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Neuenbürg, 13.Febr. (Eingesendet.) Gestern erfreute uns im Hotel zur Alten Post der hiesige Kirchen chor und Liederkranz unter Leitung ihres Dirigenten Hrn. Schullehrer Schramm mit einem in jeder Hinsicht gelungenen Konzert. Die beiden Teile desselben wurden eingeleitet durch die Ouvertüre zur Zauberflöte und die Jubel-Ouvertüre von C. M. v. Weber. Das Programm enthielt in schöner Abwechslung Lieder für Mannerchor und gemischten Chor, Duette und Tenorsolis; letztere hatte Hr. Fr. Mer kl in aus Pforzheim zu übernehmen die Güte und erntete, wie auch die Sängerinnen der Duette, wohlverdienten Beifall. Ueberhaupt können wir sämtlichen Nummern des Programms, sowohl was Auffassung als Wiedergabe betrifft, unser ungeteiltes Lob spenden. — Neben der Leitung der Chöre hatte Hr. Schramm die großen Kuvertüren mit Hrn. Bader ans dem Klavier und die Begleitung der Soli und Duette übernommen, mehr als anstrengende Leistungen, für welche ihm der aufrichtigste Dank der Anwesenden gebührt. An Anerkennung für sein mühevolles, opferwilliges Streben wird es ihm auch ferner nicht fehlen. — Möge das Interesse, das den strebsamen Vereinen von allen Seiten entgegengebracht wird, und das sich deutlich in der überaus zahlreichen Beteiligung aus allen Kreisen der Stadt und der Nachbargemeindcn zeigte, dieselben zur stetigen Harmonie in der Ausübung des Gesanges anspornen.
Ausland.
Die italienische Ministerkrisis muß als eines der verdächtigsten Zeichen der Zeit angesehen werden. Cs ist offenbar nicht die Schlappe der italienischen Besatzung vonMafsauah, was die Ministerkrisis herbeigeführt hat, sondern ein tiefgehendes Zerwürfnis in den politischen Kreisen Italiens bezüglich der auswärtigen Politik. Die Feindschaft der Abesshnier ist den Italienern allem Anschein nach durch französisch-russische Jntrigucn auf den Hals gehetzt worden, und nun, nachdem die Katastrophe von Maffauah glücklich eine Ministerkrisis zu Wege gebracht hat, dürften russisch-französische Einflüsse am Werke sein, um Italien der deutschfreundlichen Politik abwendig zu machen, die es bisher verfolgte, die aber in den Parteien des Landes heftige und einflußreiche Gegner hat.
Rom, 13. Febr. (Telegramm der Agencia Stefani.) Gutem Vernehmen nach hat der König heute vormittag Depretis beauftragt, im Einvernehmen mit dem Grafen Robilant ein neues Kabinet zu bilden. (F. I.)
Winter in Italien. Aus Rom und Neapel wird gemeldet, daß dort am 9. d. Mts. den ganzen Tag über starkes Schneegestöber herrschte.
Aus Algier erführt die „N. Pr. Z.", daß in der dortigen Fremdcnkolonie eine nicht geringe Aufregung herrsche, weil in neuester Zeit verschiedene französische Generale und Stabsoffiziere nach Frankreich hinübergeschifft sind, um dort Kommandos zu übernehmen. Auch rüsten sich die in Algierien stehenden brer ten Bataillone des 12 . Armeekorps, mn jeden Augenblick bereit zu sein,
auf europäischen Boden hinübergeführt zu werden. Da auch im Hafen allerlei Zurichtungen getroffen werden, um größere Einschiffungen auszuführen, so macht sich in Algier das Gefühl geltend, daß Frankreich sich ernstlich rüstet.
Einem Artikel der in München wöchentlich erscheinenden „Deutschen Zeitung" entnehmen wir Folgendes:
Die Aökyrimtg der Mtitärvorlage ist der Krieg.
„Die Armee ist die vornehmste aller Institutionen in jedem Lande; denn sie allein ermöglicht das Bestehen aller übrigen Einrichtungen; alle politische und bürgerliche Freiheit, alle Schöpfungen der Kultur, die Finanzen, der Staat steht und fällt mit dem Heer. Bewilligungen auf kurze Frist, fei es auf ein, sei es auf drei Jahre helfen uns nicht. Die Grundlage jeder tüchtigen militärischen Organisation beruht auf Dauer und Stabilität. Meine Herren, ich glaube, ich darf sagen, daß heute die Augen Europas auf diese Versammlung gerichtet sind, auf die Beschlüsse, welche Sie in einer so hochwichtigen Angelegenheit fassen werden. Ich wende mich an Ihren patriotischen Sinn, wenn ich Sie bitte, die Regierungsvorlage unverkürzt und unverändert anzunehmen. Zeigen Sie der Welt, daß das Volk und die Regierung einig sind, jedes Opfer, auch das Opfer einer abweichenden Ansicht zu bringen, wenn es sich um die Sicherung des Vaterlandes handelt."
