84
Riedlingen, 2. Febr. Während des Gottesdienstes hotte sich ein Individuum in einen Gerberladen eingeschlichen und einer 24jährigen Tochter mit einem 3 Psd. schweren eisernen Hammer mehrere Streiche auf den Kopf geführt, so daß an ihrem Aufkommen gezweifclt wird. Der Thäter ergriff, nachdem eine Frau, welche sogleich um Hilfe rief, dazu kam, die Flucht, er warf den Hammer in die Donau, wo er auch gefunden wurde. Der Thäter wurde eingefangen.
Rottweil, 2. Febr. Von einer eigentümlichen That berichtet man aus Flözlingen, von der man nicht weiß, ist ihr Urheber einer Irrenanstalt cnt- sprangen, oder spielt der finsterste Aberglaube eine Rolle dabei. Am 28. v. M. kehrte ein 17jähriges Mädchen aus dem nahen badischen Orte Weiler in seine Heimat Flözlingen zurück. In dem zwischen beiden Orten gelegenen sogen. Hochwald tritt ihr ein Mann entgegen, wirft das Mädchen, ohne ein Wort zu reden, gegen eine Schneewand und verkündet ihm: er müsse von ihrem Blute haben, sie solle es sich gutwillig gefallen lassen, dann geschehe ihr weiter nichts. Und in der That zieht der Mann ein kleines Glaskölbchen heraus, ritzt dem Mädchen beide Wangen, fängt das träufelnde Blut in dem Gefasst' auf und entfernt sich dann, ohne ein Wort zu sagen. Die dem Mädchen zugefügten Verletzungen sind nicht tief und werden dessen Gesicht keineswegs entstellen. Ueber den Thäter selbst weiß die Angefallene, die in großen Schrecken durch den Vorgang verletzt wurde, nähere Angaben nicht zu machen. (S. M.)
Ausland.
Dem „Berl. Tagebl." wird aus Rom gemeldet, es seien vier, nicht blos drei Kompagnien Regulärer unter Oberstlieutenant Christofori aufgerieben, zwei Kanonen, zwei Mitrailleusen und viele Gewehre verloren. Die Abessynier verloren 5000 Mann. Der Kampf dauerte 8 Stunden. Man befürchtet, daß Massovah ohne Wasser sein werde, wenn Moncullv von den Abessyniern besetzt wird. Die öffentliche Stimmung klagt Frankreich der Aufhetzung des Negus an.
MisjMcn.
Der Ursprung des Karnevals.
Daß der Ursprung des Karnevals in der Kirche zu suchen sei, scheint für's erste nicht recht glaublich, und doch ist es der Fall. Das Mittelalter, bis zu dem wir znrückkehren müssen, wenn wir Anfang und Ursprung des Karnevals beobachten wollen, bietet mehr als eine Gelegenheit, kirchliche Gebräuche voll religiöser Weihe mit höchst weltlichem für unser heutiges Empfinden sogar anstößigem Gebühren vereinigt zu finden. Schon der hl. Augustin hat gegen das Fest geeifert; im Jahr 633 ist es auf dem Konzil zu Toledo verboten worden und doch hat es sich bis in das 16. Jahrhundert erhalten. Anfangs war es eigentlich nur ein Fest der Schüler in den Kloster- und Domschulen. Die Schüler wählten zu diesem Feste einen Schüler- Abt oder Schüler-Bischof, der in feierlichem
Zuge in die Kirche geführt ward und hier den lithurgischcn Dienst zu versehen hatte. ES wurden dabei eigens zu diesem Zweck gedichtete Lieder gesungen, die vvller Spüsse waren und das Ganze hatte überhaupt einen burlesken, parodierenden Charakter; waren doch schon bei dem Zuge in die Kirche allerlei Vermummungen üblich.
Später trat an die Stelle des Kinder- Bischofs ein Narren-Bischof. Die als Possenreißer vermummten Geistlichen betraten die Kirche, tanzend unter Absingung weltlicher Lieder.
Die Zeit, in welcher dieses Fest gefeiert wurde, die Zeit zwischen Weihnachten und dem Epiphannias-Feste, sowie die Gebräuche des Festes erinnern an das altrömische Fest der Saturnalien, an welchem man zum Andenken an die goldene Zeit unter dem Gotte Saturn den Knechten allerlei Freiheiten erlaubte. Die Knechte spielten dann unter sich Könige und Herren, gingen in den Kleidern ihrer Herren, wurden von diesen zu Gaste geladen und von ihnen bedient. Wie hier die Knechte an Stelle ihrer Herren, so traten bei dem geistlichen Narrenfeste oie niederen Geistlichen an die Stelle der höheren Geistlichkeit, die Schüler an die Stelle der Lehrer. Mehr als in Deutschland fand das Narrenfest in Italien und Frankreich Eingang, und auch dieser Umstand dürfte dafür sprechen, daß altrömische Ueberlicferungen bei demselben ein Rolle spielten. Auch außerhalb der Kirche wurde dergleichen Narrenwerk getrieben und wiederum sind es die Länder romanischer Zunge, wo es dasselbe zuerst zu einer gewissen Ausbildung brachte. Wohl im Hinblick auf die ritterlichen Orden stiftete man Narren- oder sogenannte Gecken-Gesellschaften, in Deutschland meist nur im Süden und an der Westgrenze, ein Beweis mehr, daß dieselben nicht etwas ursprünglich deutsches, sondern von den Romanen entlehnt war.
