26. Parlamentarische Niederlage des Ministeriums Salisbury und Rücktritt desselben.
27. Strikes und Unruhen in Decazeville (Frankreich.)
30. Der Antrag Achenbach in der Polcn- frage im Landtage angenommen.
30. Beratung des Antrages Ackermann (Befähigungsnachweis) im Reichstag. 30. Dr. Binder zum Erzbischof von Posen ernannt.
MisMen.
(Eine Stimme aus der Schweiz!) Wenn es die Freisinnigen in der Militärkommission. die im Bunde mit den rcichs- feindlichen Ultramontancn die Wehrvorlage der Regierung abgelehnt haben, nur auch so recht wüßten, wie sich überall die Feinde Deutschlands vor Schadenfreude die Hände reiben wegen der Niederlage, welche die Reichsregierung erlitten hat, — die Schamröte müßte ihnen ins Gesicht steigen! Wir raten diesen „Patrioten", die auch für die Kolonialbestrebungen des Reichs nur Hohn, Spott und kümmerliche Almosen zur Verfügung haben, an, Herweghs Lieder eines Lebendigen zu lesen, sie finden da einen herrlichen Gesang auf die „deutsche Flotte"; vielleicht ist dieses in prophetischem Geiste im Jahre 1844 gedichtete Lied imstande, ihr eingeschlummertcs Ehrgefühl und ihre erkaltete Vaterlandsliebe wieder zu erwecken und zu erwärmen. Wie heißt es in diesem wunderbar schönen Gedichte?
„Erwach', mein Volk, mit neuen Sinnen! Blick' in des Schicksals goldnes Buch, Lies aus den Sternen dir den Spruch : Du sollst die Welt gewinnen! Erwach', mein Volk, heiß deine Töchter spinnen! Wir brauchen wieder einmal deutsches Linnen Zu deutschem Segeltuch.
O blick' hinaus in's Schrankenlose! Bestürmt dein Herz nicht hohe Lust, Wenn, wie an einer Mädchenbrust Die aufgeblühte Rose, Die Sonne zittert in des Meeres Schooße? Und rauschen nicht der Tiefe tausend Moose Dir zu: du mußt! du mußt!?
Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten Friedhof der Welt, darüber hin Die Wogen Decken von Rubin Und grüne Hügel breiten? Um deiner Toden Asche mußt du streiten! Ha! schlummern nicht aus deiner Hansa Zeiten Auch deutsche Helden drin?
Das Meer wird uns vom Herzen spülen Den letzten Rost der Tyrannei, Sein Hauch die Ketten weh'n entzwei Und unsre Wunden kühlen. O laßt den Sturm in euren Locken wühlen, Um frei wie Sturm und Wetter euch zu fühlen! Das Meer, das Meer macht frei!
Kühn, wie der Adler kommt geflogen, Nimmt der Gedanke dort den Lauf, Kühn blickt der Mann zum Mann hinauf, Den Rücken ungebogen. Noch schwebt der Geist des Schöpfers auf den Wogen, Und in den Furchen, die Columb gezogen, Geht Deutschlands Zukunft auf.
Wie dich die Lande anerkennen, Soll auch das Meer dein Lehen sein, Das alle Zungen beneiden Und einen Purpur nennen. Er soll nicht mehr um Krämerschultern brennen — Wer will den Purpur von
dem Kaiser trennen? Ergreif' ihn, er ist dein.
Ergreif' ihn, und mit ihm das Steuer Der Weltgeschichte, faß' es keck! Ihr Schiff ist morsch, ihr Schiff ist leck, Sei du der Welt Erneuer! Du bist des Herrn Erwählter und Getreuer; O sprich, wann lodern wieder deutsche Feuer Von jenes Schiffes Deck?
Es wird geschehen! sobald die Stunde Ersehnter Einheit für uns schlägt, Ein Fürst den deutschen Purpur trägt Und Einem Herrschcrmuude Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde; Wenn keine Krümerwage mehr, wie Pfunde, Europa's Schicksal wägt.
Schon schaut mein Geist das nie Geschaute, Mein Herz wird segelgleich geschwellt, Schon ist die Flotte aufgestellt, Die unser Volk erbaute; Schon lehn' ich selbst, ein deutscher Argonaute, An einem Mast, und kämpfe mit der Laute Um's goldne Vließ der Welt."
