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„Nicht hier!"
— Ein plötzlicher Ruck, ein Krach, dann ein dumpfer Fall; das Seil war zerrissen. —
„So bleibt Einer von Euch hier", tönte jetzt die ernste Stimme des Anführers, „entweder er kommt noch, freiwillig, oder — —"
Der Zurückbleibende verstand, was der
Anführer pantomimisch andeutete.-
IV.
Der alte Herr v. Birk war in äußerst vergnügter Laune von seinem Ausfluge zurückgekehrt. Er hatte bei seinem Nachbar eine angenehme Gesellschaft ange- troffcn und sich gut amüsiert.
So war er auch heute Morgen in heiterer Stimmung erwacht und hatte in derselben die Mißstimmung und Unruhe seiner Gattin anfangs gar nicht bemerkt. Beim Morgenkaffee war das Benehmen derselven doch zu auffällig, als daß es der Gatte nicht Hütte bemerken sollen. „Alte," frug er scherzend, „was ist dir denn heute? Machst ja ein Gesicht, wie eine Katze, wenn's donnert. Hast schlecht geschlafen, was?"
Frau v. Birk war in peinlicher Lage. Sie hätte ihrem Manne so gern diesen Schmerz erspart, namentlich heute that es ihr doppelt leid, auf seine gute Laune einen solchen Dämpfer setzen zu müssen, doch sie sah ein, es war Notwendigkeit, Pflicht, sie mußte ihren Gatten davon benachrichtigen , um dadurch vielleicht bei Zeiten einem größeren Unglück vvrzubeugeu.
„Lieber Mann" , sagte sie daher mit einem tiefen Seufzer, „ich habe dir etwas sehr Unangenhmes mitznteilen."
„Aber Frau, du machst mich ganz ängstlich; was ist denn passiert? So sprich doch!" erwiederte der Gatte.
„Otto ist noch hier-"
„Nun, und — —?"
„Ich habe ihn mit Gewalt zurückgehalten, denn er wollte sich von hier aus nicht zurück nach der Schule, sondern direkt zu den Polen begeben." ^
„Was! Frau! unser Otto? Nachdem er mir noch gestern treuherzig versichert, er wisse gar nichts von ihren Verschwörungen!" - —
„Natürlich konnte er dir doch nicht sagen: ja, ich weiß davon und werde morgen früh selbst hingehen."
„Aber wie ist es entdeckt worden? Wer hat es verraten?"
Frau v. Birk erzählte ihm den Vorgang von gestern abend. — Aus dem Zustande der Erstarrung und des Schreckens ging Herr v. Birk plötzlich in einen Zustand der höchsten Wut über.
„Wo ist er, der undankbare Bube, der Heuchler? Er mag gehen, er soll fort aus meinen Augen!" schrie er grimmig.
Damit wird es vorläufig noch eine Zeitlang dauern, mit dem Gehen," sagte die Mutter gelassen. „Otto hat für gut befunden, heute Nacht noch aus dem Fenster zu springen, wobei er sich ein Bein verstaucht und ein großes Loch in den Kopf geschlagen hat. Er scheint die Nacht über besinnungslos dagelegen zu haben. Heute morgen haben ihn die Knechte gefunden."
(Fortsetzung folgt.,
Söhne eines Stammes.
Von einem See-Offizier- (Schluß.)
Man hielt Wort und am nächsten Sonntag hatten die Korvetten fast ihre Mannschaften ausgetauscht: auf der „Gazelle" ging cs hoch her bei Hamburger Grog und auf der „Donau" war man bei schäumendem Schwechater Bier nicht minder fidel. Die Leute unterhielten sich wie alte Freunde, man sang heimatliche Lieder, wobei wiederholt die Thatsache konstatiert wurde, daß „Gott erhalte unfern Kaiser" und „Deutschland, Deutschland über AlleS" zu einer Melodie paßten. Alle fühlten, daß sie Söhne eines Stammes seien, und die herzlichsten Händedrücke besiegelten beim Abschied die Freundschaft. Acht Monate später trafen „Donau" und „Gazelle" wieder auf der Rhede von Smyrna zusammen. Dort waren sie nicht die einzigen Vertreter ihrer Flaggen, denn von österreichischer Seite lag das prachtvolle Panzerschiff „Custozza" vor der Hauptstadt Kleinasiens, von deutscher Seite „Kronprinz" und „Friedrich Karl." Auch andere Nationen waren wegen des russisch- türkischen Krieges vertreten, Italien hatte ein Geschwader entsendet und besonders auch Frankreich, welches seine seit der Flottendemonstration von Salonichi im Mittelmeer weilende Flotte nach Smyrna dirigiert hatte. Ein merkwürdiger Zufall wollte es, daß sich unter den französischen Schiffen auch der Aviso „Le Bouvet" befand, in dessen unmittelbarer Nähe das deutsche Kanonenboot „Meteor" zu Anker vor Havanna ging. Die beiden Fahrzeuge hatten sich im Jahre 1871 vor Havanna hart in den Haaren gelegen, der Kampf wurde aber wegen der gehemmten Manövrirsähigkeit der Schiffe damals nicht ausgetrageu — was Wunder also, daß die Besatzungen sich mit herausfordernden Blicken maßen und nicht übel Lust verspürten, den damals unentschiedenen Streit auszufechten!
