Ausland.

Amsterdam, 9. Dez. Das deutsche Barkschiff Renown. von Bangkok nach Bremen unterwegs, ist bei Neuwedicp ge­strandet. Das Schiff ist voll Wasser und mutmaßlich verloren. 11 Mann wurden durch ein Rettungsboot gerettet, 14 Mann befinden sich an Bord.

Die erste Woche der neuen französi­sche» Präsidentschaft hatte das alte Durch­einander gebracht, ohne die vom Präsi­denten Carnot erstrebte Einigkeit der Re­publikaner wesentlich befestigt zu haben. Carnot ist mit großer Vorsicht und als ein Allerweltsbefrager auf die Ministersuche gegangen und hat sich schließlich als ein geschworener Feind der Rechten entpuppt. Es ist kaum denkbar, daß sich die franzö­sische Republik auf die Dauer den Um­strickungen den Königtums wird entziehen können. Sicher aber ist, daß augenblick­lich nur die äußerste Schroffheit gegen die Rechte und thatkräftiges Aufraffen die Republik noch vor dem baldigen Sturze bewahren kann.

Paris, 10. Dez. DieAgentur Havas" meldet: Heute Nachmittag ließ ein gewisser Aubertin die Deputierten Ferry und Goblet aus dem Sitzungssaale der Deputiertenkammer zu sich bitten. Goblet kam nicht. Als Jules Ferrh aber hinzutritt, wurden aus nächster Nähe drei Revolverschüsfe auf ihn abgefeuert. Zwei Kugeln drangen dem Vernehmen nach in die Brust. Ferry, der von Freunden ge­stützt noch bis zum Krankenzimmer gehen konnte, sagte:Es hat nichts zu be­deuten!" Aubertin wurde auf der Stelle verhaftet. Der Verbrecher hatte nach Fery mit einer Karte von Herve, dem Direktor des BlattesSoleil", verlangt und auf die Karte geschrieben:Ich habe an Ferry eine Mitteilung zu machen." Die Karte war unterzeichnet: Albertin. Die Aufregung im Palais Bourbon unbe­schreiblich. Der Verbrecher wurde sofort verhört, Er gehört zu einer Gesellschaft die durch das Los denjenigen bestimmte, der auf Ferry schießen sollte. Das Los fiel auf Aubertin. Als er Ferry seine Karte überreichte, drehte sich dieser etwas zur Seite, um dieselbe zu lesen. Ohne diese Seitenbewcgung würde Ferry drei Kugeln in die volle Brust bekommen haben. Nach der Kammersitzung kam es zu heftigen Wortwechseln in den Wandel­gängen des Palais Bourbon; die Oppor­tunisten warfen den Radikalen die heftige Sprache ihrer Blätter gegen Ferry vor.

Paris, 11. Dez. Aubertin erklärte, er werde am Dienstag die Namen seiner Mitschuldigen nennen, falls nicht bis dahin die Mitglieder des Cabincts Rouvier durch seine Freunde getötet seien. Die Blätter aller Richtungen sprechen ihre Entrüstung über das Attentat aus. (F. I.)

Paris, 9. Dez. Nachdem Carnot ein Kabinet Goblet in sichere Aussicht genommen hatte, ist dasselbe in letzter Stunde noch an der Weigerung der für einige Ressorts bestimmten gemäßigten Republikaner gescheitert.

Paris, 11. Dez. Falliäres begab sich heute Mittag ins Elsee und zeigte dem Präsidenten Carnot an, daß er bei

der Unmöglichkeit, ein aus Elementen der rein republikanischen Gruppen bestehendes Kabinet zu bilden, den Auftrag zur Bild­ung des neuen Kabinets ablehncn müsse.

Rom, 8. Dez. Der Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn ist gestern abend unterzeichnet worden. Die Blätter heben den raschen Erfolg hervor, welchen die Verhandlungen gehabt haben und begrüßen dieses Resultat freudig.

Johann Most, der berüchtigte anarchistische Agitator, ist wegen seiner aufreizenden Reden anläßlich der Hin­richtung der Chicagoer Anarchisten zu 12 Monaten Gefängnis seitens des Newyorker Gerichtshofes verurteilt worden. Da Most Berufung einlegte, so wurde er bis zur Entscheidung hierüber gegen 5000 Dollars Kaution aus der Haft entlassen. Most scheint sich trotz seines Wütens gegen das verruchte Kapital in der Stille ein hübsches Kapitälchen gesammelt zu haben.

