vermindert. Die Steigerung des Nationalhasses gestatte den Deutschen nicht ohne Bedrohung des Lebens in Frankreich zu erscheinen. Die Erfolglosigkeit der bisherigen Zurückhaltung und Vorsicht Deutschlands erzeuge inDeutschland keine kriegerische Stimmungen, doch müsse man wünschen, den Verkehr beider Nationen einzuschränken. Man werde deshalb nicht bedauern, wenn Frankreich durch Gegenmaßregeln Deutsche vom Besuche Frankreichs fernhalten werde, wodurch gefährliche internationale Verletzungen möglichst ausgeschlossen werden. Die Reichsregierung diene hiedurch der Sache des Friedens.
Berlin, 30. Mai. Das Altersversorgungsgesetz wird jetzt von einer Subkommission der betr. Ausschüsse des Bundesrats täglich in langen Sitzungen beraten. Die Mitglieder der Subkommission sind Lohmann und Wödke Preußen, von Marschall Baden, Böttcher Sachsen, Lendmann Bayern, Schicker Württemberg.
Weder Deutschland noch Oesterreich-Ungarn beschicken die 1889er französische Ausstellung in Paris. Ministerpräsident Tisza wurde auf Wunsch von Geschäftsleuten, welche die Ausstellung auf eigene Faust beschicken wollten, über die Rätlichkeit interpelliert und riet sehr energisch ab. Es sei, sagteer, sehr möglich, daß sie in Folge der Aufregung in Paris Vermögensverluste erleiden könnten, und sehr leicht könne auch die ungarische Rationalfahne Beleidigungen erfahren. Die Warnung machte großes Aufsehen. Minister Tisza war weit entfernt davon, Frankreich verletzen zu wollen, womit Oesterreich in Freundschaft und Frieden leben will, so lange es nicht der Bundesgenosse Rußland's ist. Die Franzosen müssen in diesem Punkte ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie in Tisza's Rede etwas Beleidigendes finden.
Analogerweise müßte die französische Regierung ebensogut auch in London Lärm schlagen, da auch Lord Salisbury sich des Kapitalverbrechens schuldig gemacht hat, dem Lordmahor von Birmingham einen für die dortigen ausstellungslustigen Industriellen bestimmten Bescheid zugehen zu lassen, des Inhalts, daß, da die nächstjährige Pariser Ausstellung mit der hundertjährigen Wiederkehr des Datums der französischen Revolution zusammenfalle, die britische Regierung es nicht für angezeigt erachte, an der Feier dieses politischen Ereignisses teilzunehmen. Zu gutcr- letzt muß nun auch noch in der italienischen Deputiertenkammer die Anregung behufs Ergreifung umfassendster Maßregeln zur wirksamen Küsten- und Häfenverteidigung des Landes kommen, um den Verdruß der Franzosen auf die Spitze zu treiben. Bedarf es der Heranziehung noch weiterer Momente, um die tiefe Wahrheit des Wortes unseres großen Staatsmannes zu illustrieren, wonach die Franzosen alle ihre Nachbarn hassen? Die Gründe dieses Hasses laufen sämtlich auf das Gefühl des Unmuts hinaus, welches Frankreich bei dem Anblick empfindet, daß die großen Kulturstaaten ihre Interessen nach eigenem Ermessen regeln, ohne erst das französische Placet einzuholen.
In den Ueberschwemmungsge- bieten der östlichen Provinzen hat sich die Zahl der beschädigten und unbrauchbar gewordenen Wohnungen als bedeutend größer herausgestellt, als anfänglich angenommen wurde. Die Thätigkeit der für diese Gebiete eingesetzten Sanitäts- kommissionen hat deshalb auch eine große Steigerung erfahren; es gilt nicht nur, die unbrauchbar gewordenen Wohnungen auszubesscrn, sondern namentlich auch die Bewohner solange von denselben fernzuhalten, bis die Wohnungen wieder in den Stand gesetzt sind, daß sie ohne Schaden für die Gesundheit ihrer Insassen bezogen werden können.
Nürnberg, 29. Mai. Es sind hier falsche Zwanzigmarkstücke im Umlauf.
Straßburg, 30. Mai. Unterstaatssekretär Studt begab sich gestern nach Avricourt behufs Prüfung der zur Durchführung der Paßkontrole getroffenen Einrichtung. (F. I.)
Baden-Baden, 29. Mai. Ihre Majestät die Kaiserin-Mutter Augusta ist heute abend 10 Uhr hier eingetroffen.
Baden-Baden, 29. Mai. Am kommenden Sonntag den 3. Juni nachmittags wird der im vorigen Jahre gegründete Bricftauben-Liebhaberverein auf der Wiese vor dem Konversatioushaufe ein Taubenfliegen veranstalten. Zunächst sollen die Tauben von der Wiese nach dem Schlag, ihrer Geburtsstätte, im Verlauf des Sommers von Oos, Bühl, Offenburg rc. und endlich von Neubreisach ausfliegen, um dieselben auch, wenn es notwendig werden sollte, im Dienste des Vaterlandes zu verwenden.
