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und Feldwegen, die Beifuhr des Klein- geschlägs und Kieses, das Abführen des aus den Kanälen geschafften Morastes u. s. w. Die Akkordsumme beträgt rund 100 000 ^

Stuttgart, 29. März, Die so­genannte Heilsarmee unter dem Obersten Schaaff läßt nun auch eine Zeitung er­scheinen alsamtliches Organ der Heils­armee für alle Völker deutscher Zunge." Aus der Zeitung erfahren wir, daß Stutt­gart die zweifelhafte Ehre zu teil geworden ist, zum Hauptquartier für Deutschland erkoren zu werden. Daß die religiöse Ueberspanntheit immer tollere Auswüchse zeitigt, zeigt eine Annonce in den hiesigen Tageszeitungen, worin ein HerrEugen Wenz, Diener Gottes" jedermänniglich auf Palmsonntag, nachmittags 4 Uhr, in den Saal des Bürgermuseums einladet, um eineProklamation Gottes des Allmächtigen an die Fürsten und Nationen Europas" zu vernehmen.

Rottweil, 30. März. Der Metzger L. von Schörzingen schlachtete gestern auf einem Hofe bei Wellendingen ein Schwein und begab sich gegen Abend auf den Heim­weg; am andern Morgen wurde L. auf dem Fußwege bei Schörzingen tot, wohl erfroren, aufgefunden.

Calw, Durch K. Verordnung vom . März ist die hiesige Stadtgemeinde zu Forterhebung einer örtlichen Abgabe von Bier und Fleisch in dem seitherigen Be­trag vom 1. April 1887 bis 31. März 1897 ermächtigt. Die bis jetzt bestehenden Ab­gabe-Ordnungen sind von den K. Staats­ministerien des Innern und der Finanzen mit der Aenderung genehmigt worden, daß vom 5. April 1887 an auch das verzollte Bier und Fleisch der örtlichen Verbauchs- abgabe unterworfen ist.

Es ist ein, namentlich bei uns viel- beklagter Uebelstand, daß so viel franzö­sisches Geld (mit einem schwankenden Agio) beim Viehhandel in Umlauf kommt; /nun lesen wir überdies im ,yFr. I.": Vor falschen 20 - Fra n k.sststücken rwird gewarnt. Dieselben tragen das Münz­zeichen /I, die Jahres^shl 1856 und-sollen von echten Münzen sehr schwer zu unter» scheiden sein. Daher die Augen auf!

O e st e r r e i ch.

Kaiser Franz Josef empfing am Diens­tag den früheren russischen Militärattache am Wiener Hofe, General v.Hsu lbars, in Abschiedsaudienz. KaulbaiKRehrt nach- Petersburg zurück, um sich auf seinen Posten als Militärbevollmächtig^r Ruß­lands in Teheran zu begeben; M Hofe des Schah's von Persien dürfte der Ge­neral wegen seiner bulgarischen Thaten jedenfalls auf aufrichtige Anerkennung zu rechnen haben.

Ausland.

Auch in der Pariser Deputiertenkammer ging es am 31. März heiß her; allein das Ministerium hat. fast wider Erwarten, schließlich das Feld behauptet. Wie man weiß, hatte die Kammer über die Nach­tragskredite für das Finanzministerium zu entscheiden, die in der Budgetkommission so schroff abgelehnt worden waren.

Petersburg, 31. März. Der Mi­nister des Auswärtigen, Herr v. Giers,

hat lautKöln. Ztg." eine Audienz beim Zaren erbeten, um den Kaiser zu bitten, er möge zwischen ihm (Giers) und Katkow wählen. Giers verlangt die Unterdrückung der Moskauer Zeitung des Herrn Katkow.

Den Aufstandsversuchen in Bulgarien, welche von russischem Boden aus, wie man in Sofia sicher weiß, geplant und vorbe­reitet wurden, ist die bulgarische Regierung durch Wachsamkeit und vorbeugende An­ordnungen bis jetzt mit Erfolg zuvorge­kommen.

Miszellen.

Kin aufgelöstes Rätsel.

(Nachdruck verboten.)

