offenbar England und Rußland über die Lösung der ostrumelischen Frage mit einander noch nicht im Reinen.

Die Bevölkerung von Madrid fängt an ruhiger zu denken und die Lage be­festigt sich ein wenig. Die Sprache der republikanischen und karlistischen Blätter ist eine maßvolle. Der Vorsicht halber ist in Karthagena, Barcelona und San Sebastian der Belagerungszustand erklärt.

Der alte Unruhstifter Zorilla ist bereits auf dem Wege von London nach der spanischen Grenze, auch Don Carlos wird wahrscheinlich demnächst versuchen, sich in Spanien wieder zu zeigen.

London, 29. Novbr. Bis 1 Uhr morgens sind 166 Liberale, 155 Konser­vative und 25 Parnelliten gewählt. Die Wahlen in London und in den Vorstädten sind beendigt; es wurden 26 Liberale und 36 Konservative gewählt. (F. I.)

MisMcii.

verhängnisvossen Pantoffeln. *)

(Schluß.)

Jetzt waren die Nichten wohl zufrieden mit Onkel Karl? Hatte er doch seinen einzigen Fehler, die Sparsamkeit für sich selbst, abgelegt! Keineswegs. Magdalene, welche all dies Herrliche vollendet, nachdem sie durch ihre Pantoffeln den ersten An­stoß dazu gegeben, war die erste zu be­merken, daß Onkel Karl nicht mehr der alte gemütliche Herr war. der er bisher gewesen. Er hatte eine ziemlich deutliche Anspielung, daß sie das Konzert der be­rühmten Theresina Tua gern besuchen möchte, gänzlich überhört und zum Ball beim Grafen L. keine Blumen besorgt. Wenn solches der Obernichte begegnete, so durfte Emilie sich nicht wundern, daß ihre Bemerkung,wie köstlich jetzt die Schlittbahn sei," auch zu Boden fiel und Bertha ebensowenig darüber, daß der Onkel, als sie ihm eine günstige Rezension des allerneuesten Lustspiels vorlas, ganz kühl bemerkte:Der Verfasser wird wohl dem Rezensenten einen bedeutungsvollen Hände­druck gegeben haben.

Noch übler erging es Agathen, die des Onkels Fürsprache bei ihren Eltern erbat, welche ihre Verlobung mit einem unbe­mittelten Assessor nicht zugeben wollten. Mein liebes Kind," antwortete der alte Herr,es gehört viel zum Leben; wenn ick bedenke, was allein die Einrichtung meiner 3 Zimmer gekostet hat, so kann ich deinen Eltern mit gutem Gewissen nicht raten, dir einen Hausstand mit geringen Mitteln zu gründen."

O, lieber Onkel, wenn man liebt."

So will man sich ein Nest bauen," fiel der Onkel ein,das bedeutet heutzutage eine Wohnung mit eleganter und komfor­tabler Einrichtung. Darin kann die junge Hausfrau auch nur in eleganter Kleidung schalten und walten und der Tisch, den sie zierlich deckt, muß dem Ganzen ent- sprechend besetzt werden. Siehe, so lawinen­artig wächst der Luxus. Hätte Magdalene mir nicht die neuen Pantoffeln geschenkt und mich beredet, mir noch einen neuen Schlafrock machen zu lassen, so wäre mein Zimmer, meine ganze Wohnung in der

alten Einfachheit geblieben und ich könnte das Vergnügen, andere zu erfreuen, unge- tört genießen. Aber Niemand kann zween Herren dienen, seitdem ich jo viel für mich ausgegeben habe, bleibt mir nichts ür andere übrig, denn ich habe nur ein ehr mäßiges Einkommen!" Hätte Magda­rne doch lieber die schönen Pantoffeln nicht geschenkt!

Kampf

einer Wper mit einem Dachshunde.

Von Fr. Koch.

