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geistvolle Rede des Grafen Hatzfeldt machte den besten Eindruck, insbesondere seine Versicherung, daß er stets bereit sein werde, seine Landsleute in jeder Weise zu be­schützen. (S. M.)

Württemberg.

Stuttgart, 9. März. Vorgestern mittag haben sich Se. K. H. Prinz Wil­helm und dessen hohe Mutter Prinzessin Friedrich mittelst Schnellzugs nach Frank­furt a. M. begeben, woselbst die Vorstellung der hohen Braut des Prinzen, die Prin­zessin von Schaumburg-Lippe, stattfindeu soll, welche mit ihren fürstlichen Eltern daselbst angekommen ist.

Durch Beschluß der K. Regierung fin­den Schwarzwaldkrcis vom 9. März d. I. wurde zum Schultheißen der Gemeinde Althcngstett, Oberamts Calw. Jakob Flick, Bauer und Gemeinderat daselbst, ernannt.

Zu Gunsten des Schnecken burger- denkmals erläßt das gemeinschaftliche Konnte für das Denkmal mit Unterschriften von Tyalheim und Tuttlingen eine Er­klärung. welche in der Hauptsache lautet: „Wir haben uns unterm 9. Dezember 1885 bezm. .8. Jan. d I. vollständig dahin ge­einigt, daß das Hauptdenkmal für Max Schneckenvurger, den Dichter der „Wacht am Rhein", in der Oberamksstadt Tutt­lingen errichtet, zuvor aber dessen Geburts­ort Thalheim in würdiger Weise bedacht werden soll." Durch diese Erklärung ist, wie es scheint, eine Einigung erzielt, welche entschieden im Interesse der Sache liegt.

Das evangelische Diakonissenhaus in Stuttgart, das bereits eine dreißig­jährige segensreiche Wirksamkeit hinter sich hat, ist noch immer mit einer Schuld von 96,000 belastet. Angesichts der wun­derbaren Freigebigkeit unseres evangelischen Publikums für das Krankenhaus der ka­tholischen barmherzigen Schwestern ist jene Thatsache beschämend, wie Dekan Klaiber aus Göppingen in der „Deutschen Reichs-Post" mit Recht bemerkt. „Ihr evangelifchen Leute" ruft er aus, „machet zuerst euer evangelisches Diakonissenhaus schuldenfrei!"

Cannstatt. 9. März Wie früher schon in der Nähe der untern Ziegelhütte, so werden gegenwärtig unmittelbar unter­halb des neuen Steges durch die Bagger­maschine der Herren Gebr. Merz eine Menge Bleikugeln zu Tage gefördert, die von den Kämpfen zwischen Oesterreichern und Franzosen zu Ende des vorigen Jahr­hundert herrühren. Die Kugeln sind von verschiedener Größe und teils rund teils länglichrund. Feinde standen sich bekannt­lich auf beiden Seiten des Neckars gegen­über und das Flußbett mag noch tausende solcher Wurfgeschosse bergen; auch andere Waffen wurden schon in demselben gefunden.

Reutlingec Alb, 7. März. Gestern Mittag trat ein so gewaltiges Schneege­stöber auf, wie es noch selten vorgekommen ist- In kurzer Zeit war das Feld über l Meter hoch zugeschneit. Die Verkehrs­wege werden für Fußgänger, Wagen und Schlitten unpassierbar. Die Nachtpost, obwohl von 4 Pferden gezogen, hatte auf einer zweistündigen Strecke 1'/, Stunden Verspätung. Auch heute schneit es be­ständig weiter.

Horb, 9. März. In einer hiesigen Wirtschaft ist gestern abend ein Stromer mit dem Wirt in Streit geraten, wobei ersterer zuerst die Lampe zusammenschlug und dann dem Wirt einen so wuchtigen Schlag auf den Kopf versetzte, daß dieser besinnungslos zusammenbrach; der ruchlose Thäter sitzt bereits im Amtsgerichtsge­fängnis.

Möckmühl, 4. März. Man schreibt von hier dem „Schwäb. Merk.": „Die Angehörigen des auf der chinesischen Panzer korvette „Ting-Auen" bei der Ueberführ- ung derselben nach China durch den aus- strömendcn Dampf aus dem Dampfrohr in der Maschine so unglücklich verbrühten und an den Brandwunden gestorbenen Maschinistenassistensten Otto Feucht von hier erhielten vvr einigen Tagen von dem kaiserl. Konsul Pelldram in Tiensin durch das K. Ministerium der auswärtigen An­gelegenheiten nicht nur die über den Todes­fall amtlich aufgenommenen Akten, sondern auch einen Nachweis über die Hinterlassen­schaft in bar und Effekten, sowie ganz be­sonders durch die geschehene gütige An­regung und Verwendung von Seiten des obenbezeichneten Konsuls bei der chinesischen Behörde, eine Entschädigung von 800 Taels—4000 vkL, wonach der eingcsandte Wechsel 4056 ^ 62 beträgt. Die Eltern und Geschwister des Verunglückten sind nun durch die Handlungsweise des Konsuls Pelldram, der für die pekuniäre Entschädigung für die Angehörigen und die Hinterlassenschaft des Verunglückten sich so sorgsam verwendet, namentlich auch für ein ordentliches Begräbnis auf dem Friedhof in Tientsin gesorgt hat, sehr ge­tröstet und erfreut "

In Alpirsbach explodierten auf dem Baulose des Unternehmers Kläger einige Dynamitpatronen, welche der Arbeiter Karl Sauer in seinen Stiefeln aufbewahrt hatte; Sauer war auf der Stelle tot, der rechte Fuß war ihm abgerissen worden,

In Herrenberg hat sich ein Lehr­ling beim Taufanschießen ans Unvorsich­tigkeit den Ladstock einer Pistole in die Brust geschossen und starb nach wenigen Stunden.

