellung von 1889 zu beteiligen.

Miszellen.

Wie Einer lener und drei Andere wohlfeil ihrer Zeit gereist stnd.

Zwei Stücklein von nnno 1807 und 1814.

Von ßmik Jirommel.

(Schluß.)

Nach dieser Rede dachte jeder an Weib und Kind daheim und daß er doch nicht seine Haut auf den Markt tragen möchte, wenn das Ding wirklich losginge und so mußte der Marschall nolons volens oder Nolenz-Coblenz, wie Pulvermacher sagt in den Wagen steigen und gen Col- berg fahren. Unterwegs war in allen Dörfern großer Jubel, daß man den Franzosen gefangen, und die Bauern legten die besten Pferde vor, damit sie ja recht schnell fortkämen, und brachten sie auf geheimen Wegen in die Festung. Dort meldete sich der Kommandant Schmidt bei dem Major von Schill und erhielt mit seinen Kameraden ein öffentliches Lob. Später wurde der französische Marschall am 20. Februar 1807 gegen einen gefangenen preußischen Offizier aus­gewechselt. Der Gefangene aber war kein Geringerer als Vater Blücher, der nachmalige Feldmarschall Vorwärts.

So machte der Eine eine teuere Reise, die hoch und gut bezahlt worden ist.

Die andern drei machten aber dafür eine wohlfeilere Reise. S' waren auch drei Franzosen. Die kamen im Oktober 1814 direkt von Sibirien, um in ihr Vaterland heimzukehren. Mit der Königs­berger Eilpost waren sie in Berlin an­gelangt, und da sie ein knappes Reise­geld bekommen hatten auf den langen Weg, so gingen sie den großen Hotels aus dem Wege und zogen für die paar Tage, die sie in Berlin bleiben wollten, in ein Wirtshaus, was der Tierwelt ange­hörte. Sie wollten sich nur etwas aus­ruhen, denn von Sibirien heraus bis zu uns ist es schon ein ganz artiges Stück Wegs, und notabene dazumal war keine Eisenbahn, und der russische Schub, auf welchem sie bis Königsberg gebracht wurden, war gerade auch nicht vom Feinsten was es gibt. So hielten sie sich denn still und machten kein großes Auf­sehen , schrieben auch ihre Namen nicht ins Fremdenbuch, denn man war den Franzosen dazumal nach all dem Jammer, den sie gebracht hatten, nicht ab>onderlich grün. Nur wollten sie ein wenig sich umsehen in Berlin, und hauptsächlich dahin > gehen, wo es kein Geld kostete. So kamen

sie auch nach Charlottenburg, dort den Park und das Mausoleum zu besehen. Als sie am Parkthore ankamen, wurde ihnen von dem dort postierten, in könig­liche Livree gekleideten Großwächter ein Tagesbefehl eingehändigt, nach welchem sie sich genau im Park zu verhalten hätten. Also: nichts anrühren, nichts verderben, keine Blumen pflücken noch Singvögel stören oder Fische beunruhigen. Nament­lich aber war es verboten, einen gewissen Herrn, der genau beschrieben war, anzu­reden oder hinter ihm zu gehen, überhaupt Notiz von ihm zu nehmen. So viel deutsch verstanden sie, und was etwa fehlte, das machte ihnen der Portier noch deutlich. So traten sie mit dem Zettel in der Hand ein. Wer der unbekannte Herr war, denn sie nicht anreden sollten, konnten sie von niemand erfahren. Denn der Portier sagte kein Wörtlein mehr als nötig und war wie eine abgelaufene Spieluhr die, wenn sie ihr Stück gespielt hat, absolut nichts mehr leistet.

Sie waren noch nicht sehr tief in den Park gekommen, als sie mit dem Unnah­baren heftig zusammenrannten. Denn beim Umbiegen in einen Quergang stieß der Vorderste unter den Franzosen so heftig auf einen Herrn, daß demselben der Hut vom Kopfe flog. Der Franzose wollte sich eben entschuldigen, als er zu seinem Schrecken sah, daß nach dem Signalement der Herr kein Anderer wäre als der, den man nicht anreden sollte. Er hob ihm also mit Eleganz den Hut auf und gab ihn dem Herrn mit etlichem Räuspern zurück. Man ging aneinander ohne Wort vorüber. Aber der letzte der drei sah eine Brieftasche liegen, die dem Herrn wohl bei dem Stoß entfallen sein mußte, Er hob sie auf. Die Kameraden standen eben an dem Sarkophage der Königin Louise, nnd er teilte ihnen seinen Fund mit.

Allerliebst," sagte der Eine,nun werden wir den Geheimnisvollen entdecken. Da steckt ein Ding drin, das wie eine Depesche aussieht. Laßt uns einmal öffnen."

Nicht doch," rief der Finder,man liest keine Briefe von Fremden. Gerade weil wir ihn nicht kennen sollen, laßt es uns nicht thun."

Aber wie kannst du es dem Eigen- thümer zurückstellen, wenn du nicht weißt, wer er ist?"

Liegt ihm daran, so wird er uns schon zu finden wissen. Die Brieftasche bleibt uneröffnet"

Sie gingen nun aus dem Park zurück. Als sie wieder an die Stelle kamen, wo der Eine die Brieftasche gefunden hatte, sahen sie den Herrn wieder, in sichtlicher Aufregung diesmal auf und abgehend und wie wartend auf jemand.

Meine Herren," rief der Unbekannte ihnen auf französisch entgegen.Sie sind Franzosen. Aus Rußland, kriegsgefangen. Offiziere nicht wahr?"

Die Offiziere nickten stumm.

Kennen Sie mich?"

Nein."

Aber der Portier hat Ihnen doch gesagt?" . . .

Ja, daß wir Ihnen ausweichen, und nicht Sie anreden sollten, aber Sie selbst haben uns gegen das Verbot fehlen lassen."