Der deutsche Geschwaderchef machte, nichts Gutes ahnend, dem französischen Admiral den Vorschlag, die Mannschaften nicht an einem und demselben Tage zu beurlauben, was dieser zurückwies. Der Sonntag kam heran und die Freiwache wurde mit der Ermahnung keinen Streit zu beginnen, im Notfälle sich aber tapfer zu halten, an Land geschickt. Die meisten Leute suchten sofort die sogenannte „deutsche Brauerei" vor der Stadt draußen auf, während der Rest — etwa 30 Mann — dem Caio Paolo an der Marina zu- schlenderte.
Dort ging es schon hoch her. Englische und französische Marinetruppen saßen in großen Gruppen zwischen den Zivilisten; trotzdem sich auch Offiziere in dem Lokal befanden, wurde gezecht und gesungen, von den Engländern „Reck rvirite anä blue", von den Franzosen die „Marseillaise." Die Deutschen hatten, von den haßerfüllten Blicken der früheren Gegner verfolgt, kaum an dem einzigen freien Tisch in der Ecke Platz genommen, so erging auch schon die Aufforderung an sie, sich gleichfalls hören zu lassen. Sie besannen sich einige Augenblicke, dann begannen sie die „Wacht am Rhein."
Als sei eine Granate im Lokal geplatzt, so sprangen die Franzosen auf und im Nu standen sie den Singenden kampfbereit gegenüber. Vergebens suchte ein alter Unteroffizier mit Hilfe des Wirtes zu vermitteln; eine Flasche flog sausend durch die Luft und zerschellte an seinem Schädel — das Signal zum Angriff. Tische und Stühle wurden umgestürzt und ihrer Füße beraubt, die in den Händen der Seeleute zu furchtbaren Waffen wurden; die Ossi- ziere, welche einsahen, daß es sich hier nicht um eine gewöhnliche Rauferei, sondern um einen durch den Nationalhaß geschürten Kampf auf Tod und Leben handelte, zogen blank und wenige Sekunden später floß Blut. Die Engländer räumten als neutrale Macht schleunigst das Feld, die Franzosen erhielten von außen Verstärkungen und drängten die Deutschen mit zehnfacher Uebermacht in die Saal- Ecke. Da hier kein Fenster war, aus dem sie entkommen konnten, galt es, das Leben so teuer wie möglich zu verkaufen; ein Toter lag schon, von Messerstichen durchbohrt , am Boden, die Uebrigen trieften von Blut. Umsonst wurde Entsatz erwartet; die Kameraden waren weit fort und hatten keine Ahnung von dem, was vorging, während die Feinde in immer dichteren Scharen heranrückten, um an den schon fast Wehrlosen Opfern ihre Wut auszulassen.
Da wurde plötzlich ein Fenster von außen eingestoßen, auch das zweite fiel unter wuchtigen Fußtritten klirrend in den Saal und in den Oeffnungen zeigten sich Marinemützen mit der goldenen Aufschrift: „Donau" und „Custozza". „Hurrah, die Oesterreicher kommen!" ging es von Mund zu Mund, und richtig die alten Freunde von Sudabai überstiegen die Fensterbrüstungen und fielen den Franzosen in die Flanke. Deutsche Hiebe regnete es jetzt von allen Seiten, die alte Waffenbrüderschaft war erneuert, und wahrlich, sie bewährte sich!
In zehn Minuten war der Saal geräumt; das vorher so elegante Lokal glich einem Schlachtfeld. Jetzt kamen auch die von den Kriegsschiffen entsendeten Patrouillen , starke Abteilungen türkischer Soldaten marschierten auf, aber sie fanden ^ nichts mehr zu thun, als die Toten und Verwundeten wegzuschaffen.
Tags darauf wurden aus dem französischen Admiralschiff die Urheber des Streites, ein französischer Unteroffizier und ein Matrose, zu 20 und 15 Jahren Zuchthausstrafe verurteilt, während Deutsche und Oesterreicher dem Sarge des Feuerwerksmaaten Weißhaupt folgten. Er ward mit allen militärischen Ehren auf dem christlichen Friedhofe in die Gruft gesenkt, nicht weit von den im Kampfe gefallenen und in aller Stille beerdigten Franzosen. Ein Marmordenkmal ziert die Stelle, ein abgebrochener Mast mit einem Anker.
So traurig das Andenken an den blutigen Tag auch sein mag, ein Moment läßt doch das Herz höher schlagen: die treue Brüderschaft der Söhne eines Stammes.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.