(„Den Schuhen fehlten die Sohlen.") In tragikomischen Worten schildert Bauernfeld in einem seiner Epigramme aus seinen Jugendjahren: „Den Schuhen fehlten die Sohlen — Es war zum Teufelholen." Das mußte denn auch vorgestern ein armer Wiener Mediziner empfinden, der vor dem Bagatellrichter erscheinen sollte. Der Wirt Josef Grinlbach hatte den Musensohn wegen schnöden Mammons vor Gericht zitieren lassen, damit er sich bereit erkläre, eine Schuld im Betrage von 48 fl. begleichen zu wollen. Der Kläger war erschienen, der Beklagte aber mußte sich kontumazieren lassen. Während der Verhandlung betrat ein Dienstmann den Saal und übergab dem Richter ein Schreiben, welcher eben das Urteil über den Anwesenden gefällt hatte. Der Richter öffnet das Kouvert, liest und kann sich des Lachens nicht erwehren. Es war das Entschuldig-' ungsschreiben des Kontimazierteu. Dasselbe lautet:
„Zum erstenmal in meinem Leben Bin vor Gericht ich heut' zitiert;
Der Mann, der Essen mir gegeben,
Er klagte mich ganz ungeniert.
Das Ganze möcht' ich ihm bezahlen, Doch leider Hab' ich gar kein Moos, Dazu noch kommen andre Qualen:
Bei meinen Stiefeln sind die Sohlen los.
Seit gestern Hab' ich sie beim Schuster; Daß vor Gericht ich heut erschein',
Den Sachverhalt genau auch mußt' er, Doch hielt die Frist er mir nicht ein.
So sitz' ich hier und kann nicht kommen, Bin wohl auch schon kontumaziert, Entschuld'gung kann zwar nicht viel frommen,
Doch bitt' ich d'rum, wie sich's gebü"
Die zur Verlesung gelangte Jereimade des Musensohnes erzielte natürlich einen glänzenden Lacherfolg.
(Präzise Definition.^ Bei einer Soiree wird einem Herrn ein junger Mann als „Doktor" vorgestellt. Beim Souper fügt es der Zufall, daß sie neben einander zu sitzen kommen, sie sprechen über irgend ein Thema und aus der Diskussion kann
der Herr nicht klug werden, ob er es mit seinem vis-ä-vis mit einem Doktor der Medizin oder einem Doktor der Rechte zu thun habe. Er rückt daher dem Manne mit der haarscharfen Frage an den Leib: „Was sind Sie für ein Doktor — machen Sie kurzen oder langen Prozeß?"
(Vom häuslichen Herd.) Sag' mal, Mann, warum haben die Frauen keinen Baß? — Weil der Baß der Grund der Harmonie ist. Die Frauen schreien aber ohne Grund.
Die Schneestürme scheinen jetzt von Deutschland abzulasseu, um so heftiger aber in Frankreich aufzutreten. Gestern wütete ein heftiger Sturm in Paris und Umgegend und richtete großen Schaden au.
(Erfrorene Hände und Füße.j Eines der wirksamsten Mittel gegen er- ^ frorene Hände und Füße ist das folgende:
Man kauft in der Apotheke gereinigtes Baumharz, bricht es in kleine Stücke und füllt damit eine ziemlich große Obertasse zu Hälfte. Darauf gießt man, bis die !
Tasse gefüllt ist, reines Provenceröl und läßt diese Mischung im heißen Ofen zer- > gehen. Sodann wird die Mischung gut uutereinandergerührt und an einem kühlen Orte steif werden gelassen. Sind die Hände bereits aufgesprungen, daun empfiehlt es sich, die weiche Salbe auf einen Leinwandstreifen zu streichen und die kranken ; Glieder damit einzuschlagen, sind die !
Glieder nur rot und geschwollen, dann z genügt es, die erfrorenen Stellen mit der (
Salbe einzureiben. So einfach dieses !
Mittel erscheinen mag, so hat es doch selbst !
dort noch Erfolg gehabt, wo man jede f
Hoffnung auf Heilung bereits aufgegeben j
hatte. (
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(Gegen das Reißen des Holzes) j
wird in Sardinien, wie das „Zentral^latt - für Holz-Industrie" berichtet, als ein ebenso ^ einfaches, wie erprobtes Mittel das Imprägnieren der zu verarbeitenden Holzstücke !
mit Kochsalzlösung angewendet. Holzstücke, (
die z. B. zu Wagenrädern verwendet werden ; sollen, werden acht Tage in übersättigter j Salzlösung liegen gelassen; sie leiden dann i weder durch die Sonnenhitze, noch durch ! andere Temperatureinflüsse. ;
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(Fensterscheiben und SpiegeIzu reinigen.) Dieselben werden besonders j
klar und rein durch Salmiakgeist, von dem ) man einen Löffel voll auf eine Schüssel ! mit Wasser nimmt. ^
Auflösung des Silbenrätsels in Nr. 206.
Reinhard '
Hyperbel !
Elba Jgnatiew
Neptun :
Georgine (
Arad !
Ultimo !
Rheingau-Odenwald.
Wegen des Neujahrsfestes erscheint Sonntag keine Nummer des Enzthälers.
Gedenkt der Hungernden Wöget!
Redaktion, Druck und^Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.