Ausland.

Durch den Landesverratsprozeß gegen Sarauw ist festgestellt, daß in Paris ein Spionierbureau des Dänen Hansen besteht, und Beziehungen zu französischen Militärbehörden unterhält. Frankreich yätte daher alle Ursache, vor der eigenen Thüre zu kehren. Statt dessen hat es der Kriegsminister Boulanger angezeigt gefunden, einen Gesetzentwurf zum Schutze gegen ausländische Spione einzubringen. Die „K. Z." hat ganz recht, wenn sie bemerkt, daß dies Vorgehen eine gewisse Heiterkeit zu erregen geeignet sei, da ja aus den geheimen Mitteln eben dieses französischen Kriegsministeriums ein ganzes Heer von Spionen unterhalten werde. Auch der „Standard" hebt anläßlich des Prozesses Sarauw hervor, wie viele schwer­wiegende unzweifelhafte Thatsachen auf Paris, als den Mittelpunkt eines franzö­sischen in Deutschland betriebenen Spionier­systems Hinweisen.

Paris, 11. März. Zwischen Men- tone und Monaco sind 2 Eisenbahnpersonen­

züge zusammengestoßen; etwa 10 Wagen wurden zertrümmert, mehrere Personen getötet, viele verwundet.

London, 9. März. Aus Cardiff wird ein entsetzlicher Unglücksfall gemeldet, der den augenblicklichen Tod von 5 Per­sonen und die Verletzung vieler anderer zur Folge hatte. Auf dem Schleppdampfer Nifleman, welcher am westl. Hafendamm vor Anker lag, explodierte heute früh um 9 Uhr der Kessel mit so schrecklicher Ge­walt, daß das Fahrzeug in Atome zerstört wurde. Der Kapitän, der Maschinist, der Heizer und ein Matrose wurden auf der Stelle getötet, und ein Teil des Kessels wurde über 200 Meter weil in die Butc Docks geschleudert, wo er in das Hinterteil der italien. Barke Clotilde cinschlug und den Mann am Steuerruder tötete. Mehrere Personen sind so ernstlich verletzt worden, daß man ihr Auskommen bezweifelt.

Durch den Osten der Vereinigten Staaten geht wieder eine größere Streik-Bewegung. Zu den 9000 streiken­den Arbeitern der Newyorker Südwest- Pferdebahn - Gesellschaft haben sich am Montag gegen 4000 streikende Tischler und Zimmerleute hinzugesellt. Auch unter den Kohlenarbeitern in Maryland ist ein Streik ausgebrochen und aus mehreren anderen Gegenden der Vereinigten Staaten werden ebenfalls Arbeitseinstellungen ge­meldet. Die Gleichzeitigkeit all' dieser Streikbewegungen läßt vermuten, daß man es mit einer einheitlichen Organisation zu thun hat.

Wie aus Beirut geschriebn wird, ist vor einigen Wochen der dortige Tischler­meister Gustav Bulling, ein württ. Lands­mann (gebürtig in Schorndorf) und seit 1873 in Beirut ansäßig, von einem schweren Schicksalsschlage getroffen worden. Eine Feuersbrunst hat ihm die gesamte nicht versicherte Habe vernichtet, so daß Herr Bulling mit seiner Familie in eine bittere Notlage geneth. Zwar sind die Freunde des Heimgesuchten zusammengetretcn, um ihm den erlittenen Schaden einigermaßen zu ersetzen, doch kann Herr Bulling noch immer nicht sorgenfrei in die Zukunkt blicken und hofft auch auf Hilfe aus der alten Heimat.

Miüjkllkn.

Treu bis zum Jode.

Episode aus dem letzten polnischen Aufstande, von N. F. Böttger.

(Fortsetzung.»

Lange saß Otto da, starr und unbe­weglich, den Brief des, mit ihm so gut und treu es meinenden Vaters in der Hand haltend. All' die weichen und edlen Gefühle der Kindesliebe, der Pflicht und des Gehorsams, die bisher dem Leichtsinn, der Eitelkeit und einem unzeitigen Thaten- drang gewichen waren, brachen jetzt mit um so größerer Macht hervor. Er er­innerte sich der unendlichen Liebe und Güte, die seine Eltern stets gegen ihn bewiesen hatten und krampfhaft zog sich sein Herz zusammen, als er daran dachte, wie er jetzt im Begriff stände, dieselbe zu lohnen. „Noch ist es Zeit, noch bist du durch nichts gebunden", flüsterte die gute Stimme in itzm, „reise nach Hause, bekenne deinem Vater, was du vorhattest, er wird dir