Rätselhaft und unerklärlich dünken uns oft Erscheinungen, von denen die Geschichte vergangener Jahrhunderte berichtet und kopfschüttelnd stehen wir vor scheinbaren Wundern, bei denen wir vergeblich nach einem der zweifelnden Gegenwart genügen­den Erklärungsgrund suchen. Zu solchen wenig verständlichen, uns fremd anmuten­den Dingen in der Geschichte gehören die Ordalien oder Gottesurteile, bei denen man voraussetzte, daß in streitigen Fällen von Wichtigkeit, wo die Richter die Wahr­heit nicht zu finden vermochten, Gott selber durch übernatürliche Einwirkung jederzeit die Entscheidung geben würde, sobald man durch die feierliche Veran­staltung einer Probe darum nachsuchte.

Unter diesen Ordalien des Mittelalters nahm einen herrvorragenden Rang die sogenannte Feuerprobe ein, welche darin bestand, daß der Angeklagte unter mancher­lei Zermonien über glühendes Eisen hin­wegschreiten oder solches in die bloße Hand und eine Zeit lang tragen mußte. Merkwürdigerweise erzählt nun die Ge­schichte eine Menge solcher Fälle, in denen der Angeklagte wirklich unversehrt blieb, und wenn es auch unzweifelhaft ist, daß die Geistlichen, denen die Leitung der Probemüberlassen war, durch Täuschungen und.Künstgriffe allerlei Art den Ausgang beeinflussen konnten und oft beeinflußt haben mögen, so sind doch auch anderer­seits die Erzählungen von ganz bestimmten Fällen des glücklichen Bestehens der Feuer­probe so genau und verbürgt, daß wir durchaus kein Recht haben, an ihrer Wahr­heit m zweifeln. So mußte, um nur eins -von 'den historisch überlieferten Beispielen zu erwähnen, die Königin Emma, die Ge­mahlin Karls III. von Frankreich, um sich von der Anschuldigung der Untreue gegen ihren Gemahl zu reinigen, in Gegenwart einer Versammlung von Geistlichen und unter Leitung ihres Beichtvaters über glühend gemachte Pflugschare schreiten, was ihr auch wirklich ohne die geringste Verletzung gelang und ihren Gemahl zu so tiefer Reue drängte, daß er sich von den Bischöfen stäupen ließ. Griff hier nun wirklich, wie man in jenen früheren Zeiten annahm, eine höhere Macht un­mittelbar ein und hob momentan die elvigen Naturgesetze auf?

Die heutige Wissenschaft hat ein unbe­dingtesNein^ auf solche Fragen; aber es wäre thöricht von ihr, wenn sie im Mangel eines Erklärungsgrundes die ganze

Thatsache leugnen oder mit vornehmen Achselzucken darüber hinweggehen wollte Sie muß vielmehr mit prüfender Leuchte an derartigeWunder" herantreten, denn nur eingehende Untersuchung ist auch hier das allein zum Ziele führende Mittel. Und in der That hat die neueste Zeit das Rätsel durch die Entdeckungen der Wissenschaft gelöst.

(Fortsetzung folgt.)

Fast doppelt so viele Personen, alz das deutsche Reich Einwohner zählt, sind im Jahre 1886 von der Großen Berliner Pferdeeisenbahn befördert worden, nämlich 85 500 000 Personen.

(Berechtigtes Dispensgesuch.) Standes­beamter:Sie wissen, daß der Mann des Weibes Haupt ist, er muß es schützen und

schirmen-auch ist es Pflicht der Fran,

dem Manne überall hin zu folgen. -- Braut:Ob, bitte, ändern Sie das bei uns ab."Standesbeamter:Warum denn?" Braut:Mein zukünftiger Mann ist Briefträger."

(Der große Franzose.) Herr v. Lesseps ist in Anbetracht dessen, was er geleistet hat, eigentlich nur ein Durchschnitts- Mensch.

(Frage:) Wer hat mit die wichtigste Nadel-Arbeit in der Welt geliefert? (Antwort:) Der Kompaß. -

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auf den

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für das zweite Quartal 1 8 87.

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Hrlchtron «. D«l«s kr InrtlDrr.

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