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Deutschland.
Eine frohe Botschaft bringt die „Magdeb. Ztg. aus San Remo. Man schreibt derselben von dort unterm 6. Dezember: Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß in den allerletzten Tagen auch bei den hiesigen Aerzten in der Beurteilung der Krankheit des Kronprinzen ein bedeutsamer Umschwung eingetreten ist. Wie ich mit Bestimmtheit versichern kann, hegen die Aerzte seit einigen Tagen nicht nur die Hoffnung, das Leben des Kronprinzen zu erhalten, sondern sogar die Hoffnung auf eine völlige Genesung. Sic haben an der eisenfesten Natur des hohen Herrn einen Bundesgenossen, der die kühnsten Erwartungen weit überflügelt hat. Sollte diese Hoffnung sich als begründet erweisen, so wäre das das köstlichste Weihnachtsgeschenk, welches dem geliebten Herrscherhause und dem ganzen deutschen Volke zu Teil werden könnte!"
Alle Berichte aus San Remo über das Befinden des deutschen Kronprinzen lauten fortgesetzt äußerst befriedigend; auch das örtliche Leiden weist ein relativ recht günstiges Stadium auf. Bei dem gegenwärtig in San Remo herrschenden herrlichen Wetter unternimmt der Kronprinz fast täglich kleinere und größere Ausflüge, teils zu Fuß, teils mittels Wagens, mitunter auch zu Pferd Auch hat König Humbert dem Kronprinzen und seiner Familie eine eigene Vergnügungsyacht zur Verfügung gestellt.
Das Abkommen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn, welches den deutsch-österreichischen Handelsvertrag provisorisch verlängert, ist in Wien unterzeichnet worden. Der Vertrag ist zunächst bis 30. Juni 1888 verlängert und soll, sofern bis 15. Februar 1888 keinerseits eine Kündigung erfolgt, von da ab mit einjähriger Kündigungsfrist fortbestehen.
Mit allseitiger Spannung blickt man den Aufklärungen der russichen Regierungs- Presse über die auffallenden Truppenverstärkungen an der galizischen Grenze entgegen, denn daß z. B. die orenburgischen Kosakenreaimenter nicht wegen — Futtermangels Hunderte von Meilen weit bis in die Nähe der österreichischen Grenze transportiert worden sind, liegt auf der Hand. Speziell Oesterreich hat ein begreifliches Jnieresse daran, zu erfahren, was der russische Nachbar eigentlich im Schilde führe, aber die Frage ist nur, ob man sich in Petersburg den so deutlichen „Anzapfungen" der österreichischen Blätter gegenüber dazu verstehen wird, „Farbe zu bekennen." Wenn, wie es immer mehr den Anschein gewinnt, Rußland mit seinen Truppenansammlungen an der galizischen Grenze beabsichtigt, auf Oesterreich einen Druck auszuüben, so ist die Absicht vollkommen fehlgeschlagen, denn die ganze Haltung der österreichischen Regierung deutet darauf hin, daß sie sich durch die russischen Demonstrationen nicht einschüchtern läßt.
Berlin, 10. Dez. Der Gesetzentwurf betreffend Aenderungen der Wehrpflicht bestimmt im wesentlichen, daß die Landwehr sowie der Landsturm fortan in ein erstes und zweites Aufgebot zer
fallen. Für das erste Aufgebot der Landwehr ist die Dienstpflicht wie bisher eine 5 jährige. Die Dienstpflicht des zweiten Aufgebots der Landwehr, bei welchem keine Hebung und keine Kontrolversamm- lung stattfindet, auch die Freiheit der Auswanderung nicht beschränkt ist. dauert bis Ende März des vollendeten 39. Lebensjahres. Das erste Aufgebot des Landsturms besteht aus den nichtgedienten Personen bis zum 39. Lebensjahre, das zweite Aufgebot des Landsturms, welches nur in einem Kampf um die Existenz des Vaterlands in Aktion tritt, besteht aus allen bereits gedienten Wehrpflichtigen vom 39.—43. Lebensjahre. Der Landsturm hat keine Hebungen und keine Kontrolleversammlungen.
Berlin, 11. Dezbr. In Folge Unwohlseins des Reichskanzlers hat sich Prof. Dr. Schweninger nach Friedrichsruh begeben. (F. I.)
Das Präsidium des Reichstags und eine große Anzahl Reichstagsabgeordneter besuchten dieser Tage das orientalische Seminar. Der Direktor desselben, Professor Sachau, empfing die Besucher und geleitete sie durch alle Räumlichkeiten. Am Schluffe des Besuches wurden in dem großen Hörsaale auch die fremdländischen — chinesischen und arabischen — Lehrer vorgestellt, welche ihre Festgewänder angelegt hatten. Der Reichstagspräsident v. Wedell sprach die Freude des Reichstags über das Erstehen des Seminars und die besten Wünsche für dessen weiteres Gedeihen aus.
