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tinisch; 1 desgl., Broncemit grüner Patina, Stil egyptisch; sämtliche von Julius Rosenfeld in Wien.
Eine patentierte elastische Zug Vorrichtung (Stoßfänger) mit Kraftmesser und Zeigervorrichtung zur Erkennung der Zugkraft beim Pflügen; von I. A. Bischof in Niederzweren-Cassel.
Ein Patent- Schnellkeimapparat mit Thermometer, für Bierbrauereien rc.; von C. F. Röber Söhne in Eichrodt- Eisenach.
Gärtringen, 15. Juli. Einem 11 'l,jährigen Knaben wurde von den Rädern einer Futterschneidmaschine das äußere Glied eines Mittelfingers zerdrückt. Nachdem die Heilung anfänglich den gewünschten Verlauf nahm, stellten sich Anfälle von Starrkrampf ein. Der Finger wurde abgenommen. aber leider zu spät. Die Starrkrampfanfälle steigerten sich derart, daß sie den Tod des blühenden Knaben zur Folge hatten.
Am 14. d. M. ist in Waldmössingen, OA. Oberndorf ein Wohn- und Okonomie- gebäude vollständig abgebrannt. Der Brand wurde durch mit Zündhölzer spielende Kinder verursacht.
Leonberg, 15. Juli. Gestern hatten wir einen eindringenden Gewitterregen, welcher zur Ausreifung besonders unserer Hauptfrucht, des Korns, sehr willkommen war. Wir werden eine gute und schwere Frucht bekommen und sonstige Felderzeugnisse sind recht schön, auch der Weingärtner hofft auf einen guten Mittelertrag.
Ludwigsburg, 15. Juli. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigen II. KK. HH. der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm sich anfangs der nächsten Woche nach dem Seebade Norderney zu begeben.
(St.-Anz.)
Tein ach, 15. Juli. Gestern wurde unserm idyllischen Schwarzwaldbad eine angenehme Uebcrraschung zu Teil durch den Besuch von 17 Kavallerreoffizieren, welche auf einer Inspektionsreise begriffen, ihr Mittagsmahl hier einnahmen.
Ausland.
Ueber die panslavistischen Umtriebe in Frankreich sind bereits verschiedentlich Einzelheiten in dieOeffentlichkeit gedrungen. Die Agenten des Herrn Katkoff sind in der französischen Hauptstadt besonders thätig gewesen, für den General Boulanger Propaganda zu machen, weil sie in ihm den geeigneten Mann sahen, die Verbindung zwischen Frankreich und Rußland zu verwirklichen. Daß die geheimen Fonds des Kriegsministeriums diesem Treiben nicht ganz fern standen, ist eine unbestrittene Thatsache.
MisMkii.
Der Günstling einer Königin.
Historische Skizze nach dänischen Quellen von vr. Heinrich Ruhe.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Der Stadtphysikus teilte ihm in aller Kürze mit, weshalb er ihn aufgesucht habe. Vergebens mahnte ihn Avero, von seinem Vorhaben abzulassen, aber alle Mahnungen und Warnungen verhallten wirk
ungslos. Da nahm ihn endlich der Wahrsager bei der Hand, öffnete eine Tapetenthür und führte ihn durch einen langen Raum. Hier ließ er Plötzlich die Hand Struensees los, und dieser war allein. Tiefe Stille herrschte hier, wahre Grabesstille. Mit ausgestreckten Händen tastete Struensee ängstlich umher, allein er stieß weder auf eine Thür, noch auf eine Mauer. Er zog seinen Degen und hieb um sich, er traf jedoch nichts, als die leere Luft. Auf einmal vernahm er, wie aus weiter Ferne, eine klare, deutliche Stimme:
„Was wünschest du, Johann Friedrich Struensee?" fragte die Stimme.
Struensee zitterte am ganzen Leibe, doch er faßte sich schnell und rief:
„Wer immer du auch bist, sage mir, was du von meinem Leben und von meinem Tode weißt!"
„Wiederum trat eine tiefe, geheimnisvolle Stille ein. Nach wenigen Minuten ließ sich jene zauberhafte Stimme von neuem hören.
„Johann Friedrich Struensee," sprach sie, „du bist Arzt und rettest andere vom Tode, und dir selbst kannst du nicht helfen. Der König von Dänemark regiert das Land, aber du wirst den Dänenkönig beherrschen. Hebe ja dein Haupt nicht zu hoch, damit nicht deine Grafenkrone Dänemarks Königskrone überstrahle! Denn sonst stürzt die Krone zur Erde und reißt im Falle deinen Kopf mit sich. Jawohl, ich sehe deutlich einen blutigen Streifen um deine Rechte und um deinen Hals — Johann Friedrich Struensee, das Blutgerüst, das Blutgerüst, das Schaffst, erwartet dich!"