Ich kannte den Standort einer prächtig gezeichneten, wohl drei Fuß langen aus­gewachsenen Kreuzotter und wollte nur den richtigen Zeitpunkt abwarten, sie mir zu holen. Eines Abends nach einem richten Gewitter ging ich in Begleitung meines sehr schönen und wertvollen, ge­tigerten Dachshundes mit sogenanntem Glasauge fort, um wo möglich die Otter zu fangen. Mein Hund sprang freudig voraus, öfter wieder zurückkchrend, ob ich olge. An Ort und Stelle angekommen, wo die Schlange ihren Standort hatte, an einem dichten, struppigen Hage, das in ein Albthal mündet, ließ ich den Hund vorausspringe», damit er mir den Fang nicht verderbe und namentlich, daß er mit der Otter nicht in Collision käme, während ich sie fangen wollte. Ich durchspähte die Traufe des Hages, sowie das Gras orgfältig, dachte mir aber vorher, daß das Tier bei der Nässe infolge des Ge­witters nicht im Grase, sondern auf freiem Boden irgendwo in den wärmenden Strahlen der Abendsonne sich trocknen werde. So war es auch. Unversehens trat ich vor dasselbe hin, während mein Hund in der Hast es weit übersprungen und nicht auf­gestöbert hatte. Da lag die Otter in einer Vertiefung, welche ein abgewälzter Stein am Acker hinterlassen hatte, spiralförmig zusammengerollt, ohne sich zu rühren, die feurig blitzenden Augen fest auf mich ge­richtet, während ich ihre seltene Färbung und Zeichnung, sowie ihre Größe be­wundernd, zwei Schritte vor ihr stand. Dies mag einige Minuten gedauert haben; wir hielten uns regungslos, unbeweglich von beiden Seiten, einander fixierend, als die Schlange langsam ihr feines Köpfchen zu heben anfing, und gleich als ob sie kein gutes Gewissen hätte, sich davonschlängelte, ganz verstohlen, aber wunderbar schnell ihrem Verstecke zu, ohne daß ich ihr hätte beikommen können. Wohl hätte ich das Tier sogleich beim ersten Erblicken fangen können, allein seine Schönheit und Stärke bezauberte mich; überdies wußte ich aus Erfahrung, daß die Schlange am nächsten Abend wieder auf gleicher Stelle oder jedenfalls nicht weit davon entfernt zu finden sei, wenn ich sie nicht verfolge, während sie sich gewiß von ihrem Stand­orte weggemacht hätte, wenn sie weiter verfolgt und beunruhigt worden wäre.

(Schluß folgt.)

(Wem gehört der Ring?) Frau Amt­mann Haupt in der Ziegelstraße in Berlin hat beim Wildhändler Scholz eine Wild- Ente gekauft. Beim Ausnehmen derselben findet sie in dem Magen des Tieres einen kostbaren mit Brillanten besetzten Ring

und freudig teilt sie gelegentlich dem Wild­händler mit, welchen kostbaren Fund sie in der von ihm erstandenen Ente gemacht. Der Wildhändler aber reklamiert jetzt den Ring, da er behauptet, der Frau Amt­männin nur die Ente, nicht aber den Ring mitverkauft zu haben. Beide Teile wollen nun den Richter anrufen, der entscheiden soll, wem der Ring gehöre.

(Verdienste der Kellnerinnen in Mün­chen.) Eine Kellnerin in einer dortigen frequenten Brauerei, welche 2 Jahre un­unterbrochen dortselbst im Dienste war, verdiente während dieser Zeit 2100 und zwar nach ihrer eigenen Aussage nur durch die dort eingeführten Trinkgelder, während sie ihren Monatslohn für eine Aushelferin zum Krügeputzen verwenden mußte. Dieselbe hat nun das Dienen satt, heiratet und nimmt eine eigene Wirt­schaft in Pacht. (Schade, daß nicht alle Kellnerinnen so gut daran sind.)

Beim Einzuge des Prinz-Regenten in die braunschweigischen Städte wurden

natürlich allerlei Herzenswünsche (^t.

Am treuherzigsten äußerte sich ein biederer Bierbrauer in Blankenburg. Derselbe setzte über einem riesigen Fasse folgenden schlichten Vers au sein Haus:

Bier erquicket Fürst und Land,

Ich wollt', ich wäre Hoflieferant."

Auf eine neue Heilmethode der Diphtheritis, die im Wesentlichen in einer starken Schwitzkur bestand, machte neulich derReichsanzeiger" aufmerksam. Dieser Artikel hat eine Zuschrift des vr. ineä. Schumann in Lausigk an das Bornaer Tagebl." hervorgerufen, in welcher der genannte Herr ausführt, daß die neue Methode keineswegs eine einfache und unbedingt sichere sei. Die Zuschrift schließt mit folgenden Zeilen, welche die weiteste Verbreitung und größte Beachtung verdienen:Will die Presse nützlich wirken und die wachsende Angst der Familien vor Diphtheritis zerstreuen, so muß sie immer auf's Neue eindringlich predigen, daß die größte Gefahr der Diptheritis die zu spät nachgesuchte Hilfe ist. Sie muß die Be­völkerung belehren, daß die Gefahr am Besten vermindert wird, wenn von Seiten der Eltern die geringste drohende Er­krankung an den Mandeln und jede ver­dächtige Erscheinung in der Nase von vorn­herein als ernste Krankheit, als Diphtheritis betrachtet wird!" Also sofort den Arzt holen, das ist bei der Diptheritis die Hauptsache.

Küchenkalender über Wild u. Fische.

Dezember.

Empfehlenswert?

und daher gesetzlich erlaubt: Wildpret von Hirschkühen. Schwarzwild. Reh-Wildpret vom Bock. Hasen. Wild­enten. Schnepfen. Auerhahn. Birkhahn. Fasanen. Neschen. Rotfisch. Hecht. Aal.

Barben. Karpfen. Seefische.

Zlngefnnd oder «nzeitgemätz und deshalb verboten:

Wildpret von Hirschen. Wildpret von Reh- gaisen. Rebhühner. Salm. Forellen.

Krebse.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.