Mizellen.

Aer beste Anwalt.

Erzählung von F. Arnefeldt.

(Nachdruck verboten-) (Fortsetzung.)

An einem Dezembertage hatte Amt­mann Glöckner die Einladungen zu einer größeren Jagd ergehen lassen. Das Ren­dezvous der Jäger war eine ziemliche Strecke vom Gute entfernt im Walde, und sämtliche Gespanne waren unterwegs, teils um die aus der Stadt kommenden Ge­ladenen von der Eisenbahnstation abzu­holen, teils um Proviant für das Jagd­frühstück an Ort und Stelle zu schaffen.

Obgleich Franz auf einem kürzeren Wege direkt vom Gute seines Vaters hätte nach dem Jagdrevier kommen können, sprach er doch erst auf der Domäne ein, anscheinend, um seine Braut zu begrüßen, in Wahrheit aber, um ihr ein Briefchen zuzustecken, das er im Augenblicke des Aufbruchs mit der Bezeichnungdringlich" für sie von Walter Bernek erhalten hatte.

Käthe ließ das Kouvert blitzschnell in ihre Tasche gleiten unv konnte, so sehr sie auch brannte, dessen Inhalt kennen zu lernen, doch zunächst keinen unbewachten Augenblick dafür finden. Als ihr dies endlich gelang, ward sie durch die Nach­richt, welche es enthielt, in die größte Aufregung versetzt. Walter Bernek schrieb ihr, daß er des Hin- und Hcrschreibens satt sei und sie sprechen müsse, um endlich zu einer Entscheidung, die er nun nicht länger hinausgeschoben wissen wolle, zu kommen. Er treffe mit einem der durch­gehenden Züge auf der nächsten Eisen­bahnstation ein und bitte sie, sich dort ebenfalls einzufinden.

Käthe sah auf die Uhr und erkannte, daß sie keine Zeit zu verlieren habe, wenn sie die eine gute Stunde entfernt gelegene Eisenbahnstation rechtzeitig er­reichen wolle. Sie eilte in den Stall, um ihr Ponyfuhrwerk anspannen zu lassen, erfuhr aber zu ihrem Schreck und Aerger, daß auch dieses auf Befehl ihres Vaters mit den anderen fortgefahren war. Nun war guter Rat teuer, denn sogar der Schimmel, den sie gelegentlich als Reit-

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neu

Pferd benutzte, war heute mit angespannt worden, und wenn sie als rüstige Fuß­gängerin auch den Weg nicht scheute, so konnte sie ihn dach nicht in der erforder­lichen Zeit zurücklegen. Ließ sie aber Walter ungebührlich lange warten, so war nicht abzusehen, welchen Schritt dieser in seiner Ungeduld und Gereiztheit eigen­mächtig bei ihrem Vater thun könne.

Nur wenige Minuten stand sie be­troffen und ratlos, während ihr dies alles im Kopfe herumging, dann kam ihr ein rettender Gedanke. Hatte nicht Ritter­gutsbesitzer Eschebach erst vor acht Tagen ein Damenpserd, einen prächtigen Gold­fuchs gekauft, den sie mit wahrer Lust bereits Probe geritten und den er, wie er sich deutlich merken lassen, der Schwieger­tochter zum Geschenk bestimmt hatte?

Sie eilte auf ihr Zimmer, warf sich in ihren Reitanzug, schürzte das Kleid hoch auf und lief nach dem Nachbargute hinüber. Die Jagdgesellschaft, so be­rechnete sie, kehrte vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurück, und bis dahin hatte sie längst die Zusammenkunft mit Walter gehabt, das Pferd abbgeliefert und war selbst wieder zu Hause.

(Fortsetzung folgt.)

(Starke Diagnose.)Mein lieber Freund, beruhige Dich! Deine Krankheit ist weiter nichts als eine vollständige Trägheit Deiner Glieder durch überan­gestrengtes Nichtsthun."

(Selbst verschuldet.)Aber, Herr Wirt, die Blutwurst ist ja nicht mehr frisch!"Ja, warum sind Sie denn nicht vorgestern gekommen?"

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Gnzthäter

für das erste Quartal 18 8 8.

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AtiW-t! «. Isis InMlM.

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