Auch der große Karnevals-Festzug, wie ihn deutsche Städte, wie Köln u. a. noch heute besitzen, reicht mit seinen Wurzeln in frühere Jahrhunderte und auf romanischen Boden zurück. Es war in der Zeit der italienischen Renaissance, namentlich im 15. Jahrhundert, als der römische und slorentinische Karneval, unterstützt von der damals herrschenden außerordentlichen Freude an plastischen Darstellungen, große Aufzüge mit allegorischen Darstellungen der mannigfachsten Art, zu Wagen, zu Pferde und zu Fuß veranstaltete. Der eigentliche Karnevals-Wagen, ein auf Rädern gestelltes Schiff, war dem Heidentum entlehnt; er erinnerte an das Isis- Schiff, das bei der Frühlingsfeier auch auf Nädern zum Meere gezogen wurde, und in Deutschland knüpfte sich das leicht an den Wagen der Göttin Nerthus an, der ebenfalls Wagen und Schiff zugleich war. War doch in Deutschland die Sitte, Schiffswagen in feierlichem Umzüge durch das Land zu führen, nie ganz ausgestorben. Will man doch sogar den Namen des Karnevals von dem Schiffswagen herlcitcn und ihn dementsprechend aus carrus rmvalis entstanden sein lassen. Mag das richtig sein oder nicht, sicher ist, daß der Ursprung unserer Karnevals-Lustbarkeiten in einem
kirchlichen Gebrauche zu suchen ist, an de» sich später mich allerlei weltliche Ueber- licsernngcn, znm Teil solche aus dem römischen und deutschen Heidentum, ange- schlossen haben.
-Dreißig Stunden unter einer S ch neclawinc.) Aus Bregenz wird berichtet: Ein vor Weihnachten eiuge- tretenes Thauwetter brachte in Vorarlberg häufige Lawinenstürze. Der zwischen Lech und Stuben am Arlberg verkehrende Bote wurde unlängst am Flexenpaß von einem solchen erfaßt und in den Bach geschleudert. Im Begriff, sich heranszuarbeiten, kam ein zweiter und dritter, so daß er ganz verschüttet wurde. Da er zur rechten Zeit nicht ankam, ging man auf die Suche, und als man das Unglück gewahrte, wurden aus Stuben und Lech zuerst 10, dann über 20 Leute aufgebotcn, ohne de» Verunglückten finden und retten zu können. Erst am Ende des zweiten Tages wurde eine in den Schnee gestoßene lange Stange in der Tiefe festgehalten und bewegt; es gelang nun den vereinigten Anstrengungen aller, den Verschütteten mit einer Kopfwunde und einem gebrochenen Bein, aber wunderbarerweise noch lebend, frei zu machen. Als er dem Erfrieren nahe war, traf ihn die Stamge auf den Kopf und brachte dadurch die letzten Lebensgeister zum Erwachen; er griff zu und gab das Zeichen seiner Gegenwart; es war die höchste Zeit. Der Arme liegt nun in Stuben und wird wohl einen kürzeren Fuß behalten.
Der Vollmond ist durch eine bei uns unsichtbare partielle Mondsfinsternis am 8. Februar begleitet, welche um 8 Uhr : 50 Min. morgens beginnt und um 12 Uhr ^ 7 Min. mittags endet. Größe der Verfinsterung 0,4 Monddurchmesser. Die Finsternis ist sichtbar in Amerika, im große» Ozean, in Australien und an der Ostküste Asiens.
(Deutsche Einigkeit.) Der alt Lederlc- marti hat manchmal, wenn von der deutschen Einigkeit die Rede war, den Ausspruch gcthan: „Die Deutschen sind wie ein Karren voll Krautköpf: wenn man dieselben — nämlich die Krautköps — noch so sehr zusammendrückt, rutscht halt allemal wieder einer daneben 'naus." Bis Dato hat der Lederlemarti Recht gehabt.
W ä t f e c.
Ich wandte ruh'los meine Bahn Bon einem Punkt zum andern,
Und Hab' ich meine Pflicht gethan, — So muß ich weiter wandern.
So geht's für mich Jahr aus, Jahr ein, So gehts an allen Tagen.
Und Eines nur kann mich erfreun, — Wenn hell die Glocken schlagen.
Denn ich allein, ich bin der Mann,
Dem dieses kann gelingen,
Und wenn ich nicht mehr weiter kann, Sie auch nicht mehr erklingen.
Westessungen auf den KnztHäker
können täglich bei allen Postämtern gemacht werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
An?eig,
Rr. 22.
Erscheint Airnsta-, im Bezirk viertelj
Ne
Au die
Rcichstagsabgeo
Unter Bezug machung vom 4. 21) werden den gende weitere W>
1. Auf beide Nummer des 2 die Nummer d dies aus der err ersichtlich ist. bei;
2. Am 22. Tc liehen Auslegung Montag den 14. früher noch spät listen von dem Teilgemeinde schließen. Die
a. im Haupte; durch die 2
.(Ort)
d. im zweiten l durch die 2 „Abgesch Bescheinige Exemplar m Wählerliste .(Ort)
3. Ist dies ; Listen weiter zu a. Das Haupte »Daß di nach vorgä kanntmachu:
Einsicht au die Abgrei der Name seines Stel und Stund vor dem W Weise bekar wird Hiedur
.(Ort)
(Amtssiegel.)
d- das zweite E »Daß da stehenden D iger ortsü (u. s. w. w Die pünktliche urkundungen, naci