Pforzheim, 29. Mai. Die Bürgerausschußsitzung sollte heute: 1) die Theaterfrage, d. h. Ankauf des alten Theater- gebäudcs, 2) die Schulhausbau-Frage, 3) den Ankauf des Haug'schen Anwesens behufs event. Neubaus des Rathauses, erörtern und erledigen. Der Bürgerausschuß hat beschlossen, das Theatergebäudc um 22 700 ^ anzukaufen, ohne einen bestimmten Verwendungszweck mit dem Ankauf zu verbinden. Dies will sagen: die Theaterfrage bleibt ungelöst wie zuvor. Die Schulhausbaufrage wurde nach langer Verhandlung dahin entschieden, daß, gänzlich abgesehen von der Erbprinzenstraße, weder am Katzenwäsferlein gebaut wird — ein dahin gehender Antrag wurde mit 43 gegen 41 Stimmen abgelehnt —, noch am Wilhelmskeller, welcher Antrag der gemischten Kommission ebenfalls in der Minderheit blieb, sondern der Stadtrat ermächtigt wurde, mit Herrn Bankdirektor Kayser in Verhandlung zu treten behufs Ueberlassung des zum Schulgebäude erforderlichen Platzes hinter dem Turnplatz (sogen. Hammerwiesen.) Der Ankauf des Haug'schen Anwesens, direkt neben dem jetzigen Rathause gelegen, wurde mit allen gegen 16 Stimmen abgelehnt, indem der Bürgerausjchuß den ablehnenden Beschluß des Stadtrates guthieß und zur Tagesordnung übergieng.
Pforzheim. Der G usta v-Adolf- Verein feiert Sonntag, nachmittag 2 Uhr in der Schloßkirche sein Jahresfest.
Pforzheim. Am Mittwoch als zwei Metzger auf der Straße von Ersingen einen gefesselten Farren hierher trans
portieren wollten, faßte plötzlich das Tier beim Eingang in den Ort Jspringen den ihn am Kopf führenden Metzger und drückte ihn an einen Zaun, so daß sein Verbringen ins städtische Krankenhaus nötig wurde, wo sich innere Verletzungen ergaben. (Pf. B.)
Pforzheim. An Unterhaltung für nächsten Sonntag fehlt es nicht. Die „Eintracht" macht einen Ausflug nach Mühlacker, die „Harmonie" einen Ausflug mit Musik nach Liebenzell; die „deutsche Generalfechtschule Lahr, Verband Pforzheim", einen Ausflug nach Neuenbürg; der „Turnverein" veranstaltet das Aussichtsturmfest mit Wettturnen.
Pforzheim. Brotpreise der Bäckergenossenschaft vom 1. Juni 1888 Schwarzbrot 1. Sorte: lange Form 2 Kilo 50 Pf., lange Form 1 Kilo 25 Pf., runde Form 2 Kilo 48 Pf., runde Form 1 Kilo 24 Pf., 1 Weißbrot 17 Pf., 1 Tafelbrot 20 Pfg.
Württemberg.
Stuttgart, 29. Mai. Das allseitige Interesse lenkt die Rede auf sich, welche Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht am letzten Sonntag in Weikersheim vor den Wählern des von ihm nun bereits seit 27 Jahren in der Kammer vertretenen Oberamts Mergentheim hielt. Die Rede ist gewissermaßen als ein Programm der Regierung zu betrachten und gewährt auf gewisse, das ganze Land bewegende Fragen bedeutsame Ausblicke. Der Minister begann mit einer kurzen Beleuchtung der allgemeinen politischen Lage, die eine unsichere sei und noch längere Zeit bleiben werde, da die zu Grunde liegenden Verhältnisse und Stimmungen keine augenblicklichen, rasch vorübergehenden seien. Unter Betonung der Friedensliebe Deutschlands wies Redner auf die Stärkung der deutschen Wehrkraft als die beste Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens hin.
Die Gesellschaft für die Weinverbesserung in Württemberg wird am Sonntag den 3. Juni, vormittags 11 Uhr, im Saale der Museumsgesellschaft zunStutt- gart ihre Generalversammlung abhalten.
Auf den 1. Okt. d. I. können in die Gartenbauschule zu Hohenheim wieder 12 Zöglinge eintreten. Zweck dieser Anstalt ist, junge Männer mit der Theorie und Praxis des ländlichen Gartenbaues bekannt zu machen. Die Aufnahme erfolgt auf 1 Jahr. Die Bewerber werden aufgefordert, sich spätestens bis Sonntag den 1. Juli d. I. schriftlich bei der Jnstituts- direktion zu melden.
In Hardt bei Schramberg ist Dienstag nacht ein Bauernhof abgebrannt. Die Mutter mit sechs Kindern und die Dienstmagd sind mitverbrannt. Der Besitzer mit dem ältesten Sohn konnten sich knapp retten. Der Viehstand ist ebenfalls gerettet.
Weil der Stadt, 27. Mai. Gestern am Trinitatisfest wurde der Grundstein zur neuen Brenzkirche gelegt. Eine dichtgedrängte Menge aus Weil der Stadt und den Nachbargemeinden, darunter der katholische Stiftungsrat unter dem katholischen Stadtpfarrer, sämtliche Bezirksbeamte von Leonberg, eine große Zahl von evangelischen Geistlichen war ver-