Baden-Baden, 8. Dez. Wie sehr es geboten erscheint, bei einbrechender Dunkelheit den Fuhrwerken die nötige.Be- leuchtung beizugeben, bestätigt ein gestern Abend hervorgerufener Unglücksfall. Ein Dienstknecht von Gochsheim wollte gestern Abend mit seinem mit 4 Pferden bespannten Steinwagen vom Walde nach Hause fahren, als er in der Dunkelheit mit dem ganzen Gespann einen hohen Straßenabhang hinunterstürzte und durch die Pferde derart erdrückt wurde, daß der Tod sofort eintrat. Die Pferde, welche auf einen Haufen fielen, kamen mit einigen Verletzungen davon.
Im mendingen, 4. Dez. Heute ist nach dem „Schw. B." das zweite Opfer des Mörders Greiner, Ludwig Grüninger, nach qualvollen Leiden gestorben.
Württemberg.
Stuttgart. Am 22. Dezember findet der Schluß der von Komerzienrat Ehni in der Gewerbehalle veranstalteten Ausstellung von Kunst- und kunstgewerblichen Gegenständen statt.
Stuttgart, 9. Dez. In Sachen des Sanitätswescns ist ein wesentlicher Fortschritt gemacht worden. Von Berlin aus sind an die verschiedenen Landes- und Provinzial-Sanitätsvereine Weisungen ergangen, alle Bedürfnisse für Lazaret- und Felddienst, soweit sie in den Kreis des Freiwilligen Sanitätsdienstes fallen, nach beigegebenen Modellen einheitlich herzustellen. Solcher Bedürfnisse sind selbstverständlich gar mancherlei und es liegt auf der Hand, welchen Wert es haben muß, wenn der Arzt nur nach der Binde, nach der Kompresse, nach der'
Schiene Nr. SoundSo zu rufen braucht und versichert ist, daß er das Richtige aus der Hand des Hilfspersonals erhalten wird. Se. Maj. der König hat im Akademiegebäude einen Raum gewährt, in welchem die Modelle aufbewahrt werden. Manches läßt sich im tiefsten Frieden für den Kriegsfall vorbcreiten; manche dieser Modelle können aber auch erst als Vorbilder für die Vermehrung an die Lokalvereine hinausgegeben werden, wenn der Kriegsfall eintritt.
Stuttgart. (Neues im Landes- Gewerbemuseum.) Ein Patent-Antifluc- tuator (Apparat zur Verhinderung des Zuckens der Gasflammen) für Gasmotoren von 2 Pferdekräften; vou Emil Schrabetz, Civil-Jngenieur in Wien. Ein Musterbrett mit altdeutschen Beschlägen, blank und verzinnt; von Jakob Kaiser in Regensburg. Ein Paar Leuchter, getriebene Arbeit in Delta-Metall, Stil Rococo; von Reinhold Kirsch in München. Ein Tableau mit blanken Thürenbeschlägen im Renaissance-Stil; von Ludwig Stubach in Karlsruhe. Eine Kollektion japanischer Gegenstände; nämlich: Eine Etagere aus dunkel gebeiztem Bambus; zwei Füllungen von Holz mit durchbrochener Schnitzerei; ein Kästchen von Holz mit Perlmutter- Dekoration ; eine mytische Figur, aus Holz geschnitten; eine Lederfüllung, gepreßt und bemalt; eine in Kupfer getriebene Theebüchse, antik japanische Form; eine Cloisonne-Email-Vase, bunt, mit 3 Füllungen; ein geknüpfter Teppich, blau und weiß; ein Panneau mit broncefarbigem Seidengrund und goldener Reliefstickerei; eine kleine Decke, Applikationsstickerei mit 3 Figuren; ein Panneau mit schwarzem Satingrund und Stickerei in Gold, weiß und rot; außerdem: ein persischer Teppich aus Schumak, roter Grund mit farbiger Zeichnung; sämtlich von L. M. Bern- heimer in Ulm.
Der Maschinenfabrik Eßlingen ist die Lieferung von 10 Lokomotiven, 50 Stück offenen und 50 Stück bedeckten Güterwagen für die württ. Staatseisenbahn übertragen worden.
Tübingen. Nach der Tagesordnung für die Schwurgerichtssitzungen des vierten Quartals beginnen die Verhandlungen am Mittwoch den 14. Dez. und endigen am Dienstag den 20. Dezember.
Von der Brett ach schreibt man dem „Hall. Tagbl.": Seit letzten Frühling hat der Kaffeebezug von Hamburg immer mehr nachgelassen. Reisende aus Hamburg für den Artikel Kaffee sieht man seit dreiviertel Jahren keine mehr. Die im vorigen Herbst zu spottbilligen Preisen verstellten Zuckerhüte sind sämtlich ausgeblieben und das hat die Leute stutzig gemacht.
Unterhaug stett, (OA. Calw), 9. Dez. Am 5. d. M. brach hier zur Mittagszeit in einem Hause Feuer aus. Ein Arm voll Hanf, welcher Trocknens halber in der Nähe des Kochofens in der Wohnstube gelagert war, geriet in Brand. Der Gebäudeschaden ist gering. Dagegen erlitten die Mutter, Ehefrau, Schwester und zwei Kinder des Brandbeschädigten bedeutende Brandwunden an Kopf, Händen und Füßen. An dem Aufkommen der Mutter wird gezweifelt.