Dann war es wieder still, grabesstill, und es schien Struensee, als ob der Boden tiefer mit ihm sänke, bis er plötzlich die Sterne über sich funkeln sah, und die kühle Abendluft ihn umfächelte. Verwirrt schaute er um sich, und wie sehr erstaunte er, als er erkannte, daß er in einem Gaß- chen sich befand, welches hinter Averos Wohnung hinlief.
Auf tiefste ergriffen von all demjenigen, was er soeben gesehen und gehört hatte, trat der Stadtphysikus den Heimweg an. Er gab sich die größte Mühe, alles Erlebte für Lug und Trug zu halten. Wie sollte auch er, der unbekannte, namenlose Arzt, jemals in die Lage kommen, über Dänemarks König zu herrschen? Das war ja rein unmöglich. Zu Hause angekommen, fand er auf seinem Schreibtische ein dickes Briefpacket mit großen Amtssiegeln liegen — es war seine Ernennung zumLeibarzte des Königs. Seine Gönnerin, die verwitwete Generalin Berkenthin, hatte ihm diese ehrenvolle und einflußreiche Stellung verschafft. Struensee erbleichte, denn was Joseph Avero ihm prophezeit hatte, dünkte ihm jetzt nicht mehr zu den absoluten Unmöglichkeiten zu gehören.
Seit jenem denkwürdigen Abend, da der Altonaer Stadtphysikus den Spanier- Joseph Avero ausgesucht hatte, um sein Schicksal zu erfragen, waren vier Jahre verflossen. Auf der Christiansburg in Kopenhagen fand am 16. Januar 1772 ein glänzender Maskenball statt. Unzählige Menschen wogten in prächtigen, phantastischen Trachten in den weiten, schmucken
Hallen des nordischen Königsschloffes auf und nieder, entzückende Musik rauschte durch den taghell erleuchteten Ballsaal.
Unter der geschmückten Menge fiel eine Dame in reicher, phantastischer Kleidung auf. Sie trat auf eine hohe Gestalt zu, welche das Kostüm eines indischen Zauberes trug, und fragte lächelnd den Magier:
„Kannst du den Schleier der Zukunft lüften, Weiser des Orients im Silberhaar?"
„Vielleicht, schöne Maske; reiche mir, bitte, deine Hand!"
Die Dame zog eiligst den Handschuh aus und gab dem Zauberer die Hand. Lange betrachtete dieser die kleine, zierliche Rechte und sprach dann mit langsamer Stimme:
„Du hälft treu zu demjenigen, welcher Dänemark regiert, allein der da Dänemark beherrscht, ist nicht der Dänen König!"
Die schöne Maske wurde bleich, ein heftiges Zittern erschütterte ihren Körper, und rasch entzog sie dem Magier ihre Hand.
„Hüte dich vor der Zukunft!" fuhr der Zauberer mahnend fort, „Sie wird dir viele Thränen und großes Herzeleid bringen."
Die feine Dame war sehr aufgeregt und bebte an allen Gliedern, aber sie zwang sich mit aller Anstrengung zur Heiterkeit und antwortete lächelnd:
„So komm denn an dem dunkelsten und schwersten Tage meines Lebens zu mir, Magier! Ich erwarte dich."
„Ich werde kommen," sagte der Zauberer leise. „Gott sei mit dir Königin Karoline Mathilde!"
(Fortsetzung folgt.)
Das Erkennen falscher Butler.
Man hat in letzter Zeit sich soviel damit beschäftigt, auf chemischem Wege die Verfälschungen der Nahrungsmittel nachzuweisen, und mit anerkennenswerter Sorgfalt hält die Polizei ein wachsames Auge auf alle die, welche sich des Verkaufs gefälschter oder verdorbener Nahrungsmittel schuldig oder auch nur verdächtig machen.
Immerhin aber ist es Sache einer jeden Hausfrau, die redlichen Bemühungen dieser Behörde darin zu unterstützen, daß sie sich eingehend mit dem Unterschied der guten und reinen Nahrungsmittel von den gefälschten und verdorbenen bekannt mache und nur die erstgenannten kaufe. Erst dann wird es den gewissenlosen Herstellern minderwertiger Nahrungsmittel bald genug leid sein, ihre Zeit und Kosten auf solche zu verwenden. Man wird namentlich bei der Butter viel Fälschung vorgenommen und doch ist es ziemlich leicht, dieselben zu erkennen, denn Auge, Hand und Zunge sind imstande, diese Fälschungen nachzuweisen.
Gute, reine Butter muß ein festes, gleichmäßiges Aussehen haben und darf nicht auffallend gelb erscheinen! Ist Letzteres der Fall, so können wir getrost annehmen, daß dieselbe gefärbt ist.
Reibt man ein wenig Butter zwischen den Fingern, so muß dieselbe schmelzen, darf sich weder körnig noch trocken oder gar langziehend anfühlen; auch dürfen beim Druck keine Waffertropfen heraustreten.