Mit diesem denkwürdigen Appell an den Patriotismus der Mitglieder des deutschen Reichstages wendete sich in der ernsten, folgenschweren Sitzung am 11. Januar Generalfeldmarschall Graf Moltke in erster Linie an die Oppositionsparteien, wie wir wissen, leider ohne Erfolg Wir haben in einem früheren Artikel die Auflösung des Reichstages im nationalen Interesse tief beklagt und gleichwohl — konnte die deutsche Regierung anders handeln? Die inzwischen veronnenen Tage haben uns bewiesen, wie sehr zu rechter Zeit der gewaltige Lenker unserer Politik es verstanden hat, über den Kopf des Reichstages hinweg an den Patriotismus des deutschen Volkes zu appellieren. Ein frisches, fröhliches Wehen neucrstandenen Nationalgeistes zieht gegenwärtig durch deutsche Lande, das zu immer Heller und mächtiger lohender Flamme sich entwickeln möge; alle Elemente, die das weitere kräftige Bestehen des deutschen Vaterlandes auf ihre Fahne geschrieben haben, schaaren sich zusammen, suchen nach Kräften, allen Parteizwist früherer Zeiten bei Seite zu setzen, um die eine große Aufgabe erfüllen zu können, die in wenigen Tagen an das deutsche Volk herautritt, seinem Kaiser zu beweisen, daß es sich in seiner Mehrheit mit ihm und seiner Regierung eins fühle, wenn es zu erhärten gelte, wie auch das schwerste Opfer ihm nicht zu schwer sei, wenn es gefordert werde zur Erhaltung seines Bestandes.
Furchtbar schwer ist angesichts dessen die Verantwortung für die Führer der Oppositionsparteien, Windthorst und Richter, welch' letzterer besonders als solcher seiner Partei ein mehr als gefährliches Spiel aufoktroyiert hat. Seit Monaten ist die deutsch-freisinnige Partei mehr und mehr ab- und zurückgewichen von dem früher innegehabten Standpunkte, hat sie eine Position um die andere geopfert, um immer mehr in Abhängigkeit von Ultra-, montanen und Sozialdemokraten zu verfallen. Zur Zeit bestrebt sich die Partei der Deutsch-Freisinnigen, den Kampf, in erster Linie den Wahlkampf zu einem immer intensiveren an Haß zu gestalten.
(Fortsetzung folgt.)
Miszellen.
Lin aufgefangener Mief.
Ein Erlebnis aus 1870.
(Fortsetzung.)
II.
In den ersten Tagen des Monats April verließ ich Paris. Vergeblich versuchte ich es, Hortense noch einmal vor meiner Abreise zu sehen. Zweimal kam ich vor die geschlossene Thür. Ich mußte mich darauf beschränken, meine Karte mit dem fatalen p. p.p. e. abzugeben. Ich hatte in Köln nichts Anderes zu suchen, als den Brief von Hortense. Derselbe war schon am Morgen nach unserem letzten Zusammensein geschrieben. Ich habe ihn aufbewahrt und ihn jetzt, wo mir der Zufall diese Jugendgeschichte wieder ins Gedächtnis zurückgerufen hat, wieder unter meinen alten Erinnerungen hervorgesucht. Der Brief lautet:
Paris, den 26. März 1860, vorm.
Mein lieber Freund!
Ich möchte Ihnen nicht kalt und unempfindlich erscheinen, ich bin es wahrhaftig nicht. Gerade weil ich fürchte, daß. wenn ich Sie hier wüßte, mein Herz mit meinem Verstand durchginge, gerade deshalb habe ich Sie gebeten, mich nicht wiederzusehen. Ich habe mit Papa gesprochen, ich habe ihm Alles gesagt, was ich empfand, und Alles, wassich bei Ihnen vermute. Papa lachte zuerst und wurde, als er sah, daß ich ernst machte, sehr streng. Er sagte mir tausend Dinge, die ich sehr wohl wußte und zu hören erwartet hatte. Nur ein Einwand war mir neu und ich gestehe, er haftete. Er sagte mir: „Wenn Alles so ist, wie Du sagst, wer bürgt Dir denn dafür, daß dieses kleine Geschichtchen, wie deren jeder junge Mann ein Dutzend erlebt hat, einen ganzen Band füllen und einen befriedigenden Abschluß finden könnte? Du kennst den jungen Mann viel zu wenig, um zu wissen, ob er Deiner würdig ist, und er kennt Dich nicht genug, um Deinen Wert oder Unwert zu beurteilen. Die ganze Sache hat vorläufig gar nichts zu bedeuten. In drei Monaten wirst Du ihn vergessen haben und er wird nicht mehr an Dich denken. Gieb Dir nicht die kindische Mühe, aus einem naiven Intermezzo eine Tragödie schmieden zu wollen. Ich mache Dir keine Vorschriften, ich gebe Dir keine Ratschläge, ich sage Dir nur Eins: Warte! Und wenn Du mir heute über ein Jahr, an Deinem neunzehnten Geburtstage, dasselbe wieder-